110 % Baufinanzierung mit Bausparer ohne Eigenkapital

Hallo zusammen,

ich habe da eine kleine Frage.
Ich will mir mit meiner Frau ein Einfamilienhaus kaufen. Das wichtigste für uns ist, eine lange Sollzinsbindung, Sondertilgung und niedrige Raten.

Wir sind beide berufstätig, haben aber leider kein Eigenkapital, weswegen unsere Hausbank unser Vorhaben unterstützen würde aber nur den Kaufpreis.

Nach langer recherche im Internet kam ich auf einen Vermittler, der mir ein gutes Angebot machte, allerdings mit einem Bausparer. Das Problem bei der Sache, ich kenn mich kein bißchen damit aus. :smile:)

Hier die Daten:

  1. Darlehen: 170.000€ 15 Jahre Sollzinsb. Sollzins: 3,35 % Rate monatl.: 474€
  2. Darlehen: 50.000€ 10 Jahre Sollzinsb. Sollzins: 2,70 % (KFW) Rate: monatl. 187€
  3. Darlehen: 25.,000€ 5 Jahre Sollzinsb. Sollzins: 5,95 % Rate monatl. 210€

Nun meine vielleicht in euren Augen dummen Fragen:

  1. Zusätzlich zu den Kosten kommen die ersten 15 Jahre 255€ für den Bausparer hinzu.
    Darlehen 1 wird nach 15 Jahren von dem Bauspardarlehen-Zinsatz 2,75% abgelöst.
    Heißt das nun, die 255€ für den Bausparer fallen nach 15 Jahren weg???

  2. Darlehen 3 fällt nach 15 Jahren weg, also sparen wir uns die 210€, aber welche Kosten kommen mit dem Bausparer auf mich zu ??

Danke schon mal im voraus.

Mfg
Otis

zu Frage 1: ja
zu Frage 2: frag den Vermittler und lass Dir am Besten eine Berechnung des Bausparvertrages geben (mit Anspar- und Tilgungsverlauf)

Lieber Otis,
vorausgeschickt: einen Hauskauf mit einer 110%-Finanzierung beurteile ich grundsätzlich schon mal als kritisch. „Beide berufstätig“ ist eine derzeitige Momentaufnahme und bietet keine Gewähr für eine gleichbleibende Situation während der Laufzeit der Kredite, immerhin 25-30 Jahre.
Ohne Einzelheiten zu kennen schätze ich das Finanzierungsmodell des „Vermittlers“ so ein:

  • Vorfinanzierter Bausparvertrag über 170 T€ mit Ansparrate 255 € / Ablösung nach 15 Jahren und Umwandeln in ein „normales“ Bauspardarlehen mit Laufzeit zusätzlich ca. 8-10 Jahre
  • Öffentliche Mittel KFW 50 T€ mit Laufzeit 10 Jahre
  • Nachrangiges Darlehen über 25 T€ mit Zinsbindung 5 Jahre und Laufzeit 15 Jahre

Öffentliche Mittel sind von maximalen Einkommensgrenzen abhängig, die so niedrig sind, dass es entweder diese Mittel nicht gibt (Einkommen zu hoch) oder eine 110%-Finanzierung nicht zu verantworten ist (Einkommen für öffentliche Mittel im Höchstrahmen, aber insgesamt für eine nachhaltige Finanzierung zu niedrig).
An einem Bausparvertrag hat zunächst nur der „Vermittler“ ein Interesse, da er daran über die Abschlussgebühr verdient.
Das Konstrukt „Bausparvertrag“ ist immer abhängig von der Zuteilungssituation der Bausparkasse und lässt sich n i e m a l s exakt im Vorhinein zeitlich kalkulieren (Zuteilungsprognosen sind immer nur rechnerisch / keine Bausparkasse gibt hier exakte, verbindliche Zeitpunkte an !!).
Deshalb habe ich noch nie befürwortet, einen Bausparvertrag in einen Kauf oder Neubau einzuplanen, sondern höchstens für unweigerlich später anfallende Renovierungs- oder Erneuerungskosten.

Zu Deinen Fragen:
Zu 1.
Die 255 € sind die Ansparrate für den Bausparer und fallen weg, sobald die Zuteilung erfolgte. Hier ist ein Risikopunkt. Rechne mal 255€ pro Monat auf 15 Jahre und Du kommst auf 45,9 T€. Davon gehen laufende Kosten weg: Abschlussgebühr für den Bausparvertrag und Kontogebühr für 15 Jahre. Das Guthaben reicht also für die Mindestbesparung (i.d.R. 40-50% der Bausparsumme, abhängig vom Bauspartarif – musst Du in den Tarifbedingungen der Bausparkasse einfach nachlesen) nicht aus, so dass die Umschuldung in ein „normales“ Bauspardarlehen nach 15 Jahren noch nicht möglich sein wird.

Zu 2.
Die Rückzahlungsrate ergibt sich aus Zins und Tilgung. Nachdem die Zinsbindung nur 5 Jahre ist kann es durchaus sein, dass danach auch die Rate, bedingt durch einen höheren Zinssatz, höher ist. Du kannst also fix mit 210 € nur 5 Jahre kalkulieren. Danach ist die Höhe vom dann geltenden Zinssatz abhängig.
Die Frage nach dem Bausparvertrag in diesem Zusammenhang verstehe ich nicht.

Weitere Infos gerne bei zusätzlichen Informationen.

Gruss
Walter

Hallo, 5,95% ist natürlich schon mal ne Nummer an Zinssatz für eine Baufinanzierung. Dabei handelt es sich wohl um einen „normalen“ Verbraucherkredit! Die Sparrate für den Bausparvertrag entfällt, wenn der Vertrag zugeteilt wird. Dieser löst dann das bestehende Darlehen ab und man zahlt noch das Bauspardarlehen zurück (Rate???). Um Qualifizierte Aussagen zur Finanzierung machen zu können, müsste man Details kennen. Viele Grüße

Hallo,
meiner Meinung nach, gehen Sie mit dieser Finanzierung ein unkalkulierbares Risiko ein!!!
Mit einem vorfinanzierten Bausparvertrag entscheiden Sie sich für eine der teuersten Finanzierungsmöglichkeiten.

  1. Sollte der Bausparvertrag nach 15 Jahren nicht in gänze zugeteilt werden können, dann würden Sie eine weiter Vorfinanzierung benötigen. Die Tilgungsrate für den Bausparvertrag von 170.000€ würde 6x170=1020€ betragen. Das wären, sollte er insgesamt zugeteilt werden ca. 300€ Mehrbelatung als in der Vorfinanzierungsphase.
  2. Darlehn 2 hat nach Ablauf der ersten 10 Jahre noch eine Restschuld von 40.988,15€, die dann zu einem unbekannten Zins weiter finanziert werden müssten.
  3. Bei Darlehn 3 haben Sie schon nach 5 Jahren das Problem, dass Sie heute nicht wissen, wie hoch die monatliche Rate dann sein wird. Die Restschuld nach 5 Jahren würde noch 15.135,18€ betragen.
    Ich würde Ihnen als Berate ganz klar von so einer Finanzierung abraten, es sei denn, dass Sie in erheblichem Maße Sondertilgungen machen würden.
    Mfg
    F.-W. Hollmann-Raabe
    www.hr-finance.de