Grundeinkommen
Hallo Tobi,
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,386396,00.html
Wie realistisch ist so was?
der Grundidee nach durchaus realistisch, so wie allerdings Herr Werner dies in dem verlinkten Interview vorschlägt ist es vollkommen unrealistisch.
Ich würde mit 1200 € im Monat sofort aus D verschwinden. In
Indonesien bspw. kann ich dafür wie ein König leben. Warum
sollte ich in Deutschland bleiben?
Geht doch nicht, weil das Grundeinkommen nur in Deutschland lebende Personen beziehen können, was klar ist, weil es sich ja vollständig über Konsumsteuern refinanzieren soll.
Zitat:
Aber nicht nur für die Bedürftigen würde sich viel ändern:
ja, es würde sich für wirklich Bedürftige vieles enorm verschlechtern; Herr Werner betont ja selbst, dass das Grundeinkommen in etwa auf Höhe des Hartz-IV-Satzes liegen würde, wenn man die dadurch gestiegenen Konsumausgaben gegenrechnet (nur als Kaufkraft hat die Einkommenshöhe ja einen Sinn, nicht also bloße Zahl).
All diejenigen, die dann nicht zum Grundeinkommen hinaus (1200 Euro klingt ja hoch, ist es aber nicht hoch, wenn man gegenrechnet!) einen Verdienst haben, können dann mit dem Grundeinkommen unmöglich auskommen, wenn sie z.B. auf Grund von Behinderungen und Krankheiten und etc. einen erhöhten Bedarf zur Lebensführung besitzen …
Möglichkeit 1: diese Gruppen würden ein höheres Grundeinkommen bekommen, dann wären wir aber durch die Hintertür wieder dort wo wir heute sind, bei der Bedarfsorientierung der Transferleistungen.
Möglichkeit 2: wir könnten dann auf Medikamente, Pflegeleistungen, etc. eine geringere (vieleicht sogar negative) Konsumsteuer veranschlagen, so dass das Grundeinkommen dann langen würde.
Problem: es ist sehr schwierig eine solche Positivliste zu erstellen, außerdem hätten wir den ganzen Verwaltungsaufwand dann halt in diesem Bereich.
Möglichkeit 3: Wir sagen: So what, scheiß auf die Alten und Kranken, die müssen halt schauen, wie sie mit ihrem Grundeinkommen hinkommen; wir machen da halt auf freiwillige Charity …
Problem: das wäre die vollständige Auflösung des Sozialstaats (obwohl „Grundeinkommen“ ja auf den ersten Blick irgendwie nach Ausweitung des Sozialstaats klingt, ist es eigentlich das genaue Gegenteil)
Nichts gegen eine Meerwertsteuererhöhung, aber diese müsste ja
so massiv sein, dass jeder im Ausland einkaufen gehen würde
(ich habe schon jahrelang keine Klamotten mehr in D gekauft).
Das ist auch so ein Punkt: in diesem Modell müssten unglaublich harte Zollschranken aufgebaut werden, weil sonst die Konsumsteuern ausgehebelt würden, damit aber die einzige Einnahmequelle des Systems.
Was wäre die Folgen: enorme Überwachung der Landesgrenzen und des Güterverkehrs innerhalb unseres Landes, enorme Überwachung von Schwarzarbeit, etc., weil dadurch ja nicht nur 16,19, oder sonstwas Prozent an MWST draufgehen würden, sondern die Finanzierbarkeit des ganzen Systems daran hängen würde (der an anderen Stellen eingesparte Verwaltungsaufwand würde zu einem guten Teil in diesen Überwachungsappart verschoben).
Und nochwas: Was machen wir mit Selbstversorung?
Im Grunde müssten wir jeden Kleinbauern oder Hobbyärtner kriminialisieren, weil die Selbstversorgung ja der Super-GAU dieses Systems wäre. Nicht-Kaufen wäre in gewisser Weise Steuerhinterziehung oder sogar „politischer Widerstand“ …
Insgesamt denke ich, dass sich dieses Modell auf den ersten Blick zwar wahnsinnig „sozial“ und „liberal“ anhört, genau das Gegenteil dessen aber ist.
Auf der anderen Seite sind natürlich schon einige einzelne Punkte daran interessant, z.B. der, dass technologischer Fortschritt viel besser greifen würde, wenn er nicht immer wieder dadurch behindert würde, dass unter ihm einige Berufssparten zu leiden hätten und darum auch politisch dagegen arbeiten: z.B. Bergbau, Landwirtschaft, etc., oder die Grundidee eines „Grundeinkommens“, die Idee, dass insgesamt deutlich mehr Wohlstand geschaffen werden könnte, wenn man die Verwaltungsausgaben reduzieren könnte, etc.
Viele Grüße
franz