Was sit mit der Presse los?

Hallo,

wieso drängt sich mir der Eindruck auf, dass die Presse nicht anhand der Faktenlage berichtet?

So steht beispielsweise tagelang eine Vielzahl an Berichterstattungen mit dem Tenor der folgenden Artikel:

http://www.tagesspiegel.de/zeitung/sarrazin-1000-eur

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,717

lediglich einem Artikel gegenüber, der die Faktenlage beleuchtet
http://www.faz.net/s/Rub31A20177863E45B189A541403543

[MOD] Thomas: Fehlerhafte Links, korrigierte Version siehe weiteres Posting

Was ist da los? liegt in einer derartigen, redaktionellen Bearbeitung des Nachrichtenflusses nicht tatsächlich auch die Gefahr der Einflußnahme auf den Willensbildungsprozeß vor?

MFG Cleaner

Hallo Cleaner,

ich kann die Links zwar öffnen, aber wahrscheinlich wurden die Seiten durch die Betreiber der Websites entfernt, oder der Link ist falsch

MfG

Daniel

Hallo,

danke für den Hinweis - daher neuer Versuch:

http://www.tagesspiegel.de/politik/sarrazin-1000-eur…

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,717…

http://www.faz.net/s/Rub31A20177863E45B189A541403543…

Kurz zusammengefasst geht es darum, dass eine Vielzahl von Berichterstattungen sowohl Sarrazin, als auch die Bundesbank hinsichtlich der getroffenen Pensionsvereinbarung kritisieren. Dies auch mit durchaus harten Worten.

Ganz unscheinbar erschien dann aber gestern Abend der Bericht der FAZ, der aussagt, dass das Bundespräsidialamt wohl massiv die Bedingungen für diesen Deal diktiert haben soll. Es soll wohl selbst der Presetext vorgegeben worden sein.

Diese Meldung wird jedoch von keinem anderen Medium aufgegriffen und ist selbst auf der Seite der FAZ schon so weit nach unten gerutscht, dass man sie nur findet, wenn man sie sucht.

MFG Cleaner

Focus vs. Spiegel…
Hi Cleaner,

vergleich einfach mal Spiegel und Focus. Das eine mal prügelt eine Gruppe Türken, das andere mal eine Gruppe Jugendlicher. Beide Berichte über das gleiche Ereignis.

Wirkliche Lügen (nicht einfach das nachgeplappert, was die Politiker lügen) sind selten, aber das systematische politische Färben durch weglassen kleiner Details ist ganz normal.

Leni

Jetzt gehts:smile:

Ich denke, das hat auch und vor allem mit der politischen Ausrichtung des Blattes sowie der persönlichen politischen Ausrichtung des Redakteurs (welche naturgemäß mit der politischen Ausrichtung des Blattes konform geht) zu tun.

Andererseits kann man, bei Lektüre verschieden ausgerichteter Medien, aus dem Kerngehalt der gleichen Nachrichten nachvollziehen, wie es wahrscheinlich wirklich war. Immer gepaart mit dem Misstrauen in die Veröffentlichungen und dem Gedanken an das Schlachtfeld Medien vs. Politik.

Es ist meiner Meinung nach wie in einem Märchen oder einer Legende. Ein Stück Wahrheit ist in allen alten Geschichten enthalten, alles andere ist schmückendes Beiwerk.

MfG

Daniel

Wirkliche Lügen (nicht einfach das nachgeplappert, was die
Politiker lügen) sind selten, aber das systematische
politische Färben durch weglassen kleiner Details ist ganz
normal.

Hallo,

politische Färbungen etc. sind ja auch ganz normal und sogar wünschenswert. Nach meinem Dafürhalten handelt es sich aber hier ja gerade eben nicht um das Weglassen kleiner Details. Es handelt sich vielmehr um eine entscheidende Sachentscheidungsvoraussetzung.

Es ist nämlich für die Beurteilung einer KV tatsächlich nicht vorrangig, ob ein jugendlicher Schläger aus Kleinhastenichgesehen kommt oder meinetwegen aus Grönland.

Wird aber eine Abfindungsregelung vom Bundespräsidialamt aufoktroyiert, so halte ich es für infam, denjenigen, der sich dem Druck gebeugt hat, als „gierig“ zu diffamieren.

Ich sehe dadurch die Besorgnis bestätigt, dass diese Art der Berichterstattung dann eben dazu dienen soll, an die Emotion „Neid“ bei der Bevölkerung zu appellieren, wodurch die kritisierte Person als solche dann diffamiert werden kann.

MFG Cleaner

Der Grund ist, dass sich selbst die „renommierten“ Medien nicht mehr um die Fakten kümmern. Um Geld zu sparen (oder den Gewinn zu maximieren) spart man sich den eigenen Journalismus und zeitaufwändige Recherchen. Das merkt man immer öfter an Beiträgen von Spiegel, Süddeutsche, FAZ und wie sie nicht alle heißen, die ganz eindeutige Fehler enthalten und sich im Wortlaut sehr ähneln. Ein Großteil der Medien schreibt eh nur ab, was die Presseagentur vorsetzt. Der Rest ist politisch befangen und alles andere als unabhängig, was zweifellos zu einer wenig neutralen Berichterstattung führt. Die großen Medien dieses Landes werden ohnehin von der Politik an der Leine gehalten, dürfen bzw. wollen also gar nicht ehrlich über bestimmte Dinge berichten.

Da kann man nur auf möglichst unabhängige Medien zurückgreifen, die auf die sog. Political Correctness pfeifen und ihren Finger ohne Rücksicht in die Wunde legen, und sich außerdem eine möglichst eigene und unabhängige Meinung bilden (was zugegebenermaßen inzwischen sehr schwierig geworden ist). Ich bin überzeugt, dass man in Zukunft eher unabhängige Blogs lesen muss, als die Zeitung, wenn man die Wahrheit erfahren will.

Hallo.

Es ist nämlich für die Beurteilung einer KV tatsächlich nicht
vorrangig, ob ein jugendlicher Schläger aus
Kleinhastenichgesehen kommt oder meinetwegen aus Grönland.

und deswegen gibt es einen entsprechenden Passus im Kodex des deutschen Presserates. Wenn die Nationalität nicht für den Vorgang an sich eine Rolle spielt, soll sie auch nicht genannt werden.

Zu Deiner Ursprungsfrage: in den vernünftigen Zeitungen gibt es meist mehrere Artikel zu einem Thema. Einen, auf den ersten paar Seiten bzw. der Nachrichtenseite. Der ist meist schlecht, den Agenturmeldungen nachgeschrieben und daher lückenhaft oder gar falsch.

Dann gibt es aber (manchmal auch erst am nächsten Tag) noch einen weiteren Artikel, der den Sachverhalt sehr viel besser darstellt und tatsächlich von einem „richtigen“ Journalisten geschrieben wurde, der auch noch selbst recherchiert hat. Das gilt jedenfalls für Zeitungen wie die Süddeutsche, die FAZ oder das Handelsblatt. Das online-Angebot ist allerdings häufig mit den Artikeln der ersten Variante gefüllt.

Wird aber eine Abfindungsregelung vom Bundespräsidialamt
aufoktroyiert, so halte ich es für infam, denjenigen, der sich
dem Druck gebeugt hat, als „gierig“ zu diffamieren.

Das Problem ist generell, daß der BP keine gesetzliche Vorgabe für eine Entlassung hatte, weil das Bundesbankgesetz diesen Vorgang schlicht nicht vorsieht. Zwischenzeitlich hatte es den Anschein, als wolle sich der BP am Verfahren für die Berufung orientieren, aber das war ihm wohl politsch/rechtlich zu problematisch. Also mußte die Rücktrittsvariante her und um sicherzustellen, daß Sarrazin diesen Vorschlag akzepiert, wurde halt etwas aufgebessert.

Gruß
Christian