20W Verstärker-Bausatz, verpolt?

Hallo,

ich meine, bei meinem 20W Stereo-Verstärker, Bausatz von Conrad, einen verpolten Kanal gefunden zu haben, bin mir mit der Methode, diesen nachgewiesen zu haben aber nicht ganz sicher. Da ich kein Oszilloskop habe und auch keinen Phasenmesser, habe ich folgendes gemessen:

mit einer niedrigen Frequenz von 60Hz habe ich beide Kanäle angesteuert. Die Eingangsspannung, gemessen jeweils gegen Masse, ist bei beiden Kanälen 0,26V. Mit der Überlegung, wenn beide Eingangssignale gleich sind, müßte ihre Differenz bei ca. 0V liegen, habe ich mit meinem Multimeter zwischen beiden Signalkontakten gemessen. Das Ergebnis war 0,02V, also fast 0.

Dieselbe Methode machte ich an den Ausgangskontakten. Die Messung jeweils an den einzelnen Ausgängen gegen Masse lag bei 1,75V und am anderen Kanal bei 1,20V. Der Unterschied interessiert mich momentan nicht, da kann ich mal die Toleranzen der Bauteile prüfen. Was aber interessant ist, ist die Messung zwischen den beiden heißen Kontakten: 2,95V. Ich schließe daraus, wenn der eine Kanal im Plus ist, ist der andere Kanal im Minus, woraus sich die hohe Spannungsdifferenz ergibt. Somit muß einer der Kanäle verpolt sein. Ist die Überlegung richtig?

Gruß
Pauli

Moin,

was da gemessen wird, erschließt sich mir nicht so recht, ohne Phasenverschiebung sollte 0 Volt anliegen, vorausgesetzt, die Kanäle arbeiten exakt symmetrisch - tun sie aber nur selten. Einfacher wäre vielleicht, zwei um 180° verschobene Sinuswellen mit der richtigen Amplitude auf ein Batt Papier zu zeichnen.

Vor vielen hundert Jahren haben wir die Polung mit einer kleinen Batterie geprüft: Beim einen LS geguckt, in welche Richtung die Kalotte sich bei Kontakt bewegte, und dann beim zweiten ebenso.

Gruß
Ralf

das verstehe ich jetzt nicht. Um eine Sinusspannung zu messen, nützt mir eine Zeichnung nicht. Du hast aber Recht, daß ohne Phasenverschiebung die Differenz zweier Sinuswellen bei 0V liegen. Da die Signale eben nicht exakt symmetrisch sind, habe ich am Verstärkereingang zumindest ein deutlich geringeren Spannungswert gemessen und am Verstärkerausgang, wo ich die 180° Verschiebung vermute, einen entsprechen größeren Wert.
Die Sache mit der Batterie kenne ich auch. Das funktioniert am Lautsprecher selbst, nicht aber über den Verstärkerzweig, der keine Gleichspannung durchläßt. Dort kommt nur ein Impuls raus, wo die Membran raus- und reinschwingt. Ob das rein und raus oder raus und rein ist, mag ich nicht mit dem Finger zu beurteilen.
Gruß
Pauli

Das hieße ja, dass die Vertauschung der Phase im Gerät stattfindet, ich bin eigentlich von einem Verkabelungsproblem ausgegangen. Eigenbau noch dem Motto „Kinder, betet, der Vater lötet“?

Gruß
Ralf

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ja, das genau ist ja mein Problem. Verdrahtungsfehler sind so gut wie ausgeschlossen, da beim Bausatz eine fertige Platine lediglich bestückt werden muß. Da ist der IC TDA1519 mit ein paar Kondensatoren zu löten. Da ich den Schirm der äußeren Leitungen stets auf Masse gelegt habe, hätte ich, um eine Phasendrehung zu machen, Ader und Schirm vertauschen müssen. Da wäre ein Kanal auf Masse gelandet, was ich sicherlich gemerkt hätte.
Kern meiner Frage war meine Methode, die Phasendrehung nachzuweisen. Ich bin jetzt ziemlich sicher, daß der TDA1519 die Phase dreht, ich weiß nur nicht, warum.
Gruß
Pauli

NACHTRAG:
im Data-Sheet aus dem Internet ist eine Phasendrehung eines Kanals des TDA1519 nicht erkennbar.
Die Suche geht weiter :roll_eyes:

„Wer misst, misst Mist. Wer viel misst, misst viel Mist.“

Ja, aus der Entfernung, ohne Sicht auf den Testaufbau und die Benutzung des Messgerätes, stimme ich Deinen Schlussfolgerungen zu.

Aber grau ist alle Theorie. Wenn Du Lautsprecher anschließt, hörst Du dann auch die Verpolung eines Kanals?

ja, so ist mir das ja aufgefallen. Ich sitze am Schreibtisch und habe links und rechts im Regal, auf das ich schaue, im Abstand von ca. 1,2m 2 kleine Boxen, die etwa 1m auseinander stehen. Mir ist aufgefallen, daß bei Mono-Musik die Mitte zwischen den Boxen deutlich leiser ist als vor den Boxen, typisches Anzeichen von Verpolung, da die Boxen dann akustisch eine 8-er Charakteristik haben und die Mitte die Einschnürung ist.

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Und, ich mutmaße mal, als Du einen der beiden Lautsprecher verpolt hast, war da eine ordentliche virtuelle Stereobühne…

Kurios

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Mir sind zwei Dinge aufgefallen: zum einen ist in der Tabelle der Pinbelegung beim Pin 9 ein „-“ vor dem INV2. Das ist üblicherweise das Zeichen für einen invertierenden Eingang. Selbst wenn im Text dahinter steht „non-inverting Input 2“.

Zum anderen wurde der IC als „car radio power amplifier“ beschrieben. Anfang der 1990er Jahre verschwanden die Radios mit 6W pro Kanal und bekamen 10W. Grundlage dafür war, dass zwei Endstufen komplementär ausgeführt wurden. Sie arbeiteten prinzipiell gleich, bis auf eine Phasenumkehr eines der Kanäle. Durch das Brücken beider Kanäle erhielt (und erhält bis heute) man mehr Spannung, ergo mehr Leistung. (Was Du mit Deiner Messung beweisen hast!) Will man diese beiden Verstärker-„Hälften“ einzeln benutzen, so wie es Conrad vorführt, muss man einen Lautsprecher verpolt anschließen, damit beide „im Gleichtakt“ arbeiten.

Mit anderen Worten: Conrad verkauft seit Jahren einen Bausatz, bei dessen Entwicklung nicht genügend kontrolliert wurde. Entsprechend ist er seit Jahren faktisch falsch.

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danke Pierre, sehr präzise beschrieben, genau wie es ist. Das mit dem Autoradio hatte ich auch gelesen, glaubte aber nicht, daß ein von Conrad angebotener Verstärker dieses Verhalten zeigt.
Mein Lötkolben wird schon heiß, dann wird umgepolt.

schönes Wochenende,
Gruß
Pauli

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