Schönen Tach auch!
Oft hab ich davon gehört, nun erlebe auch ich es am eigenen Leibe. Ich hab eine Frau (40) kennengelernt, die einen Sohn (10) und ne Tochter (13) hat. Die Tochter hab ich noch nicht kennengelernt, das erste Treffen mit Sohnemann entwickelte sich aber bereits zur Katastrophe!
Etwa eine Stunde, nachdem ich dort ankam (wir leben etwa 150 km auseinander), fing der Kleine an aufzudrehen. Zunächst wurde der Speicher der Digicam (rein aus Versehen natürlich) gelöscht und alle Urlaubsbilder waren futsch, dann wurden Mutter und „der Neue“ aus dem Haus ausgesperrt und mussten etwa eine halbe Stunde bitten, betteln und drohen, bis sie wieder reingelassen wurden. Bei einem anschließenden Spaziergang wurde kräftig mit Steinen geschmissen, natürlich in Richtung des Neuen. Ein Ball musste dran glauben und wurde mit der Heugabel aufgespießt. Im Garten wurden die vom Nachbarn zusammengetragenen Äpfel zermatscht, anschließend meinte unser kleiner sich im Acker eingraben zu müssen…
Beim Abendessen wurde es dann immer besser: damit der Gast auch wirklich versteht, dass er unerwünscht ist, wurde mit Decke über dem Kopf gegessen und jeder Blickkontakt vermieden. Beim Essen wurde natürlich besonders heftig rumgesaut, laut gerülpst und gefurzt. Als das alles nicht so wirkte wie es sollte, widmete sich unser Kleiner der Stereoanlage: Musik an, Musik aus, Musik an, Musik sehr laut, Musik wieder aus, usw… Als das langweilig wurde, kamen dann noch Spielchen wie „10-Jähriger trinkt Rotwein“ oder „Ich gehe sicher nicht ins Bett“…
Fast genauso, wie mich das Verhalten des Kindes schockiert hat, hat mich das der Mutter: irgendwie hat mich das an den Hundebsitzer erinnert, dessen Liebling zähnefletschend vor mir steht, er selbst aber mit den Worten „der tut nix, der will nur spielen“ weitergeht. Mama hat nix gesagt, geschweige denn irgendwelche Konsequenzen gezogen! Selbst als der kleine Liebling ihr mehrfach „halt’s Maul“ oder „ich kill Dich“ an den Kopf geworfen hat, hat Mama das weitestgehend ignoriert… Auf meine Frage hin, meinte Sie: „was soll ich denn machen?“.
Mir geht’s jedenfalls seitdem ziemlich beschissen, denn ich hab keine Ahnung, wie’s weitergehen soll… Sicherlich werde ich mir das nicht auf Dauer antun. Ich habe jetzt schon - wenn ich ehrlich bin - keine Lust mehr, meine Freundin zu besuchen…
Kriegt man sowas in den Griff? Gehe ich wirklich soooo falsch in der Annahme, dass man dem Kind mal seine Grenzen aufzeigen sollte? Mir ist jedenfalls keine andere Familie bekannt, in dem ein Kind sich derart benehmen darf… Kann und darf ich von der Mutter erwarten, dass sie was unternimmt?
Ich hab ansatzweise auf die Frage: „was soll ich denn machen?“ einige Ideen eingebracht. Hier wird’s für mich aber auch schon wieder schwierig: ich selbst wurde sehr streng erzogen und ich hab keine Lust mir vorwerfen zu lassen, dass ich das selbst erlebte nun auf den Kleinen projizieren möchte und halte mich diesbezüglich lieber zurück…
Also, ich denke, der Fall liegt ziemlich klar: tatsächlich scheint hier ein Zehnjähriger(!) ein Platzhirschverhalten an den Tag zu legen und versucht das fremde Männchen mit allen Mitteln zu vergraulen. Meine Schmerzgrenze liegt weit unterhalb der der Mutter und ich stehe kurz vor dem Rückzug.
Habt Ihr sowas schonmal erlebt? Gibt’s für sowas (zeitnahe!!!) Lösungen? Wie habt Ihr das in den Griff gekriegt?
Sorry, wurde etwas länger…
Gruß
JS