Tipp: Hebräisch zitieren mit dem PC

Hebräisch fehlerfrei & verständlich schreiben mit dem Computer


Um einzelne hebräische Schriftzeichen → ב [Präposition „in“/„an“], Wörter → ראשית [„Anfang“] oder Wortverbindungen → בראשית ברא [„Am Anfang | er hatte erschaffen (gehabt)“] in einen Online-Editor (wie diesen hier von w-w-w) einzufügen, eignet sich gut z.B. die Hebräische Tastatur online, für längere Texte z.B. die Virtuelle Tastatur mit einem größeren Eingabefeld.


Einen bereits punktierten Text → בְּרֵאשִׁית בָּרָא wie hier aus der digitalen BHS-Version des Cod. Leningradensis B19A ungeprüft mit copy&paste einfach einem Beitrag hinzuzufügen, wäre, wenn überhaupt, nur eine sehr schlechte Lösung:

Die hebräischen Texte (Software/Bookware) der Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS) wären nur eine Version (von mehreren) des handschriftlichen Quelltextes und entgegen der Beteuerung in deren 5. verbesserten Druckauflage von 1997, dass der Text nun mit dem des Codex Leningradensis B19A übereinstimmen würde, fänden sich immer noch und z.T. erhebliche Abweichungen, ganz zu schweigen von den Entgleisungen ihrer Vorgängerin, der BH³ (Ed. R. Kittel / P. Kahle, BHK), deren Anmerkung zum ersten Schriftzeichen der Tora → ב man schlicht­weg als Irreführung bezeichnen muss, und deren Eigenmächtigkeiten und Druckfehler auch in die dazugehörige Konkordanz (G. Lisowski / L. Rost) eingeflossen waren; in beiden Editionen (BHK & BHS) völlig daneben (d.h. unbrauchbar) die Masora.

Eine andere Version des Codex Leningradensis B19A wäre z.B. der Westminster Leningrad Codex (WLC), ebenfalls als Software (u.a. online) wie auch als Bookware (u.a. als PDF, kostenlos zum Ausdrucken) angeboten, zwar ohne Masora und ohne kritischen Apparat (der bei BHK & BHS auch nur mangelhaft wäre), dafür aber gewissenhafter und, gemäß der Vorlage, mit dem Zeichen „Rafe“, einem waagerechten Strich über dem Schriftzeichen, das demzufolge bei einer Lesung nicht hörbar sein soll (fehlt bei BHK & BHS, außer vereinzelt in den Dekalogen).
Abweichungen zwischen dem WLC und der BHS (soweit bereits erschienen auch der BHQ)

Der originale Wortlaut des Leningradensis B19A (als ältester vollständiger Textzeuge heute Referenz für den „Textus Masoreticus“ in seiner Version nach B. Ascher), hier die Dritte im Bund, wäre als allgemeine Textvorlage ebenfalls nur wenig geeignet - außer es beträfe konkret eine seiner bisweilen, jeweils aus bestimmtem Anlass, demonstrativ andersgearteten Präsentationen des Textes (so z.B. לע ° לם statt לעלם in Ex 3,15 gemäß jüdischer Lehre), die weder in BHS und WLC übernommen, noch dort als Abweichung vermerkt wurden, und auch nicht in früheren oder späteren Handschriften tiberischer Tradition zu finden wären - denn die Punktation, insbesondere die Kantillation (Akzent „Meteg“), war ungenügend ausgearbeitet worden, vermutlich ähnlich wie schon in seinen Vorlagen: Abschriften des Codex Aleppo

Die von diesen v.g. Texten gebotene Vokalisation und Interpunktion, erfunden und eingeführt (erst!) vor ca. 1100 Jahren in Tiberias am See Genezareth, stellt einen sehr schweren Eingriff in den für viele Menschen heiligen Text dar, der nach den grammatischen Regeln anders vokalisiert und eingeteilt auch eine gänzlich entgegengesetzte Aussage haben könnte. Die in jüdischen Synagogen verwendeten maßgebenden Schriftrollen sind unpunktiert, ließen deutungs- und übersetzungstechnisch einen sehr großen Spielraum!


Ohne Zweifel gibt es auch Fragen und Themen zu punktierten Texten. Die eingangs vorgestellten Online-Tastaturen kennen zwar nur die hebräischen Schriftzeichen, es lassen sich aber, beispielsweise jeweils über die „Zeichentabelle“ in den gängigen Betriebssystemen Windows und Ubuntu oder aus geeigneten Listen mit Sonderzeichen im Internet, den hebräischen Schriftzeichen mit copy&paste die gewünschten Vokale und Akzente hinzufügen, im Eingabefeld jeweils hinter den Zeichen eingefügt (Schreibrichtung v.r.n.l.), unter denen sie stehen sollen.

Hebräisch lässt sich nicht konkordant oder aus Wörterbüchern übersetzen! Einen groben Überblick des Inhalts, welches hebräische Wort welche Bedeutung trägt, bietet die Online-Interlinearübersetzung mit dem hebräischen Text des WLC und nicht selten christlich-dogmatisch bedingten falschen Übertragungen (leider nur Hebräisch-Englisch); der Umschrifttext wäre vollkommen unbrauchbar.

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Vielen Dank für die Linksammlung. Um die im Tipp vorgenommenen Bewertungen hinsichtlich der Güte der Texte einschätzen zu können, wäre es ratsamer gewesen, wenn der Tipp-Autor sich nicht hinter dem „Anonym“ versteckt hätte.

Beste Grüße

Oliver

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Hebräisch zitieren

Hallo @Semsi,

natürlich benutzt man für nicht-lateinische Zeichensätze (und nicht bloß für Hebräisch) die virtuellen Tastaturen. Zumindest wenn man griechisch ohne Akzente oder hebräisch unpunktiert schreiben will (was für fast alle Diskussionen, die seit 15 Jahren in diesem Brett stattgefunden haben, allemal reicht). Für andere Schriften, insbesondere antike, die religionswissenschaftlich relevant sind, gibt es ggf. andere Möglichkeiten für diesen Editor hier. Am einfachsten benutzt man dafür natürlich direkt UniCode.

Für längere Zitate aus dem Tanach in entsprechend relevanten Diskussionsbeiträgen wird man am besten die Onlineversion des Westminster Leningrad Codex zu Rate ziehen, den du bereits verlinkt hast. Der reine Konsonantentext genügt für die meisten Zwecke. Die Versionen auf bibelserver.com und bibelwissenschaft.de nur zur Not, weil nicht sehr zuverlässig.

Wer Bibel-Hebräisch kann (und wer es nicht kann, warum sollte der Hebräisch zitieren!?), wird ggf. die Transliteration natürlich eh selbst erstellen. Ich habe das jedenfalls immer so gemacht in diesem Brett. Online-Versionen, wie z.B. auf biblehub.com sind mit Fehlern nur so übersät. Bei Letzterer gilt das insbesondere auch für die - zunächst sehr praktisch erscheinende - Interlinear-Übersetzung: Sie ist oft sehr fragwürdig, ebenso oft auch regelrecht fehlerhaft. Allerdings ist die dortige Konkordanz zu jeder Vokabel mit ihrer Diskussion bei Strong’s für Studienzwecke sehr nützlich. Hebräischkenntnisse natürlich auch hier vorausgesetzt.

Was du dagegen mit dieser unsäglichen „Online-Interlinearübersetzung“ willst, fragt man sich dann doch: Das ist weder eine Transliteration, noch eine Transkription. Hanebüchen schon deshalb, weil sie vorgibt, das zu sein.

Alles andere, was du zu der (Un-)Zuverlässigkeit von BHS und BHK und ihrer Wiedergabe des CL schreibst, hat mit der Empfehlung für Zitate in Diskussionsbeiträgen wenig zu tun. Es sei denn, genau das sei mal Gegenstand der Fragestellung. In 15 Jahren ein einziges Mal vor Jahren in einer Diskussion zwischen dir und mir :slight_smile:

Gruß
Metapher

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Bitte schön, gern geschehen. :smile:

Zu den von mir in diesem Tipp vorgenommenen (i.d.R. negativen) Bewertungen hinsichtlich bestimmter Qualitäten der von mir (unter mehreren) ausgewählten drei bzw. vier Versionen des heutigen „Textus Masoreticus“ (B19, BHK, BHS, WLC) war ich bemüht, wenigstens jeweils zwei Beispiele für meine „Behauptungen“ anzuführen, sofern die Umstände einer Zweifel- oder Mangelhaftigkeit nicht schon irgendwo, z.B. in den Vorworten der Editionen, breitgetreten oder in der Fachliteratur bekanntgegeben worden waren, ohne dabei meinen eigentlichen Tipp übermäßig zu belasten.

Allem Anschein nach war ich vom Weg ab, immer tiefer in den Wald und zu einer Wiese mit vielen hübsch bunten toxischen Blümchen gekommen … Danke fürs Wecken! :sparkles:

Um die im Tipp vorgenommenen Bewertungen hinsichtlich der Güte der Texte einschätzen zu können, wäre es natürlich notwendig gewesen, zu einem Vergleich auch die im Judentum allgemein anerkannten Textfassungen bzw. deren Ausgaben zu erwähnen.


Als uneingeschränkt autoritativ können bezeichnet werden die (z.T. nur noch fragmentarisch) erhaltenen Torarollen der Synagoge in Erfurt (heute Staatsbibliothek zu Berlin):

SBB Ms. or. fol. 1215 = Erfurt VI (ca. 13. Jh.)
SBB Ms. or. fol. 1216 = Erfurt VII (ca. 14. Jh.)
SBB Ms. or. fol. 1217 = Erfurt VIII (ca. 14. Jh.)
SBB Ms. or. fol. 1218 = Erfurt IX (ca. 14. Jh.)

Kurzbeschreibung dieser Rollen in:
A. Jaraczewsky, Die Geschichte der Juden in Erfurt (1868)
M. Steinschneider, Die Handschriften-Verzeichnisse der Königlichen Bibliothek zu Berlin (1897)

Eventuell auch die (nur) von der jüdischen Gemeinde in Erfurt verwendeten Codizes, deren Lesarten (einschließlich der des heute größtenteils zerstörten ersten Bandes) in der kritischen Ausgabe von J. H. Michaelis zu finden wären:

SBB Ms. or. fol. 1211 = Erfurt II (um 1343)
SBB Ms. or. fol. 1212 = Ms. Erfurt III (ca. 13. Jh.)
SBB Ms. or. fol. 1213 = Ms. Erfurt IV (ca. 12. Jh.)
SBB Ms. or. fol. 1214 = Ms. Erfurt V (ca. 13. Jh.)


Eine relativ hohe Wertschätzung genießt die bisweilen sogar heute noch verwendete Zweite Rabbinerbibel von 1524/25, nach dem Namen ihres Druckers (D. Bomberg, Venedig) auch „Bombergiana“ genannt, ein von B. Chajim aus spätmittelalterlichen Handschriften zusammengestellter und verbesserter Text (d.h. ohne direkte historische Vorlage):

Bombergiana Bd. I, Genesis bis Deuteronomium
Bombergiana Bd. II, Josua bis 2. Könige
Bombergiana Bd. III, Große und Kleine Propheten
Bombergiana Bd. IV, Schriften, mit Rut und Daniel

Moderne Ausgaben dieses Textes - mit Verbesserungen offensichtlicher Fehler und ohne Targum, Kommentar und Masora - als Ausgangstext für kritische Vergleiche (mit Apparat):

C. D. Ginsburg, Tanach (vollständig), Bde. I&II (1894)
C. D. Ginsburg, Pentateuch (1908²)
C. D. Ginsburg, Frühere Propheten (1911²)
C. D. Ginsburg, Spätere Propheten (1911²)
C. D. Ginsburg, Buch der Psalmen (1913²)

R. Kittel, Biblia Hebraica Bd. I, Genesis - 2. Könige (1912²)
R. Kittel, Biblia Hebraica Bd. II, Jesaja - 2. Chronik (1909²)

H. Torczyner bevorzugte für seine (mittelmäßig bis schlechte) Übersetzung des Tanach ins Deutsche die Ausgabe von M. Letteris, ebenso auch U. Cassuto für seine Kollation der von dieser Textversion abweichenden Lesarten des Codex Aleppo. Die Edition des Aleppo Codex von Cassuto wurde kurz nach ihrem Erscheinen wieder zurückgezogen, Exemplare in Antiquariaten sind kaum zu finden.


Großer Beliebtheit erfreuten sich (zwangsläufig) die hebräischen Drucke der Familie Soncino: Am bekanntesten die dritte Ausgabe eines (vollständigen) Tanach von 1494, die auch M. Luther stellenweise für (nicht immer gelungene) Verbesserungen seiner Bibelübersetzung benutzte. Die erste Ausgabe eines (vollständigen) Tanach um 1488 ebenfalls von Soncino …

Anders als wie es J. G. Eichhorn in seiner Einleitung ins Alte Testament den unwissenden Lesern suggerieren wollte, übersetzte Luther in Wirklichkeit nur wenige Stellen des hebräischen Textes, die Grundlage seiner Bibel war eine Übersetzung der lateinischen Vulgata. Die vom mehrheitlichen hebräischen Text abweichenden Sonderlesarten der Ausgabe von Brescia 1494 wären in Ginsburgs o.g. kritischer Edition in dessen Apparat mit dem Sigel ד"י aufgeführt, hielten sich im normalen Rahmen und beträfen nicht die charakteristischen Unterschiede zwischen der Vulgata und dem Masoretischen Text, auf die Eichhorn angespielt hatte.


Nach einer von M. Maimonides losgetretenen Welle der Sympathie wohl auch der Codex Aleppo (?)

Ein Vergleich der unterschiedlichen Schreibweisen von Dtn 32,6aα würde nahelegen, dass der Cod. Leningradensis B19 kein getreuer Textzeuge des Cod. Aleppo wäre (in der Fachliteratur wurden die Abweichungen dem Leningradensis unverständlicherweise als „Mängel“ angelastet), sondern eine kleine Verbesserung darstellen würde: Eine isolierte Fragepartikel gäbe es grammatisch nicht und eine (dann falschgeschriebene) Interjektion hätte die entgegengesetzte Bedeutung wie eine Frage.
Zudem hatte der Cod. Aleppo damit die zweite Hälfte der Tora um ein Wort erweitert, was zwar an der festgelegten „Mitte der Schriftzeichen“ in der Tora (Lev 11,42aα על־גחוֹן) nichts ändern, die festgelegte „Mitte der Wörter“ in der Tora (Lev 10,16a דרש) aber ins Nichts verschieben würde. Wahrscheinlich deswegen auch der bereits eingangs erwähnte Unfug in der ersten Hälfte der Tora (Ex 3,15b) im Cod. Leningradensis B19 …


Konsonantentext und Vokalisation sind zwei verschiedene Dinge: Der heutige Zustand des Tanach ist traurig genug - man sollte es nicht noch schlimmer machen, womöglich im Widerspruch zur eigentlich beabsichtigt gewesenen Fragestellung … wer würde derartige Posts ernsthaft beantworten wollen?

Online-Tastatur & Unicode-Zeichentabelle



:ghost: :cocktail:

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Vielen Danke für die weitere Linksammlung und die Aufhebung der Anonymität.

Eine Frage habe ich noch:

Welchen Textzeugen würdest Du als eine authentische Quelle von Gottes Wort verwenden? Bitte mit Begründung. Bitte keine Ausflüchte von wegen, Du seist nicht gläubig, sondern bitte angeben, welchen Textzeugen Du für authentisch hältst oder zumindest am nächsten dran an der „Wahrheit“. Bitte einen Textzeugen angeben, der Deiner Meinung nach der zuverlässigste ist.

Beste Grüße

Oliver

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Bitte. Wollte eigentlich weiter unerkannt bleiben, hatte bloß das Häkchen vergessen: :ballot_box_with_check:

Bei mir ist’s nicht anders als wie bei vielen Leuten, die ich kenne, wie ich es auch manchmal erst nach Jahren der Bekanntschaft feststellen konnte: Man hat eine vom Großvater oder Urgroßvater usw. geerbte „Familienbibel“; katholische Übersetzungen oder Lutherbibeln, die Elberfelder aus dem 19. Jahrhundert, von fast druckfrisch und vollständig über gebraucht bis bearbeitet mit handschriftlichen Eintragungen und fehlenden Seiten.

Unsere ist eine Handschrift, ich frage mich noch immer, warum sie zwischenzeitlich niemand weggeschmissen hatte. Inhaltlich - auf den ersten und zweiten Blick - schauderhafter Nonsens; Juden hätten sie, wenn der Name nicht dringestanden hätte, längst verbrannt oder anders entsorgt. Mein Geschmack trifft sie auch nicht, habe sie daher abgeschrieben, den Text übersichtlich und brauchbar angeordnet (mit Platz für einen Apparat), Fehler verbessert und Lücken ergänzt, die Punktation nach spanischem Vorbild erweitert. Ich halte sie jetzt für das Beste, was es an Textzeugen für die Tora und den Anfang der früheren Propheten überhaupt geben könnte, an Genialität nicht zu überbieten!

Alles andere kann man nehmen, wie es ist.

BG
Semsi

Wie gesagt: Deine Linksammlungen sind nützlich, aber das Drumherum solltest Du auf ein Minimum reduzieren.

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Nicht besonders wertvoll:

Ms. or. fol. 1210 = Erfurt I = Erfurt 1a (um 1343)

Hallo @Metapher,

natürlich haben meine obigen Anmerkungen über die (Un-)Zuverlässigkeit von BHK, BHS und WLC und ihrer (vermeintlichen) Wiedergabe des Leningrad. B19 mit einer grundsätzlichen Empfehlung für Hebräisch-Zitate in Diskussionsbeiträgen nur sehr wenig zu tun. Hier wäre es allgemein ratsam, zu Antworten oder Kommentaren stets die selbe Textquelle zu verwenden, wie im UP vorgegeben.

Bereits ein einziges Schriftzeichen, hinzugefügt oder fortgelassen, wäre in der Lage, eine Aussage ggf. in ihr Gegenteil zu verkehren, so z.B. das sehr häufige 6. Schriftzeichen des hebräischen Alphabets „Waw“ → ו (ein senkrechtes Strichlein, in Handschriften oft auch verwechselt mit dem kürzeren „Jod“ → י oder dem längeren, finalen „Nun“ → ן ), sei es am Anfang eines Wortes, z.B. mit der Bedeutung „und“, innerhalb eines Wortes als ausgeschriebenes Vokalschriftzeichen z.B. für eine passive Aktionsart (etwas arg schräg der diplomatische Kommentar von S. R. Hirsch zu → חוה „Eva“ in Gen 3,20) oder am Ende eines Wortes, z.B. als Unterscheidungsmerkmal von Singular und Plural bei der 2. und 3. Person (Imperfekt). Ich spare mir weitere Beispiele dafür.

In ihre kritischen Apparate hatten Kittel & Co bloß nach ihrem Gutdünken, ohne echten Sachverstand und ohne Verständnis für die tatsächliche Problematik eine kleine (d.h. subjektive) Auswahl der jeweils von ihren Editionen abweichenden Lesarten aufgenommen, z.B. aus den (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) umfangreichen, nur Differenzen innerhalb des Judentums veranschaulichenden Variantensammlungen von B. Kennicott und J. B. de Rossi:

B. Kennicott, Variae Lectiones Bd. I (Genesis - 2. Könige)
B. Kennicott, Variae Lectiones Bd. II (Jesaja - 2. Chronik)

J. B. de Rossi, Variae Lectiones Bd. I (Genesis - Levitikus)
J. B. de Rossi, Variae Lectiones Bd. II (Numeri - 2. Könige)
J. B. de Rossi, Variae Lectiones Bd. III (Jesaja - Ester)
J. B. de Rossi, Variae Lectiones Bd. IV (Psalmen - 2. Chronik)
J. B. de Rossi, Supplementa


Nicht alle, aber doch relativ viele Juden haben mit einem „Rabbi Jesus“ keine Probleme, trotz bzw. insbesondere seiner Eigenschaft als Wohltäter der Kriegsmaschinerie des damaligen Rom.

Die Bearbeiter des Tanach (einschließlich BHK, BHS und WLC), die sich in der Vergangenheit mit individuellen, rein persönlich motivierten „Verbesserungen“, „Verbesserungen der Verbesserungen“ usw. in den Vordergrund gedrängt hatten, waren aber „Christen“ der verschiedensten Konfessionen: Hier mal angefangen bei den Verbesserungen des J. Athia, über den „Berolinensis“ von D. E. Jablonski und dessen ca. 2000 Verbesserungen zu vorgenannter Ausgabe, z.T. nach unbekannten bzw. heute nicht (mehr) identifizierbaren Handschriften, bis zu J. H. Michaelis, nach dessen verbessertem Berolinensis heute kein Hahn mehr kräht, parallel dazu die stetigen Verbesserungen der „Edition Athias“ seitens E. van der Hooght & Co, die dank ihrer Verwendung als Referenztexte, z.B. in der Kennicottschen Sammlung oder der Polyglotte von Stier & Theile, Auflagen noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts erfahren durften, oder die Ideen von S. Baer …

Mein Tipp „Hebräisch fehlerfrei & verständlich schreiben mit dem Computer“ (nebst Ergänzung) war meinerseits für das neue Brett „Judentum“ bei w-w-w gedacht, zum Brett „Fremdsprachen“ beispielsweise wäre er völlig fehl am Platz.

Gruß
Semsi

PS Eine relativ gelungene, brauchbare Konkordanz ausschließlich zur BHS wäre tanakhml.org, bei dem Unsinn von B. Ascher natürlich überfordert …

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Hallo @Semsi

warum erzählst du mir das?

Dachtest du im Ernst, das sei mir neu? :laughing: :laughing:

Aber: taknakhml.org ist natürlich wirklich ein guter Tip. Vielen Dank!

Hallo @Metapher,

Ja! :stuck_out_tongue: Nein, natürlich nicht! Wollte es Dir nur ins Gedächtnis zurückrufen! :joy:

Christliche „Verbesserungen“ an sakralen jüdisch-hebräischen Texten, seien sie vorsätzlich aus einfältiger Nächstenliebe oder unwissend aus selbstverschuldeter Inkompetenz und Wichtigtuerei, werden gerne heruntergespielt oder abgeleugnet, in Internetforen niedrigen Niveaus bisweilen auch einfach durch Beanstandung/Löschung aus der Welt geschafft.

Nach BHK, BHS und WLC (s.o.) hier noch ein konkretes Beispiel dafür, von solchen Werken besser die Finger zu lassen:

Das Buch Exodus beginnt nur im hebräische Text mit einem → ו „Und“, Septuaginta und Vulgata lesen es nicht, Letztere hatte es auch z.Z. Hieronymus’ nicht gelesen. Man könnte darüber philosophieren, ob dieses Strichlein im Urtext der Tora fehlte, erst bei der Einteilung des umfangreichen Inhalts in handliche Rollen als Zeichen für die Zusammengehörigkeit hinzugefügt wurde (was wäre dann aber mit der fünften Rolle?), nur nicht mit mir.

Meiner Antwort an @aiwendil (oben) hatte ich einen Link zu dem von Luther persönlich für seine partiellen Übersetzungsversuche benutzten Exemplar des Soncino-Tanachs von 1494 beigegeben. Hier dessen Anfang vom Buch Exodus:

Andere Quelle: www.foederales-programm.de

Ausgeliefert wurde der Soncino-Tanach von 1494 ohne Buchmalerei, d.h. ohne das erste Wort, zur individuellen Ausgestaltung, wie es damals, seit Gutenberg, üblich war:

An der Schreibweise des ersten Wortes im hebräischen Text (auch im Samaritanus!) des Buches Exodus als → ואלה „Und diese (sind)“ gab es unter den Gelehrten nie Zweifel, es existieren keine abweichenden hebräischen Texte oder Vorlagen zu dieser Schriftstelle; hier z.B. ein Pentateuch aus Wittenberg von 1586:

Wäre auch ein Wunder, wenn es jüdische Textzeugen dafür geben würde, denn die ersten beiden Wörter im Buch Exodus → ואלה שמות „Und diese (sind) die Namen“ wurden schon Jahrhunderte vor Luther als bedeutsam erkannt und in die masoretische Zählung aufgenommen; Zehnmaliges Vorkommen dieser Wortverbindung in der Tora:
Gen 25,13; 36,40; 46,8. Ex 1,1; 6,16. Num 1,5; 3,2; 3,18; 27,1; 34,19.

Johann Gottfried Eichhorn, Einleitung ins Alte Testament, Bd. II Seite 177 (1790²)
„Das Anfangswort vom erſten Buch Moſis und von jedem der fünf Megilloth iſt im Druk ausgelaſſen, nachher aber (in einigen Ausgaben) mit der Feder roth beygezeichnet worden.“

Schlimm, was „Christen“ ihren Mitmenschen schon alles als „Textus Masoreticus“ verkaufen wollten!

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Aha. „Nur im hebräischen Text“. Soso.

„Und dies sind die Namen der Söhne Israel, die nach Ägypten kamen - mit Jakob kamen sie, jeder mit seinem Haus“

„Und dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten gekommen waren; sie kamen mit Jakob, jeder mit seinem Haus“

Auch in der Tafelbibel und in der Grünewalder findet man das „und“.

In der Biblia hebraica sowieso:

http://www.bibelserver.com/text/OT/2.Mose1

Beste Grüße

Oliver

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Lieber Oliver,

vielen Dank für Deinen Hinweis auf einen fehlerhaften Link meinerseits:

Zitat hier mit korrigierter Verlinkung zum Anfang der Bücher Exodus in der Complutensischen Polyglotte (wäre nur eine Doppelseite weiter gewesen); zum Vergleich, in vielleicht besserer Druck- aber schlechterer Dateiqualität, der Anfang der Bücher Exodus in der Polyglotte von Stier & Theile.


Es gibt 1000 verschiedene deutschsprachige Übersetzungen/Übertragungen der Bibel; um auf die ersten zwei Blicke erkennen zu können, welche Textquelle (z.B. Vulgata, Masoreticus oder Septuaginta) einem Werk zugrundegelegt wurde (bzw. ob überhaupt, o. gar nur der eigenen Lust gefrönt wurde), oder welchem religiösen/politischen Dogma ein Exemplar folgt, habe ich jeweils passende Schriftstellen, auf die ich zuerst zugreife.

Zur Frage nach der/einer Vorlage eignet sich u.a. Gen 6,5-8 vorzüglich, dogmatisch völlig unbedenklich und mit besonderer Aufmerksamkeit nicht belastet.

Beispielsweise M. Luther folgte hier, wie auch sein klerikaler Gegenspieler J. Eck, der Vulgata nach der Complutensischen Polyglotte, damals der einzige kirchlich autorisierte Text:

(M. Luther, 1912)
[6,5] „Da aber der HERR sah, daß der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar,“
[6,6] „da reute es ihn, daß er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen,“
[6,7] „und er sprach: Ich will die Menschen, die ich gemacht habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe.“
[6,8] „Aber Noah fand Gnade vor dem HERRN.“

(Vulgata, Complutensische Polyglotte, 1517)
[6,5] „videns autem Dominus quod multa malitia hominum esset in terra et cuncta cogitatio cordis intenta esset ad malum omni tempore“
[6,6] „paenituit eum quod hominem fecisset in terra et tactus dolore cordis intrinsecus“
[6,7] „delebo inquit hominem quem creavi a facie terrae ab homine usque ad animantia a reptili usque ad volucres caeli paenitet enim me fecisse eos“
[6,8] „Noe vero invenit gratiam coram Domino


Wie es auch katholische Ausgaben der griechischen Septuaginta gibt (Aldina, Sixtina), gibt es natürlich auch katholische Bibelübersetzungen, denen der Masoretische Text zugrundegelegt wurde, wie z.B. die von Dir angeführte „Grünewalder“ bzw. „Mainzer-Bibel“:

(P. Rießler & R. Storr, 1924)
[6,5] „Da sah der Herr, daß die Bosheit der Menschen auf Erden groß ward und alles Dichten und Trachten ihres Herzen allezeit böse.“
[6,6] „Da reute es den Herrn, daß er die Menschen auf Erden gemacht, und er ward tief bekümmert.“
[6,7] „Darauf sprach der Herr: »Vertilgen von der Erde werde ich die Menschen, die ich erschaffen habe, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und zu des Himmels Vögeln; denn ich bereue, sie gemacht zu haben.«“
[6,8] „Noe aber hatte Huld in des Herrn Augen gefunden.“

(Masoretischer Text) [6,5] וירא **** כי רבה רעת האדם בארץ וכל יצר מחשבת לבו רק רע כל היום [/quote]

[6,6] וינחם **** כי עשה את האדם בארץ ויתעצב אל לבו
[/quote]

[6,7] ויאמר **** אמחה את האדם אשר בראתי מעל פני האדמה מאדם עד בהמה עד רמש ועד עוף השמים
[/quote]

כי נחמתי כי עשיתם
[6,8] ונח מצא חן בעיני ****
[/quote]


Deutschsprachige Übersetzung der Septuaginta und der griechische Text der LXX:

(W. Kraus & M. Karrer, 2009)
[6,5] „Als aber Gott der Herr sah, dass die Schlechtigkeiten der Menschen auf der Erde zahlreich wurden und jeder einzelne in seinem Herzen alle Tage eifrig auf das Böse bedacht ist,“
[6,6] „da nahm es sich Gott zu Herzen, dass er den Menschen auf der Erde gemacht hatte, und er dachte nach.“
[6,7] „Und Gott sagte: Ich werde den Menschen, den ich gemacht habe, vom Angesicht der Erde auslöschen, vom Menschen bis zum Haustier, von den Kriechtieren bis zu den Flugtieren des Himmels, weil ich in Zorn geriet darüber, dass ich sie gemacht habe.“
[6,8] „Noah aber fand Gnade vor Gott dem Herrn.“

(Septuaginta, Ed. A. Rahlfs, 1935)
[6,5] „Ιδων δε κυριος ο θεος οτι επληθυνθησαν αι κακιαι των ανθρωπων επι της γης και πας τις διανοειται εν τη καρδια αυτου επιμελως επι τα πονηρα πασας τας ημερας,“
[6,6] „και ενεθυμηθη ο θεος οτι εποιησεν τον ανθρωπον επι της γης, και διενοηθη.“
[6,7] „και ειπεν ο θεος Απαλειψω τον ανθρωπον, ον εποιησα, απο προσωπου της γης απο ανθρωπου εως κτηνους και απο ερπετων εως των πετεινων του ουρανου, οτι εθυμωθην οτι εποιησα αυτους.“
[6,8] „Νωε δε ευρεν χαριν εναντιον κυριου του θεου.“


Dubios die katholischen Kreationen „Nova-Vulgata“ und „The New American Bible“:

(Nova-Vulgata, 1979)
[6,5] „Videns autem Dominus quod multa malitia hominum esset in terra, et cuncta cogitatio cordis eorum non intenta esset nisi ad malum omni tempore,“
[6,6] „paenituit Dominum quod hominem fecisset in terra. Et tactus dolore cordis intrinsecus:“
[6,7] „Delebo, inquit, hominem, quem creavi, a facie terrae, ab homine usque ad pecus, usque ad reptile et usque ad volucres caeli; paenitet enim me fecisse eos.“
[6,8] „Noe vero invenit gratiam coram Domino.“

(The New American Bible, 2002)
[6,5] „When the LORD saw how great was man’s wickedness on earth, and how no desire that his heart conceived was ever anything but evil,“
[6,6] „he regretted that he had made man on the earth, and his heart was grieved.“
[6,7] „So the LORD said: I will wipe out from the earth the men whom I have created, and not only the men, but also the beasts and the creeping things and the birds of the air, for I am sorry that I made them.“
[6,8] „But Noah found favor with the LORD.“



GB
Semsi

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Da war kein Link und Dein Fehler war, zu behaupten, daß nur im hebräischen Text Ex 1,1 mit „und“ beginnt, nicht dagegen in Übersetzungen.

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