Warum leben Menschen im Gazastreifen?

Das ist jetzt so etwas wie ein Scherz, oder?

Ich sprach von dem durch Spenden finanzierten UN WFP, dem u.a. die USA unter dem Präsidentenimitator erst die Mittel kürzten und dann ganz strichen. Wir reden hier auch nicht von irgendwelchen Afrikanern, die nach Aussagen irgendso einer Gräfin zum Schnackseln neigen, sondern von Flüchtlingen, die einfach da waren und denen von heute auf morgen nur noch halb so viel Geld bzw. Nahrungsmitteln zugeteilt werden konnte.

Der Satz ist…bemerkenswert. Ich glaube nicht, dass es viel hilft, aber ich möchte festhalten, dass es um das WFP geht und nicht um die Nahrungsmittelproduktion oder die Nahrungsmittelverfügbarkeit im Allgemeinen. Mal abgesehen davon, dass die Grünen damals in Deutschland noch gar nicht mitregierten und auch nicht weniger Nahrungsmittelproduktion wollen, sondern einen anderen Umgang mit Land und Natur und…

Naja, am Ende ging es um diesen Satz:

Die Antwort auf die Frage lautet: ja, es haben sich vor allem muslimische Länder gekümmert und sie sind vom Rest der Welt dabei praktisch vollständig alleine gelassen worden. Die Folge ist, dass die Länder überfordert sind, die Flüchtlinge hungern und vor sich hin vegetieren und insbesondere in den beiden genannten Ländern erhebliche soziale Spannungen entstanden sind, weil die Bevölkerung zwar sprunghaft um 20 bzw. 10% angestiegen ist (wohlgemerkt: wir reden hier von Ländern, in denen ohnehin schon viele Flüchtlinge u.a. aus dem Irak, aus den Palästinensergebieten, leben), aber das Angebot an Nahrung, Brennmaterial, Medikamenten usw. eben nicht. Das führte zu steigenden Preisen und weniger Verfügbarkeit - nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für die Bevölkerung.

Und hier bei uns pissen sich ein paar wohlstandverwahrloste Arschlöcher ängstlich ein und wählen noch größere Arschlöcher, weil 2023 zur vorhandenen Bevölkerung noch mal 5 Promille dazukommen könnten.

3 Like

…und irgendwo im Jenseits auf einer Wolke sitzt jetzt Karl-Eduard von Schnitzler und lauscht dir mit Tränen der Freude und der Rührung in den Augen.

4 Like

So lustig ist das Thema nicht. Im Libanon leben seit Jahrzehnten Flüchtlinge aus Palästina, die sich dort ihre eigene Infrastruktur und Verwaltung aufgebaut haben. Anders als die Mehrheit der Flüchtlinge in Deutschland, gehen die Flüchtlinge dort mehrheitlich ökonomisch sinnvollen Tätigkeiten nach um sich selbst zu finanzieren.

Wenn die UN weniger Nahrungsmittelspenden verteilen kann liegt das natürlich einerseits an den finanziellen Mitteln, andererseits an den Weltmarktpreisen für Lebensmittel. Dass in den letzten Jahrzehnten weniger Menschen hungern mußten liegt unter anderem an den verbesserten Methoden der Agrarwirtschaft, u. a. am von den Grünen so verhassten Glyphosat und den Ertragssteigerungen von Nutzpflanzen durch genetische Manipulation. Beides wird von Parteien wie den Grünen bekämpft, was den Hunger weiter erhöht.

Deswegen bin ich ja so über das erschüttert, was Du hier erzählst.

Du schreibst es doch schon selbst: seit Jahrzehnten. Völlig anderer Sachverhalt und mit der Lage der Syrer in keinster Weise vergleichbar.

Aha. Und die steigenden Lebensmittelpreise haben dazu geführt, dass das WFP von einem Tag auf den anderen seine Leistungen halbieren musste? Schauen wir doch mal, was das WFP selber dazu sagt:

Fehlende finanzielle Mittel zwingen das UN World Food Programme (WFP), die Nothilfe für syrische Flüchtlinge in Libanon und Jordanien erneut stark zu reduzieren. Beide Länder beherbergen Millionen Syrer auf der Flucht, von denen viele bereits in den letzten Monaten von Kürzungen ihrer Nahrungsmittelrationen betroffen waren.

„Gerade als wir dachten, schlimmer kann es nicht mehr kommen, müssen wir unsere Hilfe weiter einschränken”, sagte Muhannad Hadi, WFP-Regionaldirektor für den Mittleren Osten, Nordafrika, Zentralasien und Osteuropa. „Die Flüchtlinge wissen jetzt bereits kaum, wie sie mit den schon gekürzten Rationen überleben sollen.”

Im Juli muss WFP den Wert der elektronischen Gutscheine halbieren, mit denen sich syrische Flüchtlinge in Libanon in lokalen Supermärkten versorgen. Sie müssen nun mit nur 13,50 US-Dollar im Monat auskommen und können damit weniger als die Hälfte ihres Nahrungsmittelbedarfs abdecken.
WFP muss Nothilfe für syrische Flüchtlinge weiter kürzen | World Food Programme

Für mich klingt das alles recht eindeutig und nachvollziehbar, aber natürlich steht es Dir frei, besser zu wissen als der WFP-Regionaldirektor, woher das WFP sein Geld bekommt, wieso es nicht mehr ausreicht und inwieweit die Hilfen gekürzt werden mussten.

2 Like

Ach, Du weißt doch selber, dass der Einbruch der Schweinefleischproduktion nur den Grünen geschuldet ist, die wegen ihres komischen Multikulturalismus die Ausfuhr von tiefgefrorenen Schweinehälften als Hilfslieferungen untersagt haben, weil sie haram sind.

2 Like

Aber Pferd wäre OK, oder? Da müssten doch seit dem Skandal vor zehn Jahren noch Kapazitäten vorhanden sein.

2 Like

Und wieso liegt das im Widerspruch dazu was ich weiter oben geschrieben habe?

Es geht den Menschen in Deutschland nicht darum, ob die Bevölkerung wächst sondern darum, dass Menschen kommen, die hier auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft integriert werden können. Derzeit haben wir das Problem, dass zwei Drittel der 2015 angekommenen Geflüchteten immer noch von Sozialleistungen leben und die Kriminalitätsrate (vor allem von Wirtschaftsflüchtlingen) enorm ist. Deshalb macht es einen Unterschied, ob ein Nachbarland Geflüchtete aufnimmt die sich dort auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft integrieren oder sie in ein gesellschaftlich ganz anders aufgebautes Land wie Deutschland kommen.

Weil das, was da steht, mit nix von dem, was Du schriebst, in Einklang zu bringen ist. Weder irgendeine absurde Nahrungsmittelknappheit, die von Grünen Parteien oder Grünen Männchen verursacht wurde, ist der Grund für die Kürzung der Leistung, noch ein Anstieg der Zahl der zu versorgenden Personen durch Spontangeburten noch eine irgendwie geartete Selbstverwaltung bzw. Selbstbeschäftigung der Flüchtlinge.

Ich werde mich auf diese Diskussion nicht einlassen. Was afd, cdu und zum Teil auch fdp mit dem Thema veranstalten, ist absolut verachtenswert und dass sich davon Menschen beeindrucken und beeinflussen lassen, ist hochproblematisch.

Der für mich relevante Teil der Diskussion ist dieser Satz:

Die Frage ist nun abschließend geklärt.

3 Like

Hmm - das dürfte davon abhängen, ob die bisherigen Schweinehälften-Kunden sich für 马肉 besonders interessieren - die Deklaration als Hilfslieferung wäre dann schon hinzukriegen…

1 Like

Der Gaza Streifen grenzt an Ägypten. Dort wurde die Grenze geschlossen um zu verhindern dass Menschen von Gaza nach Ägypten fliehen. Warum weigert sich Ägypten ? Anwar as-Sadat und Jitzchak Rabin wurden beide ermordet. Diese mit Menschlichkeit ausgestatteten Politiker hätten die Chance gehabt die heutige Situation zu verhindern. Der Gazastreifen ist noch heute ein riesiges isoliertes Flüchtlingslager. Das sieht man schon daran, dass Israel jederzeit alle Versorgungswege kontrolliert. Man könnte es auch ein Internierungslager nennen. Und wer kann erwarten, dass Menschen in jahrzehntelanger Verzweiflung noch stillhalten und sich mit ihrer Lage abfinden ?
Udo Becker

4 Like

Weil sie sich vor der Hamas fürchten. Genauso wie alle anderen arabischen Länder, die nach außen hin große Solidarität mit den Palästinensern zelebrieren, insgeheim aber froh sind, dass sich die Hamas voll auf Israel konzentriert.
Die Hamas ist quasi eine Tochter der ägyptischen Muslimbruderschaft. Seit 2013 wird die in Ägypten als Terrororganisation eingestuft und ägyptische Gerichte haben weit über tausend Mitglied zum Tode verurteilt. Das Letzte, was Ägypten will, sind einsickernde Terroristen der Hamas.

1 Like

Man darf aber auch darauf hinweisen, dass die Versorgungslage auch mit Israels Unterstützung schlecht war. Die Hamas hat viel Geld, das eigentlich dem Aufbau von Infrastruktur dienen sollte, für ihre eigenen Zwecke verwendet und das, was vorhanden war, aus Desinteresse oder Unfähigkeit verrotten lassen.

Ja, das liest man oft. Macht es aber nicht richtiger. Die Stadt Gaza hat eine Bevölkerungsdichte von ca. 13.000/km² und kommt damit wahrscheinlich nicht mal unter die top 100 weltweit.
Der Gazastreifen kommt auf eine Dichte von 6.500/km² und liegt damit hinter Macau, Monaco, Singapur und Hong Kong auf Platz fünf. Gibraltar mit ca. 4.800/km² spielt in einer ähnlichen Liga und diese Liste zeigt recht deutlich, dass eine hohe Bevölkerungsdichte nicht automatisch mit Elend in Zusammenhang steht.

Eines der Probleme ist halt, dass die Hamas sich so viel wie möglich in die eigene Tasche steckt und kein Interesse daran hat, das Leben der Bevölkerung irgendwie zu verbessern. Im Gegenteil profitiert die Hamas sogar davon, wenn es der Bevölkerung möglichst schlecht geht.

Laut Schätzungen von Forbes stehen der Hamas jährlich fast 1 Mrd. Dollar zur Verfügung. Man kann sich ja mal vorstellen, was mit so einer Summe möglich wäre, wenn damit keine Waffen gekauft werden.

Das eine hat mit dem anderen wenig zu tun. Ca. 14% der Fläche im Gazastreifen kann landwirtschaftlich genutzt werden. Allerdings gibt es hier massive Probleme von mehreren Seiten. Israel hat durch die Blockade und die Pufferzone einen großen Teil der landwirtschaftliche Produktion unterbunden und teilweise Felder gezielt zerstört.
Die Hamas stiehlt wichtige Ressourcen wie Rohre für die Bewässerung und Dünger. Zudem ist es ihr lieber, dass die Bevölkerung möglichst abhängig von ihr ist.

Auch das ist falsch. In Rafah gibt es einen Grenzübergang zu Ägypten über den rund die Hälfte aller Importe nach Gaza gelangen. Die Situation dort ändert sich oft, aber grundsätzlich konnten Frauen und Kinder dort ohne spezielle Genehmigung ausreisen.

Edit: Ich habe eine recht aktuelle Statistik zu den Ausreisen über Ägypten gefunden:

1 Like

Danke, die letzten Antworten waren sehr aufschlussreich.
Nun sind Hamas und Bevölkerung im Gazastreifen ja nicht von einander isoliert. Zumindest die untere Ebene der Hamas wird doch aus vielen vielen eher jüngeren Männern bestehen, die (vermutlich auch aus Mangel an tollen Alternativen) Tunnel graben, versteckte Waffenlager direkt in oder unter Wohnhäusern aufbauen, aus Wasserrohren Raketen bauen, den Umgang mit Waffen üben und neulich ein paar Massaker in Israel verübten. Vielleicht ist es zynisch, wenn man wie ich in großer materieller und politischer Sicherheit lebt - aber die Eltern, Onkel, Tanten, Großeltern, Ehefrauen und Schwestern dieser jungen dynamischen Männer muss doch glasklar sein, dass man Israel damit dazu bringt, immer wieder mit Feuer und Schwert zu reagieren.
Natürlich kann es auch pazifistische Familien im Gazastreifen geben, aber der Anteil derer, die in irgend einer Form die Hamas unterstützen müsste groß sein, oder?

Rund 65% der Bevölkerung in Gaza sind jünger als 24 Jahre und kennen somit im Grunde kein Leben ohne Hamas. Erst vor einem Monat (6. bis 9. September) wurde eine Umfrage durchgeführt, die ein paar interessante Aspekte beleuchtet:
https://pcpsr.org/en/node/955

Vote for Hamas in the Gaza Strip stands today at 44% (compared to 44% three months ago) and for Fateh at 32% (compared to 28% three months ago)

Wie man sieht, genießt die Hamas einen ziemlich hohen Rückhalt in der Bevölkerung. Das ganze hat aber einen Haken:

A little over a quarter (27%) believe that Hamas is the most deserving of representing and leading the Palestinian people today while 24% believe that Fateh under the leadership of Abbas is more deserving

Für einen großen Teil ist die Hamas nur das geringere Übel im Vergleich zur Fatah. Und das ist halt sehr relativ:

Positive evaluation of conditions in the Gaza Strip stands at 10%
[…]
72% believe that there is corruption in Hamas-run institutions in the Gaza Strip

Dazu kommt, dass man aus Furcht vor der Hamas eher keine Kritik äußert:

39% believe that criticism of the Hamas authority can be made without fear while 59% believe it is not possible.

Die Hamas kontrolliert jeden Aspekt in Gaza und klar, man fällt auch durch Wohltätigkeitsaktionen auf. Das ist aber kaum mehr als ein Feigenblatt und es ist auch kein Zufall, dass es sich die Hamasführung seit 2016 in Qatar gemütlich gemacht hat.

Zunächst einmal sind die Palästinensergebiete letztlich Diktaturen. Abbas wurde 2005 gewählt, Präsidentschaftswahlen gab es seitdem nicht mehr. Parlamentswahlen gab es zuletzt 2006 (Hamas ging als Gewinner darauf hervor).

Der ganze Gaza-Streifen gilt als hochgradig korrupt, Proteste gegen die Autonomiebehörde werden teilweise brutal niedergeschlagen. Das alles begünstigt einen Einfluss der „normalen“ Bevölkerung auf die radikalen Kräfte nicht.

Hinzu kommt, dass die Hamas ihre Taten als legitimierte Reaktionen auf die Unterdrückung durch Israel und den Westen verkauft und die Reaktionen Israels darauf wiederum als Provokationen, Angriffe usw.

Diese Sprechweise fällt natürlich insofern auch auf fruchtbaren Boden, als dort natürlich Menschen seit Generationen zusammenhocken, die nichts anderes kennen als Perspektivlosigkeit, Armut, Versorgungsprobleme und Gewalt und all das kann man natürlich ganz wunderbar und schlüssig auf die Existenz Israels zurückführen.

Insofern wird es natürlich Menschen geben, die noch rational auf die Situation und die Entwicklung blicken, aber die haben dann wiederum kaum die Möglichkeit, sich zu organisieren und Einfluss zu nehmen.

Die ist klar, dass das eine kühne Aussage über eine Wahl unter schwierigsten Bedingungen war, die nicht reibungsfrei gelaufen ist mit äußerst knappem Ergebnis und, jetzt kommt der ganz wichtige Teil, lächerliche 17 Jahre her ist? Und Hamas nach innen aus einer Mischung aus wohlwollendem Sozialstaat für jene, die unterstützen, und alle Gegner werden zum Teil brutal unterdrückt? Und darüber hinaus noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung Unter 18 ist, das heisst abgesehen von Unmündigkeit unter massiver Indoktrination aufgewachsen ist bzw. Es noch tut?
Wieso liest du nicht, wenn du etwas verlinkst?

3 Like

Die Süddt Ztg schreibt: (Grenzschließung) „…Aus Angst, Israel könnte die Menschen nicht wieder zurück lassen“
Udo Becker

Ja, gut. Was soll Ägypten auch sonst sagen? Fakt ist halt, dass in den letzten drei Jahren im Schnitt 10.000 Menschen pro Monat von Gaza nach Ägypten gereist sind. Da hatte Ägypten offenbar keine Angst, dass die nicht wieder zurück dürfen. Die Ausreise wird übrigens hauptsächlich Männern im Alter zwischen 18 und 40 verweigert.