Hallo zusammen,
meine Tochter hat einen neuen Religionslehrer bekommen. Er ist Vikar und aktuell im Schulpraktikum unserer Grundschule. Im letzten Jahr hat er sein Studium beendet und wurde nun auf die Grundschulkinder losgelassen. Bei den Kindern hat er das Image, im Unterricht sehr streng zu sein. Bei der Notengebung ist er das gleichermaßen: Meiner Tochter verpasste er im letzten Zeugnis (3. Schuljahr) ein ausreichend.
Als wir das Zeugnis sahen, kippten wir allesamt erst einmal hintenüber. Zu keiner Sekunde hatten wir im Vorfeld die Information zu dieser drohenden schlechten Note erhalten. Leistungsnachweise in Form von Tests oder Arbeiten gab es in diesem Fach nicht, die diese schlechte Note hätten (messbar) rechtfertigen können.
Ich bat die Klassenlehrerin um ein Elterngespräch. Auf den Vorfall angesprochen erklärte auch sie, entsetzt gewesen zu sein als sie die Note gesehen habe. Sie hätte sie erstmals beim Schreiben der Zeugnisse gesehen, hätte sogar eigens noch einmal beim Religionslehrer nachgefragt, ob es sich nicht um einen Fehler handelte. Der Lehrer entgegnete, die Note habe ihre Richtigkeit, unsere Tochter würde kein Interesse an seinem Unterrichtsstoff zeigen, mit anderen Kindern quatschen und das würde er nun einmal so bewerten.
Auf die Frage der Lehrerin, warum er denn im Vorfeld dazu nichts gesagt habe, meinte er nur, er habe die Kinder davon unterrichtet und das müsse ausreichen. Wie gesagt handelt es sich um Kinder des 3. Schuljahres, die sind 8 Jahre alt. Er selber ist absoluter Berufsanfänger, für mich auch eher Kirchenmann als Pädagoge.
Meine Tochter behauptet steif und fest, sie habe zum ersten Mal von der Vier über das Zeugnis erfahren. Da sie bei so etwas eigentlich nicht lügt, kann ich mir das nur so vorstellen, dass sie am Tag der Besprechung gefehlt hat. Ich weiß nämlich, dass der Lehrer mit anderen Kindern über die Noten tatsächlich gesprochen hat - dies erzählte mir eine befreundete Mutter. Da wir in der Zeit allerdings diverse Fehlzeiten hatten, wäre das nicht unbedingt ein Widerspruch zur Version meiner Tochter. Sie hat zudem keinen wirklichen Bezug zu Noten (wie so viele 8-jährige eben) - allerdings gilt das bei ihr für schlechte und gute Noten gleichermaßen. Hier ist jedenfalls keine Berechnung im Spiel.
Nun wüsste ich gerne mal eure Meinung zu dieser Art der Bewertung, denn ich habe den Lehrer um einen Gesprächstermin gebeten. Keinesfalls möchte ich ein solches Vorgehen noch einmal haben. Sollte eine schlechte Note drohen, erwarte ich, einen Hinweis darauf zu erhalten. Ich habe keine Lust, dass uns dieser Lehrer den Notenschnitt versaut. Das (über)nächste Zeugnis ist nämlich Bewertungsgrundlage für die Empfehlung für die weiterführende Schule.
Bin ich zu anspruchsvoll? Muss ich die Aussage so hinnehmen, dass die Info lediglich an die Kinder ausreicht? Und sofern Grundschullehrer hier mit an Bord sind: Wann würdet ihr ein Ausreichend (in Religion) vergeben? Und kann ein studierter Theologe so einfach als Lehrer an einer Schule angestellt werden und rechtsverbindliche Noten geben? Er selber bezeichnet seinen Einsatz an der Schule ganz hochoffiziell als Praktikum.
Danke schon jetzt für Antworten, Gruß
Kirsten