Wer kennt die Ziele der FDP?

Hallo,

vor einiger Zeit, ich glaube es ist schon zwei oder drei Monate her, habe ich eine sehr gute Darstellung derZiele der FDP gelesen. Vermutlich war es bei spiegel.de , Stern.de oder fr.de. Es war grausam: Alles soll sich durch das freie Spiel der Kräfte regeln, nichts kontrolliert oder sozial abgefedert werden.

Leider habe ich die Überschrift vergessen und finde den Artikel nicht mehr. Kenn ihn jemand anders und kann mit den Link nennen?

Dankbar wär dann
Carsten

Ich kann mir nicht vorstellen, das eine der von dir genannten Quellen die Ziele der FDP opjektiv zusammenfassen würde. Dein Fazit "Es war grausam: … " zeigt schon wie erfolgreich deren Verdrehungen das Bild von FDP-Politik in dir wachrufen, dass sie wachrufen sollen.

Dieser eventuell?

Franz

So ist das mit den Gedächtnislücken

Das hat noch nie in einem FDP-Wahlprogramm gestanden, geschweige denn, daß sich diese Partei für solche Ziele aktiv eingesetzt hätte. Richtig ist allerdings, daß die FDP im Gegensatz z.B. zur Linken nicht der Ansicht ist, daß der Staat den Menschen jede Verantwortung abnehmen und jedem Einwohner ein auskömmliches Einkommen ohne Gegenleistung zahlen sollte.

Hallo Christian!

Die zitierte Wortwahl wird keine Partei verwenden. Das gleiche Ziel lässt sich subtiler beschreiben. So möchte die FDP den Mindestlohn für Zuwanderer abschaffen, zudem nicht mehr prüfen, ob es für eine zu besetzende Stelle EU-Bürger gibt. Damit würde man u. a. im Reinigungsgewerbe, in der Gastronomie, in der Fleischverarbeitung und in etlichen anderen Branchen alles eindampfen, was an Lohn-Standards erreicht wurde.

Solche Ansinnen gehen zu Lasten der Staatskasse und schlagen außerdem unmittelbar dämpfend auf den Konsum durch. Interessenvertreter einiger Branchen wären angetan, aber gesamtwirtschaftlich sind solche Bestrebungen schädlich.

Zu unserer aller Glück können alle Parteien nur einen Teil ihrer Ziele durchsetzen.

Gruß
Wolfgang

Die FDP „liefert“. Unnötige Neuwahlen. Nur wegen eigener kurzsichtiger Erwägungen. Zu welchem Preis? Zu wessen Lasten?

Hoffentlich weigert sich die Wählerschaft den politischen Preis dafür zu übernehmen.

Grüße mki

Guten morgen,

gut, das ist natürlich ein harter Schlag für die vielen syrischen Zahnärzte und IT-Spezialisten, aber ansonsten wohl für die meisten Flüchtlinge (und im Wahlprogramm steht Flüchtlinge und nicht Zuwanderer) die einzige Möglichkeit, überhaupt einen legalen Arbeitsplatz zu bekommen. Die Bundesarbeitsagentur hat schon letztes Jahr darauf hingewiesen, daß ein Großteil der Flüchtlinge an einer Ausbildung gar nicht interessiert ist, sondern sofort in Lohn und Brot will, um Geld an Schlepper und daheimgebliebene Familien zahlen zu können.

Das habe ich auf die Schnelle im Wahlprogramm nicht gefunden, aber mir ist das Thema ehrlich gesagt auch ziemlich gleichgültig. Erstens wird das Thema Mindestlohn sowieso meist ideologisch und nicht wirtschaftlich-rational betrachtet und zweitens ist die Frage, wie man generell die Zahl derjenigen verringern kann, die ohne Abschluß und Ausbildung den Arbeitsmarkt betreten, viel wichtiger als die, ob es zwischen den ganzen Türkinnen nicht vielleicht doch ein paar Quoten-EU-Bürgerinnen geben könnte, die sich für den Mindestlohn oder weniger in der Gebäudereinigung verdingen.

Zum Mindestlohn: es werden weniger Arbeitsplätze geschaffen, Arbeitsplätze verschwinden oder werden in schwarze umgewandelt oder die Leute bekommen trotz Gesetz weniger als den Mindestlohn und selbst, wenn der Mindestlohn gezahlt wird, können die Leute davon allenfalls sich selbst, aber keine Familie ernähren. Ziel kann es - und da wiederhole ich mich gern - also nur sein, durch Bildung (ob nun schulisch, betrieblich oder sprachlich für Flüchtlinge) dafür zu sorgen, daß der Niedriglohnsektor an Bedeutung verliert.
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Gruß
C.

Hallo Christian!

Für solche Spitzen bin ich die falsche Adresse. Schon vor Jahren wies ich an dieser Stelle darauf hin, dass es sich bei Flüchtlingen um ein Abbild der Bildungs- und Wirtschaftsstrukturen ihrer Herkunftsländer handelt, die Hoffnung auf irgend Qualifizierte bis auf wenige Einzelfälle an den Realitäten vorbei geht. Davon abgesehen kennen Asylrecht und Flüchtlingskonvention keine Verknüpfung mit Qualifikation. Aber das Spiel geht mit etwas veränderter Zielsetzung weiter. Inzwischen sollen Flüchtlinge herhalten, den Mindestlohn zu unterlaufen. Vor Einführung des Mindestlohns gab es Stimmen, die den Zusammenbruch ganzer Wirtschaftszweige prognostizierten. War natürlich dummes Zeug.

Wer z. B. eine Küchenkraft für die Kantine braucht, wird sie unabhängig davon brauchen und einstellen, ob sie 5 oder 10 € pro Stunde kostet. Dass manche Leute Schwarzarbeit bevorzugen, hat dabei wenig mit dem Stundenlohn zu tun. Auch die dubiosen Nischen, in denen Stunden nicht korrekt abgerechnet und/oder Lohn vorenthalten wird, gab und gibt es unabhängig vom Mindestlohn.

Bildung ist fraglos begrüßenswert, aber Toiletten müssen trotzdem geputzt werden. Die vielen einfachen Tätigkeiten mit einem Heer an Beschäftigten sind für Gemeinwesen und Wirtschaft unverzichtbar. Diese dringend gebrauchten Menschen sollten wir nicht in Armut drängen, für den bescheidenen Lebensunterhalt nicht zu Ämtern schicken und müssen deshalb jeden Versuch abblocken, den flächendeckenden Mindestlohn zu durchlöchern und einen Wettbewerb um die kümmerlichste Bezahlung loszutreten.

Gruß
Wolfgang

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Guten morgen,

die Argumentation ist eigentlich, daß man die Unterschreitung des Mindestlohnes ermöglichen will, damit die Herrschaften überhaupt eine (legale) Tätigkeit aufnehmen können.

In der Übertreibung sicherlich, aber auch wenn man es noch so sehr leugnet, bleibt der Arbeitsmarkt ein Markt wie jeder andere, d.h. er wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Erhöht man künstlich den Preis, reduziert das die Nachfrage. Der Kündigungsschutz hat im Zweifel verhindert, daß Mitarbeiter gekündigt wurden, aber in den ersten drei Jahren sind - je nach Studie - zwischen 300.000 und 500.000 Stellen nicht geschaffen worden. Hinzu kommen die Mitarbeiter, die nun nicht mehr legal zum Mindestlohn, sondern illegal zu einem geringeren Stunden beschäftigt werden. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer läuft es finanziell aufs gleiche hinaus, nur werden Staat und Solidargemeinschaft beschissen und Arbeitnehmer um etliche ihrer Rechte gebracht.

Natürlich kann man diese Entwicklung damit rechtfertigen, daß jetzt irgendwelche Leute einen Euro die Stunde mehr bekommen, aber diese Einschätzung muß man nicht teilen.

Ähnlich argumentierten die Gewerkschaften in den 70ern und forderten gewaltige Lohnerhöhung. Das machte die aufkommende Automatisierung und Datenverarbeitung für die Unternehmen sehr viel interessanter. Wenn die Küchenhilfe zu teuer wird, kaufe ich abgepacktes und vorgeschnittenes Convenience-Zeug, eine neue Küchenmaschine oder eine zusätzliche Spülmaschine.

Ähnliche Überlegungen kann man für praktisch jede Tätigkeit anstellen. Toilettenreinigungsfachkräfte werden durch selbstreinigende Toiletten ersetzt, Hermes-Paketboten durch Drohnen und wenn ich mir den ein oder anderen Kollegen so anschaue, wäre es bestimmt kein Nachteil, wenn deren Friseure durch Flowbee ersetzt würden.

Wenn die Personalkosten die Wertschöpfung übersteigen, wird ein Geschäft entweder defizitär und über kurz oder lang aufgegeben oder das Personal wird durch elektronische oder mechanische Mitarbeiter ersetzt. Gerade in den Branchen, in denen Mindestlöhne gezahlt werden, wird nicht so klotzig verdient, daß die Inhaber einfach nur auf einen Teil ihrer unfaßbaren Gewinne verzichten müssen, damit die Sache paßt.

Natürlich hat es das. Wenn weder Sozialabgaben noch Steuern gezahlt werden, dann kommt beim Arbeitnehmer mehr an, d.h. er ist eher bereit, sich unter dem Mindestlohn beschäftigen zu lassen. Den Arbeitgeber kostet der AN entsprechend weniger als den Mindestlohn und so ist auch dieser glücklich.

Eine schlechte Sache wird nicht besser oder bleibt gleich schlecht, nur weil sie häufiger vorkommt. Der Mindestlohn hat zweifellos zu einer Zunahme von Schwarzarbeit geführt und das sowohl für den Arbeitnehmers als auch für die Solidargemeinschaft keine gute Entwicklung.

Gruß
C.