12jähriger mit zum Elternabend / Gespräch

Moin!

Ich grüble schon eine Weile über eine sinnvolle Vorgehensweise, vielleicht hat der eine oder andere Argumente oder Ideen für mich.

Ein 12jähriger, sehr lebhafter bis zappeliger Junge stört in vielen Fächern den Unterricht, ist unkonzentriert und lenkt auch andere ständig ab. Die Leistungen sind gut, etwas schwankend, der Aufwand mit dem diese erreicht werden, einigermaßen gering.
Besonders schlimm ist es in den letzten Stunden. Entspannt sind auffälligerweise nur die Lehrer, die ihn in den ersten beiden Stunden unterrichten.

Auffällig ist auch, dass das Verhalten auch Fach- oder Lehrerabhängig ist. Es gibt (leider nur) vereinzelt Lehrkräfte, die das auf geheimnissvolle Weise im Griff haben.

Achja, wichtiger Punkt: ADHS wurde von mehreren Ärzten ausgeschlossen. Er baut z.B. 30ooteilige Puzzles oder große Legokästen konzentriert zusammen, liest auch gern.

Die Eltern sind ein wenig hilflos - im Unterricht können sie ja keinen Einfluss nehmen. Das Verhalten ist aber prinzipiell bekannt, obwohl es zu hause nicht so auftritt wie im Unterricht (wo es natürlich besonders störend ist, weil ja in der Klasse noch mehr Kinder sitzen).

Unter Druck oder bei sehr autoritären Lehrkräften wird es noch schlimmer (ein Teufelskreis). Die Klasse wurde neu gemischt, ich vermute auch darin liegt ein Grund für die Verschlimmerung, der Status als Klassenclown muss ja hart erarbeitet werden.

Der Satz im Zeugnis zu seinem unruhigen Verhalten ist schon obligatorisch… Nur in diesem Punkt ist der Text sehr negativ, der Rest ist in Ordnung bis gut.

Mit dem Kind haben die Eltern deutlich gesprochen und ihre Erwartungen dahingehend formuliert, dass bis zum nächsten Elternabend eine Besserung erwartet wird. Aber ob das hilft?

Meine Frage: Ich hatte überlegt, ob es sinnvoll wäre, den Übeltäter mal mit zum Elternabend zu nehmen, damit er mal erlebt, wie das ist, wenn sich alle Lehrer einer nach dem anderen in die gleiche Richtung äußern. Außerdem hätte er die Chance, aktiv mit nach einer Lösung oder Abmachung zu suchen. Er wäre dann nicht nur passiv an dem Problem beteiligt, sondern könnte mithelfen.

Der Elternabend besteht ja nur aus 5min-Gesprächen, wäre es auch sinnvoll, ein längeres Gespräch mit einer Lehrkraft zum Thema mit ihm zusammen zu führen?

Noch zur Situation: Er treibt ausreichend Sport, geht auch viel mit Freunden an die frische Luft - Rad fahren, Fussball spielen, rumstromern. Leider wehrt er sich gegen ein Musikinstrument (als Konzentrationstraining stelle ich mir das gut vor), habe schon überlegt, ihn dazu zu verdonnern, aber der Lehrer tut mir leid :smile:.

Wie gesagt, die Grundfrage ist die mit dem Elterngespräch. Andere konstruktive Ideen werden gern genommen.

Grüße
kernig

Ehrlich gesagt liest sich das wie eine 100%ige Beschreibung meines Verhaltens in dem Alter.

Von daher kann ich fast sicher sagen, dass ein langes Gespräch mit einem Klassenlehrer oder mehreren Lehrern nichts bringen wird.

Einen konstruktiven Tipp habe ich aber auch nicht. Der Junge leidet halt an Unterforderung. Bei mir hat sich das Problem dadurch erledigt, dass ich zwischendurch 1 jahr auf einem westberliner Gymnasium war (also Kindergarten-Niveau) und ein Jahr später wieder auf ein ostberliner Gymnasium wechselte und 1 Jahr Lehrstoff wieder aufarbeiten musste (das war unmittelbar nach der Wende, vermutlich ist inzwischen das Niveau in beiden Teilen Berlins gleich schlecht).

Hallo kernig,

ich würde ihn nicht mit zum Elternabend nehmen, weil ich befürchte, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte. Das, was du dir erhoffst, nämlich dass der Junge sich durch die negativen Äußerungen gleich mehrerer Lehrer ziemlich unwohl fühlen dürfte, wird mit ziemlicher Sicherheit passieren. Für mich stellt sich aber die Frage, was das bewirkt.

Es gibt einen Grundsatz in der Ausbildung von Erziehern: Nie mit den Eltern in Anwesenheit des Kindes über das Kind sprechen. Und auch, wenn der Junge schon 12 ist, ist er doch auch erst 12 und die Gefahr, dass in 5-Minuten-Blitzgesprächen ungefiltert eine Menge negatives Feedback auf ihn einprasseln könnte, halte ich für ziemlich hoch.

Stell dir mal vor, dein Chef würde dich mit zum nächsthöheren Vorgesetzten schleppen, damit dieser dir in seiner Gegenwart erzählt, was er an dir störend empfindet. Ähnliches könnte der Junge empfinden. Vom Lehrer ermahnt zu werden, ist eine Sache. Von den Eltern ermahnt zu werden, ist eine andere. Vom Lehrer vor den Eltern ermahnt zu werden, ist schon ziemlich heftig. Danach noch die Auseinandersetzung mit den Eltern haben, erst recht.

Ich habe meine Bedenken, dass das heilsam sein könnte. Es könnte auch zu einem Gefühl von Alleingelassensein und sich in eine Ecke gedrängt Fühlen führen. Aus der wieder rauszukommen, kann schwierig werden.

Deshalb: Lasst ihn zuhause. Er wird ohnehin genug bibbern, was ihr möglicherweise zu hören kriegt. Zudem denke ich, dass ein Elternabend genau das sein sollte, was er aussagt: Ein Abend für die Eltern.

Ein Gespräch mit Kind und EINEM Lehrer in einer echten Gesprächssituation zu führen, könnte hingegen hilfreich sein. Im 5-Minuten-Takt zu hören, wie blöd man ist, könnte hingegen ziemlich weh tun. Da wiegt der Vertrauensverlust möglicherweise sehr viel schwerer.

Schöne Grüße,
Jule

Unterforderung

Ehrlich gesagt liest sich das wie eine 100%ige Beschreibung
meines Verhaltens in dem Alter.

Das beruhigt mich ja :wink:

Von daher kann ich fast sicher sagen, dass ein langes Gespräch
mit einem Klassenlehrer oder mehreren Lehrern nichts bringen
wird.

Das widerum weniger :smile:

Der Junge
leidet halt an Unterforderung.

Mh, das mag punktuell so sein, manche der Lehrer äußerten sich dahingehend. Aber: Er war in der 5. Klasse auf dem Gymnasium. Dort war er aber so unter Druck, dass sein Verhalten völlig außer Kontrolle geriet. Außerdem waren die Lehrer noch mehr unter Zeitdruck, die Masse an Stoff (G8 in Bayern) durchzupeitschen, dass der Schüler ausschließlich als Störfaktor wahrgenommen wurde. Er äußerte Dinge wie:„Ich bin ein schlechter Schüler“ „Ich kann gar nichts“ etc., so dass wir die Reißleine gezogen haben …

Seit letztem Jahr ist er auf der Realschule und in der 6. Klasse war alles relativ (!!) entspannt. Seit diesem Schuljahr nun schlägt er wieder über alle Stränge.

Eine andere Idee von mir war, ihn zu einem Engagement zu bringen (Streitschlichter, Schulsanitäter, Schülerzeitung, Feuerwehrjugend - fast egal was), aber er wehrt leider alles ab. Dort könnte er nämlich Bestätigung finden ohne in der Klasse ständig die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Naja, vielleicht müssen wir da auch entspannter werden und die Wellen an Zappelei über uns hinwegspülen lassen und uns auf die positiven Phasen und Dinge konzentrieren - das versuchen wir schon eine ganze Weile.

Aber mir tun die Lehrkräfte leid, die das aushalten müssen. Ich kann ja nicht ignorieren, was die beklagen - zumal sie ja Recht haben.

Ratlos
kernig

Hallo

Der Junge leidet halt an Unterforderung.

Mh, das mag punktuell so sein …

Ich würde denken, er leidet auf jeden Fall an Unterforderung seiner körperlichen Kräfte. Er müsste anscheinend viel mehr Bewegung zwischen den Unterrichtsstunden haben. - Ein häufiges Problem, meiner Meinung nach.

Viele Grüße

Die Pausen
Hi!

Der Junge leidet halt an Unterforderung.

Mh, das mag punktuell so sein …

Ich würde denken, er leidet auf jeden Fall an Unterforderung
seiner körperlichen Kräfte. Er müsste anscheinend viel mehr
Bewegung zwischen den Unterrichtsstunden haben. - Ein häufiges
Problem, meiner Meinung nach.

Die Idee hatte ich auch schon. Werde da mal nachhaken, was die Kinder so in der Pause machen oder machen dürfen…

Aber die Pausen sind auch einfach viel zu kurz:
„große“ Pause 15min, kleine Pause 10min, Mittags 20min
Essen muss er ja auch noch eine ganze Menge
Außerdem hat die Schule keine festen Klassenzimmer mehr - das sorgt einerseits für Bewegung zwischen den Stunden, andererseits aber evtl. für Unruhe oder weite Wege…

Grüße
kernig

Hallo,

der Elternsprechabend (nicht der Elternabend) besteht in vielen kurzen Gesprächen mit den Fachlehrern. Es handelt sich also um eine sehr energieffeiziente Möglichkeit in sehr kurzer Zeit mit sehr vielen Lehrern zu sprechen.

Alles was über „alles gut, könnte aber ein bisschen mehr…oder ein bisschen weniger…“ sprengt logischerweise den Rahmen. Für Problemgespräche sind die Sprechstunden der Lehrer da.

Viele Grüße

Ja - und jetzt
Hi!
Das war mir schon klar.
Meine Frage war ja, ob es sinnvoll sein kann, den Schüler zum einen oder anderen mitzunehmen.

Grüße
kernig

‚gute Leistungen; schwankend; mit geringem Aufwand erreicht‘

Klingt für mich nach dem klassischen ‚was mich interessiert das mach ich, den Rest lass ich schleifen, aber eigentlich kann ich alles ziemlich gut, wenn ich will‘. Ehrlich nach Überforderung klang das alles nicht.

zwischenmaß fehlt
Hi!
Da hast Du recht.
Aber es gibt nichts zwischen Gymnasium und Realschule - und der Unterschied ist riesig, wie wir feststellen durften.

Grüße
kernig

Hallo,

das würde ich nicht machen. Es hat sicher einen Effekt, wenn der Sohn am Gespräch beteiligt ist und es ist sicher sinnvoll auch Gespräche in dieser 3er Konstellation zu führen, aber zuerst würde ich das Gespräch ohne Kind führen (dabei meine ich die Sprechstunden der Lehrer).

Am Elternsprechabend habe ich auch selten erlebt, dass die Kinder da sind und wenn, warten sie während des Gespräches im Flur. Ich würde das also vorher erfragen, ob das erwünscht ist. Man muss den Lehrern ja auch die Möglichkeit geben sich auf das Gesrpräch vorzubereiten und das Gespräch wird ganz anders geführt, wenn der Schüler dabei ist.

Ganz schlimm finde ich es allerdings, wenn das Kind dabei ist und dabei aber eine Statistenrolle einnimmt, also nur zuhört wie über ihn gesprochen wird, aber nicht am Gespräch beteiligt wird.

Viele Grüße

3 Like

Hallo,

auf einen Elternabend würde ich ihn nicht nitnehmen.
Aus eigenrer beruflicher Erfahrung kann ich dir nur den Tipp geben, das Gespräch mit dem Klassenlehrer und eventuell max. 1-2 Fachlehrern zu suchen und ihn mitzunehmen. (Auch einen von den Lehrern hinzuziehen, wo es weniger problematisch ist )

Auch sollten mehr als 5 min geplant werden, bei uns sind das immer in etwa 30 min.

In den Gesprächen wird nicht über das Kind gerichtet, sondern ein gemeinsames Gespräch geführt.
Auch das Kind wird gehört und kann sich zu allem äußern.

Wie gesagt, meine Erfahrungen sind damit recht gut.

Auch kenne ich es von einigen Oberschulen, dass die Kinder zu Elternsprechstunden mitgehen.

LG Manuela

Moin,

zum Elternabend würde ich auch kein Kind mitnehmen. Zum Elternsprechtag haben wir unsere aber ab der 5. Klasse immer mitgenommen, und damit durchweg gute Erfahrungen gemacht.

Gruß

Kubi

Hallo,

Kinder sind unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Die Schule geht von gleichen Menschen ohne Stadien aus. Da liegen viele Hasen im Pfeffer.

Zu meinem Sohn, jetzt 16, höre ich seit der zweite Klasse die gleiche Lehrerklage: er ist zu ruhig, sollte sich mehr mündlich beteiligen.
Aber er ist nun mal ein ruhiger Mensch, ich kann ihn nicht umkrempeln, er selbst sich auch nicht.

Dann kommt noch die Pubertät dazu, die für viele Jugendliche ein hartes Problem ist. Die Schule registriert dies nicht, auf Schulhöfen wird Marihuana gehandelt, kein Lehrer merkts.
Das ist wie vor 100 Jahren.

Standartlehrplan, fertig.

Sorry, aber nach meinen Erfahrungen ist es egal, ob Du bei Standartproblemen zum Elternabend/Elterngespräch gehst oder nicht und ob Dein Kind mitkommt. O.K., wenn Du nicht hingehst, macht es einen schlechten Eindruck was die Noten der Kinder ev. eher neativ beeinflusst. Lehrer wollen Elternengagement sehen.

Aber das Gespräch läuft immer darauf hinaus, dass das Kind sich anpassen / änder soll. Lehrer oder Schule passen sich nicht an, keine Idee.

Ich gehe nur noch zu Elterngesprächen um einen guten Eindruck zu machen, mehr erwarte ich da nicht mehr.

Wenns an den Noten hapert bringt eine gute Nachhilfe einmal die Woche mehr, als hundert Elterngespräche.
Ist überhaupt erstaunlich, was gute Nachhilfe nutzen kann. Wenn der ganze Unterricht nur dieser Art wäre - die Kinder könnten zufrieden deutlich mehr lernen, als frustiert in der Schule.

Kurz: Schule ist noch immer genauso schlecht, wie zu meiner Schülerzeit, nur die Zeit fürs Abi ist kürzer.

Gruß, Paran

Tagesablauf?
Hallo kernig,

wie ist denn sein Tagesablauf. Konkret, ist er nach der Schule geschafft, legt er sofort los oder haut er sich gar erst hin?

Gruß

wilbert

Hi!
Schule ist aus um 12:45, er fährt mit dem Bus und kommt teilweise singend und hüpfend um 13:15 nach Hause und fragt, was es zu essen gibt :smile:

nach dem Essen machen wir meist 1/2h Pause - er liest meist Comics in der Zeit. Dann Hausaufgaben (häufig ist gar nichts auf, meist so eine halbe Stunde, selten mal länger). Ich erinnere ihn an die Fächer des nächsten Tages und anstehende Schulaufgaben - manchmal bereitet er sich nochmal ein paar MInuten vor, evtl. frage ich ihn ab.

Das wars. Nachmittagunterricht ist nur einmal pro Woche 1h, da ist er um 14:30 zuhause.
Pausebrot bekommt er täglich mit: Stulle und Obst plus Wasserflasche.
Zweimal die Woche Basketballtraining am frühen Abend.
Trifft sich mit Freunden, spielen z.B. mal Wii, gehen raus. Mediennutzungszeit (also insgesamt TV-Pc-ipod) max 1h täglich.
Wochenende meist 1 Basketball-Spiel

Bettgehzeit: 8:30
Früh um 6 ist er meist von selber wach und munter. Die Familie kann zusammen frühstücken.

Meiner Meinung nach sind da mehrere Faktoren im Spiel:

  1. Die neue Klasse - letztes Jahr waren da mehrere umtriebige SChüler, die Stelle als Oberkasper war schon eindeutig besetzt - dieses Jahr nicht mehr.
  2. Es ging schon wieder ziemlich viel schief bei uns, seit Mai falle ich ja quasi Bandschieben bedingt aus, war zwei mal im Krankenhaus. Irgendwas ist ja immer.
  3. Der Unterrichtsablauf, kurze Pausen, beginnende Pubertät, etc.

Grüße
kernig

Hallo,

auch wenn du keine Lust hast, zum Elternabend zu gehen, gehe hin!
Lehrer registrieren sehr wohl, ob ein Elternhaus Engagement zeigt oder nicht. Lehrer urteilen leider immer subjektiv und am Ende sitzen sie am längeren Hebel. Dein Kind registriert im Übrign auch sehr genau, ob du der Schule ablehnend gegenüberstehst oder nicht. Das beeinflusst seine Haltung zur Schule enorm.

Was ich dir in jedem Falle anraten würde ist, deinem Kind klarzumachen, dass du es liebst und schätzt, egal welche Noten es hat oder welche Leistung es bringt, egal wie die Lehrer urteilen. Liebe ist nie Leistungsabhänging. Elterliche Liebe ist immer unbedingt. Klingt schmalzig, ist aber wahr.
Nichtsdestotrotz kann man seinn Listungswillen/seine mündl. Mitarbeit aber dennoch mit elterlichn Methoden stärken und fördern. Anreize sind hier gefragt. Zudem ist Selbstbewußtsein unabdingbar. Ich kann etwas und das sag ich auch laut in der Schule, egal ob andere Schüler es beurteilen, egal ob es immer 100% richtig ist.

Wenn er mündlich tatsächlich nicht der Beste ist und sich ehr in Zurückhaltung übt, so sollte er sein Stärken mehr im Schriftlichen bzw. Praktischen ausspielen.

P.S. Und denk auch daran, dass die Kritik der Lehrer nicht nur dazu dient, dich oder dein Kind herabzuwürdigen. Meistens schätzen die Lehrer recht gut ein. Nimm die Kritik konstruktiv auf.

Bessere Noten -> Bessere Ausbildung -> Besserer Job