USA und deutsche Sprache

Hallo,

ich habe neulich gehört, dass angeblich bei der Gründung der USA eine Volksabstimmung über die offizielle Sprache stattgefunden hat und Deutsch hier nur knapp hinter Englisch lag. Wäre die USA also beinahe deutschsprachig geworden?

Danke!
Thomas

Hallo Thomas!

Es gab eine regionale Abstimmung in den ehemaligen Kolonien, also nicht in den gesamten späteren USA. Die englische Sprache gewann mit einer Stimme Mehrheit. Also regional, wahrscheinlich in einem Gebiet, in dem viele Deutsche lebten.
Das war im 18. Jahrhundert. Da aber sonst in den Kolonien kaum deutsch gesprochen wurde, hätte die deutsche Sprache nicht die geringste Chance gehabt.
Man glaubt heute, daß man mit dieser Abstimmung die Kolonialmacht England beleidigen wollte und das Ganze sonst nicht ganz Ernst gemeint war.

Gruß Werner

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Nirgendwo schriftlich niedergelegt

Es gab eine regionale Abstimmung in den ehemaligen Kolonien,
also nicht in den gesamten späteren USA. Die englische
Sprache gewann mit einer Stimme Mehrheit. Also regional,
wahrscheinlich in einem Gebiet, in dem viele Deutsche lebten.
Das war im 18. Jahrhundert. Da aber sonst in den Kolonien kaum
deutsch gesprochen wurde, hätte die deutsche Sprache nicht die
geringste Chance gehabt.
Man glaubt heute, daß man mit dieser Abstimmung die
Kolonialmacht England beleidigen wollte und das Ganze sonst
nicht ganz Ernst gemeint war.

Darüber hinaus sollte aber noch gesagt werden, dass nirgendwo und niemals schriftlich niedergelegt wurde, dass Englisch (geschweige denn irgendeine andere Sprache) die Nationalsprache der USA ist.
HOFee

Darüber hinaus sollte aber noch gesagt werden, dass nirgendwo
und niemals schriftlich niedergelegt wurde, dass Englisch
(geschweige denn irgendeine andere Sprache) die
Nationalsprache der USA ist.

spanisch könnte also rein theoretisch amtssprache in kalifornien oder arizona werden?
hombre!

Ja, angeblich ist das Spanische bei der letzten Abstimmung als Amtssprache in Kalifornien nur ganz knapp gescheitert. Infolge der Zuwanderung und der unterschiedlichen Demografie kommt es in den USA zum sog. browning of america, d.h. die wasps geraten immer mehr in die Minderheit.
frank

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Ja, angeblich ist das Spanische bei der letzten Abstimmung als
Amtssprache in Kalifornien nur ganz knapp gescheitert. Infolge
der Zuwanderung und der unterschiedlichen Demografie kommt es
in den USA zum sog. browning of america, d.h. die wasps
geraten immer mehr in die Minderheit.

war glaub ich etwas anders: da ging es darum, ob englisch die erste unterrichtssprache bleibt, oder ob an schulen der unterricht komplett in spanisch abgehalten werden darf.
offenbar unterscheiden sich die latinos aber doch vom den andern einwanderern, denn obwohl ja offenbar eine mehrheit gegen spanisch als schulsprache war, wird dennoch -wie du sagst- in bälde eine mehrheit der bürger lateinamerikanischer herkunft sein in CA… ich bin gespannt. aber es ist verfassungsrechtlich nciht festgelegt, dass englisch gesprochen werden muss; das hab ich schon richtig so verstanden?

aber es ist
verfassungsrechtlich nciht festgelegt, dass englisch
gesprochen werden muss; das hab ich schon richtig so
verstanden?

Ja, meines Wissens ist das so.
HOFee

Hallo Thomas.
hallo Werner,

Eine Abstimmung, ob in Amerika (USA) Englisch oder Deutsch gesprochen werden soll, hat es nie gegeben.

Richtig ist: In Virginia hat 1794 eine Gruppe deutscher Einwanderer eine Eingabe an den Kongress gerichtet, mit
dem Ziel das Bundesgesetze auch in Deutsch gedruckt werden sollen. Anfang 1795 wurde im Repräsentantenhaus darüber
debattiert, da jedoch keine Einigung erzielt werden konnte, wurde ein Antrag auf Vertagung der Debatte gestellt, dieser wurde jedoch in einer Abstimmung mit 42 zu 41 Stimmen abgelehnt.
(Dieses Abstimmungsergebnis wurde in der Folgezeit zum, aus deutsche Sicht „schönen Märchen“, es sei über die Sprache Englisch oder Deutsch abgestimmt worden).
Das Parlament leitete die Anfrage an einen Ausschuss weiter,
der dann die Empfehlung gab, die Gesetze nur in Englisch zu veröffentlichen.
Diese Empfehlung wurde infolge durch den Kongress bestätigt
und als Gesetz verabschiedet.

Gruss
Hendrik

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Dankeschön!
Dankeschön, lieber Werner, und vor allem Dir, lieber Hendrik, für die interessanten Antworten. Meine Neugier ist befriedigt…

Hallo Hendrik!

Wenn Du denn meinst!

Dann ist also der Bericht des deutschstämmigen Deputierten
Johan Jakob Mühlenberg erlogen.
Warum sollte dieser gelogen haben, wo er doch zugibt, daß die deutsche Sprache dabei unterlegen war?

Gruß Werner

Hallo Werner,

würde mich interessieren der Bericht vom Johan Jakob Mühlenberg,
vieleicht kannst du mir den Bericht zumailen?!
Meine Information stammen aus der amerikanischen Presse. Ein
Journalist, Robert Cullen, hat diesbezüglich eine Recherche angestellt und konnte diese Nachweise führen.
Warum hat Johan Jakob nun "gelogen?
Na, ich denke lügen ist nicht das rechte Wort.
Er war wohl auf die „Eine-Stimme-Unterschied-Legende“
reingefallen. Diese baut auf der oben genannten Abstimmung
zur weiteren Behandlung des Themas auf. Besonders die
deutschen Einwanderer, die sich sprachlich benachteiligt
sahen, haben die Angelegenheit aufgebauscht und die Geschichte ein wenig umgeschrieben.
Eine offizielle Amtssprache haben die USA übrigens bis heute nicht, obwohl in der Praxis natürlich Englisch weitgehend
diese Rolle einnimmt.

Herzlichen Gruss
Hendrik

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Hallo Hendrik!

So steht Aussage gegen Aussage!
Aus dem kanadischen Buch : „Believe it or not“. Von P.G. Crean
1986.

Jetzt sag aber nicht, daß Du diesen Crean schon lange als verkappten Lügner kennst!

Gruß Werner

***

Hallo Werner,

Spaß muß sein, aber in der Rubrik Geschichte?

Ein Buch mit der Überschrift „Believe it or not“ versehen,
gehört für mich zunächst in die Unterhaltungsbranche.
Dem Leser sollte es also überlassen bleiben, die Dinge zu glauben oder nicht.
Mit vernünftiger Recherche hat es allerdings wenig zu tun.
Ich kenne den Autor Crean zwar nicht, aber man kann davon ausgehen, daß er seine Sammlung von Geschichten und Anekdoten wohl nicht so ernst verstanden wissen will (siehe Titel).

Die zugegeben weitverbreitete Legende die Crean in seinem Buch
offensichtlich weiterleben läßt, ist aber nur eine Legende.
Sie besagt nicht nur , daß Deutsch beinahe zur offiziellen Sprache des Landes erhoben worden wäre sondern auch das ein Deutschamerikaner daran schuld gewesen sei. Mal wird berichtet, daß sich dies im ersten oder dritten Kongreß (1789 beziehungsweise 1793) ereignet habe, dann wieder, daß das Parlament von Pennsylvania die Stätte der entscheidenden Abstimmung gewesen sei.
Beiden Versionen zufolge brachten einige aus Deutschland stammende Abgeordnete einen Antrag ein, Deutsch zur Amtssprache zu machen; die Abstimmung ergab Stimmengleichheit, woraufhin der ehemals deutsche Parlamentssprecher Friedrich August Mühlenberg seine entscheidende Stimme für die Beibehaltung des Englischen als Amtssprache abgab.

Die Geschichte ist zwar eindrucksvoll, vor allem auch, weil sie einen Deutschamerikaner je nachdem, welche Einstellung man hat, in die Rolle eines Superpatrioten oder eines Verräters an der deutschen Sprache drängte, aber wenn man nachforscht läßt sie sich nicht mit Fakten belegen.

Mühlenberg, einer der beiden Söhne von Pastor Heinrich Melchior Mühlenberg, dem Begründer der ersten Lutherischen Synode in Amerika, war wohl Sprecher des 1789 gewählten ersten und des 1793 gewählten dritten Kongresses und wohl auch vorher schon gelegentlich Präsident der Assembly von Pennsylvania.
Aber eine genaue Nachprüfung seiner parlamentarischen Laufbahn ergibt, daß er nur ein einziges Mal eine entscheidende Stimme bei Stimmengleichheit abgab, wobei es allerdings um eine ganz andere Frage ging.

Du solltest mal prüfen wer dieser Johan Jakob Mühlenberg war!?

Somit komme ich zu den Schluß, daß hier nicht Aussage gegen Aussage steht, sondern Recherche (Robert Cullen ) gegen Kuriositäten (P.G. Crean).

Gruss
Hendrik

PS.:
Vor Jahre habe ich mal ein „Museum“ in Florida besucht,
„Ripley’s Believe it Or Not“.
Hier wurden Berichte dargestellt, die zum Teil ausgestellt waren, die m. E. oft aus fehlenden Kenntnissen von Zusammenhängen falsch wiedergegeben waren. Es stand mehr die „Sensation“ im Vordergrund. Mit Museum, in unserem Sinne, hatte das Ganze nicht viel gemein.

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