Ich habe das Thema auch hier Hegel und der Naturalismus und die Freiheit des Menschen aufgriffen. In Bezug auf: https://www.deutschlandfunk.de/freiheit-oder-naturalismus-zur-hochaktualitaet-hegels.1184.de.html?dram:article_id=482684
Zitat aus Deutschlandfunk zu Hegel:
… dass mit der Gegenüberstellung von Natur und Geist als Opposition ein Missverständnis einhergeht, das ist in gewisser Weise keine Opposition. Das sieht man, wenn man sich diese Beschreibung klarmacht, dass das Geistige nichts ist, was im Kopf stattfindet, so als würde das Geistige darin bestehen, dass jemand etwas überlegt oder denkt oder grübelt. Und dann findet etwas Nicht‑Geistiges statt, nämlich dass er eine Tasse in die Hand nimmt. Als ich die Tasse genommen habe, habe ich nicht lange darüber gegrübelt: Was soll ich jetzt tun? Soll ich jetzt diese Tasse … ich habe gar nichts gedacht. Ich habe einfach meinem Durst Ausdruck verliehen, indem ich die Tasse genommen habe.
Zugleich aber ist das eben bei einem selbstbewussten Leben eins, dass ich diese Tasse nehme, ist etwas, dessen ich mir bewusst bin. Wenn Sie mich fragen: Was haben Sie denn da vorhin gemacht? Na, ich habe die Tasse genommen. Ich kann die Frage beantworten, was ich getan habe. Ich kann auch auf die Frage nach einem Grund antworten. Ich kann sagen, ich habe die Tasse genommen, weil ich Durst hatte. Darin zeigt sich also, dass hier nicht einfach eine instinktgesteuerte Bewegung stattgefunden hat, als meine Hand zu der Tasse ging, sondern dass sich in dieser Bewegung Geist manifestiert hat, und zwar auch und auch dann, wenn ich vorher gar nicht lange nachgedacht habe.
Also daran sieht man, dass es bei der Unterscheidung zwischen Geist und Natur überhaupt nicht darum geht, zwei Sachen miteinander in Beziehung zu setzen – den Geist einerseits, die Natur andererseits. Es geht auch nicht darum, zwei Wirklichkeitsbereiche, einen im Kopf, einen außerhalb vom Kopf in Beziehung zu setzen, sondern der Unterschied zwischen Natur und Geist, wie Hegel es versteht, das ist überhaupt kein Unterschied, den man so einfach vorfindet, so wie man Bananen vorfindet – um auf die Bananen zurückzukommen.
Nein, wir laufen nicht durch die Welt und sagen, hier auf der einen Seite finden wir Natur, auf der anderen Seite finden wir Köpfe und die haben Geist. Sondern in der Frage: Was ist denn der Mensch? – eben ein sich selbst denkendes Wesen – und eben der Frage: Was ist der Mensch? Was denkt er, wenn er sich selber denkt? – stößt der Mensch auf die Notwendigkeit der Unterscheidung zwischen Natur und Geist.
Also, das heißt – und das finde ich einen wichtigen Gedanken bei Hegel – dass die Unterscheidung zwischen Natur und Geist, ihr Zuhause, wenn man so will, in der Selbsterkenntnis des Menschen hat.