Moin!
Nun Gut
Nachdem Du konservative Tugenden wie Ehrlichkeit und Anstand
als „überhöhtes Standesdünkel“ betrachtest, und dass man durch
aus Schizophrenes Verhalten bei Politikern dulden kann (als
Wissenschaftler ein Betrüger, als Politiker moralisch alles in
Butter), beende ich es hier, denn dein fanboy-Gehabe ist
wirklich abstossend.
Nice try.
Ich möchte nun keine Baustelle dahingehend eröffnen, wer von uns nun der Konservativere ist.
Aber wirklich „abstossend“ ist hier lediglich Dein dümmlicher, eines Wissenschaftlers keinesfalls würdiger Versuch, mich über diese unzutreffende Verallgemeinerung zu desavouieren.
Ich frage mich ernsthaft, wie man einen
Minister, der geitiges Eigentum gekaut hat, mit seiner
Promotion massiv betrogen und gegen das Urheberrecht
verstossen hat und bei einer Abgabe einer Ehrenerklärung glatt
gelogen hat, UND dabei auch noch vollkommen uneinsichtig ist,
derartig weiter unterstützen kann.
Das funktioniert, wenn man in seine Bewertung des Sachverhaltes neben den Fakten auch ein wenig Lebenserfahrung und Realitätssinn mit einfliessen lässt.
Der Ansatz „was ich nicht messen kann, gibt es nicht“ funktioniert hier (und ausserhalb der Laboratorien) nicht. Wir sprechen über eine menschliche Verfehlung.
Insbesondere da KTzvG sich
selbst ja gerade als eine politische Persönlichkeit mit
Ehrlichkeit und Anstand inszeniert hat.
Das ist höchstens ein wenig peinlich.
Ich würde ihm aufgrund des Unterschleifs bei der Anfertigung seiner Doktorarbeit diese Tugenden nicht gänzlich absprechen.
Dass Du die Meinung praktisch der ganzen „Scientific
Community“ (bei weitem nicht nur die Juristen oder die
Geistis) als Dünkelhaft empfindest, ist anscheinend ein
Ausdruck der neuen Art der Wissenschafts- und
Forschungsverachtung, die sich in Teilen des Bürgerlichen
Lagers immer mehr ausbreitet.
Ich kann Dir versichern, dass ich niemanden wegen eines legalen Berufsbildes „verachte“ (ausser vielleicht manche Rechtsanwälte und Verkehrspolizisten…).
Ich habe beruflich und privat viel mit Wissenschaftlern und anderen akademisch gebildeten Menschen zu tun. Interessanterweise sieht nur eine verschwindenede Minderheit dieser Leute das Thema derart verbissen.
Das mag natürlich auch daran liegen, dass es sich größtenteils um Physiker, Chemiker und Ingenieure handelt.
Dass die „ganze Scientific Community“ hinter der unverhältnismässig harschen Kritik an Herrn zu Guttenberg stehen würde, kann man jedenfalls keineswegs behaupten.
In diesen Kreisen gilt die
Promotionsleistung anscheinend nur noch als Karrierevehikel,
und wenn man beim Schummeln erwischt wird, ist dies eine
lässliche Sünde. Ehrenwörter sind reine Lippenbekenntnisse…
Ich unterstelle in der Tat, dass die Mehrzahl der Dr. jur. Abschlüsse vor allem der Karrierebildung dienen.
Mir persönlich ist es allerdings völlig egal, ob und wenn ja aus welchen Gründen jemand promoviert. Ich halte eine Promotion für eine persönliche Entscheidung ähnlich derjenigen, eine Fluglizenz zu erwerben.
Ich kann das tun, muss es jedoch nicht. ich benötige gewisse überdurchschnittliche Fähigkeiten dafür. Wenn ich es schon mache, dann vernünftig.
Hier hat KTzG klar versagt.
Allerdings, und das versuche ich seit Tagen herauszustellen, reicht mir dieser Fehler nicht für die Rücktrittsforderungen aus.
Denn, und das halte ich hierbei durchaus für wichtig, diese werden seitens der politischen Widersacher nicht etwa aus verletztem Moralgefühl ausgesprochen, sondern rein aus politischem Kalkül. Und das wiederum halte ich für ebenso verwerflich.
Dass ein paar Angehöriger des Kreises, in den KTzG sich in diesem Fall geschummelt hat, sich ebenfalls auf den Schlips getreten fühlen, ist nachvollziehbar.
Dass aber ein besonders empfindlicher Vertreter dieser Gruppe, Du, behauptet, alle ihre Mitgleider wären seiner Meinung, ist schon reichlich vermessen und gänzlich „unwissenschaftlich“…
tatsächlich lief die Empörung durch alle Fakultätet und
Fachrichtungen, denn HIER gilt ein Ehrenwort noch was.
Ich fürchte, Du siehst den akademischen Zirkel hier zu eng und zu elitär.
Die übelsten Wirtschafts- und Politikverbecher rekrutieren sich aus den Kreisen der promovierten Jurisprudenz.
Einem nicht unmassgeblichen Teil der deutschen Doktoren ist das Thema reichlich egal.
Somit solltest Du nicht den Fehler machen und zu sehr von Dir auf andere schliessen.
Wer so
eklatant gegen wissenschaftliche Standards verstösst, begeht
wissenschaftlichen Diebstahl. Vergleichbar mit dem Griff in
den Safe. Kaum zu glauben, gelle. Klar, wer Geld entwendet,
begeht eine Straftat und wäre wohl als Minister nicht tragbar.
Aber wer geistiges Eigentum stielt und dann auch noch als
sein eigenes ausgibt…
„Raubkopierer sind Verbrecher“, sprach ihro Kanzlerin vor
noch nicht allzu langer Zeit.
Wie Dir jeder Dr. jur. (oder beliebige Mensch mit ein wenig Lebenserfahrung und Realitätssinn) leicht erklären kann, funktionieren diese Vergleiche nicht.
Tatsächlich verlief der Riss in der Meinung zu KTvzG ja nicht
entlang der Politischen Links-Rechts Grenze, sondern quer
durch das bürgerliche Lager. Die „linke Kampange“ gab es so
nicht, ausser man steht (so wie Du) so weit rechts, dass der
Rest der Welt links steht.
Ich halte es für ausgesprochen fragwürdig, als einigermassen gebildeter Mensch solche Aussagen zu treffen. auch das ist eine Frage der Moral. Ein anständig erworbener Titel allein macht eben noch keinen anständigen Menschen.
Du hast mit diesem letzten Satz nun eine Linie überschritten, welche nicht nur die Grenzen des bürgerlichen, sondern auch die des in akademischen Disputen üblichen Anstandes definiert.
M.