Wobei natürlich der Aspekt der Individualität weitgehend überschätzt wird. Die Leute sind nicht individuell, die Abweichungen zwischen den einzelnen Menschen sind eher gering, insbesondere wenn man vorher eine gewisse Anzahl von Clustern mit Persönlichkeitstypen bildet. Schau einmal Nonkonformisten („Hipster“ o.ä.) an, selbst diese entsprechen meist einem Abziehbild des Nonkonformisten, also auch nur ein Cluster innerhalb dessen kaum Abweichungen feststellbar sind. Das hört natürlich niemand gern (Ausnahme: Markt- und Meinungsforscher, Facebook, Amazon und Konsorten) , denn zu dem, was uns allen gemein ist, gehört auch ein gewisses Maß an Narzissmus.
Du solltest auch bedenken, dass manche Leute sich große Bücherregale mit Büchern aufstellen, (und sich, falls sie in der Öffentlichkeit stehen, gerne davor interviewen lassen!) weil sie denken, dass es sie intellektuell wirken lässt. Die Bücher sind dann ebenfalls nach diesem Gesichtspunkt ausgesucht, und sind zum großen Teil nicht gelesen worden. Falls du das auch vorhast, sagt es aus,
dass dir Statussymbole wichtig sind.
Interessanter als die „Büchersammlung“ sind die Bücher, die du gern liest. Egal, ob sie in der Leihbücherei oder unter deiner Matratze liegen, oder ob du sie bereits auf dem Bücherflohmarkt oder im Altpier entsorgt hast.
Und diese sagen, oh wunder, aus, wofür du dich interessierst. Alles keine Zauberei!
Ich hab mal gelesen, anhand der Produkte, die jemand einkauft, kann man zu 80 oder 90 Prozent richtig einschätzen, welche Partei jemand wählt. Ähnlich dürfte es mit Büchern sein. Die Frage ist, wer auf welcher Grundlage beschließt, was deine Bücher über dich aussagen:
- ein Internetkonzern, der mit seiner riesigen Datensammlung statisistische Aussagen machen kann
- ein Professor der Psychologie, der darüber geforscht hat, wie bestimmte literarische Vorlieben mit Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängen
- ein Verehrer / eine Verehrerin, der/die seine/ihre Erfahrungen gemacht hat mit Menschen, die solche Bücher wie du lesen
Die „Wahrheit“ über dich, die Gesamtheit allen Wissens und aller Fakten, hat sowieso niemand. Man sollte sowieso immer kritisch sein, wenn jemand behauptet, mehr über einen zu wissen als man selbst.