Versetzung in andere Klasse

Hallo miteinander,

meiner Frage geht folgende Situation vorraus:

Am kommenden Montag beginnt in Thüringen das neue Schuljahr und meine Nichte kommt in die 7. Klasse. Sie ist eine mittelmäßig gute Schülerin und hatte auf dem Jahreszeugnis der 6. Klasse eine 4 und sonst nur bessere Noten, allerdings ist sie wohl des öfteren schon verhaltensauffällig gewesen.
Diese Woche wurde ein außerplanmäßiger Elternabend nur für die Eltern ihrer Klasse einberufen. Dort wurde vom Direktor der Schule bekannt gegeben, dass sie und 8 weitere, (größtenteils sehr schlechte) Schüler ihrer Klasse im neuen Schuljahr in eine eigene kleine Klasse (mit nur diesen 9 Schülern) gesteckt werden sollen.

Ist es denn zulässig, dass gewisse Schüler aussortiert werden? Mir scheint es, dass diese Schüler es dann noch schwerer haben wieder auf den richtigen Weg zu finden.

Können die Eltern irgendwas gegen diese Entscheidung tun?

Vielen Dank für eure Antworten.

Grüße

Michael

Hallo Michael,
ich würde das nicht so negativ bewerten, denn in einer so kleinen Klasse ist die Förderung der einzelnen Schüler viel intensiver möglich. Oftmals treten auch Verhaltensauffäligkeiten dann nicht so zutage, da es nicht mehr so leicht ist, in der Masse abzutauchen. Ich würde das erst einmal eine Zeit lang beobachten. Wenn sich allerdings abzeichnet, dass die anderen Schüler tatsächlich vom Leistungsniveau sehr viel schlechter sind und sich dies negativ auf die Leistungen Deiner Nichte auswirkt, würde ich mit dem Klassenlehrer sprechen. Dann haben die Eltern auch ein Argument, das man nicht so einfach vom Tisch wischen kann - bisher sind das ja erstmal nur Mutmaßungen.
Gruß
florestino

Strafe oder Chance?
Hi,

leider schreibst Du nicht, was für ne Schulform das betrifft… Aber das ist unterm Strich auch wurscht, denn ich könnte mir vorstellen, dass das keine „Strafe“ ist sondern viel mehr ne Chance für alle Beteiligten:

  1. Deine Nichte und die anderen 8 Schüler: Sie können in einer kleineren Gruppe konzentriert lernen, die Lehrer können sehr viel individueller auf die Schüler und ihre jeweiligen Schwierigkeiten (und da isses ja egal ob das einzelne Fächer oder „Verhaltenauffälligkeiten“ sind) eingehen, als das in ner Klasse von 20 bis 30 Kindern je der Fall sein kann.

  2. Die (dann Ex-)Klassenkameraden: die können auch in einer etwas kleineren Gruppe konzentriert dem Unterricht folgen und in ihrem Tempo weiterlernen.

  3. Die Lehrer: denn die können auf die jeweiligen Gruppen viel besser eingehen. Und so nehme ich an, dass Deine Nichte am Ende eines Schujahres durchaus „gleich schlau“ geworden ist wie die anderen Klassenkameraden.

Und gerade für Deine Nichte sehe ich das als tolle Chance, ihre Defizite (wenn auch nicht leistungsmässig sondern wohl eher wegen ihrer „Verhaltensauffälligkeit“ (was für ein weiter Begriff!)) aufzuholen. Ich sehe darin wirklich keine Aussonderung und schon gar nicht die Gefahr, dass sie danach nimmer auf den „richtigen Weg“ finden könnte, sondern eben die Chance, dass sie in einer kleinen Gruppe (und damit vor weniger „Zeugen“ als in ner neuen Klasse) an sich arbeiten kann.

Allerdings würde ich mich durchaus mal erkundigen, wie lange das dauern soll? Jetzt fix bis zum Ende ihrer Schulzeit? Für 3 Wochen bis der Herr Minister zu Besuch war? Mit Wechselmöglichkeit beim Erreichen gewisser Ziele jeweils zum Halbjahr?

*wink*

Petzi

Hallo,

ich würde das nicht so negativ bewerten, denn in einer so
kleinen Klasse ist die Förderung der einzelnen Schüler viel
intensiver möglich.

Eine individuellere Förderung ist nur dann möglich wenn der Lehrer sein Konzept entsprechend. Es gibt nachweislich keinen positiven Effekt auf das Lernniveau, nur weil die Gruppe kleiner ist:

http://www.zeit.de/2001/38/Kleine_Klasse_grosse_Klasse_

Oftmals treten auch
Verhaltensauffäligkeiten dann nicht so zutage, da es nicht
mehr so leicht ist, in der Masse abzutauchen.

Immerhin funktionierte das Abtachen so schlecht, dass sie alle erkannt wurden. Was meinst Du eigentlich: die Verhaltensweisen treten in einer kleinen Gruppe nicht mehr so zutage oder umgekehrt.
Wenn Du 9 Kinder mit ADS zusammenpackst, dann fällt jeder Einzelne nicht mehr so auf und sie fallen alle mehr oder weniger in die „Norm“ dieser Gruppe. Das ist so weit stimmig.

Ich würde das
erst einmal eine Zeit lang beobachten. Wenn sich allerdings
abzeichnet, dass die anderen Schüler tatsächlich vom
Leistungsniveau sehr viel schlechter sind und sich dies
negativ auf die Leistungen Deiner Nichte auswirkt, würde ich
mit dem Klassenlehrer sprechen. Dann haben die Eltern auch ein
Argument, das man nicht so einfach vom Tisch wischen kann -
bisher sind das ja erstmal nur Mutmaßungen.

Ich finde das ganze Vorhaben recht abenteuerlich. Bin auch gespannt, was bei raus kommt. Gleichzeitig muss ich sagen, dass ich als Elternteil das so nicht akzeptieren würde und bei dem Ideengeber eine Antwort auf die Frage verlangen mit welchen Methoden er zu welchem Ziel kommen möchte und wann und wo diese Methode schon mal erfolgreich angewandt wurde. Von Integration entfernt sich die Schule dabei jedenfalls ganz weit.

Auch interessant zu wissen, wäre wie sie das Vorhaben im Zeitalter des Lehrermangels, Geldmangels und Raummangels finanzieren und organisieren will.

Auch interessant ist es zu wissen, warum es in einer Klasse ganze 9 Schüler gibt, womit die Gruppe und die Lehrer nicht klar kommen. Wo ist der Haken? Von wem geht die Initiative aus: von den Lehrern oder von den anderen Eltern?

Viele Grüße

noch was: diese „Problem-Gruppe“ produziert etwas bei sowohl Lehrern (Rosenthal Effekt) als auch bei den anderen Mitschülern (ach, der/die ist in der 7p) - die Folgen können Ausgrenzung, Fehlbeurteilungen und Stigmatisierungen sein.

Hallo,

ja, genauso habe ich auch zuerst gedacht.

Allerdings stimmt es schon, was Chili schreibt: es kann dazu führen, dass andere diese Kinder stigmatisieren; was natürlich verheerend wäre und dem eigentlichen Ziel nicht wirklich zuträglich.

Es wäre bestimmt sinniger, die Kinder in der Klasse zu lassen und vielleicht nebenbei Förderkurse anzubieten, in denen dann der Unterricht in kleineren Gruppen stattfindet und man so die Defizite gezielt angehen kann. (bei uns NRW ist das eigentlich auch Normalzustand, soweit ich weiß. Ich kenne es zumindest nicht anders).

Gruß
Shannon

allerdings ist
sie wohl des öfteren schon verhaltensauffällig gewesen.
Diese Woche wurde ein außerplanmäßiger Elternabend nur für die
Eltern ihrer Klasse einberufen. Dort wurde vom Direktor der
Schule bekannt gegeben, dass sie und 8 weitere, (größtenteils
sehr schlechte) Schüler ihrer Klasse im neuen Schuljahr in
eine eigene kleine Klasse (mit nur diesen 9 Schülern) gesteckt
werden sollen.

Bei all den vorangegangen Posting wird geflissentlich übersehen, daß der Schulleiter auch eine Verantwortung für die übrigen, nicht verhaltnsauffälligen Schüler hat.
Man ist offenbar nicht bereit zuzugeben, daß solche Schüler eine Klasse ausbremsen können und ordentlichen, normalen Schülern jeglichen Lernspaß verderben können.
Es entspricht zwar dem Mainstream, daß auch die geistig mager Bemittelten und die sich schlecht benehmenden Schüler im normalen Klassenverband zu halten, aber was man den andedren Schülern damit antut, danach wird nicht gefragt.

Und wenn Ihre Nichte verhaltensauffälllig ist, würde ich erst einmal das Elternhaus untersuchen. Ein bißchen Erziehungsarbeit man man am eigenen Nachwuchs schon leisten.

Nein, das wäre nicht sinniger: denn diese Kinder halten alle anderen vom Lernen ab. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das mit 8 solchen Schülern in der Klasse bisher überhaupt gelaufen ist. Meine Tochter hatte auch das zweifelhafte „Vergnügen“ solche Mitschüler zu haben, es war für alle der Horror.

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Hi Priamos,

Bei all den vorangegangen Posting

gar nich wahr :smile: Ich hab doch geschrieben "2) Die (dann Ex-)Klassenkameraden: die können auch in einer etwas kleineren Gruppe konzentriert dem Unterricht folgen und in ihrem Tempo weiterlernen. "

*wink*

Petzi

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Hallo miteinander,

vielen Dank für eure Antworten und Meinungen.
Ich will euch noch mitteilen wie sich die Situation in der Zwischenzeit entwickelt hat.

Meine Schwester (die Mutter meiner Nichte) hat sich nocheinmal an den Schulleiter gewandt mit der Bitte ihre Tochter doch noch in der ursprünglichen Klasse zu belassen. Der Schulleiter hat daraufhin nicht eingelenkt und wollte sein Vorhaben durchziehen. Meine Schwester hat sich dann an die Schulaufsichtsbehörde gewandt. Die Mitarbeiterin hat von dem Vorhaben zuerst nichts gewusst und war nicht gerade erfreut allerdings versuchte sie meiner Schwester, nach einem Telefonat mit dem Schulleiter, einzureden meine Nichte ein halbes Jahr in der neuen Klasse zu belassen. Meine Schwester wollte dies auf keinen Fall und hat gedroht an die Presse zu gehen woraufhin die Schulaufsichtsbehörde und der Schulleiter eingelenkt haben und meine Nichte nun nach 3 Tagen in der neuen, kleinen Klasse wieder in ihre alte Klasse zurück kommt. Die anderen 8 Schüler werden aber in der neuen kleinen Klasse verbleiben.

Vielleicht ist es aus meinen ursprünglichen Posting nicht so klar hervorgegangen, dass ich mit „verhaltensauffällig“ nicht meinte, dass meine Nichte den Unterricht stört oder andere Mitschüler vom Lernen abhält. Es ist eher so, dass sie außerhalb des Unterrichts viel „Blödsinn im Kopf“ hat. So soll sie z.B. einmal die Schultoilette verstopft haben oder einige Male den Schulleiter belogen haben, was ich natürlich auf keinen Fall gut heiße.

Der Schulpsychologe hält das ganze Unterfangen übrigens ebenfalls für völlig unsinnig und hat sich zusätzlich auch für meine Schwester und ihre Tochter eingesetzt.

Grüße

Michael