Hallo Tim3,
zum Psychotherapeuten wurdest Du ja sicher durch einen Psychologen überwiesen. Wie lange hat der sich mit Dir beschäftigt? Wie lange dauerte die Diagnose? Wurden auch Kreuzdiagnosen vorgenommen, um alle anderen möglichen Erkrankungen auszuschließen? Depressionen an sich sind natürlich eine schwer wiegende Störung. Allerdings können sie auch Folgeerkrankung von anderen Störungen sein. Wenn man dann nur die Depression behandelt, arbeitet man nur an einem der Symptome, aber nicht an der eigentlichen Ursache.
Eine erste Krankheit, zu der mir das einfällt, ist das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus. Damit will ich nicht behaupten, eine Diagnose für Dich zu haben. Es liegen einfach zu wenige Informationen vor. Eine solche Diagnose sollte man auch einem geschulten Psychologen überlassen. Ich will damit nur sagen, wenn man einen Aspie auf Depressionen behandelt, hat man vielleicht seine negative Stimmung ein wenig im Griff, allerdings liegt die Ursache weiterhin im Dunkeln und die restlichen Probleme bestehen weiterhin, weshalb die Depressions-Behandlung scheitern kann.
Daher schließe ich mich @DrSoon an, suche Dir einen anderen Psychologen/ Psychotherapeuten. Hole Dir eine zweite Meinung ein. Einige Kliniken in Deutschland bieten sogar psychologische Diagnosezentren an. Hier versuchen mehrere Ärzte alle Aspekte der Psyche zu erfassen und eine zielgenauere Diagnose zu stellen. (Ich habe bei manchen Menschen das Gefühl, dass Depressionen eben schnell diagnostiziert werden, weil es so schön einfach scheint…. Ich betone, es ist ein Gefühl.) Mir ist bewusst, das die Wartezeiten für die Erstaufnahme bei Psychologen und den genannten Zentren abstrus lang sind. Wenn man allerdings Aussicht auf vielleicht kompetentere Hilfe hat, lohnt sich die Wartezeit.
Aber noch ein paar praktische Fragen (vielleicht auch Denkanstöße):
Wie fühlst Du Dich zu diesem Zeitpunkt? Bist Du vielleicht erschöpft, würdest Du am liebsten allein sein und vielleicht ungestört am PC spielen oder im Garten werkeln? Ist Dir schon mal aufgefallen, ob es einen Zusammenhang mit auslösenden Faktoren vor diesem Zeitpunkt gibt? Hast Du davor vielleicht besonders viele Überstunden gemacht, sind vielleicht besonders viele kleine Pläne, die geschmiedet wurden, über den Haufen geworfen worden? Musst Du vorher vielleicht besonders stark an Beziehungen mit Menschen „arbeiten“?
Mir geht es zeitweise, besonders im Winter ähnlich wie Dir. Am liebsten würde ich nur schlafen, essen, fernsehen oder am Computer spielen/arbeiten (was man auch an meiner Aktivität hier im Forum merkt ). Eine wirkliche Hilfe für mich gibt es nicht. Ich will keine Psychopharmaka nehmen, Johanniskraut-Präparate lindern das Problem ein wenig. Was mir am meisten hilft (im Winter in unseren Breiten nur schwer zu finden): Aufenthalt im freien, in der Ruhe, zum Beispiel im Wald, möglichst wenig Kontakt zu möglichst kleinen Menschengruppen. Ich suche nach Auszeiten, die ich nur für mich habe und lass mir von niemanden reinreden, was ich besseres mit meiner Zeit anstellen könnte. (ich denke gerade an das Comic von Loriot „Was machst Du gerade?“ „ich sitze im Sessel“) So überwiegt die Freude und dämpft die depressiven Tendenzen.
Ich hoffe für Dich, dass Du eine Lösung des Problems finden kannst und die Einschränkungen der Lebensfreude eindämmen kannst.
Grüße
Pierre