Vorwürfe

Hallo,

ist das normal, wenn ein Jugendlicher ständig von seinen Eltern zu hören bekommt: „Du machst uns krank“ oder „Wenn Mama mal krank wird, dann bist DU schuld“ z.B. nachdem der Junge nach Liebeskummer tagelang im Bett liegt und nicht mit den Eltern redet und schlechte Laune verbreitet.

Sind solche Vorwürfe in Familien üblich?
Oder kriegt das Kind da irgendeinen Schaden oder sowas von?

Was ist , wenn tatsächlich mal ein Elternteil krank wird, dann macht der Junge sich doch für den Rest seines Lebens Vorwürfe oder nicht?

LG

Erpressung
Hi,

… wenn ein Jugendlicher ständig von seinen
Eltern zu hören bekommt: „Du machst uns krank“ oder „Wenn Mama
mal krank wird, dann bist DU schuld“

Das gehört mit zu den bösartigsten Erpressungen, die man in mißglückter innerfamiliärer Kommunikation finden kann

Sind solche Vorwürfe in Familien üblich?

Ich hoffe, die Frage ist rein rhetorisch gemeint. Dennoch: Man findet es viel zu oft.

Oder kriegt das Kind da irgendeinen Schaden oder sowas von?

Wenn er nicht früh genug auf innere Distanz geht („die haben einen Knall“ oder ähnlich), und es schafft, andere vertrauenswürdigere Bezugspersonen für sich zu gewinnen, ja, dann wird es seine Persönlichkeitsentwicklung erheblich stören. Aber wenn er auf Distanz geht, ist das auch nur von den schlechten Lösungen die bessere.

Denn es wird sehr oft ja von denselben Eltern die zweite Botschaft gesendet „wir lieben dich!“ (man nennt das double bind) - und wenn er sich davon nicht ebenso distanziert, dann hängt er unentrinnbar in diesem psychischen Teufelskreis drin.

Was ist , wenn tatsächlich mal ein Elternteil krank wird, dann
macht der Junge sich doch für den Rest seines Lebens Vorwürfe
oder nicht?

So ist es, ja. Das ist ja gerade der Psychoterror daran. Denn der Junge wird in ständiger Angst genau davor leben und daher alles tun, seine eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, und wird sich dadurch verbiegen und verfremden, um so zu werden (oder zu bleiben), wie die Eltern es wollen.

Man kann im also nur wünschen, daß er es schafft, dagegen zu revoltieren, auch wenn er dadurch zum „schwer erziehbaren“ Kind deklariert wird. Bei vielen aus der Bahn geratenen Jugendlichen finden sich solche Dinge, wie du sie erwähnst, in ihrer Biografie.

Gruß

Metapher

Hallo Meike,

bei solchen Geschichten geht mir der Hut hoch und ich frage mich ernsthaft warum so etwas nicht bestraft werden kann. In Deutschland brauchst Du für alles eine Genehmigung, ein Papier, eine Bescheinigung, einen Stempel und für`s Autofahren einen Führerschein- Kinder bekommen darf jeder wie er will und erziehen anscheinend auch, da kommt niemand und prüft, ob man geeignet ist.

Ich möchte noch anfügen, dass solche Botschaften ja häufig öfter gesendet werden und im unglücklichsten Fall wird Mama- warum auch immer- tatsächlich krank, d.h. es folgt eine BESTÄTIGUNG der Botschaft und schon ist man mittendrin im Dilemma.

Leider sind mir viele Fälle bekannt bei denen Eltern „einfach nur so was daher gesagt haben“ so zumindest ist häufig ihre Aussage, wenn man sie Jahre später damit konfrontiert. „Wenn Du nicht artig bist, dann kommst Du in ein Heim“ kann, wiederholt ausgesagt, eine Angststörung hervorrufen. Vielen Eltern scheint gar nicht bewußt zu sein, was man mit solchen Aussagen auslösen kann.

Sie wissen sich anscheinend in manchen Situationen nicht anders zu helfen, als solche Drohungen („Mama wird krank“) auszusprechen. Ist es Überforderung?

Meine Frage an die Experten wäre:
Welche Rolle spielt die Bildung der Eltern hierbei?
Können solche Aussagen (Sprache) durch Liebe und Zuneigung in anderer Form sozusagen „wett gemacht werden“- ich meine- wenn ich mir auf Grund mangelnder Intelligenz nicht anders zu helfen weiß…

Grüße

Frank

Hi Frank,

Welche Rolle spielt die Bildung der Eltern hierbei?

Ich sehe keinen Anlaß zum Zweifel daran, daß es vom Bildungshintergrund NICHT abhängt. Von der Intelligenz übrigens auch nicht. Wieso sollte das denn auch dabei eine Rolle spielen können??

Können solche Aussagen (Sprache) durch Liebe und Zuneigung in
anderer Form sozusagen „wett gemacht werden“- ich meine- wenn
ich mir auf Grund mangelnder Intelligenz nicht anders zu
helfen weiß…

Nun, Eltern, die das Bewußtsein haben, daß da etwas wettgemacht werden müsse, wissen logischerweise auch, daß sie es einfach unterlassen könnten. Dann müssten sie nichts wettmachen.

Außerdem ist das ja doch gerade die zweite Seite des double bind! Dieses „das machen wir ja nur, weil wir dich lieben“, „wir wollen nur dein Bestes!“ … Dadurch wird das Ganze doch erst so brutal und unentrinnbar.

Gruß

Metapher

3 Like

Hallo
mir hat meine Mutter gesagt, dass mein Vater wegen mir eines Tages einen Herzinfarkt kriegen und sterben würde. Ich habe zwar immer gedacht ich hätte ihr nicht geglaubt, wache aber heute noch nachts mit Panikattacken auf weil ich denke mein Vater wäre gestorben/ ich müßte zu ihm fahren und ihm helfen. Meine Mutter hat auch gesagt ich hätte durch meine bloße Existenz ihr Leben zerstört ("hätte ich doch bloß nie Kinder gekriegt…) weswegen ich mich noch heute immer dazu angehalten fühle bloß alles zu tun um es ihr Recht zu machen.

Man glaubt gar nicht wie sehr einen solche „Sprüche“ beeinflussen.
Ich mache mittlerweile eine Therapie und bin seit dem viel entspannter, selbstbestimmter und glücklicher.
schneehase

Hallo Meike

ist das normal, wenn ein Jugendlicher ständig von seinen
Eltern zu hören bekommt: „Du machst uns krank“ oder „Wenn Mama
mal krank wird, dann bist DU schuld“ z.B. nachdem der Junge
nach Liebeskummer tagelang im Bett liegt und nicht mit den
Eltern redet und schlechte Laune verbreitet.
Sind solche Vorwürfe in Familien üblich?
Oder kriegt das Kind da irgendeinen Schaden oder sowas von?
Was ist , wenn tatsächlich mal ein Elternteil krank wird, dann
macht der Junge sich doch für den Rest seines Lebens Vorwürfe
oder nicht?

Es ist wohl nicht normal, kommt aber leider sehr oft vor. Hintergrund ist das Unvermögen der Eltern, sich in das Kind einzufühlen, seine Reaktionen zu verstehen. Daraus entsteht Frust und Wut, das sowohl zu körperlichen wie auch zu verbalen Aggressionen führen kann.
Meiner Meinung nach sind die Hintergründe:
-Ueberlieferung alter Muster (so haben es eben auch die Eltern erfahren)
-Sozialer Hintergrund
-Umgang der Eltern mit sich selbst und anderen Mitmenschen

Ebenso führt die „Vereinsamung“ der Familie zu solchen Fehlleistungen. Damit meine ich die heutige Struktur, dass jede Familie in einer eigenen Wohung lebt. Früher lebten mehrere Familienmitglieder zusammen (Eltern, Grosseltern, deren Geschwister) und die Kinder hatten nicht nur ihre eigenen Eltern als Bezugspersonen, sondern auch andere. Fehlleistungen der Eltern konnten durch andere wieder kompensieren werden.

Gleiche Muster von Fehlleistungen sehe ich allerdings auch bei gewissen Religionen/Kirchen, die durch Angst gefügig machen. Oder bei gewissen Arbeitgeber…man kann die Liste beliebig erweitern.

Viele Grüsse
Stephan

Hi Mike,

meine Tochter hat argumentiert, wenn sie etwas durchsetzen wollte „Dann hättest ihr euch eben keine Kinder anschaffen dürfen“…

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt oder tieferen Sinn derartiger „Drohungen“ seitens Eltern (oder Kinder, s. o.) stehen diese meistens für Unzufriedenheit, Unehrlichkeit, offene bzw. unausgesprochene Wünsche usw…

Solche „Spielchen“ funktionieren m. E. in Beziehungen (Vater-Mutter und/oder Eltern-Kind) mit Hang zu Tabus: dieses oder jenes tut/soll man nicht, sonst …

Der unglückliche junge Mann in Deinem Beispiel bräuchte vermutlich Trost, Verständnis und Beistand seiner Eltern, um mit seiner Situation fertig zu werden. Statt dessen reiben sich die Eltern am „tagelangen-im-Bett-liegen“ auf, weil damit die emotionale Nähe zum Kind und ggf. die Beschäftigung mit eigenen Gefühlen vermieden wird.

P. S.: Einen Test, Qualifikationsnachweis oder „Führerschein“ für Elternschaft halte ich im Übrigen für totalen Blödsinn - Leute mit Geld kaufen sich sowas und die „Ausbilder-Eignungsprüfung“ im Handwerk zeigt immer wieder, dass dadurch gerade die Unfähigen sich einen „Persilschein“ holen.

man braucht selbst keine kinder haben um zu wissen, das so ein verhalten scheisse und schädigend ist - mit lebenslangen auswirkungen.

woher ich das weiss - ich war selbst mal ein kind - das reicht gänzlich, denn ich habe die kindheit nicht vergessen… eltern die ihre kinder mies behandeln aber haben ihre kindheit vergessen/verdrängt von daher unterstellen sie hier anderen was für sie selbst zutrifft.

ich würde den eltern im falle um den es hier geht sagen, das ihr verhalten folgen für die kinder hat und einige mögliche auswirkungen auf die seele beschreiben.

wenn das nix nutzt - hilft evtl ein trick - sie beklagen sich ja über ihre kinder - nungut - es gibt ein erziehungsmodell - triple-p -
(siehe auch die tv-serie die nanny - lehnt sich daran an)
es gibt nachlesbare tips und methoden der anwendung für die eltern - der trick dabei ist das ja eigentlich erstmal die eltern erzogen werden und ihnen ihr verhalten bewusster gemacht wird.
(ähnlich wie beim hund der nicht folgt - die ursache ist stets das fehlverhalten des halters und mit geringen aufwand (meist) wird eine grosse veränderung erzielt und als „nebenprodukt“ wird dem halter klar, das er selbst das problem ist und welches es jeweils ist… ist die gleiche kiste…)

vielleicht lässt sich informaterial im netz finden oder eine bezugsquelle. das wäre ein anfang und den versuch wert so ich finde.
das in dem beispiel geschilderte verhalten der eltern würde ich jedenfalls alt seelischen missbrauch bezeichnen und das wird nicht nur auf dieses beispiel beschränken…

LG

nina

Schaden = na klar!!! owt