100% Durchfallquote an privater FOS

Hallo

vielleicht habt ihr von dem Fall schon gehört:

An einer privaten FOS in Bayern, die noch nicht staatlich anerkannt ist, sind 100 % der Schüler wohl auch wegen massiver Mängel in der Ausbildung durchgefallen.

Mehr dazu hier:
http://www.mainpost.de/regional/franken/Nach-Abi-Deb…

und hier:
http://www.br.de/nachrichten/unterfranken/abiturklas…

Meine Frage:

  • was haltet ihr von der Sache an sich ?
  • wie sind euere Erfahrungen mit privaten höheren Schulen (Gymnasium, FOS/BOS usw.)

Danke für eure Meinungen und Einschätzungen.

Gruß
D

Weitere Frage: Erfolg an staatl. Wirtschaftschule?
Hallo,
wenn ich mich mal mit einer Frage an die Frage anhängen darf…

Auch staatliche (also nicht private) Schulen konkurrieren mittlerweile mit „allgemeinbildenden Gymnasien“ etc., oft mit speziellem Profil wie Wirtschft, Pädagogik etc., als Ziel die allgemeine Hochschulreife oder das Fachabitur.
Zielgruppe dieser Schulen sind zunächst nicht Schüler der Gymnasien (nach Klasse 9 oder 10), sondern z.B. Realschüler.
Am Ende steht dennoch die zentrale Abiturprüfung.
Schulen (ob privat oder staatlich) dieser Art scheinen ein aggressives Marketing zu betreiben… aber wie sieht es dort tatsächlich aus? In der Eingangsklasse wird eine „Niveauhebung“ stattfinden, die dazu führt, dass wichtige Lerninhalte (wie der Dreisatz…) der vorangegangenen Schuljahre wiederholt werden (neuer „Stoff“ für ehemalige Realschüler, alte Kamellen für ehemalige Gymnasiasten?). Im ersten Jahr gibt es insgesamt wohl recht gute Ergebnisse für alle…

Und danach? Irgendwo habe ich mal eine Statistik gelesen, dass die Abiturnoten an diesen beruflichen Gymnasien im Durchschnitt schlechter sind als an „normalen“ Gymnasien - aber wie genau gestaltet sich die Notenentwicklung, der „Anspruch“?
Würde mich über Input freuen…

Hi,

staatliche Schulen müssen nicht das Eingangsjahr einfach halten, um Schüler nicht zu verschrecken etc. … das müssen private Schulen, denn die sind auf Schulgeld angewiesen.

Abiturienten der FOS/BOS haben schlechtere Abiturschnitte als Gymnasiasten, weil sie im Unterschied zu den Gymnasiasten alle Fächer bis zum Abitur haben und sich nicht auf ihre Schokoladenseiten spezialisieren können: Alle Fächer gehen in den Schniutt ein, die Abschlussprüfung findet schriftlich in Mathematik, Deutsch, Englisch und im Profilfach (Physik oder PäPsy oder BWR oder…) statt.

die Franzi

Hallo,

dank dir für die schnelle Antwort… ein paar Fragen / Anmerkungen hätte ich noch :smile:

staatliche Schulen müssen nicht das Eingangsjahr einfach
halten, um Schüler nicht zu verschrecken etc. … das müssen
private Schulen, denn die sind auf Schulgeld angewiesen.

Ich habe den Eindruck, dass aufgrund der herannahenden / bereits vorhandenen geburtenschwachen Jahrgänge „aufstrebende“ (aka „nicht-traditionelle“) staatliche Schulen ebenfalls versuchen, Schüler(zahlen) nicht zu verschrecken… (schließlich werden Gelder des Schulträgers, Unterrichtsstunden & zusätzliche Lehrer-Stunden-Zuweisungen des Ministeriums bemessen auf eben dieser Grundlage…)

Abiturienten der FOS/BOS haben schlechtere Abiturschnitte als
Gymnasiasten, weil sie im Unterschied zu den Gymnasiasten alle
Fächer bis zum Abitur haben

Aber das ist doch lt. KMK-Beschluss an allen Oberstufen in ganz D so (oder täuscht mich das?). Alle machen die Kernfächer (Mathe, Deutsch, fortgeführte Fremdsprache), alle machen mindestens eine Naturwissenschaft, alle Musik oder Kunst, alle Politik und/oder(?) Geschichte, Sport, … So viele Wahlmöglichkeiten gibt es da doch eigentlich gar nicht / nur in begrenztem Rahmen

und sich nicht auf ihre
Schokoladenseiten spezialisieren können: Alle Fächer gehen in
den Schniutt ein, die Abschlussprüfung findet schriftlich in
Mathematik, Deutsch, Englisch und im Profilfach (Physik oder
PäPsy oder BWR oder…) statt.

Anscheinend beziehen sich deine Angaben auf ein Bundesland, in dem nur vier Fächer Teil der Abi-Prüfung sind (?) - verrätst du, auf welches du dich beziehst?
Danke!

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Hi,

die Antworten beziehen sich auf Bayern.

Und Geburtenjahrgänge etc hin oder her, staatliche Schulen müssen nicht mit leichten Kursen um Schüler konkurrieren. Die Klassen werden schon voll. Man wirbt mit Profilfächern und Wahlkursen. Aber der Stoff ist so schwer wie er nun eben mal ist, und wird vollständig angeboten. Der Schüler soll schließlich eine faire Chance haben, die Abiturprüfung zu bestehen - und nicht möglichst lange Schulgeld zahlen.

die Franzi

Hallo!

Abiturienten der FOS/BOS haben schlechtere Abiturschnitte als
Gymnasiasten, weil sie im Unterschied zu den Gymnasiasten alle
Fächer bis zum Abitur haben und sich nicht auf ihre
Schokoladenseiten spezialisieren können: Alle Fächer gehen in
den Schniutt ein, die Abschlussprüfung findet schriftlich in
Mathematik, Deutsch, Englisch und im Profilfach (Physik oder
PäPsy oder BWR oder…) statt.

Hm, aber der Unterschied ist doch jetzt nicht mehr so groß. Gymnasiasten haben Mathe, Deutsch und eine Fremdsprache als Pflichtfächer und müssen dann noch in zwei weitere Prüfungen. Gut, es zählen nicht alle Noten, die in der Q-Phase erzielt werden, aber so viel Schokoladenseiten-Spezialisieren geht ja dann auch nicht. Das einzige, was man definitiv nicht einbringen muss, ist Sport…

LG, Sarah

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Hi,

nehmen wir mal die BOS Technik als Beispiel - BOS ist übersichtlicher als FOS, und bei der TEchnik hab ich das Fächerprofil am besten im Kopf.

Die kommen nach Realschule plus Berufsausbildung (3 Jahre) und evtl Beruf (x Jahre) an die BOS und erhalten nach 1 Schuljahr (Mitte September bis Ende Mai) und Abschlussprüfung das Fachabitur (also den Zugang zur FH für die Fächer ihres Profils).
Sie haben: Religion bzw. Ethik, Deutsch, Sozialkunde, Geschichte, Chemie, Physik, Mathematik, Englisch, Technologie. Eine verpflichtende schriftliche Prüfung gibt es in Mathe, Physik, Deutsch und Englisch. In Englisch ist auch die mündliche Prüfung verpflichtend. Prüfungsergebnis zu Jahresfortgang 1:1.
Technologie haben die Gymnasiasten gar nicht. Dafür haben die BOS-Schüler kein bis kaum Physik, Technologie, Chemie and der Zubringerschule gehabt, einige kommen auch ohne oder mit rudimentärem Englisch (Hauptschüler, Aussiedler). Nach dem einen Schuljahr (dh ca. 7,5 Monate wenn man die Ferien noch abzieht) wissen sie in Mathe, Physik, Chemie und Technologie mehr als jeder Gymnasiast in einen 8 Jahren gesehen hat, und sollen nebenher noch in den übrigen Fächern möglichst nahe ans Gymnasialniveau… Jedes der genannten Fächer geht mit gleichem Gewicht in den Schnitt ein (außer Ethik/Religion, glaub ich…)

die Franzi

Anerkennungsverfahren
Hallo,

ich vermute, dass das Problem zum Teil im Modus des Anerkennungsverfahrens liegt. Solange dieses läuft - also in der Regel für die Dauer von 3 Jahren - zählen für die Schüler keine Vornoten, sondern lediglich die Prüfungsnoten. Das ist für die Schüler schwierig und sehr belastend.

Hinzu kommt, dass während des Anerkennungsverfahrens die Prüfungen von Lehrkräften bereits anerkannter Schulen erstkorrigiert werden müssen. Das bedeutet, dass eine eigene Gewichtung, wie sie jede anerkannte Schule vornehmen kann und vornimmt, nicht möglich ist.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist dabei, dass die betreffenden Lehrkräfte oft von Schulen kommen, die in direkter Konkurrenz zu der neuen Schule stehen. Die Motivation dieser Lehrkräfte, die neue Schule gut durchs Anerkennungsverfahren kommen zu lassen, ist deswegen oft nicht besonders hoch.

Auch die Regierung ist in Sachen Anerkennung nicht übermotiviert, da die Zuschüsse der Regierung für Lehrergehälter während des Anerkennungsverfahrens deutlich niedriger liegen, als nach der Anerkennung.

Das Ganze wird letzten Endes auf dem Rücken der Schüler ausgetragen. Aus diesem Grund wäre es natürlich wichtig, die Schüler bei der Anmeldung über die besonderen Modalitäten in Kenntnis zu setzen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

du meinst also, dass die 100 % Durchfallquote staatlich gewollt waren, dass die staatlichen Lehrer absichtlich so streng korrigiert haben? Das könnte ja aber in einer unabhängigen Überprüfung nachgewiesen werden.
Bei so viele 0 Punkten müssen ja die Schüler bar jeden Wissens gewesen sein.
Welchen Anteil tragen evtl. die unterrichtenden Lehrkräfte, oder gar die Schüler an der Sache?

Gruß
D

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Hallo!

du meinst also, dass die 100 % Durchfallquote staatlich
gewollt waren, dass die staatlichen Lehrer absichtlich so
streng korrigiert haben? Das könnte ja aber in einer
unabhängigen Überprüfung nachgewiesen werden.

Zweifellos. Das würden sich ja die Lehrer dieser Schule auch gar nicht bieten lassen. Es geht um die Gleichheit, dass also diese Schüler durch entgegenkommendere Benotung nicht bevorzugt werden.
Der Knackpunkt wird wohl werden, ob die Schüler für Defizite, die nicht von ihnen zu vertreten sind - angeklungen sind ja schon unvollständige oder unkorrekte Erfüllung des Lehrplans - haftbar gemacht werden können. Das involviert aber auch die Frage, wie es an dieser Schule um die interne Fachaufsicht bestellt ist.

Aber da kommen wir jetzt auf das juristische Gleis, und entsprechend den Regeln von w-w-w gebe ich da keinen Ratschlag - außer dem einen, einen versierten Juristen zu konsultieren.

Freundlichen Gruß!
H.
Ps.: Ist dies jetzt das Problem, über das wir uns vor einiger Zeit schon mal ausgetauscht haben? Da schwante mir ja sowas.

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Ein weiteres Beispiel für den deutschen Schulwahnsinn.

Das es überhaupt private Schulen mit eigenen Lehrplänen gibt ist spätestens bei den freikirchlichen Schulen nur noch als schlechter Witz anzusehen. Aber dass sich Deutschland 16 verschiedene staatliche Schulsysteme leistet ist irgendwie auch mehr als peinlich.

Man sollte das dreigliedrige Schulsystem komplett abschaffen und bundeseinheitlich zu einem Schulsystem übergehen, das nicht die soziale Selektion zum erklärten Hauptziel hat!

Hallo!

Super vielen Dank.

Aber da kommen wir jetzt auf das juristische Gleis, und
entsprechend den Regeln von w-w-w gebe ich da keinen Ratschlag

  • außer dem einen, einen versierten Juristen zu konsultieren.

naja, in diesem Brett ist das wohl nicht so wichtig und ich habe ja auch keine „ich“-Frage gestellt, und Betroffener bin ich auch nicht :smile:

Mir ging es nur darum, da ich selbst früher mal an einer privaten FOS unterrichtet habe, das ist aber einige Zeit her, daher bat ich um eure Einschätzung.

Ps.: Ist dies jetzt das Problem, über das wir uns vor einiger
Zeit schon mal ausgetauscht haben? Da schwante mir ja sowas.

Hm. Ich habe das gestern aktuell in der Zeitung online gelesen, also denke ich eher nicht.

Danke nochmal und Gruß
D

Und danach? Irgendwo habe ich mal eine Statistik gelesen, dass
die Abiturnoten an diesen beruflichen Gymnasien im
Durchschnitt schlechter sind als an „normalen“ Gymnasien

Das liegt daran dass dort fast nur Ex-Realschüler zu finden sind, die auf diesem Weg das Abitur machen.

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  • wie sind euere Erfahrungen mit privaten höheren Schulen
    (Gymnasium, FOS/BOS usw.)

Durchweg gut. Die Leistungen der katholischen Privatschule bei uns waren deutlich über denen der staatlichen Schulen. Liegt aber vielleicht auch daran dass es dort keine Kinder aus sozial benachteiligten Schichten gibt (Migranten, Hartzer,…).

Hallo!

und bundeseinheitlich zu einem Schulsystem übergehen, das
nicht die soziale Selektion zum erklärten Hauptziel hat!

Oha, ein Linker! Geh’ doch nach drüben, statt hier die natürliche, seit Jahrhunderten bewährte und gottgefällige Ordnung durcheinander bringen zu wollen. :smile:

Der Reformbedarf ist unübersehbar: Von 100
Akademikerkindern nehmen 71 ein Hochschulstudium auf. Von 100 Kindern nichtakademischer Herkunft studierten früher 40 und trotz aller Bemühungen ist diese Zahl noch nicht auf ein akzeptables Niveau gesunken, denn immer noch sind es 24, die die Ordnung des Systems unterwandern.

Gruß
Wolfgang

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Auch hallo

Mit etwas Verspätung eine rechtliche Betrachtung: http://www.wbs-law.de/allgemein/ganzer-abi-jahrgang-…

mfg M.L.

Hallo!

Meine, unsere Erfahrung in der Waldorfschule , auch privat, ist die, dass in der Abschlussklasse meiner Tochter von 21 Schüler/innen 17 ein Abitur gemacht haben, keiner durchgefallen ist, nur 2 Abiture mit einer 3 vor dem Komma und 3 Abiture mit einer 1 vor dem Komma, alle anderen im 2er-Bereich.
Der Jahrgang davor war nahezu gleich im Ergebnis.

Als Zugabe noch eine ganze Klasse von jungen Menschen, die sozial hoch kompetent sind, kreativ, frei denkend und selbstbewusst, 2 Jungen zudem, die in der Regelschule schon früh durch alle Raster gefallen wären und vermutlich eine Hauptschulabschluss mit viel Glück geschafft hätten, die haben nun ihr Abi.

Es lässt sich nicht verallgemeinern, sicher nicht. Nicht mal innerhalb der Schulform „Waldorf“ und schon gar nicht können alle Privatschulen über einen Kamm geschoren werden.

Ich gebe zu, dass ich auch meine Zweifel gehabt hatte, ein durchschnittliches Abi als Preis für diesen Weg in Kauf genommen hatte, es kam überraschend und erfeulich anders.

Grüße,
Zahira

Hallo,

was genau Du mit dem Anerkennungsverfahren meinst, weiss ich nicht.
In unserer Waldorfschule, gilt als Gymnasium, das jetzt den zweiten Abidurchlauf hatte hiess es, die vollen Gelder würden fliessen, nachdem 2 Abijahrgänge erfolgreich durch sind.
Ist das jetzt noch zum Anerkennungsverfahren zu zählen?

Die Erstkorrekturen wurden jedenfalls von unseren Lehrern gemacht.
Es herrschte bis auf 1 Fach ein gutes Miteinander und durchweg eine unterstützende Athmosphäre von beiden Prüfern ausgehend während der mündlichen Prüfungen.
Das mitwirkende Nachbargymnasium zeigte sich freundlich, kollegial und zugewandt.

Auch von Seiten der Stadt, deren Bürgermeisterin sehr pro-Waldorf sich von Anfang an gezeigt hat, kommt seit Jahren Unterstützendes.

Etwas off-topic-
nicht schnell vergessen werde ich ein internes Treffen zweier Gymnasiallehrer der selben (staatlichen) Schule, die gemeinsam korrigiert hatten, das ich vom Nebenraum aus mitgehört habe.
Man verhandelte derart, dass nicht versucht wurde, das Beste für die Schüler raus zu holen, sondern man diskutierte nach unten, versuchte so wenig Punkte wie möglich zu erzielen.Die Stimmung war eine der Negativität und der Härte.
Kann man auch nicht verallgemeinern.
Die gleichen Gespräche zwischen Waldorflehrerin, die mir später erzählt hat wie es lief, und der Mitprüferin verliefen in einer positiven Stimmung, es wurde versucht, möglichst viel Gutes heraus zu holen, ohne unrealistisch zu werden.
Auch nur ein Einzelfall…

*instinktiv noch nie dem staatlichen Schulsystem vertraut, und die bedauert, dass es leider immer noch eine Frage der Finanzen ist, ob der Besuch einer Alternative überhaupt möglich ist*
Zahira

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