24.Dez. - Bachötåg

Grüß euch!

Der 24.Bez. heißt bei uns „Bachötåg“.
Es gibt mittags eine spezielle Speise, das „Bachökoch“ (dicker Mehlbrei, mit einer Mischung aus zerlassener Butter und Honig übergossen), der Hausherr soll an diesem Tag die Messer und Hacken schärfen, denn die „Bachöschneid“ hält besonders lang.

Ich hab bisher noch keine Erklärung für diesen Namen gefunden; manche versuchen, mit dem Backen einen Zusammenhang herzustellen. Nur: Das Backen spricht man hier „Båchn“ aus, und gebacken wurde/wird nicht mehr an diesem Tag.Außerdem ist der Name wahrscheinlich viel älter als der Brauch des Backens um diese Zeit.

Mich interessiert:
Wo ist diese oder eine ähnliche Bezeichnung noch bekannt?
Und vor allem: Woher könnte der Name kommen?

I winsch enk ålln schene Weihnachten! Måchts enks gmiatlich!
Helene

Hallo Helene!

Die Ö-Lautung in: „Bachötåg“ deutet auf ein „L“ im Wort; also ist ein „Bachel, Backel, Backöl(?)“ o. ä. zu vermuten.
Mehr habe ich noch nicht herausgefunden.
Gruß Fritz

I winsch enk ålln schene Weihnachten! Måchts enks gmiatlich!

Das klingt so vertraut!
Auch dir ein schönes Fest!

Hallo Helene und Fritz,

ihr könnt mi *schdeinign* es is ma wurschd…ich dachte imma es geht um den Packerltag.

wai ma oba a so schlaumbad sprechn, ein „P“ ist ein „Bä“ ein „T“ ist ein weiches „D“ und so ein „L“ wird bei uns nie ausgesprochen…ich will = „ii wüüü“… eine Grille is a „Grüün“ und wenn wer betrunken ist ist er im „Ööö“ (Öl)

Nur wenn es bei euch einen „Bachökoch“ und eine „Bachöschneid“ gibt hat es sicher nichts mit meine „Bagöön“ zduan.

I kaun des Ringal ned üban „A“ aber backen heißt bei uns „bocha“ …nur Helene, was du als „Bachökoch“ beschreibst ist für mich ein „Steaz“ eine eingekochte Speise und nicht gebacken.

Dann kenn ich noch den Ausdruck „a Rain mocha“ des sogd ma bei Wuchteln…oda a „Nudl“ des san de Germdagbocha.

verspätete Neujahrsgrüße von

Kerbi

Servus Kerbi!

Dir a no a guats, nois Jåhr hintnåch!

(å mit ALT + 134 auf dem Ziffernblock, Å mit 143)

Dånksche, dass du dir Gedånken dazua gmåcht håst.

Ich bin mir sicher, dass der „Bachötåg“ weder mit Backen noch mit den Packerln etwas zu tun hat. Es ist ein uralter Ausdruck aus einer Zeit, wo das Keksebacken in unserer Region noch nicht Brauch war. Gebacken wurde zu Beginn des Advents das „Klåtznbrot“ (eine Art Früchtebrot, Kletzen = getrocknete Birnen). Es musste eine Zeit lang lagern, damit es „glimpfn“ werden konnte (mürbe, weich). Rund um das Klåtzenbrot gibt es noch einige Bräuche, wenn sie dich interessieren, schildere ich sie dir gerne.

Den Bachötåg gab es schon vor dem Christbaum. Ich vermute, dass irgendetwas Heidnisches übernommen wurde - aber was? Bei event. passenden Göttern u.ä. bin ich nicht fündig geworden…vielleicht sollte ich in einem anderen Brett posten, in Kultur, Religion…?

Ich wünsch dir ein schönes Wochenende!
Helene

Servus Kerbi, auch von mir!

Und Hallo Helene!

Ihr werdet nicht weiterkommen, ehe nicht geklärt ist, was diese

Speise, das „Bachökoch“ (dicker Mehlbrei, mit einer Mischung aus zerlassener Butter und Honig übergossen),

oder wie Helene sagt:

Sterz

ist, welche Funktion sie hatte, woher deren Name kommt. Es scheint eine Art Fastenspeise zu sein. Die Vorabende hoher Festtage sind automatisch Fastentage gewesen. Wir haben zu Hause, als ich noch Kind war, an Heiligabend vor der Christmette nur eine Brennsuppe, später als man liberaler, sprich weniger stockkatholisch, geworden war, wenigsten Kartoffelsalat und Würstchen bekommen.

Den Bachötåg gab es schon vor dem Christbaum. Ich vermute,
dass irgendetwas Heidnisches übernommen wurde.

Mit „Heidnisch“ wäre ich vorsichtig; vieles, was nicht sogleich ins „christliche“ Brauchtum passen will, wird von „XXXtumskundlern“ gern und schnell als „Heidnisch“ bezeichnet. Man folgt damit, ohne dass es den meisten klar ist, volksdeutschen, sprich nazideutschen Traditionen und Denkern, die gern ein „heidnisches Deutschtum“ gehabt hätten und es sich zusammenlogen, wenn es nicht anders ging.

Viele Fasnachtsbräuche hat man so „paganisiert“. In der Schweiz kennt man einige „grauslich-schiache“ Masken, die man gern als vorchristlich ausgibt, aber keine ist wirklich so alt und von den meisten lässt sich bei genauerem Hinsehen der Zusammenhang mit christlichem Traditionsgut nachweisen.
Dazu schaue man bei: Werner Mezger, Narrenidee und Fastnachtsbrauch, Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur, Universitätsverlag Konstanz

Ich bin mir sicher, dass der „Bachötåg“ nichts mit Backen zu tun hat.

Das würde ich noch einmal nachprüfen. Das könnte etwas Ähnliches sein, wie die „Faschings- oder Fasnachtkrapfen oder -kiachle“. Es gibt z. B. auch ein „Narrenbrot“ oder einen „Narrenbrei“, die eine ins xxxtümliche gewendete Form der Aussage: „den todt frisst ein yeder am ersten prey/prot“ darstellen.
Man könnte auch an die an Ostern geweihten Speisen denken, die magische Kräfte haben sollen.
Die Weihnachts- und Jahresend- und -wechselbräuche sind vielfach miteinander verschlungen mit den Fasnachtsbräuchen. Krampus, Raunächte, Sternsingen, Narrenumzug, Hexen und Teufel etc.

Jetzt hör ich mal auf, sonst wird es eine Diplomarbeit.
Gruß Fritz

Naxte Umreib = Fortsetzung :wink:

Griaß di, Fritz!
Man merkt - die Feiertage sind vorbei, die Diskussionen kommen wieder in Schwung.

Also:

Speise, das „Bachökoch“ (dicker Mehlbrei, mit einer Mischung aus zerlassener Butter und Honig übergossen),

Das „Koch“ war früher alltägliche Kost für den, der Milch und Mehl hatte. Im Sommer streute man - wer hatte - Kirschen drüber, in der kalten Jahreszeit geröstete Erdäpfel. Die Aufwertung durch Butter und Honig bekommt es nur am Bachötåg. Das Bachökoch hat so seinen Namen vom Tag und nicht umgekehrt.

oder wie !Kerbi! sagt:

Sterz

Dieser Name ist bei uns nicht gebräuchlich, eher südlich des Alpenhauptkammes.

Ich bin mir sicher, dass der „Bachötåg“ nichts mit Backen zu tun hat.

Das würde ich noch einmal nachprüfen.

Siehe 1. Posting: backen --> b å chn
Unser Dialekt hat viele Vokale (die schriftlich kaum darzustellen sind), und schon feine Unterschiede ändern die Bedeutung eines Wortes total.

An diesem Tag wurde an Messern, Hacken und Sägen die Bachöschneid gemacht - was mit Backen wohl nichts mehr zu tun hat.

Ich hab leider keine Antworten zur Verbreitung dieses Ausdrucks bekommen… vielleicht ist er wirklich nur in unserer Region bekannt?

An schen Gruaß schick i da!
Helene

Hallo,

[…]
Den Bachötåg gab es schon vor dem Christbaum. Ich vermute,
dass irgendetwas Heidnisches übernommen wurde - aber was?
[…]

Es gibt den Gott Bacchus (gleichzusetzen mit Dionysos).
Auszug aus dem Lexikon:

Dionysos , auch Bakchos, griech. Vegetationsgott; im Mythos Sohn des Zeus u. der Semele; vernichtet seine Gegner u. erweist seinen Anhängern Wohltaten (z. B. durch die Erschaffung des Weinstocks). Erwähnung schon auf myken. Tontafeltexten aus Knossos u. Pylos (Linearschrift B). Im besonderen Gott der Baumzucht u. des Weins. Verehrung auch als Fruchtbarkeitsgott. In Dichtung u. Kunst erscheint D. in Tiergestalt (als Bock oder Stier). Sein Gefolge (thiasos, „Schwarm“), bestehend aus Naturdämonen wie Nymphen, Satyrn u. Silenen u. in Ekstase versetzten Anhängerinnen (Bakchai, Mänaden oder Bakchantinnen ), umschwärmt ihn in orgiastischem Taumel in der Absicht, den Zustand des Enthusiasmos („des Gottes voll“) zu erreichen. Dabei fallen die Bakchai wilde Tiere an u. verschlingen sie roh. Diese den Griechen im Grunde fremden Kultformen wurden bei den großen D.-Prozessionen in Athen in geordnetere Bahnen gelenkt. Röm. Entsprechung des D. ist Bacchus oder Liber.

Hier noch etwas:

[…]Die Mysterien gehen auf Fruchtbarkeitskulte aus vorgriech. Zeit zurück. Im Mittelpunkt des Kults der einzelnen Mysterien steht oft eine Gottheit, die im Mythos stirbt u. wiederaufersteht (z. B. Persephone-Kore, Orpheus u. Dionysos) u. dadurch das jährl. Blühen u. Sterben in der Natur symbolisiert.[…]Im Hellenismus breiteten sich die im Gegensatz zu den M. von Eleusis überregionalen M. des Dionysos aus, die ekstat. Charakter hatten u. bes. von Frauen aufgesucht wurden.[…]

Die Römer und ihr Gott Bacchus könnten also der Ursprung sein.

Hoffe das hilft weiter :smile:))

Gruß
Claudius

…hab ich diesbezüglich auch schon einmal unter die Lupe genommen.

Hallo Claudius!

Hier noch etwas:
Die Mysterien gehen auf Fruchtbarkeitskulte aus
vorgriech. Zeit zurück.

Die „Fruchtbarkeit…“ ist sicher nicht von der Hand zu weisen:
3 Tage nach der Wintersonnenwende, „wo da Tåg umdraht“. Den Bacchus bring ich da aber nicht ganz unter, was ja nicht heißt, dass trotzdem Zusammenhänge bestehen…

Jedenfalls - Danke für deine Antwort!
Gruß - Helene