Warum meldet sich so oft die Nostalgie zurück?

Hallo. Warum verklärt man im Nachhinein die Vergangenheit? Warum wird das Vergangene in der Gegenwart in rosarotes Licht getaucht? Woher kommt unser Hang zur Nostalgie? Die Erde dreht sich vorwärts und nicht rückwärts.

weil das zentrale Wissenshaltegebilde direkt zwischen Ohr links und Ohr rechts beim Standardmenschen über die Zeit dazu tendiert, Sachen zu vergessen … Diesbezügliche Lücken werden per „Verklärungsalgorithmus“ aufgefüllt, damit der Besitzer des Gebildes nicht meint, dement zu werden …

Hallo,

das Gehirn entsorgt mit der Zeit negative Erinnerungen, deshalb erscheint die Vergangenheit in der Rückschau oft positiver, als sie eigentlich war.

Gruß,
Steve

Nachher ist man immer schlauer. D.h.: aus heutiger Sicht war alles klar, einleuchtend, einfach. Die Vergangenheit fühlt sich so „beherrschbar“, „sicher“ an.

Hallo,

nun ganz so einfach ist das ja auch wieder nicht.

Warum wird das Vergangene in der Gegenwart in rosarotes Licht getaucht?

Dazu neigen nämlich hauptsächlich Leute, die selber nicht schuften mussten.

Beispiel Oma`s Apfelkuchen
Das dafür Opa erstmal in den Obstbäumen rumklettern musste und Oma den Ofen mit Kohlen heiß machen musste zum backen usw. usw.

Waschtag
Auch hier wieder, erstmal den Waschbottich anheizen, Wäsche rein und kochen dann Schleudern und auf die Wiese zum Trocken bzw. im Winter auf dem Boden

Da lobe ich mir doch die moderen Waschmaschine :smile:

Natürlich gab es auch faktisch gute Sachen, wie zum B. das Weihnachten wirklich erst in der Zeit ab dem 1.Advent begann, da wurden die Geschäfte weihnachtlich geschückt und es gab Weihnachtsachen .

Gibts da nen evolutions- oder neurobiologischen Sinn dahinter? Find ich sehr interessant…

Nun,

alles klar, einleuchtend, einfach

Nun, das war es früher ja auch, mal an Beispielen festgemacht.

Müllabfuhr 1960
Es gab nur eine Tonne und das Zeug wurde dann auf die Deponie gefahren oder verbrannt

Müllabfuhr 2015
Du hast ,Gelbe ,Grüne, Braune, weiße, Blaue und was sonst noch an Tonnen (und in der Stadtwohnung weißte nicht wohin damit) zahlst für alles teures Geld und es wird immer noch verbrannt

Briefzustellung 1960
In der Stadt kam damals der Briefträger noch zweimal, einmal vormittags und einmal nachmittags und da die alle ihre festen Reviere hatten konntest du ach deinem Briefträger auch die Uhr stellen.

Briefzustellung 2015
Dank der glorreichen Privatisierung der Briefzustellung wirst du heutzutage zwischen 6 Uhr und 23 Uhr von den verschiedenen Diensten beehrt.
Wobei das schönste ist, das da oft dann Sendungen bei sind, die weder vom Namen noch von der Stadt her passen.

Tatsächlich verklärt der Mensch die Vergangenheit. Es muss sich um ein Element der menschlichen Evolution handeln. In der Jugend sucht der Mensch das Neue und geht Risiken ein, ist für alles Neue offen. Wenn er älter wird, überlässt er dieses Feld den jüngeren und bewahrt die Vergangenheit, wird konservativer. Obwohl in der Vergangenheit nicht alles rosig war, verdrängt er die negativen Aspekte und behält das Positive. Seine gesellschaftliche Rolle im fortgeschrittenen Alter ist offenbar, dass er das Bewährte und Erprobte bewahrt und gegenüber der Gesellschaft vertritt, während die Jugend nach Neuem sucht. Das ist offenbar ein evolutionärer Vorteil.
Auch auf der DNA Ebene gibt es beide Elemente, die exakte Kopie der DNA bei der Zellteilung und Reproduktion und die zufällige aber wichtige Mutation die zu Varianten im Genotyp führt und damit Eigenschaften verändert.
Das ist meine Ansicht, die aber nicht auf einer fachlich begründeten Ausbildung beruht.
Udo Becker

Hallo,

wenn du mal eine gute Erinnerung aus Deiner Vergangenheit hattest, wirst Du verstehen, warum das so ist.

Wann soll das denn gewesen sein?

Wo zahlt man denn für die gelbe und die Papiertonne (sei sie nun blau oder grün)? Außerdem dürfte mittlerweile auch der letzte begriffen haben, daß es zwar einfacher, aber nicht besonders klug war, die Vertiefungen in der Landschaft in der Hoffnung mit Müll aufzufüllen, daß das Zeug schon keinen Schaden anrichtet, wenn es dort fröhlich vor sich hin vergammelt.

Nach dem Briefträger ja - sofern nicht gerade ein Vertreter am Werke war -, nicht aber nach der Post. Die Laufzeiten waren damals nämlich deutlich länger als heute.

Das spielst Du wohl mehr auf die Paket- als die Postdienste an und - man soll es kaum glauben - die in dem Segment heute aktiven Dienstleister gab es auch schon in den 70ern. Daß es einem heute sauer aufstößt, wenn die Zusteller von Hermes, DPD, GLS & Konsorten die Pakete in der Mülltonne verstecken, im Vorgarten vergraben oder direkt im 850 km entfernten Sammellager abgeben, anstatt auch nur einen Zustellversuch zu unternehmen (vom Einwurf einer Benachrichtigungskarte ganz abgesehen), liegt ganz einfach daran, daß man heute ein Mehrfaches an Paketen bekommt als noch vor 20, 30 oder gar 50 Jahren.

Das ist wohl auch genau das, was weiter oben mit Verklärung und selektiver Erinnerung gemeint war.

Hallo,

Das spielst Du wohl mehr auf die Paket- als die Postdienste an

nein, ich meine die Postdienste.

Und dazu:

Das spielst Du wohl mehr auf die Paket- als die Postdienste an und - man soll es kaum glauben - die in dem Segment heute aktiven Dienstleister gab es auch schon in den 70ern.

Nein, das Drama begann erst 1976 mit DPD gefolgt von HERMES , erst wesentlich Später erschien UPS hier auf dem Markt.

Denn im gleichen Maße wie die „Privatisierung“ bei Bahn und Post vorangetrieben wurde und deren Anteil am KEP-Markt schrumpfte, so wuchs der Anteil der Privaten.

Ein Mehr an Paketen ist es nicht, sondern eine Verlagerung.

In den 1970er-Jahren wurden die Sendungen noch direkt an die Geschäftsleute in den Städten geliefert bzw. viele holten sie ja noch selber bei Bahn und Post am Schalter ab.

Brauchte man eine Schraube oder eine Dichtung so ging man kurz um die Ecke in der Stadt.
Alleine unsere kleine hier hatte 3 Eisenwarengeschäfte in der Innenstadt.

Ja, klar. Und die Eisenwarengeschäfte bestellten jede Schraube einzeln und die wurde dann auch schön direkt vom Hersteller per Paketdienst ausgeliefert. Warum die Zahl der Paketsendungen seit etwa 15 Jahren jährlich um rd. 10% ansteigt, bleibt also weiterhin ein Rätsel.

Bist Du Frank?