Hallöchen,
einige Punkte in Deiner Antwort verstehe ich nicht und frage
daher nach:
- Die genannte Zahl von 370 Mrd. Euro als Volumen der
Schattenwirtschaft deckt sich ungefähr mit den 15 Prozent im
Vergleich zum BIP in Deutschland, die ich anderswo gelesen
habe, daher nehme ich sie als plausibel an.
Wie können diese 15 Prozent einen Verlust von einem Drittel
des Lohn- und Einkommensteueraufkommens verursachen?
BIP in Deutschland: 2,1 Bio. Euro, davon Arbeitnehmerentgelte: 1,1 Bio. Euro.
- Viele können sich die Preise für regulär erbrachte
Dienstleistungen kaum leisten.
„Viele“ und „kaum“ sind keine schlagende Argumente.
Ich möchte klarstellen, daß ich dabei vor allem an den kleinen
Pfusch denke, angefangen von Nachhilfestunden über
Putztätigkeiten, kleinere Reparaturen, Gärtnerarbeiten, beim
privaten Hausbau durchgeführte Arbeiten. Illegale
Beschäftigung als Teil des Geschäftsmodells von Firmen, die
damit ihren Profit vermehren, sehe ich dagegen mit sehr
kritischen Augen.
Schwarzarbeit ist die Lebensgrundlage vieler personalintensiver Branchen. Vorne weg sind Gastronomie und Handwerk zu nennen. Hier zwischen kleinen Gefälligkeiten (Haarschnitt nach Feierabend) und „Firmen“ (Handwerker kommt mit Azubi samstags vorbei) zu unterscheiden, geht an der Sache vorbei.
… belebt die Wirtschaft und trägt
damit auch indirekt zum Steueraufkommen bei.
äh, ja, nur um die Einkommensteuer und die :Sozialversicherungsbeiträge reduziert. Dazu gleich mehr.
- Ich glaube nicht, daß nur Mehrwertsteuer aus dem zusätzlich
durch die Schwarzarbeit entstandenen Geldkreislauf entsteht.
Es müßten dadurch indirekt auch reguläre Jobs entstehen, die
wiederum zusätzliche Einkommenssteuer und
Sozialversicherungsbeiträge bewirken.
Daß das Geld nicht weg sondern nur woanders ist, ist mir auch noch klar. Das bedeutet aber, daß einige ihren Spaß beim Geld ausgeben haben und die anderen dafür zusätzlich bluten müssen. Die höheren Ausgaben für Sozialversicherungen und Steuern belasten alle anderen Wirtschaftsubjekte und kosten damit auch „richtige“ Arbeitsplätze.
Damit möchte ich sagen: die Rechnung kann nicht so einfach
sein, den Schaden der Summe jener Lohn- und Einkommenssteuer
sowie jener Sozialversicherungsbeiträge gleichzusetzen, welche
durch die Schwarzarbeit eben nicht abgeführt werden. Sondern
der wirkliche Schaden ist geringer, nur eben sehr schwer zu
schätzen.
Ob es am Ende 370 Mrd. sind oder 37 Mrd. sind, ist mir eigentlich egal. Tatsache ist, daß Schwarzarbeit eine echte Seuche ist, die immer weiter um sich greift und dabei Staat und Gesellschaft erheblich schadet. Gesellschaft deswegen, weil jeder Schwarzarbeiter wieder ein schlechtes Vorbild ist, das dazu beiträgt, daß das Problem bestehen bleibt bzw. sich ausweitet. Interessanterweise sind diejenigen, die Verständnis für Schwarzarbeit haben, häufig eher im linken Spektrum zu finden, obwohl Schwarzarbeit genau das Gegenteil von verkörpert, wofür links eigentlich steht: sozial und solidarisch.
- Wenn der Schaden tatsächlich so hoch wäre, dann würde ich
vermuten, daß man von Staats wegen alles unternehmen müßte, um
die Schwarzarbeit wirklich effektiv zu bekämpfen. Bei den von
Dir genannten Zahlen wäre dafür selbst ein zusätzlicher
Aufwand von 10 Mrd. Euro pro Jahr ein gut angelegtes Geld,
wenn dadurch daß Ausmaß auch nur um die Hälfte reduziert
würde. Anscheinend geschieht das nicht. Warum?
Klar, das Problem der Schwarzarbeit wird seitens der Behörden komplett ignoriert.
Gruß
Christian