Für beide Fälle gibt es auch in Rhetorikschulungen (die meisten Politiker machen eine solche durch, auch wiederholt) keine einfachen Gebrauchsanweisungen. Es hängt sehr von dem Szenarium ab, in dem mehrere Gesprächsteilnehmer agiern. Zum Beispiel davon, ob es eine Moderation gibt (die - eigemtlich - gelernt haben sollte, in solche Situationen einzugreifen). Auch von dem intellektuellen Niveau der Teilnehmer. Dann auch von dem Anliegen bzw. Zweck des Zusammenfindens der Runde.
Empfiehlenswert ist immer, öffentliche Beispiele genauestens zu studieren. Zum Beispiel Talkshows im TV, die man aufnehmen und nachträglich en detail rekapitulieren kann: Mit welchen Worten und in welchem Augenblick könnte man Person X effizient ausbremsen?.
Aber noch wichtiger ist das Umgekehrte: Wie schaffen es z.B. fast konkurrenzlos gekonnte Fließbandrednerinnen wie Sarah Wagenknecht oder Luisa Neubauer, daß in Talkshows selbst beschlagene Rhetoriker sich vergeblich die Kiefer ausrenken, um sie auszubremsen, geschweige denn das Wort zu übernehmen? Es sind bestimmte (und lernbare) rhetorische Techniken, die den Gesprächsgegner hilflos („Ja, aber …“) vor der Tür stehen lassen: z.B. Formulierung von Gedankengängen so, daß am Ende einer Aussage (ohne Atempause!) durch eine geeignete Konjunktion ("… und außerdem …", „… und das ist dasselbe wie …“ usw.) der nächste Gedankengang angesetzt wird, meist zu einen Seitenthema. Ferner spielt Intonation und Lautstärke eine wesentliche Rolle. Wesentlich ist auch die Präzision der Ausdrucksweise (perfekte Grammatik) und das Fehlen jeder Redeflussstörung („äh“, „öhm“).
Redner mit erheblichen Redeflussstörungen (mehrere „äh“ in jedem Satz, vielfache Silben- und Wortwiederholungen. Beispiel Günther Jauch) sind dagegen jeder Zeit leicht unterbrechbar.
Noch weitere wichtige Elemente gehören dazu, wie z.,B. die Führung des Gedankenganges (so, daß der Zuhörer bzw. Gegner an der Fortsetzung selbst interessiert ist. Oder die möglichen Gegenargumente selbst bereits vorweggenommen wirden). Soetwas reduziert die Möglichkeiten das Gespräch zu übernehmen auf ein Minimum. Da sind dann oft die Gegner nicht „schnell genug im Kopf“, den Punkt zu finden, wo sie einhaken können.und die Worte (und Argumente) zu formulieren, mit denen sie eingreifen könnten.
Ähnlich ist es beim Umgang mit rhetorischen Wadenbeißern, die penetrant und permanent unterbrechen. Nerviger Meister darin: Markus Lanz. Auf den fallen die meisten Gesprächsteilnehmer herein, indem sie sich tatsächlich unterbrechen lassen. Und zwar, weil sie dessen Einwürfen schlicht zuhören. Das tun Redner wie die beiden obengenannten Damen zum Beispiel nicht. Dadurch läuft Lanz auch bei ihnen gegen den Poller. Das einfachste Mittel gegen solche Unterbrecher ist: Ungestört weiterreden. Das geht aber ebenfalls nur beim Reden mit „wohlgesetzten Worten“. Reden in Anakoluthen (halbe, grammatisch nicht komplette Sätze) ist dagegen aussichtslos.
Übrigens - wie die Erfahrung lehrt - ist die „höfliche Bitte“, doch zu Ende reden zu lassen - je nach Niveau des Szenariums - fast immer sinnlos. Es zeigt meistens dem wadenbeißenden Gegner lediglich rhetorische Hilflosigkeit.
Auch hier ist es nützlich, solche Szenarien en detail oder sozusagen in Zeitlupe zu studieren und sich „auf dem Trockenen“ Möglichkeiten der Reaktion durch den Kopf gehen zu lassen. Solche Übungen trainieren auch die Schlagfertigkeit.
Gruß
Metapher