Wertermittlung eines Kunstwerks – ohne Internet
Will man ein Kunstobjekt bewerten lassen oder verkaufen, begibt man sich auf das Gebiet des Kunsthandels, in dem – oft in irrational erscheinendem Ausmaß – Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen.
Für das Schätzen eines Kunstwerks sollte man es gründlich untersuchen und sich auf folgende Fragen vorbereiten:
Ist der Künstler regional, überregional oder international bekannt? (Signatur, Markenzeichen)
Ist das Objekt ein Original oder eine Reproduktion? Diese Echtheits-Unterscheidung fällt inzwischen immer schwerer, da durch digitale Techniken täuschend ähnliche Nachahmungen möglich sind. Der Händler/Gutachter nimmt Sicht- und Materialprüfungen vor, hat so eine größere Sicherheit als beim Internethandel. Laboruntersuchungen könnten erforderlich werden.
Welche Herkunft und Geschichte hat das Werk? (Entstehungsjahr, Eigentum, Vorbesitzer, Familienerbstück, Kaufpreis, Dokumente dazu)
Welchen Erhaltungszustand hat das Objekt? (Beschädigungen, Abnutzungsspuren, Verschmutzung, Keller- oder Dachbodenfund)
Die Empfindung von „Schönheit“ oder „Hässlichkeit“ für das Werk kann von Person zu Person stark variieren und spielt deshalb bei der Wertermittlung im Handel keine Hauptrolle. Jedoch sind Liebhaber und Sammler oft zur Zahlung von Kaufsummen bereit, die den Marktwert deutlich übersteigen. Diese Personenkreise zu kennen und zu finden, ist das Metier des Kunsthändlers.
Die Berufsbezeichnung „Kunsthändler“, „Antiquitätenhändler“, „Kunstmakler“, „Galerist“ o. ä. erfordert keine festgelegte Qualifikation, Ausbildung oder Studium. Um den freiberuflichen Wildwuchs einzudämmen und Qualität zu sichern, hat sich der „Deutsche Kunsthandelsverband e. V.“, Berlin, zusammengeschlossen und einen strengen Verhaltenskodex für seine Mitglieder aufgestellt; er führt eine Sachverständigenliste.
In öffentlichen Museen arbeiten Wissenschaftler, Kunsthistoriker, Restauratoren an einer Wertermittlung mit.
Es bleibt festzuhalten:
Das Schätzen eines Kunstwerks findet entweder öffentlich-gemeinnützig-amtlich oder privat-gewerblich statt.
Der Wert des Objekts, die Spanne zwischen Angebot und Nachfrage, ergibt sich aus den Ergebnissen bei Kunst-Auktionen und durch den Vergleich mit ähnlichen Werken in umfangreichen Katalogen der Händler/Galerien.
Kontakte ohne Internet, mit Hilfe des Telefonbuchs oder Adressen aus einer Fachzeitschrift:
1. Museum (öffentlich)
Die großen Museen haben einen öffentlichen Bildungs- und Forschungsauftrag. Deshalb bieten sie an einem oder zwei festen Terminen pro Monat eine (fast immer) kostenlose Beratung an, die eine Orientierung (Massenware oder doch mehr?) erlaubt. Eine telefonische Anmeldung wird erwartet.
Diese kostenlose Leistung gibt es jedoch nicht zwangsläufig auch bei Privat- oder Sammlermuseen.
2. Leihhaus, Pfandhaus, Leihamt, Pfandleihanstalt (amtlich kontrolliert, teilweise kommunal):
Man erhält bei festgelegten Gebühren und unter Beteiligung staatlich vereidigter Sachverständiger bis zur Hälfte des aktuellen Marktwerts des Objekts sofort ausgezahlt. Nach vier Monaten geht es in eine Auktion, nach der man einen evtl. erzielten Überschuss abzüglich der Kosten erhält. Bleibt die Auktion erfolglos, darf der Pfandleiher das Stück verkaufen (§ 1204 BGB).
Allerdings sind die meisten Leihhäuser inzwischen privatisiert, die Tätigkeit des Pfandleihers steht jedoch weiterhin unter Aufsicht und bedarf einer behördlichen Erlaubnis, da sie zum Kreditgewerbe gehört.
3. Kunsthandlung, Antiquitätenhandlung, Galerie, Kunstmakler (gewerblich):
Hier muss jeder Händler direkt befragt werden, ob er sich für das Werk bzw. dessen Ankauf interessiert. Kunsthändler oder Galerien konzentrieren sich auf eingeschränkte Sachgebiete wie „Malerei des 19. Jahrhunderts“ oder „Chinesisches Porzellan“. Eine kostenlose Beratung gibt es nur zu Beginn, wenn man die Bereitschaft zum Verkaufen signalisiert. Für sehr hochwertige Objekte empfiehlt sich die Kontaktaufnahme mit dem Deutschen Kunsthandelsverband. Die Gebühren und Provisionen sollte man vorher klären!
4. An- und Verkauf, Flohmarkt, Wohnungs-/Haushaltsauflöser, Secondhand-Laden:
Auch hier kann sich eine Anfrage lohnen (Branchentelefonbuch, Anzeigenblätter, Tageszeitung), falls es nicht zu hochwertige Objekte sind. So manches Erbstück findet hier noch seinen Liebhaber oder Schnäppchenjäger.
Weitere Möglichkeiten ergeben sich im Internet, etwa unter:
http://web.artprice.com/start.aspx?l=de
http://www.schaetze24.de/
http://www.saxonia.com/sax_d.htm
http://www.kettererkunst.de/
http://www.deutscherkunsthandel.com/frame.html