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Hallo Werner,
Spaß muß sein, aber in der Rubrik Geschichte?
Ein Buch mit der Überschrift „Believe it or not“ versehen,
gehört für mich zunächst in die Unterhaltungsbranche.
Dem Leser sollte es also überlassen bleiben, die Dinge zu glauben oder nicht.
Mit vernünftiger Recherche hat es allerdings wenig zu tun.
Ich kenne den Autor Crean zwar nicht, aber man kann davon ausgehen, daß er seine Sammlung von Geschichten und Anekdoten wohl nicht so ernst verstanden wissen will (siehe Titel).
Die zugegeben weitverbreitete Legende die Crean in seinem Buch
offensichtlich weiterleben läßt, ist aber nur eine Legende.
Sie besagt nicht nur , daß Deutsch beinahe zur offiziellen Sprache des Landes erhoben worden wäre sondern auch das ein Deutschamerikaner daran schuld gewesen sei. Mal wird berichtet, daß sich dies im ersten oder dritten Kongreß (1789 beziehungsweise 1793) ereignet habe, dann wieder, daß das Parlament von Pennsylvania die Stätte der entscheidenden Abstimmung gewesen sei.
Beiden Versionen zufolge brachten einige aus Deutschland stammende Abgeordnete einen Antrag ein, Deutsch zur Amtssprache zu machen; die Abstimmung ergab Stimmengleichheit, woraufhin der ehemals deutsche Parlamentssprecher Friedrich August Mühlenberg seine entscheidende Stimme für die Beibehaltung des Englischen als Amtssprache abgab.
Die Geschichte ist zwar eindrucksvoll, vor allem auch, weil sie einen Deutschamerikaner je nachdem, welche Einstellung man hat, in die Rolle eines Superpatrioten oder eines Verräters an der deutschen Sprache drängte, aber wenn man nachforscht läßt sie sich nicht mit Fakten belegen.
Mühlenberg, einer der beiden Söhne von Pastor Heinrich Melchior Mühlenberg, dem Begründer der ersten Lutherischen Synode in Amerika, war wohl Sprecher des 1789 gewählten ersten und des 1793 gewählten dritten Kongresses und wohl auch vorher schon gelegentlich Präsident der Assembly von Pennsylvania.
Aber eine genaue Nachprüfung seiner parlamentarischen Laufbahn ergibt, daß er nur ein einziges Mal eine entscheidende Stimme bei Stimmengleichheit abgab, wobei es allerdings um eine ganz andere Frage ging.
Du solltest mal prüfen wer dieser Johan Jakob Mühlenberg war!?
Somit komme ich zu den Schluß, daß hier nicht Aussage gegen Aussage steht, sondern Recherche (Robert Cullen ) gegen Kuriositäten (P.G. Crean).
Gruss
Hendrik
PS.:
Vor Jahre habe ich mal ein „Museum“ in Florida besucht,
„Ripley’s Believe it Or Not“.
Hier wurden Berichte dargestellt, die zum Teil ausgestellt waren, die m. E. oft aus fehlenden Kenntnissen von Zusammenhängen falsch wiedergegeben waren. Es stand mehr die „Sensation“ im Vordergrund. Mit Museum, in unserem Sinne, hatte das Ganze nicht viel gemein.
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