Hi!
Ich möchte das Thema eigentlich langsam abschließen, aber deine Frage versuche ich noch zu beantworten
Ärzte sind keine Pharmakologen! Daher können Ärzte schlicht
nicht die Wirkungsweise aller Arzneien kennen. Es gibt auch
viel zu viele um alle zu kennen. Wer das Gegenteil behauptet,
den muss ich leider als sehr vermessen betrachten. (Nichts
gegen dich!)
nur reagiert nicht
jeder Patient auf ein Medikament gleich. Meist muß man sich an
das richtige Medikament bzw. dessen Dosis herantasten.
Das heißt also, dass auch ein Arzt nicht weiß, welcher
Wirkstoff nun angesagt ist und evtl. erst mal experimentieren
muss?
Ich verstehe dann aber nicht, warum du meine o b i g e
Zweifel bezügl. „Abschätzen von Zusammenhängen“ , Wirkung,
etc. bezweifelste.
Kannst du mir dieses „Missverständnis“ bzw. diese
Wiedersprüche nochmals erläutern?
Ich versuchs
Erstens:
Es gibt zwar tausende von Medikamenten, aber praktisch alle lassen sich zu Grüppchen zusammenfassen. Da gibt es auch Untergruppen, z.b. vom Grüppchen Antibiotika gibt es die Untergruppe Penicilline oder die Untergruppe Tetrazykline etc.
Innerhalb dieser Untergruppen gelten ungefähr die gleichen Bedingungen, also wie sie wirken, die Nebenwirkungen, Indikationen, Kontraindikationen etc.
Die einzelnen Präparate einer Untergruppe können sich aber in einigen Punkten unterscheiden.
Bis hierhin gilt: Jeder Arzt, aber auch jeder, MUSS diese Eigenschaften der Untergruppen kennen. Daneben MUSS er auch die wichtigsten Vertreter, also das(die) wichtigste(n) Medikament(e), aus jeder Untergruppe kennen.
Je nach Untergruppe kann es auch sein, daß er nicht nur eins aus dieser kennen muss, sondern sogar mehrere, die eben durch besondere Eigenschaften charakterisiert werden.
Wenn man dies bedenkt, reduziert sich schon die Medikamentenliste erheblich!
Und P.S.: Ich spreche vom „eigentlichen“ Medikament und nicht von den hunderttausenden von Präparatenamen. Acetylsalicylsäure zum Beispiel kennt man als „Aspirin“ von Bayer oder „ASS“ von Ratiopharm und noch einige andere Vertreter anderer Firmen. Dies bitte nicht verwechseln
Und noch erwähnenswert ist, daß natürlich jeder Arzt die ganzen Notfallmedikamente kennen muss - und hier natürlich nicht nur die wichtigsten Vertreter aus einer Gruppe
Fazit: Es sieht auf den ersten Blick nach unheimlich viel aus, aber da man vieles Zusammenfassen kann und nur einige Besonderheiten lernen muss, ist es doch recht überschaubar.
(blödes Beispiel, fällt mir nur grad dazu ein: Mathematik ist auch ein Riiieeesenfach, ein Untergrüppchen wäre z.b. das dividieren (teilen). Dies ist im Grunde für alle Zahlen gleich, du lernst es also nciht für jede Zahl einzeln (!), du lernst nur, daß es Ausnahmen gibt, z.b. die Null oder die Primzahlen und wie man mit diesen zu verfahren hat)
So, bis hierhin gilt das für jeden Arzt. Kommen wir zum zweiten Punkt:
Zweitens:
Man muss unterscheiden zwischen einem Allgemeinmediziner und einem Facharzt.
Für den Allgemeinarzt gilt das obengesagte. Allerdings wird er sicher sich in der einen oder anderen Gruppe sogar noch besser auskennen, sprich praktisch alle Vertreter aus den Grüppchen kennen, je nachdem, was er halt häufig aufschreiben muss, als Beispiel Schmerzmittel oder „Erkältungsmedikamente“ - das ist aber von Allgemeinmediziner zu Allg.med. verschieden.
Der Facharzt hingegen muss sich selbstverständlich in seinem Fachgebiet gut auskennen, wenn er also Nierendoktor ist, muss er alle Medikamente kennen, die auf die Niere wirken - und sei es auch nur eine Nebenwirkung eines anderen, auch fachfremden Medikaments. Natürlich gilt für ihn auch, was ich unter „erstens“ geschrieben habe
Man hat zwar schnell den Eindruck, daß Fachärzte auch Fachidioten sind *g*, und sicherlich wird ein Facharzt die Frage nach einem bestimmten fachfremden Präparat nicht beantworten können, aber über die Untergruppe, zu der dieses gehört, wird er auf jeden Fall etwas sagen können.
Selbstverständlich, um dies klarzustellen, wird ein Facharzt (oder überhaupt irgendein Arzt) aber kein solches Medikament verschreiben ohne es genau zu kennen oder vorher sich Rat eingeholt zu haben vom entsprechenden Facharzt!
Dasselbe gilt natürlich auch für den Allgemeinmediziner: weiß er nicht weiter, schickt er den Patienten zum Facharzt, dieser guckt ihn sich an und sagt dem Allgemeinmediziner, was zu tun ist.
Jetzt zu meiner Aussage:
nur reagiert nicht
jeder Patient auf ein Medikament gleich. Meist muß man sich an
das richtige Medikament bzw. dessen Dosis herantasten.
Eben das bezog sich hauptsächlich auf diese Grüppchen oder Untergrüppchen. Als gutes Beispiel: Schmerzmittel.
Nun, bekannterweise wirkt eben nicht jedes Schmerzmittel bei allen gleich. Nehmen wir zwei absolut gleiche Patienten mit der gleichen Krankheit und den gleichen Symptomen. Beim ersten probiert es der Doktor mit meinetwegen 75 mg Diclofenac (Voltaren) - wirkt super, Pat. hat keine Schmerzen mehr. Beim zweiten reicht diese Dosis nicht aus, er hat weiterhin Schmerzen. Entweder kann jetzt die Dosis soweit möglich erhöht werden, eben bis der Pat. schmerzfrei ist oder
-
der Arzt wechselt auf ein anderes Medikament derselben Untergruppe (hier in dem Fall die sog. nichtsteroidalen Analgetika bzw. periphere Analgetika), wenn er ein anders ebenso gut kennt (!), zum Beispiel Ibuprofen (Dolormin, Ibuhexal)
-
der Arzt wechselt die Untergruppe der Schmerzmittel, zum beispiel nimmt er ein Präparat aus der Untergruppe zentrale Analgetika, z.b. Tramadol (Tramal) oder gar Morphin (wenns sein muss )
Er nimmt aber nur die Präparate einer Untergruppe, die er gut kennt, ansonsten muss er nachlesen oder wie gesagt, einen Facharzt fragen! (wenn es sich beispielsweise nicht um Schmerzmedikamente dreht, sondern oder gerade bei speziellen Fachmedikamenten)
Das heißt also, dass auch ein Arzt nicht weiß, welcher
Wirkstoff nun angesagt ist und evtl. erst mal experimentieren
muss?
Nun, aufgrund der Krankheit oder Symptome des Pat. weiß er schon, welche Gruppe oder Untergruppe er benutzen muß! Aber da nun mal die Menschen sehr verschieden sind, kann man nicht immer ein Standardpräparat geben, dem einen hilft das besser, dem anderen jenes, der eine verträgt dies gut, der andere ganz und gar nicht.
Für die meisten Pat. ist eben dieses Standardpräparat genau das richtige (deswegen heißt es auch so ), aber es gibt eben auch Ausnahmen.
Soooooo, ist lang geworden, aber ich hoffe, es ist einigermaßen klar geworden, daß der eigentliche Widerspruch nicht wirklich einer ist
Denn mit alllem das zu doktrinär ist, und andere
Methoden/Meinungen kategorisch ablehnt habe ich ein riesen
Problem.
Ja, ich auch
Bei allen Leuten mit festgefahrenen Meinungen rollen sich bei mir die Fußnägel auf *iiieeeek*
Gruß,
Sharon