Fensterputzen

Ich habe gerade einer Anfrage eines Communitymitglieds diese Antwort hier geschrieben.
Sie ist etwas ausführlicher geworden als geplant und wohl auch wert, hier gepostet zu werden.

Wer das schon alles weiss oder nicht vorhat, seine Fenster jemals zu putzen, kann das gern überlesen. Vielleicht hilfts ja trotzdem dem ein oder anderen.

Hier der Text:

Hi

Ich putze zweimal die Woche professionell Fenster oder Glasflächen als studentische Aushilfe neben dem Studium. Ich schreibe hier mal eine ausführlichere Anleitung, die ich auch woanders posten kann.

Alle Fensterputzer, die ich kenne benutzen einen Einwischer mit abnehmbarem Bezug, einen Abzieher mit austauschbarer Gummilippe und fusselarme Leder/Leinentücher zum Abledern der Ränder.

Als chemisches Mittel ist Spülmittel die beste Wahl. Das billigste tut es genauso gut wie das teuerste. Wir nehmen immer einen Spritzer AKUTA-Aldi-Spülmittel (jedes andere ist auch gut, die unterscheiden sich nur im Geruch beim putzen ^^) auf einen Eimer Wasser.

_Arbeitsmaterialien._

Teure Variante :
mercateo.com/p/474-038798/Vermop_Fensterreinigungs_Set_88249.html
(wer will schon soviel Geld für ein wenig mehr an Qualität ausgeben!?)

*Mein eigenes Equipment* (kann ich nur empfehlen ^^):
fensterputzer-direkt.de/ic/UNG-PR250-450.html
fensterputzer-direkt.de/ic/UNG-RR250-990.html
fensterputzer-direkt.de/ic/UNG-NC350-450.html
fensterputzer-direkt.de/ic/UNG-SR04K.html
…und ein Leder zum „abledern“ der Scheibenränder:
fensterputzer-direkt.de/ic/ETT-90007-1-10.html

Anm.: Ich kenne den oberen Laden sowie „fensterputzer-direkt“ nicht und stelle die Links nur als Produktbeispiele hier ein. Sie sollten sich die Materialien möglichst von einem Anbieter vor Ort kaufen, da dort die Verbrauchsgüter, wie Gummilippe und Einwischerbezug oder gegebenenfalls auch eine passende Teleskopstange erhältlich sind und damit sie selbst sehen, ob für sie 35cm oder 45cm, Metall oder Hartplastik angenehmer ist. Meist kann man auch auch bei dem Gerät mühelos umtauschen. Nebenbei kann man auch noch fragen nach einem Köcher mit Gürtel, einer rasiermesserscharfen Klinge zum „abklingen“ der Scheibe oder anderen Dingen, die einem beispielsweise beim Köcher wieder (für meinen Job wertvolle) Sekunden Zeitersparnis bringen. *Man will es ja möglichst schnell und mit guter Laune hinter sich bringen.*

In einem normalen Haushalt reicht ein Leder. Bei Bedarf kann man noch sein (frisch gewaschenes!) Geschirrtuch nehmen, wenn es qualitativ gut ist, einen Mikrofaserlappen für ´nen Euro bei Aldi kaufen (die sind richtig gut für Rahmen, ordentlich feucht machen!) oder ein gutes fusselarmes Leinentuch kaufen.

Ich empfehle den meisten Kunden, die mich fragen, drei oder vier Euro mehr auszugeben für oben gezeigte Wechselsysteme, bei denen man die Lippe und den Einwischerüberzug auswechseln kann. Das spart spätestens beim ersten Wechsel viel Geld und sichert eine gute Qualität, da diese Produkte für professionelle Anwendungen hergestellt werden.

Die Technik läuft ungefähr so ab:

  • Scheibe einwischen mit dem Einwischer
  • hartnäckige Flecken wegschrubben mit einem Ende des Einwischers (teilweise „abklingen“)
  • Rahmen Einwischen (meist reicht ein Nassmachen des Rahmens)
  • Rahmen trocken putzen (ausser der unteren Seite natürlich)
  • das Fenster abziehen in halbkreisförmigen Bewegungen
  • schnell den unteren Rahmen abwischen bevor etwas runter läuft
  • die Seiten abledern
  • mit einem oder zwei Schritten zurück prüfen ^^

Das Ganze dauert im Regelfall zwischen 60 und 120 Sekunden bei einer normalen, durchschnittlich verschmutzten, gut zugänglichen Scheibe. Bei mehr Verschmutzung muss halt öfter abgezogen werden nachdem man die hartnäckigen Flecken weiter abrubbelt bzw. auch einweicht. Oder man erkennt sofort das Ausmaß der Verschmutzung und rubbelt (nass!!!) die Flecken weg vor dem ersten Abziehen, was den Zeitaufwand verringert.

Der Rahmen verdient manchmal auch besondere Aufmerksamkeit. Die Devise lautet: Mehr Wasser!!! Wird der Rahmen nicht beim ersten Abwischen sauber muss mit viel Wasser gearbeitet werden, da der Staub sich langsam löst. Das hört sich komisch an, ist aber gerade bei Kunststoff nicht zu verachten. Die schlimmsten Flecken sind dann die, die wegen Wassermangel den Staub konzentriert wieder auf dem Rahmen abbilden in Schlieren und ungleichmäßigen Schattierungen. Im Zweifelsfall kann man auch mit Kunststoffreiniger wie Wekanol nachhelfen.

Warnung:

  • niemals mit Essig an die Gummidichtungen gehen, die Gefahr, dass das Fenster undicht wird und von innen beschlägt und blind wird, ist zu gross.
  • keine harten Reiniger auf den Rahmen geben

Niemals aber sollte man mit dem Tuch nach dem Abziehen auf die Scheibe gehen. Dadurch wird der hauchdünne Film an Spülwasser zerstört, der das Fenster nachhaltig gegen Wasserflecken schützt und auf jeden Fall Staub auf die Scheibe gebracht.

*Die Technik braucht viel Übung, die sich nachher aber in der enormen Zeitersparnis rechnet.*

Vor allem das Abziehen will geübt werden, wobei ich nach zweieinhalb Jahren immer noch etwas verbessern kann. Nach 5-10 mal abziehen sollte es aber schon ansehnlich funktionieren. Nach hundert bis zweihundert Fenstern wird man dann sicher (kleiner Scherz).
Hier mal ein Video, wie das nachher aussehen kann, wenn man den Rahmen komplett weg lässt:

Es gibt viele Techniken aber nur die von mir beschriebene lässt sich mit wenig Arbeitsmaterial oft hintereinander anwenden. Hier mal ein paar andere „Techniken“:

  • Einsprühen und /das Fenster komplett abwischen/ (Fusseln und Streifen sind unvermeidlich, spätestens ab der zweiten Scheibe)
  • Fenster „abwaschen“ und dann mit /Zeitungspapier abtrocknen/ (hinterlässt Streifen und macht auf Dauer die Scheibe lichtundurchlässiger)
  • Einwischen und /einfach von oben nach unten abziehen/ (senkrechte Streifen unvermeidlich, das immer neue Ansetzen des Wischers birgt die Gefahr des Tropfens und eines verschmierten Ansatzes)

Hier mal ein übles *Negativbeispiel*:

  • Spiritus nur bei Minusgraden…den Gestank bekommen sie kaum noch aus dem Haus ^^
  • gerade abziehen ist amateurhaft und nicht gründlich, nur bei scher zugänglichen Scheiben sinnvoll
  • heisses Wasser ist genauso wenig ein Problem wie lauwarmes Wasser (nur Spiritus verdunstet…Spülmittel nicht)
  • Glasveredeler ist in jedem Spülmittel enthalten obwohl es mittlerweile gute Nanoversiegler gibt, womit ich mich aber weniger auskenne
  • man sollte sich lieber fragen, ob man das richtige Arbeitsmaterial verwendet anstatt 2 Minuten zu prüfen ob das Wasser die richtige Temperatur hat ^^

Hoffe, man kann damit etwas anfangen.

Grüsse,
Tobias