Der JoJo Effekt, die Magersucht - wider die Angst
Hallo Isa!
Dass du eine 5 vorne sehen willst, hatte ich mir schon gedacht und ich verstehe, dass ein Mädchen mit 17 lieber Idealgewicht als Normalgewicht haben möchte, auch wenn ich mich jetzt dem Unbill Vieler hier aussetze.
Dein Idealgewicht nach „alter“ Formel 167-100-15% ergibt 57kg.
Dein Idealgewicht nach BMI (19 bis 24) sind es sogar nur 55 bis 69 Kilo.
Untergewicht würde nach gängiger Beurteilung bei unter 55 kg anfangen - das ist noch keine Magersucht.
Dass du evtl. noch in der Entwicklungsphase bist, muss natürlich schon berücksichtigt werden.
Du scheinst das Ganze allerdings mit einer starken Angst vor Magersucht und JoJo-Effekt anzugehen. Angst ist aber ein schlechter Ratgeber. Sieh’ es locker! Wenn du an einem Tag mal mehr gegessen hast, spar’ es am nächsten Tag NICHT ein, sondern sag’ dir: o.k. jetzt geht’s halt etwas länger. Wenn das nicht zum Dauerzustand wird, hast du trotzdem Erfolg.
Was deine Angst vor Magersucht angeht: Könntest du denn jetzt gefühlsmäßig z.B. eine Pizza essen? Was löst der Gedanke in dir aus? Probier’ es aus - ein Stück vielleicht oder eine Halbe Kleine (~ 750kcal) Deshalb nimmst du nicht zu, höchstens an dem Tag nicht ab. Was ist gefühlsmäßig passiert, als du das Wort „Pizza“ oder die Kalorienangabe (~ 750kcal) gesehen hast?
Info über Magersucht gibt’s hier: http://www.magersucht.de/
Ich kenne deine Vorgeschichte nicht - was du vorher gewogen hast, wie oft du schon abgenommen und evtl. wieder zugenommen hast, warum du zu viel gegessen hast usw., schließe aber aus deinen Beschreibungen, wie du dir Gedanken machst und wie du dich hier an der Diskussion mitbeteiligst, dass diese Ängste momentan unbegründet sind.
Evtl. wäre eine Beratung vor Ort aber anzuraten, denn Ferndiagnosen sind so nicht möglich.
Lass dich nicht wirr machen - der Jojo Effekt ist ebenso wenig zwangsläufig wie Magersucht!
Meiner Meinung nach gibt es 2 JoJo Effekte (auch das noch…!) die sich im ungünstigen Fall verstärken.
Das eine ist die Sache mit der Hungersnot aus früheren Zeiten, als noch nicht an jeder zweiten Höhle eine Dönerbude stand. Der kommt meiner Meinung nach zustande, wenn man über lange Zeit viel zu wenig isst und sich auch nicht mehr fordert. Dann geht der Körper von Hungersnot aus und schaltet runter. Die Sippe zog sich in die Höhle zurück und um möglichst wenig Energie zu verbrauchen dämmerte man so vor sich hin… Wenn dann im folgenden Jahr eine bessere Ernte folgte (bzw. in heutiger Zeit die Frühjahrs-Bikini-Hungersnot beendet wird), wurde möglichst viel Fett angelegt, um die nächste Notzeit wieder zu überstehen.
Es scheint auch so zu sein, dass man den Körper, der ja nicht blöd ist und dir in Notzeiten das Überleben sichern will, ein bisschen austricksen kann, indem man mal wieder über die Stränge schlägt. Nicht übermäßig, aber an ein oder zwei Tagen pro Woche oder alle zwei Wochen einfach normal isst.
Der Zweite und wie ich glaube viel wichtigere Grund ist der, dass sich kaum jemand bewusst macht, dass der Kalorienverbrauch unter anderem auch vom aktuellen Gewicht abhängig ist.
Beispiel :
Eine Frau 1,70m groß, hat sich im Laufe der Zeit auf 100 Kilo hochgefuttert und beschlossen, dass 80 Kilo reichen. Gehen wir jetzt davon aus, dass der Energiebedarf bei dieser Frau, wie bei vielen anderen auch, bei ca. 25 kcal pro Kilo Körpergewicht und Tag liegt, dann kann sie 2500 kcal pro Tag zu sich nehmen und das Gewicht bleibt stabil. Nun macht sie eine Diät und freut sich, dass das Gewicht schnell schwindet und irgendwann hat sie die 80 Kilo erreicht.
Was passiert als nächstes? Sie belohnt sich für den Erfolg! Hoffentlich mit neuen Klamotten
) manchmal aber auch mit „endlich wieder was Richtiges zu essen“. Diese Frau muss sich nun bewusst machen, dass sie mit 80 Kilo nur noch 2000 kcal futtern darf, damit das Gewicht bleibt, isst sie wie früher 2500 kcal nimmt sie unweigerlich wieder zu - jeden Tag 60-70 Gramm - nach einem Monat 2 Kilo, nach einem viertel Jahr 6 Kilo usw., bis die 2500 kcal halt wieder notwendig sind um das Gewicht zu halten - und das war bei 100 Kilo!
Wenn dann noch die Hungersnotgeschichte dazukommt, und sie z.B. statt 25 kcal nur noch 24 kcal als Grundumsatz hat, nimmt sie auf 104 Kilo zu! Hat der Körper den Grundumsatz durch mehrere „Hungersnöte“ noch weiter heruntergeschraubt ist es entsprechend mehr - bei 22 kcal 113 Kilo! Dazu kommt dann oft noch das Frustessen (bei mir hilft ja sowieso nichts) und aus den regelmäßigen 2500 kcal pro Tag werden an ein paar Tagen im Monat 4000 (das ist gar nicht so schwer) und die Spirale geht weiter…
Auf deine Situation bezogen heißt das:
Wenn du z.B. mal Normalgewicht hattest und vielleicht mal 67 Kilo gewogen hast, konntest du ungefähr 1675 kcal zu dir nehmen, um das Gewicht zu halten. Jetzt bei 62,5 sind es noch 1560 und bei deinem angestrebten Ziel von 58 Kilo sind es dann nur noch 1450 kcal. - immer zuzüglich der Energiemenge die durch Tätigkeiten zusätzlich verbraucht wird.
Sport in Maßen ist zwar sicher gesund und unterstützt den Körper in seinen Funktionen, wird zum Abnehmen aber oft überschätzt.
Ob man nun 3 oder 5 Mahlzeiten essen soll, darüber scheiden sich die Geister. Mach das was dir gut tut.
Man muss sich auch bewusst machen, dass es sich hier um einen dynamischen Prozess handelt, der von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist. Den Supertipp gibt es nicht.
Viel Erfolg!
Rainer
P.S.
Meine Ausführungen, Anregungen und Ratschläge resultieren überwiegend aus persönlichen Erfahrungen bei der Beratung übergewichtiger Menschen und gehen nicht unbedingt immer mit dem Mainstream konform.
Sollte der Lesefluss des Artikels etwas unharmonisch sein oder teilweise anscheinend nur entfernten Bezug zum aktuellen Thema haben, kann das daran liegen, dass ich meistens Textbausteine aus meinen schon veröffentlichten Artikeln verwende und anpasse.