Hallo, Lateinkenner,
der Menandri Monostichos, der in der Übersetzung von Gottwein die Nummer 343 trägt, lautet:
„Ne recipe amicos inter arbitrium duos“ und ist dort wie folgt übersetzt: „Versuche nie zu schlichten
zweier Freunde Streit“
Für diese Übersetzung sehe ich keine Grundlage, denn mit recipere = retten, befreien und arbitrium = Entscheidung
bekomme ich: " Rette nicht zwei Freunde während einer Entscheidung" Das ist Unsinn und hat mit der Übersetzung
von Gottwein keine Berührungspunkte.
Wer kann die richtigen Hinweise geben?
Im Voraus vielen Dank
Saugnapf17
Hallo,
erstaunlich ist die Übersetzung eines Computers für Neugriechisch-Deutsch, wenn man ihn auf den altgriechischen Originaltext anwendet:
Kein Freund von zwei Freunden ist ein Richter.
Das wäre ja sinnvoll (Richte nicht zwischen zweien deiner Freunde).
Und:
JA, das war Google.
Ich hatte einfach mal aus Interesse ein bisschen gespielt und gesucht und fand das interessant, weiß aber sehr wohl, dass eine Google-Übersetzung in diesem Forum mir vermutlich die Antwort mit den meisten „Dislikes“ einbringen wird, die ich je bekommen habe.
Aber ich fand es trotzdem interessant.
Hallo,
vielleicht erinnerst du dich: Wir hatten einen ähnlichen Fall bereits schon einmal. Siehe → hier.
Nein, so lautet Monostichos 343 keineswegs. Mit „Ne recipe amicos inter arbitrium duos“ gibt vielmehr Wilhelm Dindorf den griechischen Menander-Vers lateinisch wieder. Und zwar in „Aristophanis comoediae, Menandri et Philemonis fragmenta“, Paris, 1884.
Gottwein jedoch übersetzt nicht die lateinische Dindorfsche Version, sondern den originalen griechischen Vers:
Μηδέποτε πειρῶ δύο φίλων εἶναι κριτής.
Also wörtlich:
„Niemals versuche zweier Freunde Schiedsrichter zu sein!“
Und diesen übersetzt Gottwein mit "„Versuche nie zu schlichten zweier Freunde Streit“ zwar ziemlich - und unakzeptabel - frei, jedoch nicht ganz falsch.
Die lateinsiche Übersetzung von Dindorf dagegen
„Ne recipe amicos inter arbitrium duos“
(ebenso frei etwa „Halte nicht zwei Freunde während einer Urteils-/Entscheidungsfindung zurück“) ist wohl recht weit weg von Menander.
Gruß
Metapher
addendum
Übrigens stammt die lateinische Version der Menandrosfragmente auch nicht originär von Dindorf 1884. Sie ist nur der von dir vermutlich benutzten Ausgabe der neuen Deutsch-Übersetzng von Gottwein 2004 ff. beigefügt.
Die Fragmente aus den Komödien des Menadros sind uns ja durch die Sammlungen von Stobaios/Stobaeus (5. Jhdt. n. Chr.) überliefert. Und diese Sammlungen wurden zuerst 1575 von Willem Canter in Amsterdam herausgegeben und ins Lateinische übersetzt: Ioannis Stobaei Eclogarum libri duo. Von daher stammen alle anderen späteren lateinischen Ausgaben ab: Grotius 1626, Brunck 1784, und eben auch die von Dindorf 1884.
Und, wie schon gesagt, hat Gottwein neu aus dem Griechischen ins Dt. übersetzt. Und nicht aus dem Lat.
Servus,
Dein Vorschlag
ist ungefähr richtig, aber
ist vollkommen falsch, auch ohne Dislike. Da steht ganz schlicht etwas völlig anderes.
Die Form
kriegt Tante Gugel schlicht nicht gebacken. Sie ist in den Sprachen, in denen Grammatik eine bedeutende Rolle für die Semantik spielt, besonders schlecht, weil Grammatik im Englischen nicht so arg wichtig ist - es gibt herzlich wenig davon.
Etwas näher als antikes Griechisch steht modernes Finnisch. Obwohl in Kari Kuuvas „Tango Pelargonia“ die riesige Fülle von Formen, die die finnische Grammatik bietet, nur zu einem winzigen Bruchteil ausgeschöpft ist, macht Tante Gugel dabei sofort die Grätsche und plappert völlig unsinnig in der Gegend herum:
Alte Pelargonium ist auf dem Fenster der Großmutter
und unter dem Fenster
Singe den Straßensänger.
Sie Mama Singen
und faltet die Glieder,
aber es ist sinnlos,
Oma ist nur daran zu erinnern.
In der stürmischen Nacht ertrank der Schein
zum Meer.
Tuonens Mantel blühte irgendwo,
Oma fiel zu Tränen.
In dieser Nacht,
alter Pelargon.
Im flammenden Schein öffnet es sich,
Ich werde es nie riechen.
Moral: Man darf Tante Gugel keine Sprache mit Grammatik zumuten, wenn es ums der Spur nach Übersetzen geht. Sie kann es einfach nicht.
In diesem Sinne
MM
Danke, Metapher!
Alle Unklarheiten sind bereinigt !!
Saugnapf 17
Danke, das „Gedicht“ könnte von Georg Trakl stammen!
Saugnapf 17