Guten morgen,
die Argumentation ist eigentlich, daß man die Unterschreitung des Mindestlohnes ermöglichen will, damit die Herrschaften überhaupt eine (legale) Tätigkeit aufnehmen können.
In der Übertreibung sicherlich, aber auch wenn man es noch so sehr leugnet, bleibt der Arbeitsmarkt ein Markt wie jeder andere, d.h. er wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Erhöht man künstlich den Preis, reduziert das die Nachfrage. Der Kündigungsschutz hat im Zweifel verhindert, daß Mitarbeiter gekündigt wurden, aber in den ersten drei Jahren sind - je nach Studie - zwischen 300.000 und 500.000 Stellen nicht geschaffen worden. Hinzu kommen die Mitarbeiter, die nun nicht mehr legal zum Mindestlohn, sondern illegal zu einem geringeren Stunden beschäftigt werden. Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer läuft es finanziell aufs gleiche hinaus, nur werden Staat und Solidargemeinschaft beschissen und Arbeitnehmer um etliche ihrer Rechte gebracht.
Natürlich kann man diese Entwicklung damit rechtfertigen, daß jetzt irgendwelche Leute einen Euro die Stunde mehr bekommen, aber diese Einschätzung muß man nicht teilen.
Ähnlich argumentierten die Gewerkschaften in den 70ern und forderten gewaltige Lohnerhöhung. Das machte die aufkommende Automatisierung und Datenverarbeitung für die Unternehmen sehr viel interessanter. Wenn die Küchenhilfe zu teuer wird, kaufe ich abgepacktes und vorgeschnittenes Convenience-Zeug, eine neue Küchenmaschine oder eine zusätzliche Spülmaschine.
Ähnliche Überlegungen kann man für praktisch jede Tätigkeit anstellen. Toilettenreinigungsfachkräfte werden durch selbstreinigende Toiletten ersetzt, Hermes-Paketboten durch Drohnen und wenn ich mir den ein oder anderen Kollegen so anschaue, wäre es bestimmt kein Nachteil, wenn deren Friseure durch Flowbee ersetzt würden.
Wenn die Personalkosten die Wertschöpfung übersteigen, wird ein Geschäft entweder defizitär und über kurz oder lang aufgegeben oder das Personal wird durch elektronische oder mechanische Mitarbeiter ersetzt. Gerade in den Branchen, in denen Mindestlöhne gezahlt werden, wird nicht so klotzig verdient, daß die Inhaber einfach nur auf einen Teil ihrer unfaßbaren Gewinne verzichten müssen, damit die Sache paßt.
Natürlich hat es das. Wenn weder Sozialabgaben noch Steuern gezahlt werden, dann kommt beim Arbeitnehmer mehr an, d.h. er ist eher bereit, sich unter dem Mindestlohn beschäftigen zu lassen. Den Arbeitgeber kostet der AN entsprechend weniger als den Mindestlohn und so ist auch dieser glücklich.
Eine schlechte Sache wird nicht besser oder bleibt gleich schlecht, nur weil sie häufiger vorkommt. Der Mindestlohn hat zweifellos zu einer Zunahme von Schwarzarbeit geführt und das sowohl für den Arbeitnehmers als auch für die Solidargemeinschaft keine gute Entwicklung.
Gruß
C.