Hallo und Guten Tag,
was ist eigentlich die älteste Speise, die heute noch genau so zubereitet wird wie schon vielleicht vor 1000 Jahren?
Weiß man das?
Vielen Dank im Voraus für Antworten,
Jasper.
Hallo und Guten Tag,
was ist eigentlich die älteste Speise, die heute noch genau so zubereitet wird wie schon vielleicht vor 1000 Jahren?
Weiß man das?
Vielen Dank im Voraus für Antworten,
Jasper.
was ist eigentlich die älteste Speise, die heute noch genau so
zubereitet wird wie schon vielleicht vor 1000 Jahren?
Hallo Jasper,
Was denn nun? Vor 1000 Jahren oder die Älteste? Fleisch am Spieß oder auf heißem Stein wird sehr alt sein. Nur mit dem Würzen mangelte es anfangs.
Grüße
Ulf
Hallo,
was ist eigentlich die älteste Speise, die heute noch genau so
zubereitet wird wie schon vielleicht vor 1000 Jahren?
1000 Jahre ist nun wirklich fast noch gestern. Getreidebreie waren wohl die erste Form von verarbeiteter und zubereiteter Nahrung, und die gibt es schon deutlich länger. Und wenn Du dir ansiehst, dass diverse Grützen, Porridges, Kaschas, … noch heute auf den Tischen vieler Menschen (und nicht nur in Entwicklungsländern) stehen, dann dürften dies wohl die älteste Speise sein (braucht nicht mal unbedingt Feuer, wie das Stück Fleisch vom Spieß).
Gruß vom Wiz
Servus,
abgesehen von Fleisch: Vermutlich Hirsebrei (ca. 2.000 vUZ in Mitteleuropa verbreitet, früher als Gerste, Hafer und Buchweizen). Salz ist zu diesem Zeitpunkt schon über weite Strecken gehandelt worden, Wasser hat man eh gebraucht, wo man leben wollte.
Um die Zeitenwende kam dann die Ackerbohne aus dem Mittelmeerraum (möglicherweise als Legionsverpflegung) bis mindestens zur Nordseeküste (sie kann salzige Böden ab). Auch hier ist die Zubereitung so banal, daß sie sich sicherlich nicht geändert hat.
Schöne Grüße
MM
Präzisierung
Hallo,
ich habe mich vielleicht etwas ungenau ausgedrückt. Ich meinte konkrete Gerichte. Beispiel: Ich dachte früher, das rheinische „Himmel un Ääd“ („Himmel und Erde“=gebratene Blutwurst mit Apfelmus und Kartoffelmus) sei ein vermeintlich „uraltes rheinisches“ Gericht, bis mir aufging, dass es so alt nicht sein kann, weil ja Kartoffeln darin eine Rolle spielen und Kartoffeln sind erst im Laufe des 17. Jahrhunderts aus Amerika eingeführt worden.
Deshalb würde mich interessieren, ob es irgendwelche Gerichte im deutschen (oder ehemals deutschen, Ostgebiete) Sprachraum gibt, die sich, trotz der natürlich sich erheblich geändert habenden Ernährungsgewohnheiten, heute noch genauso oder fast genauso zubereitet werden wie im Mittelalter (oder davor) und deren Verzehr heute noch üblich ist (also nicht aus „Nostalgiegründen“ zubereitet wird). „Kulinarische Fossilien“ sozusagen.
Ggfs. würde mich auch das europäische Ausland interessieren, also Holland, Frankreich, Großbritannien, Benelux, Polen, Tschechien usw.
Danke im Voraus,
Jasper.
die Archeon Gefsis-Affäre
Hallo
Deshalb würde mich interessieren, ob es irgendwelche Gerichte
im deutschen (oder ehemals deutschen, Ostgebiete) Sprachraum
gibt, die sich, trotz der natürlich sich erheblich geändert
habenden Ernährungsgewohnheiten, heute noch genauso oder fast
genauso zubereitet werden wie im Mittelalter (oder davor) und
deren Verzehr heute noch üblich ist (also nicht aus
„Nostalgiegründen“ zubereitet wird). „Kulinarische Fossilien“
sozusagen.
es gab mal ein Restaurant am Düsseldorfer Hafen, das Gerichte servierte, wie sie in alten griechischen Sagen beschrieben wurden. Das Restaurant gibt es leider nicht mehr, wie die www-Chat-Gemeinde in mühsamer Recherche herausfand.
Um den Schwenk zur Frage zu schaffen: Es handelte sich dabei um Gerichte, die es teilweiseheute auch noch gibt, bspw. Lammkeule mit Rosmarin.
Gruß
Christian
Hallo Christian,
da waren wir in der Odyssee über Kirkes Bewirtung mit Käse und Honig gestolpert und haben in allen möglichen Experimenten versucht, diese beiden Ingredienzien zu vereinen. Dann bin ich in korsischen Angelegenheiten über die dort üblichen Teigtaschen gefüllt mit dem noch ganz milden, wenig gereiften Frischkäse von Ziege oder Schaf brocchiu und einem ziemlich heftigen Macchia-Honig - weißnichtvonwelchen Blüten er seine kleine Bitternis hernimmt - gestolpert: Siehe da, offenbar etwas, was ungefähr 1200 vUZ wohl so oder ganz ähnlich gebacken worden ist.
– Küche der römischen Kaiserzeit nach Apicius wird an einigen Plätzen in der Gegend von Augusta Treverorum teils verkitscht, teils engagiert, gesotten und gebraten:
http://www.strasse-der-römer.de/cgi-bin/cms?_SID=a08…
Aber, hélas! - es scheint halt doch publikumsträchtiger zu sein, wenn man „Irgendwie Mittelalter“ drüber schreibt und dem Publico die Möglichkeit gibt, sich ohne nachbarliches Nasrümpfen nach Herzenslust daneben zu benehmen.
Schöne Grüße
MM
Servus Jasper,
ich glaube, da darf man sich schon auch noch über die Frage unterhalten, was denn konkrete Gerichte sind.
Das, was wir heute als Gericht kennen, ist zu ganz großem Teil eine bürgerliche Errungenschaft, also hauptsächlich aus dem 18.-19. Jahrhundert stammend.
Ich zitiere jetzt grad mal einen Speiseplan vom 12. Juni 1799 (nach: Michael Barczyk, Essen und Trinken im Barock, Thorbecke-Sigmaringen 1981):
_DIE RHEINARMEE
Freiheit! Gleichheit!
Waldsee, den 23. Prairial des Jahres 8
Der Kommandant der Stadt Waldsee an den Magistrat von Waldsee
Hiermit ergeht Befehl über die Verpflichtung der Bürger gegenüber den Soldaten, die hier einquartiert sind:
Morgens zum Frühstück: Schnaps und Weißbrot oder Suppe
Zum Mittag: Suppe, Gemüse, Gesottenes Fleisch und eine Flasche Bier
Abends: Suppe, Gemüse, dazu gesottenes Fleisch, Ragout oder Braten und Salat.
Befehl des Ortskommandanten als Kriegskommissar._
und aus gleicher Quelle noch ein paar Tage aus dem Wochenplan des Saulgauer Spitals von 1786 - sicherlich gab es zu Saulgau einige bürgerlichen Familien, die wesentlich besser aßen als die Bewohner des Spitals. Andererseits auch die überwiegende Mehrheit von wenigstens 80% der Bevökerung, die von so einem Speiseplan eher träumen konnten:
_Montag:
Morgens - Suppe, gebranntes Mus
Mittags - Suppe, Kraut und Knöpfle
Nachts - Briessuppe
Dienstag:
Morgens - Suppe, gebranntes Mus
Mittags - Suppe und Saure Knöpfle
Nachts - Suppe und Grünkernmus
Mittwoch:
Morgens - Suppe und Grünkernmus
Mittags - Suppe und Milchknöpfle
Nachts - Briessuppe
Donnerstag:
Morgens - Suppe, gebranntes Mus
Mittags - Suppe und Saure Knöpfle
Nachts - Briessuppe
Freitag:
Morgens - Suppe und Grünkernmus
Mittags - Suppe, Kraut und Knöpfle
Nachts - Suppe und Grünkernmus
Samstag:
Morgens - Suppe, gebranntes Mus
Mittags - Suppe, Kraut und Knöpfle
Nachts - Briessuppe
Sonntag:
Morgens - ein Stück Brot
Mittags - Fleischsuppe, Kraut und Knöpfle und 250g Fleisch
Nachts - Fleischbrühe_
Abweichend von der genannten Quelle zitiere ich das dort genannte „Körnermus“ als Grünkernmus, alldieweil zu Zeiten in Saulgau genug Dinkel gestanden hat. Denkbar ist aber auch ein simples Mus von gekochtem Roggenschrot („Korn“ heißt im Oberland heute noch Roggen). Die Briessuppe rechnet aus zeitgenössischer Quelle „1 Paar“ Kalbsbriese auf vier Personen.
Da wir uns mit diesen Dingen schon mitten in der fortgeschrittenen Neuzeit bewegen, will ichs nicht zu sehr ausdehnen. Es lässt sich daraus aber ungefähr extrapolieren, wie es mit den Gerichten zwei-dreihundert Jahre vorher ausgesehen hat: Es gab sie, in dem heute verstandenen Sinn, ganz schlicht nicht. Die Mutter der bürgerlichen europäischen Küche, die französische, ist auch noch nicht gar so alt: Vor 1573 (Katharina von Medici in Frankreich) gab es sie in diesem Sinn nicht, man hat sich unter dem Adel Frankreichs genauso barbarisch große Fleischhäufen und ein bissel Brot und Suppe hineingedrückt wie überall sonst auch.
Weils so schön ist, und weil heutzutage vom „deutschen Reinheitsgebot“ so viel hergemacht wird, noch einer zum Thema Bier aus Sebastian Sailers „Sieben Schwaben“ 1756 (wohl die erste geschriebene Fassung der Sieben Schwaben):
(Der Spiegelschwab spricht):
„I will a Riadlingar Bier eineamma z’Morgas und z’Obads zwölf Dropfa, und dees vier Wocha lang. Doch dees muaß i mir ausbitta, wenn i aug’fähr dia schwedisch Kur it könnt aushalta, so laß mi liaber in dar Schlaacht sterba. As ischt doch a graißere Aihr dabei, as Soldat firs Vaterland umkomma, as an so ara saura Purganz.“
Man soll also von der Zeit, die Du ansprichst, im Hochmittelalter, wohl nichts anderes erwarten als Getreideschrot an Wasser oder Milch gesotten, Sonntags ein Stück Fleisch, einen Schlag Kraut, und Suppen, in denen alles an Gemüse zusammengekocht ist, was man halt so hat - auf den Sonntag eppes an Knochen oder Fleisch darin. Jedenfalls nicht ein Gericht im Sinn der bürgerlichen Küche seit ca. 1820…1850, von der wir uns heute ernähren.
Schöne Grüße
MM
Hallo Jasper,
auf deine Frage weiß ich keine Antwort, aber es gibt (nur noch antiquarisch) ein nettes Lesebuch über die Kulturgeschichte des Essens
http://www.amazon.de/gp/search/ref=sr_adv_b/?__mk_de…
Grüße
Pit
Fladenbrot - gab es schon im 5. Jahrtausen vor Christus.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fladenbrot
LG Wunderblume
hallo Jasper,
wie wäre es mit Stockbrot und (Fladen-)Brot, das in unterirdischen, heißen Öfen an die Wände geklebt wird, bis es gar ist (heute noch im Nahen Osten/Türkei üblich), mit Wildtieren, die am offenen Feuer gegrillt werden? Mit tiefgefrorenem Fisch (eine Delikatesse von Inuit)?
Gruß, Susanne
Hallo Martin,
danke für deine Antwort. (Danke an alle.)
Du schreibst:
Servus Jasper,
ich glaube, da darf man sich schon auch noch über die Frage
unterhalten, was denn konkrete Gerichte sind.Das, was wir heute als Gericht kennen, ist zu ganz großem Teil
eine bürgerliche Errungenschaft, also hauptsächlich aus dem
18.-19. Jahrhundert stammend.
Aber warum gibt es denn dann Rezepte aus dem Mittelalter?
Siehe z.B. hier: http://www.google.de/search?hl=de&q=Rezepte+Mittelal…
Ob von diesen Rezepten vielleicht eines durchgehend(!) bis ins 21. Jahrhundert „überlebt“ hat, das hätte mich interessiert.
Gruß Jasper.
(Ich hoffe, hier liest noch wer mit.)