1000 Milliarden für 500 Millionen

Hallo WWW’ler,
bin kein VWLer und habe bestenfalls laienhaftes Verständnis für Geldpolititk.

ABER

Ich habe gelernt, dass Inflation das Resultat von zuviel Geld ist „Geldschein ist Papier, kein Geld“.

Wenn ich jetzt also „gegen Inflation kämpfen möchte“ (Tagesschau vom 22.1.15) sollte ich doch dafür sorgen, dass viel - sehr viel - Geld in Umlauf gebracht wird, wofür kein Gegenwert da ist. Also buntes Papier unter die Leute bringen und somit die Inflation anheizen.

Wenn bis hierhin kein Logikfehler aufgetaucht ist (was ich kaum glaube, aber träumen darf man ja mal), warum werden dann die
1000 Milliarden Euro nicht fair unter den
0,5 Milliarden Menschen im Euroraum aufgeteilt?
Ich warte also ab sofort auf 2000€ „Inflationskampfgeld“, mit dem ich Waren kaufen werde - und damit die Wirtschaft ankurbel und bald wieder eine Anstellung finde, da die leeren Regale wieder vollgemacht werden müssen…

Wer Weiß Was und bringt meine zu schöne Seifenblase zum platzen?

lg
jartUl

Hallo,

Du liegst mit Deinem Vorschlag garnicht so weit von den Vorstellungen der Finanzpolitik entfernt. Es wurde durchaus schon erwogen, den Konsum anzukurbeln, indem man des Geld direkt an die Konsumenten verteilt. Jeder Haushalt würde dann zu einem Stichtag einen Scheck in der Post vorfinden.

Ob das Konzept Drahgis etwas bringt, ist unter Fachleuten höchst umstritten. Auf jeden Fall wird Deutschland am meisten davon profitieren:

http://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/Rober…

Ich habe in der letzten Nacht schon einen satten Gewinn erzielt.

Gruß, Hans-Jüren Schneider

Investitionen in der Kameralistik
Servus,

außer der Milchmädchenrechnung, dass mehr Kredite nachgefragt werden „müssten“, wenn man sie bloß billig genug macht, und der anderen, dass staatliche Schuldenmacherei ganz prima ist, wenn sie bloß ein bissle anders organisiert wird als bisher, ist in diesem Konzept auch noch diese darin, dass man hier glaubt, es ließe sich durch staatliche Verwaltung des „frischen Geldes“ gewährleisten, dass es eben nicht zum Konsumieren, sondern für „Investitionen“ verwendet wird. Dadurch soll - so der Glaube - gewährleistet werden, dass mit dem frisch gedruckten Geld auch Gegenwerte von einer gewissen Lebensdauer geschaffen werden. Ungefähr so wie bei der Elektrifizierung und den umfangreichen Kurvenbegradigungen auf der Eisenbahnlinie Roccapalumba - Catania, auf der zwei bis drei Zugpaare am Tag jetzt mit 90 statt bisher 70 km/h fahren können. Das hat man sich in Brüssel und in Rom richtig was kosten lassen.

Wenn man sich jetzt vor Augen führt, dass Kameralisten keinerlei Chance haben, die Rentabilität einer öffentlichen „Investition“ zu beurteilen und auf diese Weise alles gleichwertig „Investition“ nennen, wovon man ein Jahr später noch etwas sehen kann, sieht man, dass es hier eigentlich egal ist, ob investiert oder konsumiert wird.

Eine Investition in der Begriffswelt öffentlicher Haushalte ist z.B., wenn man für die Kompostierungsanlage in Köln-Niehl gleichzeitig ein neues Pförtnerhäuschen für 1,2 Mio € baut und ein Projekt „Automatisierung der Tor- und Wägeanlage der Kompostierungsanlage Köln-Niehl“ für 6,3 Mio € ausschreibt, das dann, wenn es in Produktion geht, das Pförtnerhäuschen überflüssig macht. Die dritte Investition, die sich dann anböte, wäre ein weiteres Projekt (2,1 Mio €) „Konversion des Pförtnerhäuschens der Kompostierungsanlage Köln-Niehl - nachbarschaftliches Begegnungs- und Netzwerkzentrum Prüm-Enz“.

Schöne Grüße

MM

Hallo Hans-Jüren,

[…]
Ob das Konzept Drahgis etwas bringt, ist unter Fachleuten
höchst umstritten. Auf jeden Fall wird Deutschland am meisten
davon profitieren:

Gruß, Hans-Jüren Schneider
[…]

Wer ist denn „Deutschland“? Das ist so abstrakt…

Warum profitiert der deutsche Rentner?
Warum profitiert der deutsche Arbeitnehmer?
Warum profitiert der deutsche Unternehmer?
Warum profitiert die deutsche Hausfrau?
Warum profitiert der deutsche Kreditnehmer?
Warum profitiert der deutsche Sparer?

Sind nicht alle ein bisschen Deutschland? Oder sind hier einige mehr Deutschland und andere weniger?

Klär mich doch mal auf…

Greetz
T.

Hallo Greetz T.,

Der Arbeitnehmer profitiert durch einen sicheren Arbeitsplatz bei hohem Lohnniveau.

Der Arbeitgeber profitiert durch bessere Bedingungen im Export (deutsche Waren werden im Ausland billiger).

Von der positiven Entwicklung auf die deutsche Wirtschaft profitiert auch die Hausfrau (die über mehr Haushaltsgeld verfügt) und der Rentner (der eine sichere Rente mit regelmäßigen Erhöhungen erwarten darf).

Der deutsche Kreditnehmer profitiert durch sehr gute Konditionen. Bessere gab es noch nie.

Der deutsche Sparer verliert täglich Geld. Lies dazu bitte mal meine Beiträge im Brett Europapolitik.

Schönes Wochenende, Hans-Jürgen Schneider

Hallo

Der Arbeitnehmer profitiert durch einen sicheren Arbeitsplatz
bei hohem Lohnniveau.

Das müsstest Du bitte mal erörtern

Der Arbeitgeber profitiert durch bessere Bedingungen im Export
(deutsche Waren werden im Ausland billiger).

Ist das so? Warum werden denn deutsche Waren nun z.B in Italien billiger? Und was ist mit den Bauteilen, die z.B. in der Schweiz eingekauft werden müssen?

Von der positiven Entwicklung auf die deutsche Wirtschaft
profitiert auch die Hausfrau (die über mehr Haushaltsgeld
verfügt) und der Rentner (der eine sichere Rente mit
regelmäßigen Erhöhungen erwarten darf).

Ich sehe den Zusammenhang nicht. Warum bedeutet ein schwacher Euro mehr Haushaltsgeld bzw. eine Rentenerhöhung?

Der deutsche Kreditnehmer profitiert durch sehr gute
Konditionen. Bessere gab es noch nie.

Das ist der einzige Punkt, dem ich mich anschließen kann

Der deutsche Sparer verliert täglich Geld. Lies dazu bitte mal
meine Beiträge im Brett Europapolitik.

Aber warum kann dann so salopp behauptet werden „Deutschland profitiert am meisten!“?
(Mir ist übrigens als hätte ich sowas in einem anderen volkswirtschaftlichen Zusammenhang schonmal gehört…)
Sollte man da nicht etwas differenzierter herangehen?

Greetz
T.

Hallo,

ich kann Dir nicht die ganze Welt erklären. Hier noch ein Versuch, Deinen Fragen gerecht zu werden.

Zunächst nimm bitte zur Kenntnis, dass ich kein Freund von Drahgis Plan bin, was ich in anderen Beiträgen bereits ausgeführt habe. Ich schildere hier nur, mit welchen Intentionen Draghi die Käufe tätigt und habe darauf hingewiesen, dass Experten wie Halver Deutschland als klaren Gewinner sehen. Die Argumentationsfigur:

Wir sind ein sehr exportorientiertes Land. Bei schwachem Euro steigt der Export an, weil sich die Teilnehmer der globalen Märkte (China, USA, Südamerika, bald auch wieder Rußland) mehr der hoch begehrten Produkte aus Deutschland leisten können. Die Produktion wird angekurbelt, es entstehen neue Arbeitsplätze, die bestehenden sind sicher.

Viele deutsche Firmen machen also höhere Gewinne, das führt zu Lohnforderungen der Gewerkschaften. Höhere Löhne bedeuten nicht nur mehr Haushaltsgeld für die Hausfrau, auch die heimische Wirtschaft wird angekurbelt, weil die Menschen mehr konsumieren können. Selbst die Obdachlosen profitieren, weil für diese der eine oder andere Euro mehr abfällt. (Übrigens die klassische Maggie Thatcher-Argumentation.)

Bei florierender Wirtschaft nimmt der Staat höhere Steuern ein. Damit werden nicht nur die Renten sicher, es bleibt auch Geld für die Infrastruktur und andere Vorhaben übrig.

Die Floskel „Deutschland profitiert am meisten“ ist keine saloppe Formulierung von mir, sondern ein Zitat aus dem Interview mit Robert Halver.

Jetzt noch was in eigener Sache: Es gibt in diesem Forum Mitglieder, die sich nicht zu schade sind, Angaben zu ihrem beruflichen und privaten Lebensweg zu machen. Manche (wie ich) unterschreiben sogar mit ihren Namen. Dann gibt es welche, da steht nichts. Ich kann mit diesen Leuten nur sehr wenig anfangen. Bei Dir steht immerhin als Bemekung „Revoluzzer“. Ist das ein Lehrberuf? Was verdient man da so?

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo

Der Arbeitnehmer profitiert durch einen sicheren Arbeitsplatz
bei hohem Lohnniveau.

Das müsstest Du bitte mal erörtern

Der Arbeitgeber profitiert durch bessere Bedingungen im Export
(deutsche Waren werden im Ausland billiger).

Ist das so? Warum werden denn deutsche Waren nun z.B in
Italien billiger? Und was ist mit den Bauteilen, die z.B. in
der Schweiz eingekauft werden müssen?

Von der positiven Entwicklung auf die deutsche Wirtschaft
profitiert auch die Hausfrau (die über mehr Haushaltsgeld
verfügt) und der Rentner (der eine sichere Rente mit
regelmäßigen Erhöhungen erwarten darf).

Ich sehe den Zusammenhang nicht. Warum bedeutet ein schwacher
Euro mehr Haushaltsgeld bzw. eine Rentenerhöhung?

Der deutsche Kreditnehmer profitiert durch sehr gute
Konditionen. Bessere gab es noch nie.

Das ist der einzige Punkt, dem ich mich anschließen kann

Der deutsche Sparer verliert täglich Geld. Lies dazu bitte mal
meine Beiträge im Brett Europapolitik.

Aber warum kann dann so salopp behauptet werden „Deutschland
profitiert am meisten!“?
(Mir ist übrigens als hätte ich sowas in einem anderen
volkswirtschaftlichen Zusammenhang schonmal gehört…)
Sollte man da nicht etwas differenzierter herangehen?

ich kann Dir nicht die ganze Welt erklären. Hier noch ein
Versuch, Deinen Fragen gerecht zu werden.

Dann wäre es wirklich besser, Du würdest meine Ausführungen stehen lassen und Dich im Einzelnen darauf beziehen.

Zunächst nimm bitte zur Kenntnis, dass ich kein Freund von
Drahgis Plan bin, was ich in anderen Beiträgen bereits
ausgeführt habe. Ich schildere hier nur, mit welchen
Intentionen Draghi die Käufe tätigt und habe darauf
hingewiesen, dass Experten wie Halver Deutschland als klaren
Gewinner sehen. Die Argumentationsfigur:

Ich nehme Deine Vorbehalte gegnüber Draghi zur Kenntnis. Draghis Intention ist so klar, wie die Kritiker zahlreich.

Wir sind ein sehr exportorientiertes Land. Bei schwachem Euro
steigt der Export an, weil sich die Teilnehmer der globalen
Märkte (China, USA, Südamerika, bald auch wieder Rußland) mehr
der hoch begehrten Produkte aus Deutschland leisten können.
Die Produktion wird angekurbelt, es entstehen neue
Arbeitsplätze, die bestehenden sind sicher.

Die volkswirtschaftliche Idee, die dahinter steht, ist mir durchaus bewusst. Allein habe ich so meine Zweifel, dass es „so einfach“ ist. Ansonsten ist mir nämlich auch nicht klar, warum Griechenland nicht die Drachme zurück möchte. Das von dir beschriebene Szenario würde doch für eine schwache Drachme noch viel mehr passen, denn sie wäre ja sogar gegenüber dem Euro schwach!
Aber das will Griechenland nicht!? Warum nicht? Es spielen wohl doch noch mehr Faktoren eine Rolle?!

Viele deutsche Firmen machen also höhere Gewinne, das führt zu
Lohnforderungen der Gewerkschaften. Höhere Löhne bedeuten
nicht nur mehr Haushaltsgeld für die Hausfrau, auch die
heimische Wirtschaft wird angekurbelt, weil die Menschen mehr
konsumieren können. Selbst die Obdachlosen profitieren, weil
für diese der eine oder andere Euro mehr abfällt. (Übrigens
die klassische Maggie Thatcher-Argumentation.)

Schon klar, VWL erstes Semester. Aber eben eine Milchmädchenrechnung.

Bei florierender Wirtschaft nimmt der Staat höhere Steuern
ein. Damit werden nicht nur die Renten sicher, es bleibt auch
Geld für die Infrastruktur und andere Vorhaben übrig.

Aber dann müsste sich doch sogar Russland über den schwachen Rubel freuen? Tut Russland das?

Die Floskel „Deutschland profitiert am meisten“ ist keine
saloppe Formulierung von mir, sondern ein Zitat aus dem
Interview mit Robert Halver.

Es ist nicht bloß eine saloppe Formulierung, es ist viel schlimmer! Nämlich eine Beschwichtigungsformel für unkritische oder ungebildete Bürger.
Deutschland, ist doch -je nachdem, welchen Teil man sich anschaut- eine absolut heterogene Summe. Wie kann etwas für alle gut sein? Jede Veränderung hat Gewinner und Verlierer!
Ich fand es übrigens -die Bemerkung möge gestattet sein- sehr erschreckend, dass Du etwas geschrieben hast, von wegen „Deutsche Waren werden im Ausland billiger“. Ein Großteil des Auslandes, in das Deutschland exportiert, hat nämlich die gleiche Währung. Selbstverständlich bist Du Dir darüber auch im Klaren, es ist für mich aber ein Hinweis, dass hier einfach „brav aufgesagt wird“, und das ist sicher nicht meine Art.

Jetzt noch was in eigener Sache: Es gibt in diesem Forum
Mitglieder, die sich nicht zu schade sind, Angaben zu ihrem
beruflichen und privaten Lebensweg zu machen. Manche (wie ich)
unterschreiben sogar mit ihren Namen. Dann gibt es welche, da
steht nichts. Ich kann mit diesen Leuten nur sehr wenig
anfangen. Bei Dir steht immerhin als Bemekung „Revoluzzer“.
Ist das ein Lehrberuf?

Nein, es ist eher eine Grundeinstellung.

Was verdient man da so?

Ich glaube nicht, dass wir anfangen sollten, unsere Einkünfte zu vergleichen, woran legen wir die Messlatte als nächstes…?!

Greetz
T.