Was tun bei sexuellem Mißbrauch im Kindesalter?

Liebe Expertin
Ich bin eine Frau von jetzt 39 Jahren und ich konnte jahrelang nicht über das Thema reden, auch jetzt fällt es mir noch schwer, aber ich merke das ich etwas tun muß. Ich war damals ca 5-6 Jahre alt als mich mein Bruder (er ist 9 Jahre älter als ich) immer mal wieder in sein Bett geholt hat damit ich seinen Penis anfasse und in den Mund nehme. Ich wusste damals nicht warum ich das tun sollte und mir wurde immer gesagt: das ist ein Geheimnis und du darfst keinem was sagen sonst passiert was schlimmes. Ich habe das Erlebte jahrelang verdrängt und geschwiegen auch nach dem ich wusste was es damit auf sich hat.
Ich habe aber im Laufe meines Lebens in meinen Beziehungen zu Männern gemerkt das ich wohl ein Trauma hab, d.h. ich kann „das Ding“ nicht anfassen oder Oralsex haben, ich hab da Angst vor. Sonst ist alles normal und Sex geht auch wie bei allen anderen. Was kann ich tun damit ich das Erlebte endlich aufarbeite? Ich habe meinen Bruder schon gebeten sich bei mir zu entschuldigen in der Hoffnung das es mir dann besser geht aber er redet seit dem garnicht mehr mit mir, im Gegenteil er stellt mich als Lügnerin hin.
Ich werde mich wohl bald an „sprechen-hilft.de“ wenden wollte aber erstmal hier nachfragen.
Danke schonmal für die Hilfe!
Liebe Grüße
Mona

Liebe Mona,
erstmal danke, dass du Vertrauen zu mir hast und dich an mich wendest. Ich bin selbst davon betroffen, bei mir war es mein Opa der mich im Alter zwischen 5 und 7 Jahren aufs hefftigste sexuell missbraucht hat. Ich glaube ich kann gut nachvollziehen was du gerade durchmachst.
Ich schreibe dir die Antwort immer zwischen deine Zeilen:

Liebe Expertin
Ich bin eine Frau von jetzt 39 Jahren und ich konnte jahrelang
nicht über das Thema reden, auch jetzt fällt es mir noch

Schlimmer noch als der eigentliche Missbrauch ist das Tabu mit dem man belegt wird - …wenn du das sagt passiert…!!! Mit dieser Formel wird ein Mechanismus in Gang gesetzt der einen nicht zur Ruhe kommen läßt. Der eigentliche Missbrauch ist schon lange vorbei aber dieses Tabu wirkt und wirkt. Auch wenn man bewusst schon lange nicht mehr weiß was man nicht sagen darf oder wem man nichts sagen darf, dies „du darfst nichts sagen wirkt aktiv in deiner Psyche“

schwer, aber ich merke das ich etwas tun muß. Ich war damals
ca 5-6 Jahre alt als mich mein Bruder (er ist 9 Jahre älter
als ich) immer mal wieder in sein Bett geholt hat damit ich
seinen Penis anfasse und in den Mund nehme.

mit 5 ist man noch so unverbraucht und neugierig aufs Leben und begegnet den Menschen die man liebt mit Vertrauen und Liebe. Was hierdurch zerstört wird ist das Urvertrauen in die Liebe. Doch keine Angst, es gibt Möglichkeiten und Therapien die dich dieses Trauma überwinden lassen. wichtig dabei ist jedoch, dass du eine/n Therapeutin/en deiner Wahl findest dem/r du vertrauen kannst.

Ich wusste damals

nicht warum ich das tun sollte und mir wurde immer gesagt: das
ist ein Geheimnis und du darfst keinem was sagen sonst
passiert was schlimmes. Ich habe das Erlebte jahrelang
verdrängt und geschwiegen auch nach dem ich wusste was es
damit auf sich hat.

Genau davon lebt Mißbrauch - dass die Betroffenen schweigen und das Umfeld wegsieht. Ich rede heute ganz offen darüber, jedoch in erlöster Form. Doch dies war ein langer Therapieweg. Dennoch, ich bin heute völlig frei und lebe eine erlöste Sexualität.

Ich habe aber im Laufe meines Lebens in meinen Beziehungen zu
Männern gemerkt das ich wohl ein Trauma hab, d.h. ich kann
„das Ding“ nicht anfassen oder Oralsex haben, ich hab da Angst
vor. Sonst ist alles normal und Sex geht auch wie bei allen
anderen. Was kann ich tun damit ich das Erlebte endlich
aufarbeite?

Ich habe eine Psychotherapie gemacht, habe mich einer Selbsthilfegruppe für sexuell missbrauchte Frauen angeschlossen, habe alle möglichen Dinge ausprobiert was dir da am meisten liegt muss dich selbst ansprechen - bei mir hat sich dadurch der spirituelle Weg geöffnet - durch Rückführungen habe ich vieles aufgearbeitet. Doch kenne ich auch Frauen die in malen von Bildern ihre Seelenleben verabeitet haben. Mein Weg muss nicht der deine sein.

Mein Opa war Metzger, er hat mich regelrecht gefoltert und hatte immer ein Messer dabei, er hat mich aufgeschnitten, damit sein Ding in mich hineingepasst hat, das Blut hat ihn noch mehr erregt. Damit ich nichts sage hat er mich in einen laufenden Hexler hineingehalten und gesagt, da schmeiß ich dich rein, wenn du was sagst.

Mein Psyche hat dies alles verschlossen, ich wußte nichts mehr davon, bis meine Tochter in das Alter kam, da bekam ich eine starke Deppression und die angestrebte Therapie brachte nach einem Jahr mein Trauma ans Tageslicht. Dies war 1991 heute bin ich 55 Jahre und die Bearbeitung hat mich meinen ganz eigenen Weg finden lassen.
Heute kann ich meinen Missbrauch umarmen, er ist Bestandteil meines Lebens, wie meine Schultüte oder der erste Kuss, oder andere Erinnerungen. Es ist Erinnerung und hat keinen Einfluss mehr auf mein Hier und Jetzt.

Ich habe meinen Bruder schon gebeten sich bei mir

zu entschuldigen in der Hoffnung das es mir dann besser geht
aber er redet seit dem garnicht mehr mit mir, im Gegenteil er
stellt mich als Lügnerin hin.

Dass du deinen Bruder gestellt hast, war ein wichtiger SChritt für dich, auch wenn er dich als Lügnerin hinstellt - du weißt dass es nicht so ist - und für dich war diese Öffnung wichtig, egal was sich für Konsequenzen daraus ergeben. Doch muss es für dich nicht unbedingt die Konfrontation mit deinem Bruder sein, die dich Heil werden läßt. Ich kann gut verstehen wie hilflos du dich fühlst.

Ich werde mich wohl bald an „sprechen-hilft.de“ wenden wollte
aber erstmal hier nachfragen.

Ich glaube dass du direkte Kontakte, Internetkontakten vorziehen solltest. Du brauchst einen festen Ansprechpartner und ein Netz um dich dem du dich anvertrauen kannst, in das du dich auch mal fallen lassen kannst. Doch Internet ist besser als gar nicht drüber reden. Geh da ganz nach deinem Gefühl.

Danke schonmal für die Hilfe!
Liebe Grüße
Mona

Bitte sehr, das ist gerngeschehen.
Du kannst mich auch direkt über [email protected] kontakten, wenn du dies möchtest. Doch werde ich morgen übers Wochenende verreisen und bin erst nächste Woche wieder erreichbar.

Ich schicke dir eine liebe Umarmung mit und die Zuversicht, dass sich alles zum Guten wenden kann.
Liebe Grüße
Inge

Hallo Mona,

es gibt in (fast) jeder Region Deutschlands Beratungsstellen die Frauen in deiner Lage helfen. Unter www.wildwasser.de kannst du, auf einer Karte von Deutschland, deine Region anklicken und bekommst dann eine Adresse und Telefonnummer in deiner Nähe. Meiner Erfahrung nach ist es besser persönlich mit jemanden, der sich auskennt, darüber zu sprechen. Das fällt vielleicht zunächst ein wenig schwer, aber der direkte Kontakt zeigt dir auch eine direkte Reaktion. Und die wird (hoffentlich) verständnisvoll, tröstend und hilfreich sein. Es gibt bei vielen Opferberatungsstellen auch Selbsthilfegruppen die in der Regel angeleitet werden. Dort treffen sich erwachsene Frauen die ähnliches erlebt haben wie du. Auch dieser Austausch hilft, da viele ähnliche Probleme haben und die Gewissheit nicht alleine zu sein ungemein tröstend sein kann.
Ich hoffe das hilft dir weiter und ich wünsche dir alle Kraft die du brauchst.

Astrid

Hallo…
schön, dass du den Mut hast deine erlebnisse aufzuarbeiten. das wird der richtige weg sein. ich würde mich an eine Beratungsstelle in deiner Nähe wenden. da findest du psychologinnen, mit denen du reden kannst…
Gibt es vielleicht in deiner Nähe den verein Frauen helfen Frauen? e.V. da arbeiten immer sehr kompentent Leute.
ansonsten kann ich dir diese internetseite empfehlen:
http://www.hinsehen-handeln-helfen.de/

Mit deinem Bruder brauchst du nicht zu reden. Du weisst, was passiert ist und brauchst dich nicht als Lügnerin zu fühlen.

Die Internetseite die du genannt hast, kenne ich nicht. da weiss ich acuh nicht wer dahinter steckt.

Ganz liebe Grüße und alles Gute.
Jessika

Hallo Jessika
Vielen lieben Dank für deine Tips, ich werde mich erkundigen was ich in der Nähe für Anlaufstellen hab. Ich habe sehr lange Zeit gebraucht ehe ich überhaupt darüber reden konnte aber jetzt merke ich das es mir schon sehr hilft deshalb werde ich den Weg weiter gehen.
Die Seite http://www.sprechen-hilft.de/ kenne ich aus der Fernsehwerbung, die hat mich angesprochen weil der Spot genau auf mich zutrifft.
Egal an welche Seite oder Verein ich mich wenden werde, ich werde den Kampf aufnehmen um endlich frei leben zu können. Du hast mir ein Stück weit bei dem Weg geholfen dafür danke ich dir ganz herzlich!
Ich wünsche dir und deinen Lieben alles Gute für die Zukunft.
Liebe Grüße
Ramona

Hallo Astrid
Vielen Dank für deine Hilfe! Ich werde mich erkundigen wo in meiner Nähe eine Beratungsstelle ist. Da ich sozusagen noch im „Anfangsstadium“ bin was das drüber reden angeht wollte ich erstmal hier anfangen. Es ist nicht leicht nach sovielen Jahren des Schweigens dieses Tabu zu brechen aber ich merke das es mir hilft!
Hab nochmals lieben Dank auch für die Wünsche.
Alles Gute für dich und liebe Grüße
Ramona

Liebe Inge
Ganz herzlichen Dank für deine so offenen Worte! Ich muß sagen ich war zutiefst schockiert über deinen Leidesweg, dagegen ist ja mein Problem winzig klein. Ich habe allergrößten Respekt davor wie du dein Leben meisterst und sehe dich als mein Vorbild an wenn ich das darf?! Wenn du es geschafft hast dann schaffe ich das auch davon bin ich jetzt überzeugt!
Ich würde gern dein Angebot annehmen und dich persönlich kontaktieren, ich denke näher als du kann wohl keiner an der Sache dran sein.
Ich werde mich wenn ich darf dann nächste Woche bei dir melden. Jetzt wünsche ich dir erstmal eine gute Reise und ein wunderschönes Wochenende!
Hab nochmals ganz lieben Dank und bis bald!
Liebe Grüße
Ramona

Liebe Mona,

Du soltest Dir überlegen, ob Du nicht eine Therapie beginnen willst. In dem Fall solltest Du Dich eine Traumatherapie machen.

Das Dein Bruder nicht mehr mit Dir redet und Dich als Lügnerin hinstellt, ist leider bei fast allen Tätern so. Immer lügt das Opfer und sie sind sich keiner Schuld bewußt.

Es gibt aber auch die Möglichkeit sich mit Betroffenen im Internet auszutauschen. Ich selber leite so ein Forum schon seit über 6 Jahren. Vielen hilft es schon, zu sehen, dass sie mit ihren Gefühlen und Leiden nicht alleine da stehen.

Du kannst das Forum über meine Homepage: www.survior.de
finden.
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
LG
Harriet

Liebe Harriet
Vielen Dank für deine Antwort! Ich bin glaube ich noch nicht soweit das ich „real“ mit Menschen darüber reden also Psychologen.Ich habe grad erst angefangen mich zu öffnen deshalb bin ich dir dankbar für den Tip mit dem Forum. Ich werde dein Angebot nutzen weil ich denke unter „Gleichgesinnten“ redet es sich am Anfang leichter.
Vielen lieben Dank nochmal und liebe Grüße
Ramona

Liebe Mona,
sich bei Sprechen hilft anzumelden ist auf jeden Fall eine gute Idee!
Außerdem könntest du dich informieren ob es in deiner Stadt auch „reale“ Punkte gibt, an die du dich wenden kannst, sprich Frauennotruf (fällt mir grad so als Beispiel ein) da kann man auch hin um einfach mal ein Gespräch zu führen ohne das etwas akutes vorgefallen ist.
Versuche für dich selbst eine Weise zu finden, wie es dir am leichtesten fällt damit umzugehen. Das hört sich blöd an, aber es hilft. Wenn dir klar ist ob du auf deinen Bruder einfach nur wütend sein möchtest oder ob du dir sagst er war ein Teenie und hat nicht darüber nachgedacht- was auch immer dir hilft es besser als einen Teil deines Lebens aufzunehmen tu es. Wenn du es weiter verdrängst und in „Schubladen“ steckst, gehen die irgendwann (wie du ja in deinem Kontakt mit Männern merkst) wieder auf und behindert dich in deinem Alltag. Das gilt es zu verhindern und ich denke eine Psychologin o.ä. kann dir da bestimmt helfen. Im Internet gibt es auch gute Möglichkeiten sich auszutauschen und Ratschläge zu geben, aber meiner Meinung nach ist es auch wichtig, persönlich mit jemandem zu reden.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe ich konnte zumindest ein bisschen helfen.
Du bist auf einem guten Weg und setzt dich damit auseinander ! Lass dich von deinem Bruder nicht kleinkriegen, er hat wahrscheinlich ebenso Angst wie du.
Lieben Gruß und eine dickes Kraftpaket,
Lilly

Hallo Mona,
ich empfehle, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Da kann man per Mail schwer etwas raten oder zu sagen. Das einzige, was ich sagen kann: Man sollte nicht auf eine Entschuldigung hoffen. Wer so etwas macht, versteht nicht, wie es verletzt, will es nicht verstehen und wird sich folglich niemals entschuldigen, es sei denn, er würde selbst mal eine gute Therapie besuchen. Und die Folgen vom Missbrauch machen auch anderen Stellen im Leben Probleme, nicht nur beim Sex, nur sieht man da meistens anfangs die Zusammenhänge gar nicht. Aber ich finde, es lohnt sich, das aufzuarbeiten.
Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen findet man auch über NINA 0180 123465 glaub ich

Alles Gute wünscht martha schalleck