Wirtschaft Indien und China?

Guten Tag,

mich würde mal interessieren, wie so die wirtschaftliche Entwicklung der beiden Giganten China und Indien im allgemeinen beurteilt wird.
Wenn man sich die letzten Jahre ansieht ist es wahnsonn, wie die beiden sich entwickelt haben.
Wird es so weiter gehen und stehen Hemmschwellen in der momentanen Entwicklung im Weg?

Was meint Ihr, auch zu den Auswirkungen auf Deutschland?

Grüße
Sebastian

Hallo Sebastian,

in der Firma meines Mannes werden schon ganz viele Arbeiten nach Indien und China verlagert, weil die billiger arbeiten.
Denke das ist in anderen Firmen genauso.

Irgendwann haben unsere Leute keine Arbeit mehr weil wir einfach zu teuer sind.
Die Chinesen haben immer ein Ersatzteil bestellt, danach haben sie es selber produziert…

LG Rosenfreak

Hallo Ihr Alle,

ich bin Neu hier deshalb melde ich mich so spaet. Ausserdem bin ich im Ausland und habe keine deutsche Tastatur (wuerde trotz Sprachumstellung nicht gehen - dadas Betriebssystem Russisch ist --> keine Umlaute).
Aber zu Eurer Frage:
Ich habe 1991, 1992 und 1999 in Indien gearbeitet.
Auch habe ich vom Sommer 1994 bis 1996 und 2000/2001 (Harbin) in China gearbeitet.
Es ist richtig, das in beiden Laendern das Ueberangebot an billigen Arbeitskraeften ueberall sehr gross ist. Die Ingenieure sind auch aehnlich im Wissensstand wie in Deutschland. Leider ist die Praxis gleich NULL. Man kann mit den Leuten, ohne sie erst umstaendlich einzuarbeiten nichts anfangen. Halt auch wie in Deutschland wenn alle Ingenieure gerade von der Schule kaemen. Was besonders auffaellt ist der extreme Unterschied zwischen arm und reich. Zwischen der Landbevoelkerung und den Menschen in den Staedten. Ein Dorf in China oder Indien ist meist kreisfoermig angelegt. Der Bauer im Norden Chinas wohnt mit seiner Kuh, Schaf oder Huehnern in einem Raum. Ohne erkennbare Heizung (im Winter bis -40 grd). Der Bauer in Indien wohnt entweder im Freien, neben dem Stall, oder auf dem Feld in einer Art Baum-Wohnung. Im Sueden Chinas leben die Bauern auch oft neben dem Stall oder auch im Stall. Beides gibt es. Es ist in beiden Laendern sehr gut zu sehen das kollektive Zusammenleben zerbricht sobald einige Menschen besser gestellt sind. Ganz schlimm ist es in China. Nach meinen Einschaetzungen sind es etwa 80% der auslaendischen Investoren die mit ihrer Verlagerung der Produktion nach China die chinesischen Direktoen, Zollbeamten und Parteisaekretaere reich gemacht haben und selber mit mittelmaessiger Qualitaet auf dem Weltmarkt eingebrochen sind. Der Chinese sagt zu einem Auslaender „Lau-Wei“,egal wo der Auslaender herkommt. Lau-Wei ist voll ausgesprochen Lau Wegqua Ren. Das heisst Auslaender (Pole, Russe, Amerikaner, Deutscher…egal) aber auch Ausserirdischer. In der Einstellung der Chinesen ist dieser Lau-Wei ohne Ehre, ohne Stolz. Er hat keine Verwandtschaftsbeziehungen zu anderen Chinesen. Also kann man ihn betruegen und beluegen.
Ich habe im Stueck (1994-1996) zweieinhalb Jahre in Zhauzang Chi (eine kleine Stadt) gearbeitet. Ab 1995 hatte ich dann mit vielen Muehen einen Namen: Da Chuse (grosser Bart). Mit diesem Chinesischen Namen hatte ich dann auch Anerkennung. Ich wurde dann auch privat eingeladen zum Karaoke-Singen (ich hasse diesen Scheiss) oder Wetttrinken. Bei diesen Gelegenheiten macht man dann auch Geschaefte. Aber geredet wird viel, getan wenig. Punkt fuer Punkt die Unterhaltung merken. Am besten Im Hotel aufschreiben und kauslisieren. Was ist wichtig, welche Schritte zuerst, welche dann, was bekommt der Chinese … und so weiter… Am naechsten Tag ist Alles vergessen bis auf Deine Zusagen. Und die moechte manb sofort einloesen. Also Zettel auspacken und vorlesen: Ich kann Dir (dem Chinesen), wie unter uns Bruedern versprochen, das… und das… machen. Brauche aber vorher von Dir das… und das… und die Zustimmung Deiner Partei und des Zolls. Also wieder trinken gehen, aber diesmal mit Zoll und Partei - im Prinzip das selbe Spiel.
In Indien ist das einfacher. Die Gesellschaft ist in Kasten eingeteilt und ein Fremder ist hoch angesehen. Man verhandelt also mit der obersten Kaste und die sorgt dafuer das alles reibungslos geht.

Hallo Sebastian,

ist ja so eine Sache mit Prognosen, aber:

China und Indien beherbergen dzt. rund 20 % bzw. 17 % der Weltbevölkerung, zusammen also mehr als ein Drittel.

Ihr gemeinsamer Anteil an der Weltproduktion von Gütern und Dienstleistungen liegt hingegen derzeit schätzungsweise zwischen drei und fünf Prozent.

Die Arbeitskraft in Deutschland/Österreich kostet 25 bis 30 Euro pro Stunde, in Indien oder China nicht einmal ein Zehntel davon. Selbst wenn die Löhne dort in absehbarer Zeit auf das dreifache steigen sollten, könnte Europa da ganz einfach nicht mithalten.

Diese Daten sind die Basis für eine geradezu erschreckende Perspektive.

Dazu kommt noch der psychologische Faktor.
Die alte Welt hat existenz- und Zukunftsängste.
Indien und China entwickeln gerade eben ihr Selbstbewußtsein und glauben an eine bessere Zukunft.

Ich überlasse es dir, daraus nun deine Schlüsse zu ziehen.

Gruß
Barney

Die Arbeitskraft in Deutschland/Österreich kostet 25 bis 30
Euro pro Stunde, in Indien oder China nicht einmal ein Zehntel
davon. Selbst wenn die Löhne dort in absehbarer Zeit auf das
dreifache steigen sollten, könnte Europa da ganz einfach nicht
mithalten.

http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/126/…

Nur ein Fall von vielen. Derzeit werden viele Produktionsstätten aus Asien zurück nach Europa verlagert, weil sich dort das Qualitätsniveau einfach nicht halten läßt.

Gruß,
Christian

Die alte Welt hat existenz- und Zukunftsängste.

Selbst schult, wenn man sich ins Bockshorn jagen lasst.

Indien und China entwickeln gerade eben ihr Selbstbewußtsein

Sicher doch, der Tagelohner oder Kuli entwickelt grad sein Selbstbewusstsein. Wenn man genau hinguckt sieht man’s.

Hallo!

Zitataus deinem Link:
Nach Schmitts Worten gab es zudem Probleme mit der Auslandsproduktion. So hätten Einzelteile in China aufwendig nachgearbeitet werden müssen. Das habe Geld und Zeit gekostet. Weil die Einzelteile als Luftfracht verschickt werden mussten, hätten sie sich abermals verteuert.
Zitat Ende

Hier steht doch, dass IN CHINA nachgearbeitet wurde.
Aber nicht, dass es damit vorbei ist. Dass es teurer geworden ist. Aber sicher war es immer noch viel billiger als in D arbeiten zu lassen.
Schuld an der Pleite war ja nicht die Produktion in China, sondern der milde Winter.

Abgesehen von solchen Fällen: Wie lange meinst du, werden die Chinesen technisch hinterherhinken?
Zwei Jahre? Drei? Vielleicht auch nur eins?
Vor 35 Jahren hat man ganz ähnlich die Japaner belächelt, als sie mit ihren Autos nach Europa kamen. Heute setzen sie die Massstäbe.

Ich jedenfalls würde die Chinesen und Inder nicht belächeln.

Gruß
Barney

Hallo!

Ich jedenfalls würde die Chinesen und Inder nicht belächeln.

Warum nicht? Wenn es nur kein geringschätzendes Lächeln ist, sondern aufrichtig gemeinte Freude. China und Indien sind nicht nur Wettbewerber, es sind gigantische Märkte oder werden es irgendwann. Die Gegenüberstellung von Stundenlöhnen stört mich nicht und erschreckt schon gar nicht. Wir müssen nur zur Kenntnis nehmen, daß wir absehbar mit Massenprodukten, die jedermann herstellen kann, auf dem Weltmarkt nicht mehr landen können. Es sei denn, es handelt sich um weitgehend automatisch hergestellte Sachen. Einem Automaten ist es schließlich egal, ob er in Greifswald oder in der chinesischen Pampa steht, sofern er in der chinesischen Pampa eine Stromversorgung in gesicherter Qualität rund um die Uhr an 365 Tagen hat.

Wenn wir den Wettbewerber und den Markt kennen, müssen wir diese Kenntnis doch nur noch umsetzen. Wir wissen, daß wir mit Heeren ungelernter und niedrig qualifizierter Menschen auf Dauer nichts werden können. Wir müssen deshalb in Bildung und Ausbildung, in Forschung und Entwicklung investieren und zwar so massiv, daß wir mit Know-how die Nase vorn haben. Die Vorgehensweise ist alternativlos, weil wir den Wettbewerb um niedrige Löhne nicht gewinnen können und auch nicht gewinnen wollen. Mit den besten Produkten brauchen wir die schiere Größe von Wettbewerbern nicht zu fürchten. Statt dessen sollten wir den Nutzen des Wettbewerbers erkennen, nämlich einerseits als Absatzmarkt und andererseits als Lieferant preiswerter Produkte.

Ein paar Nummern kleiner läuft genau das gleiche Spiel in unserer heimischen Wirtschaft. Das kleine Ingenieurbüro oder 20-Mann-Unternehmen muß den in der gleichen Branche tätigen Riesenkonzern überhaupt nicht fürchten. Man ist vielmehr gegenseitig aufeinander angewiesen. Der Riese kann viele Spezialitäten gar nicht leisten, braucht sie aber dringend und läßt sie beim kleinen Spezialisten in aller Regel für verdammt gute Preise herstellen. Der kleine Branchenkollege nutzt wiederum das billige Massenprodukt des Riesen. Ungleiche Geschäftspartner? Überhaupt nicht, das läuft auf gleicher Augenhöhe mit gegenseitigem Rspekt und funktioniert bestens. Das kleine Unternehmen bekommt nur dann ein Problem, wenn jemand auf die Idee kommt, das Siemens-Massenprodukt Waschmaschine nicht von Siemens zu kaufen, sondern selbst billiger zu bauen. Funktioniert nicht - ist eine blödsinnige Idee. Genau so blödsinnig ist das Vorhaben, gegen chinesische Massenprodukte mit niedrigen Preisen konkurrieren zu wollen. Wenn man aber solchen Unfug gar nicht erst will, braucht man die niedrigen Chinapreise nicht zu fürchten, sondern kann sich über den billigen Einkauf freuen.

Wo ist das Problem?

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Nach Schmitts Worten gab es zudem Probleme mit der
Auslandsproduktion. So hätten Einzelteile in China aufwendig
nachgearbeitet werden müssen. Das habe Geld und Zeit gekostet.
Weil die Einzelteile als Luftfracht verschickt werden mussten,
hätten sie sich abermals verteuert.
Zitat Ende

Hier steht doch, dass IN CHINA nachgearbeitet wurde.
Aber nicht, dass es damit vorbei ist. Dass es teurer geworden
ist. Aber sicher war es immer noch viel billiger als in D
arbeiten zu lassen.
Schuld an der Pleite war ja nicht die Produktion in China,
sondern der milde Winter.

ich darf zu dem Fall leider nichts sagen, was veröffentlicht wurde. Von daher muß der Hinweis, daß die Qualität der in China produzierten Waren die gewünschte und/oder erwartetete Qualität oftmals nicht erreicht, reichen.

Abgesehen von solchen Fällen: Wie lange meinst du, werden die
Chinesen technisch hinterherhinken?
Zwei Jahre? Drei? Vielleicht auch nur eins?
Vor 35 Jahren hat man ganz ähnlich die Japaner belächelt, als
sie mit ihren Autos nach Europa kamen. Heute setzen sie die
Massstäbe.

Von den Japanern wurde in den 80ern auch behauptet, sie würden alles kopieren, was ihnen in die Finger fällt. Heute setzen sie - wie Du schon sagst - in einigen Bereichen Maßstäbe. Vom Land der Kopierer spricht heute keiner mehr.

Dennoch liegt Deutschland nicht am Boden, was daran liegt, daß die Produktpaletten deutlich voneinander abweichen. Zugegebenermaßen wird man sich auf der führenden Rolle bei Chemie, Pharma, Maschinen- und Anlagenbau, Automobilbau und Umwelttechnik nicht bis in alle Ewigkeit ausruhen können. Für die Bräsigkeit, die in vielen Bereichen inzwischen um sich greift, ist aber nicht der Chinese als solcher zuständig.

Ich jedenfalls würde die Chinesen und Inder nicht belächeln.

China und Indien sind für Deutschland zunächste einmal ein Absatzmarkt. Der Schund, der dort im wesentlichen derzeit produziert wird, stellt jedenfalls keine wesentliche Bedrohung für die deutsche Wirtschaft dar.

Gruß,
Christian

Hallo Barney!

Beispiele aus meinem Erfahrungsschatz:
Ein Konzern verlagert seine Fertigung nach China. Anschließend sind die Erzeugnisse teurer als vorher. Und qualitativ schlechter, was in D ausgeglichen werden muss. Fakt.
Ein Konzern kauft aus China Einzelteile ein. In der TCO-Rechnung sind sie teurer als beim langjährig eingesetzten deutschen Lieferanten. Fakt.

Bei der aktuellen Lohnsteigerung und der daraus resultierenden Fluktuation von erfahrenen und gut ausgebildeten Mitarbeitern in China mache ich mir derzeit keine Wettbewerbs-Sorgen, ich mache mir eher strategische Sorgen, da meines Erachtens das Management vieler Konzerne diese Fakten zu Ungunsten des Standort Deutschlands negiert bzw. schönrechnet und damit den Standort Deutschland massiv zu beschädigen droht.

Ansonsten: Ich hatte gerade letzten Sonntag ein ausgiebiges Gespräch mit einem chinesischen Manager. Seiner Ansicht nach sind die hauptlimitierenden Elemente der chinesischen Entwicklung die endemische Korruption (z.B. „zahlen“ bereits in der Schule die Schüler ihre Lehrer), das miserabel ausgebildete Justizpersonal und die sich rasant öffnende Schere der Vermögensverteilung. (Die desaströse Entwicklung des Umweltverbrauchs mal ausgenommen.) Für mich bleibt es spannend, ob China den sich abzeichnenden Eiertanz durchhält oder im- bzw. explodiert. Für unser aller Wohl hoffe ich, dass die letzte „Lösung“ die unwahrscheinlichste ist und die erste die wahrscheinlichste bleibt.

Grüße
Jürgen