Meine persönliche Meinung dazu: Im Traum verarbeitet man tatsächlich Dinge, die einen beschäftigen.
Nur nicht in der Sprache, die man sofort versteht, die Bildersprache der Träume ist nach meinen Erfahrungen oft wild, aber klar.
Mir geht es häufig so, dass mir in dem Moment, wo ich den Traum erzähle, klar wird, was er zu bedeuten hat. Und zwar, weil die Worte, die ich wähle, plötzlich doppeldeutig sind und sich aus der zweiten Bedeutung der Sinn erschließt.
Es ist allerdings oft schwer, jemand anderem dessen Träume zu erklären, weil nur der Träumer selbst weiß, was ihn beschäftigt. Allgemeine Traumdeutung halte ich deshalb für weniger sinnvoll.
wieso gibt es denn wiederkehrende Träume? Die Frage stellt sich mir aus aktuellem Anlass, da ich so einen Traum mein Eigen nenne
Kennt jemand hierzu eine Theorie?
zu diesem Thema gibt es hier im Brettarchiv einen Artikelbaum aus dem Jahr 2003:
Schau da mal rein. Vielleicht hilft dir das schon ein wenig bei deiner Fragestellung.
Zu Traumstrukturen allgemein gibt es einen Artikelbaum aus 2004:
Zu Träumen und dem Problem ihrer „Deutung“ gibt es ein FAQ (neuerdings „Tipp“ genannt):
Zu deiner Frage noch ein (tatsächlicher) Tipp, aber dazu steht schon was in dem o.g. ersten Artikelbaum: Es gibt „echte“ Wiederholungsträume, die man am besten dadurch verifiziert, daß man sich dazu Notizen macht, als Beweis, daß man dies oder ähnliches schon mal geträumt hat. Zu solchen echten Wiederholungsträumen gehören auch Standardträume, die ähnlich fast jeder Mensch ab und zu hat, z.B. Flugträume oder solche, in denen man laufen will, sich aber nicht von der Stelle rühren kann.
Es gibt aber auch.Träume, innerhalb derer man zusätzlich zum Trauminhalt die Gewißheit hat, dies Jetztige schon einmal geträumt zu haben, oder sogar schon vielfach geträumt zu haben. Mit andern Worten: Das Schonmalgeträumthaben gehört in diesem Fall zum Trauminhalt. Tatsächlich hat man es aber nicht schon mal geträumt. Das objektiv zu überprüfen ist fast unmöglich, aber es ist ein weitreichendes Thema gegebenefalls in einem traumanalytischen Gespräch.
Das ist, wenn man es genau nimmt, aber nicht Freuds Theorie.
Für Freud ist der Traum auf die sog. „Wunscherfüllung“ (= die nächtliche traumhaft-phantasiehafte Erfüllung von Triebwünschen, die im Wachzustand gehemmt waren) ausgerichtet, nicht auf Problemlösung.
Ein typischer Gestalttherapeut beispielsweise würde deine Aussage aber sicher gern unterschreiben.
Noch ein paar Worte, um bei Freud zu bleiben: Freud hat den wiederkehrenden Traum („perennierender Traum“) in seiner „Traumdeutung“ von 1899 explizit behandelt: Seine Theorie ist, dass wiederkehrende Träume, wenn sie bereits in der Kindheit begonnen haben, diese unbewussten Kindheitserinnerungen direkt auf der manifesten Ebene (d.h. so wie der Traum eben ist, ohne „Deutung“, also ohne assoziative Anreicherung) weitertragen, während man sich bei normalen Träumen meist erst per Deutungsarbeit auf die latente Traumebene begeben muss, um auf infantiles Material zu stoßen.
An dieser Stelle noch allgemein gesagt, kann man über den Traum wenig sagen, solange man über den Träumer nichts weiß. Zum Beispiel kommen wiederkehrende Träume bei frisch traumatisierten bzw. posttraumatisch belasteten Menschen sehr oft vor. Man kann aber nicht im Umkehrschluss sagen, du hast wiederkehrende Träume, du musst ein Trauma erlebt haben …
Soll heißen, das Wiederkehren eines Traums als solches bedeutet erst mal wenig bis gar nichts.
Nein, warum denn?
Gemeint war ja nicht, dass der Traum bei Freud nicht ein wichtiges Element für eine „problemlösende“ Therapie wäre, sondern es geht um den Traum-als-direkter-Problemlöser, d.h. als Kraftquelle, kreatives Potential, Botschaft des Unbewussten usw.
Ich wollte festhalten, dass die genuin Freudianische Idee der Traumdeutung vorrangig auf diesen Wunscherfüllungs/„via regia“-Aspekt setzt, also darauf zielt, über den Traum und dessen Deutung an infantiles/unbewusstes Material zu kommen. Das hat selbstverständlich hohen diagnostischen und therapeutischen Wert im Sinne des Bewusstmachens verdrängter und abgespaltener Vorstellungen und Affekte.
Natürlich war aber auch dieser kreative „Problemlösungs“-Aspekt, den dann auf unterschiedliche Weisen Jung (Analytische Psychologie), Perls (Gestalttherapie), Leuner (Katathym Imaginative Psychotherapie) und andere in Anschluss an Freud herausgearbeitet haben, in der Freudschen Theorie schon enthalten, aber eben nicht vorrangig.
Gruß
F.
Übrigens, weil ich ja weiß, dass dich das Thema interessiert: eine sehr lesenswerte, weil kompakte Darstellung der unterschiedlichen Konzeptionen des Träumens bei Freud, Jung, Kohut, Schultz-Henke, Erikson, Melanie Klein, Bion, aber auch neurowissenschaftlicher und kognitiver Traumpsychologie usw.
Hallo!
Freud stellte die bis heute unangefochtene Theorie auf, dass wir in unseren Träumen unsere Probleme im Schlaf abarbeiten. Anscheinend beschäftigt Dich ein ungelöstes Problem, das diesen Traum immer wieder auslöst. Aber das ist, wie gesagt nur eine Theorie.
MfG
airblue2
Das käme auf das Argument drauf an, und dies müsste so beschaffen sein, dass Freuds vorrangige Tätigkeit als „Arzt“ zur Nebensache erklärt werden kann. Jedenfalls habe ich Verständnis dafür, das Leute wie Jung ect ein hohes Interesse daran haben, Freud zu discreditieren.
Du schätzt mich falsch ein. Ich habe kein Interesse an Leuten, die anstatt - wie erwartet - selbst Argumente für ihr sog. Wissen zu liefern, die Bücher Dritter zu kaufen empfehlen. Bei so was denke ich immer an einen z.B. bei Amozon angestellten Klinkenputzter.
Stimmt. Ich vergaß …
Der Hinweis auf dieses Büchlein war übrigens auch ganz und gar nicht als „Argument-Ersatz“ gedacht, sondern eben als - Hinweis en passant für sämtliche am Thema „Bedeutung des Traums in den verschiedenen psychodynamischen Richtungen“ Interessierten. Ich hatte dich von meiner Erinnerung her falsch eingeschätzt, wie du ganz richtig sagst.
Das ist ja die Eigenschaft solcher Träume. Traumimmanent „weiß“ man, daß es Wiedrerholungen sind. Und interessanterweise beschäftigt sich der Träumer dann immer(!) (im Traum!) mit der Frage, wann das war.
Aber ob das dann objektiv ist, also ob du dasselbe tatsächlich schon in anderen Nächten vormals geträumt hast, ist dann die Frage. Nach meiner Erfahrung ist das sogar meist nicht der Fall. Abgesehen natürlich von den erwähnten Standardtraum-Episoden: Flugträume usw. zum Beispiel. Aber auch bei denen ist das Szenarium - bis auch das Fliegenkönnen - jeweils ganz unterschiedlich. Daher zähle ich die auch gar nicht zu den Wiederholungsträumen.
Mit anderen Worten: Meist, aber keineswegs immer, sind Wiederholungsträume solche, bei denen man träumt, man habe es schon mal geträumt. So daß innerhalb des Traums eine Reflexion über genau diesen selben Traum stattfindet. Er hat dadurch eine Verwandtschaft mit sog. luziden Träumen (Klarträume), in denen man weiß, daß man träumt.
Ich kann sehr gut nacherzählen, was ich geträumt habe.
Was schwer ist, ist die Erklärung der Bedeutung für den Träumer, denn nur der kennt alle seine seelischen Zusammenhänge.
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass man den Traum so frisch wie möglich jemandem erzählen sollte (und sei es das eigene Spiegelbild morgens im Bad), denn durch die Wahl der Worte wird deren Zweideutigkeit offenbar und es erklärt sich die eigentliche Bedeutung
Somit würde sich das Kernanliegen der Psychoanalyse: die Traumdeutung zu nutzen zum Zwecke der Therapie - erübrigt haben. Davon abgesehen ist es natürlich berechtigt, eine dem Ich im Traum erschienene Problemlösungsmöglichkeit von der Wirklichkeit konkret überwundender Triebhemmungen zu unterscheiden. Schließlich macht es nicht wirklich satt, wenn ein Mensch, der konkret am Verhungern ist, sich im Traum eine ausführliche Mahlzeit gönnt.