Zum Bau eines Terrariums musste ich Kunststoffglas aus
Polystyrol schneiden. Dazu nutzte ich eine Stichsäge mit einem
für Kunststoffe bestimmten Sägeblatt. Es ging, aber schlecht:
Die so entstandene Kante ist sehr unregelmäßig; geschmolzene
Späne kleben daran und ein Schnittende ist leicht
ausgebrochen.
Hallo Hermann,
da hilft nur Probieren. Unabhängig davon, was auf der Packung der Sägeblätter steht, würde ich es mit anderer Zahnung probieren. Eine grobere Zahnung setzt sich nicht so leicht zu. Eine leichte Schränkung (kann man auch selbst anbiegen) verhindert das Klemmen und zu viel Reibung auf dem Blatt. Mit Spiritus schmieren kann auch helfen. Laß die Säge nicht so schnell laufen und auf den letzten Millimetern gaaanz vorsichtig mit wenig Druck, sonst gibt es Bruch.
Trotzdem werden aus den Schnittkanten keine Schmuckstücke.
Es sei denn, Du hast eine Fräse mit einem rasiermesserscharfen Fräser. Wenn nicht, kann man sich wie folgt helfen: Zuschnitte mit etwas Zugabe anfertigen (ca 1-2 mm an jeder nachzubearbeitenden Kante). Die zu bearbeitende Kante zwischen 2 Dachlatten in den Schraubstock spannen. Freie Enden mit Schraubzwingen gegen Schwingen sichern. Jetzt die Kante mit einem Bandschleifer (ca. 80er Körnung) bearbeiten. Mit wenig Druck schleifen, bis das Band die Dachlatten berührt. So bekommst Du eine schon gut aussehende Kante ohne Ausbrüche, die vor allen Dingen schnurgerade ist, weil die Dachlatten als Anschlag dienten.
Jetzt das Ganze aus dem Schraubstock nehmen. Die Kante hat jetzt noch einen Grat und sie ist matt. Mit einer Teppichmesserklinge oder einem sehr gut geschliffenen Stechbeitel (liegt besser in der Hand als eine nackte Klinge) wird erst der Grat abgezogen. Die Klinge also nicht schieben, das ergäbe nur häßliche Schnitzerei, sondern ziehen. Wenn der Grat weg ist, wird die Klinge flach über die Fläche der Kante gezogen. Mit wenig Übung hast Du den optimalen Anstellwinkel der Klinge im Handgelenk. Mit wenigen gleichmäßigen Ziehbewegungen wird die Kante schon sehr glatt. Nur glasklar ist sie noch nicht. Wenn das eine Kante ist, die später mit Klebstoff eingestrichen wird, ist sie jetzt genau richtig. Nach dem Kleben erscheint sie völlig glasklar.
Das Gegenstück, auf das diese Kante geklebt wird, ist eine unbearbeitete glatte Polystyrolfläche, es sei denn, Du arbeitest auf Gehrung. Diese unbearbeitete Fläche ziehst Du auch mit der Klinge ab. Das verbessert die Festigkeit der späteren Klebung enorm. Dabei schält sich ein hauchdünner Span ab. Beim Abziehen wirklich nur den schmalen Materialstreifen bearbeiten, der mit Klebstoff in Berührung kommt.
Als Klebstoff für Polystyrol eignet sich Aceton. Aber dafür braucht man viel Übung. Deswegen würde ich UHU-Allplast nehmen. Genau wie durch Aceton wird die Kunststoffoberfläche dabei angelöst. Es entsteht eigentlich keine Klebung, sondern eine Schweißung. Das Teil ist nach dem Aushärten wie aus einem Stück. Klebstoff auftragen, Teile zusammenfügen und fixieren muß sehr zügig gehen. Sonst trocknen die angelösten Klebeflächen ein und es gibt keine feste Verbindung. Vorsicht: Die Klebestellen sind tückisch. Sie machen schon nach kurzer Zeit einen ausgehärteten Eindruck, haben aber anfänglich nur geringe Festigkeit. Lasse also die Fixierung der Platten ein paar Stunden in Ruhe.
Jetzt kann man die freien Kanten, die vorher nur abgezogen waren, noch polieren. Dabei hat jeder sein bewährtes „Geheimrezept“, z. B. etwas Chrompolierpaste auf die Schwabbelscheibe einer Minidrill, der nächste schwört auf die Polierblöcke von Würth o. ä. Da findest Du bestimmt Deine Methode.
Viel Erfolg
Wolfgang