Um es mit Trumps Worten zu sagen: Der Prozess war nicht mehr zu stoppen.
Zum Zeitpunkt des Amtsantritts von Biden waren gerade mal noch 2500 US Soldaten in Afghanistan (unter Trump waren es noch bis zu 15.000). Auch die anderen NATO Truppen waren zu dem Zeitpunkt schon stark reduziert worden. Zeitgleich wurden Basen aufgegeben, Equipment ausgeflogen oder zerstört und weite Teile des Landes aufgegeben. Dank dem Doha Abkommen hatten die Taliban fast ein ganzes Jahr lang Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten und sich im ganzen Land mehr oder weniger ungestört in Stellung zu bringen. Zudem wurden auf Drängen von Trump 5000 Talibankämpfer freigelassen…
Da die Trump Administration gerade im Verteididungsministerium die Amtsübergabe wo es nur ging behinderte, war die neue Regierung am 20. Jänner auch nur bedingt über die Lage informiert. und der vereinbarte Abzug nur noch knapp drei Monate entfernt. Den Abzug zu diesem Zeitpunkt rückgängig zu machen, wäre bestenfalls noch theoretisch möglich gewesen. Die USA unter Trump haben die afghanische Regierung nach Strich und Faden verarscht und es darf bezweifelt werden, dass hier noch eine sinnvolle Zusammenarbeit möglich gewesen wäre. Die Taliban befanden sich in der besten Verfassung seit 2001 und auch innerhalb der NATO hatten die USA viel an Ansehen eingebüßt.
Die USA (und etwaige Verbündete) hätten praktisch bei Null anfangen und die Taliban wieder im ganzen Land bekämpfen müssen. Nur waren die Taliban jetzt im Vergleich zu 2001 Meister der asymmetrischen Kriegsführung und die Opferzahlen wären nicht abzuschätzen gewesen.
tl;dr: Nein, Biden hätte den Abzug aus Afghanistan nicht mehr rückgängig machen können.