Was glaubst du meint die AfD, wenn sie einen ganzen Abschnitt ihres Programmes mit „6.1 Bekenntnis zur traditionellen Familie als Leitbild“ überschreibt? Die „traditionelle“ Familie ist genau das, was ich beschrieben habe, machen wir uns doch nichts vor.
„Die aktuelle Familienpolitik in Deutschland wird bestimmt
durch das politische Leitbild der voll erwerbstätigen Frau, so
dass die Anzahl außerfamiliär betreuter Kleinkinder stetig
ansteigt. Die sichere Bindung an eine verlässliche Bezugsperson
ist aber die Voraussetzung für eine gesunde psychische
Entwicklung kleiner Kinder und bildet die Grundlage für
spätere Bindungs- und Beziehungsfähigkeit.“
Da steht im Wesentlichen, dass Frauen, die in Vollzeit tätig sind und ihre Kinder tagsüber fremd betreuen lassen, dadurch ihrem Kindern Schaden zufügen. Ob das stimmt ist angesichts der DDR-Erfahrungen mehr als zweifelhaft, aber mal unabhängig davon, schreiben sie vielleicht nicht, dass Frauen hinter den Herd gehören, aber wie so oft, lohnt es sich zwischen den Zeilen zu lesen.
Davon mal abgesehen finde ich die Idee gruselig, dass man sozusagen Kopfprämien von mehreren 1.000€ für Akademikerkinder ausloben will
Zum Rest des Artikels ist es meines Erachtens so, dass Gleichstellung das ist, was in Art 3 (2) mit dem Nachsatz gemeint ist. Die faktische Gleichstellung neben der rechtlichen Gleichberechtigung zu erreichen, ist das Problem, das wir heute noch haben. Das es diese noch nicht gibt dürfte klar sein und liegt an einer Reihe von Faktoren, die weder rein biologisch noch rein soziokulturell zu erklären sind. Eine Abschwächung dieser Faktoren hin zu einer faktischen Gleichstellung der Frau ist aber genau das, was die AfD verhindern möchte.
Vater, Mutter, Kinder. Aber eben nicht zwangsläufig berufstätigen Vater und Mutter als Nurmutter.
Das Leitbild ist übrigens der zahlenmäßige Normalfall auch heute noch. Im Gegensatz zu den Kombinationsmöglichkeiten, die von Linkspartei oder Grünen medial in den Vordergrund gerückt werden. Das sind die zahlenmäßig seltener vorkommenden. In Ihrer Fixierung auf angeblich Diskriminierte haben doch gerade die Grünen eine Art Vielfältigkeitskult installiert.
Btw ist es eben die traditionelle Familie aus Mann und Frau, die den Fortbestand durch Zeugung sichert. War so und wird auch in 50 Jahren noch so sein. Selbst dann, wenn man die Nachkommen gerne „zwangsverstaatlichen“ würde. Unterkapitel 6.6 wird betitelt mit „Alleinerziehende unterstützen. Familien stärken“. Man muss sich schon den Gesamtkomplex anschauen.
Die AfD möchte eine gesellschaftliche Wertediskussion zur Stärkung der Elternrolle und gegen die vom „Gender-Mainstreaming” propagierte Stigmatisierung traditioneller Geschlechterrollen anstoßen. Kinder sind kein karrierehemmender Ballast, sondern unsere Zukunft.
Stärkung der Elternrolle wirst Du in jedem Parteiprogramm in der ein oder anderen Verklausulierung finden. Und beim Gender-Mainstreaming (hier in falscher Def. verwendet) gibt es ja nun wirklich die radikale Version, die am liebsten alles fundamental „dekonstruieren“ würde. Es gibt auch die gemäßigte Version. Aber bei den Radikalinskis geht es nur um die Zerstörung.
Das ist ein Punkt über den es nicht einmal im Bereich der frühkindlichen Pädagogik eine einheitliche Meinung gibt. Ich selbst kenne durchakademisierte westdt. Mütter, die genau deswegen nicht früh in den Beruf zurückwollten. Und die waren definitiv alles andere als AfD-affin. Und genauso gibt es Mütter, die ihr Gör aus purer Faulheit nicht zur Krippe bringen, wo es beschäftigt, versorgt und erzogen würde, sondern unbeachtet irgendwo rumliegt. Dabei sind die nicht einmal berufstätig, sondern leben von Stütze.
Und ich würde auch nicht behaupten, dass die AfD keine Leute hätte, die das alte Rollenmodell aus den 50ern nicht wieder gerne installiert sähen (bspw. Storch). Ebenso würde ich nicht behaupten, dass es bei Grünen oder Linkspartei keine Leute gäbe, die am liebsten die Elternschaft durch ein staatliches (vergesellschaftlichtes) Erziehungssystem ersetzen wollten.
Ich glaube aber, dass man mit solchen absoluten Textinterpretationen der Gesamtheit der Stimmen nicht gerecht wird. Gerade in Ostdeutschland hat die AfD ein Stein im Brett. Wieso wohl, wenn sie doch angeblich die dort ungeliebte (oder ungeübte) 100%-Elternrolle aufzwängen will?
Aber die Weiterführung der Diskussion in diesem Punkt würde uns beide wahrscheinlich nur fortwährend im Kreise drehen lassen. Meinungsvielfalt ist eben auch ein Baustein der mod. Demokratie.
Ja, ist natürlich was ganz, ganz anderes als Elterngeld.
IMHO ein antrainierter Irrtum, der nicht wenig verbreitet ist. Wiki weiss zu vermelden:
Vielfach wird Gleichberechtigung mit Gleichheit und Gleichstellung gleichgesetzt bzw. verwechselt. Nach Verfassung und Menschenrechten bedeutet Gleichberechtigung jedoch nicht:
dass alle oder gewisse Menschen von Natur aus faktisch gleich wären,
dass die faktische Gleichheit aller oder gewisser Menschen angestrebt werden solle,
dass alle oder gewisse Menschen faktisch gleichgemacht/gleichgestellt werden sollen.
Was nichts daran ändert, dass Du die Gleichstellung gerne als pol. Ziel propagieren kannst. Sie ist aber IMHO nicht aus dem Artikel 3 ableitbar. Die gesamte Folgegeschichte um Artikel 3 belegt dies auch.
Und bevor noch das „Arme-Frauen-Gejammer“ einsetzt. Von denen fanden ca. 100% es völlig okay, dass sie keinen Wehr- oder Ersatzdienst leisten mussten.
Der Ansatz der AFD ist ein Ansatz zugunsten der Kinder. Erwachsene sollten sich durchaus da unterordnen können, wenn sie denn eigene Kinder haben möchten oder müssen. Einfache direkte persönliche Bindungen in den ersten Jahren dürften schon erhebliche Bedeutung für die Entwicklung eines Kindes haben.
Im übrigen, wenn wir schon zwischen den Zeilen lesen, ist der Ansatz durchaus auch dahingehend gerichtet, dass Familie und Erziehung eine höhere Bedeutung haben (sollen) als die neoliberale Ansage, eine Frau sei nur vollwertig, wenn sie auch ordentlich arbeiten geht. Und dass die Ungerechtigkeit der entgeltlosen Erziehungsarbeit mit deutlichen Nachteilen in der Altersversorgung abgeschafft gehören (das linke Mit- und Weiterdenken).
Da hast du sicherlich nicht ganz unrecht mit. Bedenke aber, dass diese Faktor möglicherweise schon mit eingerechnet war. In den Neunzigern kamen zu den Lichterketten in den großen Metropolen durchaus auch mal sechsstellige Teilnehmerzahlen. An diesem Wochenende hatte man sich 50.000 Menschen erhofft.
Vor dem Hintergrund dessen, wer alles aufgerufen hatte, ist von einer sehr niedrigen Teilnehmerzahl auszugehen:
Die Gewerkschaften dürften im Großraum Köln sehr viele Mitglieder haben.
Ebenso auch die beiden großen Kirchen.
Zudem hatten Parteien wie die Grünen, die Linkspartei oder Krafts SPD zur Teilnahme aufgerufen.
Daneben auch die Karnevalsheinis, die in den närrischen Tagen auch Unmengen an Menschen auf die Straße bringen können.
Irgendwelche Kölsche Liedermacher mit ihrem Viva-Colonia-Gedöns hatten auch aufgerufen. Sie dürften nicht wenige Fans in Köln haben.
Nicht zuletzt war von Fa-Leuten (das „Anti“ vor dem „Fa“ kann man getrost weglassen) aus ganz Deutschland die Rede, die anreisen sollten.
Der Mobilisierungsgrad ist angesichts dessen dürftig. Es waren wohl zu großen Teilen die Leute unterwegs, die sowieso schon irgendwelche Funktionen wahrnehmen, und ihre direkten Bekannten. Ein Mobilisierung der allgemeinen Bevölkerung blieb weitgehend aus. In Köln soll es allein mehr als 90.000 Studenten geben. Und diese schwache Teilnehmerzahl dürfte Gründe haben.
Jo, das habe ich doch selbst geschrieben:
Um es mal etwas pathetisch auszudrücken: Ich würde mich mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass Menschen friedlich auf ihrem zugewiesenen Platz gegen eine Partei auf die Straße gehen können. Sobald aber anderen demokratische Rechte abgesprochen werden sollen, und das trifft zumindest auf denjenigen Teil der Demonstranten zu, der den Parteitag, blockieren wollte, handelt es sich um offen antidemokratische Einstellungen und Aktionen. Hiergegen müsste man ansetzen, hiergegen müssten die etablierten Kräfte ein Zeichen setzen.
Ja, ja. Vor allem, weil gerade Alice Weidel ins Spitzenteam berufen wurde, die zwei Kinder mit ihrer Lebensgefährtin hat und nebenbei als Unternehmensberaterin durch die Welt reist. Das steht natürlich vollkommen für das klassische Familienmodell.
Haben sie zweifellos. Die Frage lautet, ob eine mehrstündige Betreuung während des Tages signifikante negative Effekte hat. Die Erfahrungen aus Staaten, wie der DDR oder der UdSSR (und vermutlich der anderen Ostblockstaaten) aber auch heutigen Modellen, dürften das Gegenteil belegen.
Witzigerweise richten sich solche Kommentare nie gegen den konservativen Ansatz nach der ein Mann nur dann vollwertig ist, wenn er auch ordentlich arbeiten geht. Ein Mann, der lieber daheim bleibt und die Kinder erzieht wird noch heute belächelt oder für unglaublich fortschrittlich gehalten. Das ist das Problem, dass ich mit der AfD habe. Jede Frau sollte die Wahl haben, ob sie lieber arbeiten oder Kinder erziehen möchte - und ich kann dir sagen, dass sehr viele lieber arbeiten gehen - aus den gleichen Gründen, aus denen die Männer lieben arbeiten gehen…
PS: Ich hab den Satz mit dem „linken Mit- und Weiterdenken“ nicht verstanden, aber du hast natürlich recht. Die Linken haben sich immer dafür eingesetzt, dass auch Hausfrauen und Mütter eine Rente zustand, wie sie dem normalen Arbeiter zustand.
Ansonsten ist dein Einwand viel zu technokratisch. Man kann in Deutschland die Verfassung ändern. Dann ist man kein Verfassungsfeind, solange man die fdGO an sich nicht abschaffen oder einschränken möchte. Verfassungsänderungen sind sogar dringend geboten, etwa im Hinblick auf das Asylrecht. Insofern war meine Aussage:
vollkommen richtig, da auch bei einer Verfassungsänderung niemand entrechtet wird. Wie wär’s, wenn du Aussagen mal nicht aus dem Zusammenhang rissest?
Nö, man soll genau hinschauen. Die AfD fordert zulässige, sinnvolle, punktuelle Grundgesetzanpassungen. Nur wer das nicht kapiert, sondern Falschdarstellungen verbreitet, hält die AfD für eine Partei, die nicht innerhalb des demokratischen Spektrums agiert. Gehörst du dazu?
Warum sollte es eine Mitgliederbefragung geben? Das ist nicht das Kriterium für einen Ausschluss. Die Kriterien sind in der Satzung festgelegt. Jedenfalls zeigen die Aussagen von Meuthen, Gauland und vielen anderen (Bremen), dass viele Höcke nicht ausschließen wollen. Je weniger es indes sind, umso besser.
Klar, Fakten sind hinderlich, wo es doch um Deine Agenda geht.
In gewissem Rahmen. Man sollte dann aber nicht behaupten, dass niemandem ein Grundrecht entzogen werden soll. Genau das ist viel zu oberflächlich. Natürlich will die AfD auch am GG drehen. Und damit wird sie zwangsläufig auch Grundrechte entziehen. Das heisst nicht, dass sie es abschaffen oder auf den Kopf stellen will oder es viele oder gar zuviele beträfe. Aber in einem gehörigen Umfang will sie Grundrechte, die derzeit bestehen, soweit abändern, dass es mehr als nur eine Handvoll Menschen konkret betreffen wird.
Udn gerade Deine Wortwahl, dies sei legitimierbar ist eben etwas anders als „es/wäre ist legitim“. Erdogan war auch legitimierbar. Selbst Nordkorea kann einiges legitimieren, was der Rest der Welt ganz anders sieht.
Das gleich gilt übrigens für Grüne, bei denen mitunter die Vorstellung von „Asyl ist ein Menschenrecht“ mit dem GG herzlich wenig zu tun hat. Legitimierbar wäre es mit entsprechenden Mehrheiten. Du wärst der erste, der die grüne Version für illegitim erklärte.
Das bezweifel ich aber. Da verlasse ich mich mal lieber auf das Urteil der Experten, die auch die Entscheidungsbefugnis hätten. Wobei ich keine Sekunde daran zweifele, dass eine AfD mit absoluter Mehrheit in Bundestag und -rat auch das Gesetz für Verfassungsrichter in ihrem Sinne ändern würde. Glücklicherweise wird es zu einer Alleinherrschaft einer Partei in D nicht kommen können. Denn früher oder später würden sie alle auch an diesem Rad in ihrem Sinne drehen.
Sie fährt erkennbar hart am Rand des rechtl. Möglichen. Sie ist Teil des zulässigen Spektrums. Wie es auch die Linkspartei ist. Aber beide haben ihre Ausfransungen schon im Unzulässigen.
Dann erzähl doch nicht einfach, dass die Mehrheit der Mitglieder gegen einen Rauswurf von Höcke wäre, wenn Du keine belastbaren Daten dazu hast. Du glaubst und vermutest es lediglich, mehr auch nicht.
Bremen ist gekippt. Gauland und Meuthen sind im Bundesvorstand. Das ist genau das Gremium, das den Ausschluss offiziell betreibt. Insoweit vertreten dort Gauland und Meuthen eine offizielle Minderheitenmeinung. Auch wenn es sehr gut vorstellbar ist, dass die ganze Sache aus rein wahltaktischen Gründen abläuft und man seitens Gauland und Meuthen bis nach der Wahl abwarten will. Vorher ist der Vorgang ins zuständige Bundesland verwiesen, was ihnen Zeit lässt.
Und mittlerweile ist auch klar, dass Gauland als rechter Parteivertreter und Weidel als linkere Vertreterin das Spitzenteam sind. Wie bei den Grünen über Jahrzehnte. Beide Flügel bekommen ihren Anteil und das Abstimmunffsergebnis lässt mit 68% auch eine basisdemokratische, innerparteiliche Dagegenresthaltung vermuten. Keine stalinistischen Traumergebnisse wie bei den in die hohen Jahre gekommenen, durchprofessionalisierten Parteien.
Wahnsinn. Was für eine faktenbasierte Argumentation. Irgendwelche Experten sagen, die AfD ist ganz, ganz undemokratisch und würde, wenn sie an der Macht wäre, unsere fdGO ratzefatz abschaffen. Wie wär’s, wenn du dich mal an den Fakten orientiertest? Wir haben unter denen, die an der Macht sind, schon genügend antidemokratische Tendenzen (Maas). Deine Spekulationen, was die AfD täte, wenn sie an der Macht wäre, sind genau dies: Spekulationen.
Es gibt keine Umfragen unter Mitgliedern. Richtig ist aber, dass die Mehrheit der AfD-Anhänger einen Höcke-Ausschluss ablehnt. Aufgrund der Zusammensetzung der Partei ist davon auszugehen, dass mindestens genau so viele Mitglieder es so sehen. Wenn nicht, umso besser.
Abgesehen davon kann man auch gegen einen Rauswurf Höckes sein, ohne seine Eskapaden gutzuheißen oder seinen Relativismus zu teilen. Das trifft zum Beispiel auf Gauland zu.
Ach Hans, das habe ich echt ein bisschen vermisst. Das Problem ist, dass es hier um einen Parteitag der AFD in Köln geht, den Umgang mit den Gegendemonstranten und die Finanzierung der Polizeikräfte zur Absicherung dieser Gemengelage, nicht um die demokratiefeindlichen Ossis.
Allerdings finde ich es bewundernswert, wie du es schaffst, diesen eigentlich absolut unmöglichen Bogen zu schlagen. Es gibt ja das Godwin’s law, vielleicht muss man für dich noch Taylor’s law erfinden.