Hallo
Der Arbeitnehmer profitiert durch einen sicheren Arbeitsplatz
bei hohem Lohnniveau.
Das müsstest Du bitte mal erörtern
Der Arbeitgeber profitiert durch bessere Bedingungen im Export
(deutsche Waren werden im Ausland billiger).
Ist das so? Warum werden denn deutsche Waren nun z.B in
Italien billiger? Und was ist mit den Bauteilen, die z.B. in
der Schweiz eingekauft werden müssen?
Von der positiven Entwicklung auf die deutsche Wirtschaft
profitiert auch die Hausfrau (die über mehr Haushaltsgeld
verfügt) und der Rentner (der eine sichere Rente mit
regelmäßigen Erhöhungen erwarten darf).
Ich sehe den Zusammenhang nicht. Warum bedeutet ein schwacher
Euro mehr Haushaltsgeld bzw. eine Rentenerhöhung?
Der deutsche Kreditnehmer profitiert durch sehr gute
Konditionen. Bessere gab es noch nie.
Das ist der einzige Punkt, dem ich mich anschließen kann
Der deutsche Sparer verliert täglich Geld. Lies dazu bitte mal
meine Beiträge im Brett Europapolitik.
Aber warum kann dann so salopp behauptet werden „Deutschland
profitiert am meisten!“?
(Mir ist übrigens als hätte ich sowas in einem anderen
volkswirtschaftlichen Zusammenhang schonmal gehört…)
Sollte man da nicht etwas differenzierter herangehen?
ich kann Dir nicht die ganze Welt erklären. Hier noch ein
Versuch, Deinen Fragen gerecht zu werden.
Dann wäre es wirklich besser, Du würdest meine Ausführungen stehen lassen und Dich im Einzelnen darauf beziehen.
Zunächst nimm bitte zur Kenntnis, dass ich kein Freund von
Drahgis Plan bin, was ich in anderen Beiträgen bereits
ausgeführt habe. Ich schildere hier nur, mit welchen
Intentionen Draghi die Käufe tätigt und habe darauf
hingewiesen, dass Experten wie Halver Deutschland als klaren
Gewinner sehen. Die Argumentationsfigur:
Ich nehme Deine Vorbehalte gegnüber Draghi zur Kenntnis. Draghis Intention ist so klar, wie die Kritiker zahlreich.
Wir sind ein sehr exportorientiertes Land. Bei schwachem Euro
steigt der Export an, weil sich die Teilnehmer der globalen
Märkte (China, USA, Südamerika, bald auch wieder Rußland) mehr
der hoch begehrten Produkte aus Deutschland leisten können.
Die Produktion wird angekurbelt, es entstehen neue
Arbeitsplätze, die bestehenden sind sicher.
Die volkswirtschaftliche Idee, die dahinter steht, ist mir durchaus bewusst. Allein habe ich so meine Zweifel, dass es „so einfach“ ist. Ansonsten ist mir nämlich auch nicht klar, warum Griechenland nicht die Drachme zurück möchte. Das von dir beschriebene Szenario würde doch für eine schwache Drachme noch viel mehr passen, denn sie wäre ja sogar gegenüber dem Euro schwach!
Aber das will Griechenland nicht!? Warum nicht? Es spielen wohl doch noch mehr Faktoren eine Rolle?!
Viele deutsche Firmen machen also höhere Gewinne, das führt zu
Lohnforderungen der Gewerkschaften. Höhere Löhne bedeuten
nicht nur mehr Haushaltsgeld für die Hausfrau, auch die
heimische Wirtschaft wird angekurbelt, weil die Menschen mehr
konsumieren können. Selbst die Obdachlosen profitieren, weil
für diese der eine oder andere Euro mehr abfällt. (Übrigens
die klassische Maggie Thatcher-Argumentation.)
Schon klar, VWL erstes Semester. Aber eben eine Milchmädchenrechnung.
Bei florierender Wirtschaft nimmt der Staat höhere Steuern
ein. Damit werden nicht nur die Renten sicher, es bleibt auch
Geld für die Infrastruktur und andere Vorhaben übrig.
Aber dann müsste sich doch sogar Russland über den schwachen Rubel freuen? Tut Russland das?
Die Floskel „Deutschland profitiert am meisten“ ist keine
saloppe Formulierung von mir, sondern ein Zitat aus dem
Interview mit Robert Halver.
Es ist nicht bloß eine saloppe Formulierung, es ist viel schlimmer! Nämlich eine Beschwichtigungsformel für unkritische oder ungebildete Bürger.
Deutschland, ist doch -je nachdem, welchen Teil man sich anschaut- eine absolut heterogene Summe. Wie kann etwas für alle gut sein? Jede Veränderung hat Gewinner und Verlierer!
Ich fand es übrigens -die Bemerkung möge gestattet sein- sehr erschreckend, dass Du etwas geschrieben hast, von wegen „Deutsche Waren werden im Ausland billiger“. Ein Großteil des Auslandes, in das Deutschland exportiert, hat nämlich die gleiche Währung. Selbstverständlich bist Du Dir darüber auch im Klaren, es ist für mich aber ein Hinweis, dass hier einfach „brav aufgesagt wird“, und das ist sicher nicht meine Art.
Jetzt noch was in eigener Sache: Es gibt in diesem Forum
Mitglieder, die sich nicht zu schade sind, Angaben zu ihrem
beruflichen und privaten Lebensweg zu machen. Manche (wie ich)
unterschreiben sogar mit ihren Namen. Dann gibt es welche, da
steht nichts. Ich kann mit diesen Leuten nur sehr wenig
anfangen. Bei Dir steht immerhin als Bemekung „Revoluzzer“.
Ist das ein Lehrberuf?
Nein, es ist eher eine Grundeinstellung.
Was verdient man da so?
Ich glaube nicht, dass wir anfangen sollten, unsere Einkünfte zu vergleichen, woran legen wir die Messlatte als nächstes…?!
Greetz
T.