5000 ha Mauselöcher vergiften - wie?

Hallo,

gerade in „Kontraste“ gesehen: ein Landwirt beschwert sich, dass er auf seinen 5000 ha Land nicht Giftköder gegen Mäuse verwenden darf, da es dort Feldhamster gibt. Der Landwirt ist der Meinung, dass er Mauslöcher von Feldhamsterlöchern unterscheiden kann (die Giftköder werden mit einem Stift in die Löcher eingebracht, ein Köder pro Loch).

Ich habe hier 0,5 ha und auch etliche Mäuse. Wenn ich mir vorstelle, hier jedes einzelne Mauseloch mit einem Köder zu versehen, schätze ich einen Arbeitsaufwand von mindestens einem halben Arbeitstag. Wie will der Landwirt denn eine Fläche von der 10.000 fachen Größe so behandeln? Mit 5.000 Arbeitstagen? Ist doch viel zu teuer und woher all die Arbeitskräfte nehmen, die auch Feldhamsterlöcher erkennen?
Das ist doch Bauerntheater, oder?

Gruß,
Paran

Ein paar Greifvögel, Füchse, etc. würden da wohl viel mehr helfen … ups, sowas gibt’s ja fast nimmer …

Und ja: Ich finde es einerseits ein Bauerntheater, andrerseits glaube ich nicht, dass er gezielt auf die Mäuselöcher losgehen möchte, sondern das Ganze eher „breiter gestreut“ anlegen möchte (womit wir wieder beim Thema Greifvögel, Füchse, etc. wären, die sich solche Köder auch krallen.

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Hallo,

natürlich. Eine Million Mauselöcher per Hand mit Ködern bestücken ist reichlich teuer.
Warum aber lassen sich Kontraste-Reporter so einen Unsinn erzählen und bringen dass dann noch als ernst zu nehmend in ihrer Sendung?
Was kann ich von der übrigen Berichterstattung noch erwarten wenn so lächerliche Fehler gemacht werden?
Etwas mehr erwarte ich für meine Rundfunkbeiträge schon.

Gruß,
Paran

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???

Das glaube ich nicht.

Zum Vergleich: Das Anwesen der von Heereman umfasst etwa 850 ha. Landwirtschaftliche Betriebe mit über 1.000 ha sind in aller Regel Genossenschaften oder Kommanditgesellschaften, keine Einzelunternehmen.

Einem Journalisten, der so ein Zeugs schreibt, glaube ich auch den Rest seiner Saure-Gurken-Story nicht. Warum auch?

Vermutlich geht es um eine Fläche von einem halben Hektar = 5.000 Quadratmeter. Das wäre für eine Obstpflanzung (wo Wühlmäuse tatsächlich ein enormes Problem darstellen können) eine nicht ungewöhnliche Größe, und bei einer Obstanlage von dieser Größe wäre die Beschwerde des Bauern sehr wohl angebracht.

Schöne Grüße

MM

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Das war irgendwo im Osten. Das Thema war die Dürre.
Die Mäuse fressen die Ernte auf. War es Mais?

Die Sendung wird wiederholt: heute 17:30 h auf Tagesschau24.
Es ist gleich der erste Beitrag, glaube ich.

Gruß

Servus,

alles: Grünland, Raps, Getreide, Mais.

Nach einer Reihe relativ milder Winter sind Feldmäuse vor allem in Niedersachsen und Thüringen zu einer regelrechten Plage geworden, es wird von Ernteausfällen um 50 Prozent berichtet - im Grünland noch deutlich mehr: Da gibt es Betriebe in Niedersachsen, die fast keine Silage einbringen konnten.

Aber auch in Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind die dort recht großen landwirtschaftlichen Betriebe (in der Regel etwa ein Drittel der Größe, die der Journalist erfunden hat) normalerweise als Genossenschaft oder KG organisiert und befinden sich nicht im Eigentum einzelner Bauern.

Für das Verlegen von Zinkphosphid-Ködern mit der Legeflinte kann man etwa eine Mannstunde / ha Zeitaufwand rechnen. Der wesentliche Zeitaufwand besteht im Ermitteln des Bestandes: 250 m² abstecken, auf dieser Fläche alle Löcher zutreten, 24 h später die wieder geöffneten Löcher zählen. Ab 5 - 8 wieder geöffneten Löchern ist eine Bekämpfung mit Ködern sinnvoll und zulässig.

Die etwa fünf Personen, die für die Bewirtschaftung des von unserem Journalisten erfundenen Phantasiehofs mit 5.000 ha Ackerbau nötig sind, können in einem Tag zu 10 h etwa fünfzig Hektar mit Ködern versehen.

Dass eine Fläche von 5.000 ha insgesamt von Feldhamstern besiedelt ist, ist genauso unwahrscheinlich wie diese Größe bei einem landwirtschaftlichen Einzelunternehmen.

Zum Vergleich: Eines der letzten Gebiete Baden-Württembergs, in dem noch Feldhamster vorkommen, einige Flächen östlich von Mannheim, umfasst ungefähr 200 ha (mit 100 - 300 Bewohnern).

Schöne Grüße

MM

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Da würde mich als allererstes das Bundesland interessieren. Dann kann man spekulieren, welche Rechtsform hinter „dem Landwirt“ steht.

Ich vermute etwas Anderes: Es geht dem guten Mann um die „Erlaubnis Mäuse zu bekämpfen“, die vorgesehene Methode ist erstmal egal, er macht dann sowieso das, was er für richtig hält. Solange es keiner merkt (das ist gut möglich), ist es ihm dann egal, was sonst noch passiert.

Meine Vermutung stützt sich auf fast 40 Jahre Erfahrung mit „Betriebsinhabern im ländlichen Raum“. Ich glaube nicht, dass da auch nur irgendein Mauseloch von Hand behandelt wird, auch nicht bei 5000 Quadratmetern.

Gruss
Jörg Zabel

Glauben magst Du das gerne, aber kein Landwirt wird Zinkphosphid-Köder anders als mit der Legeflinte unmittelbar in die Löcher ausbringen, das ist die einzige erlaubte Methode. Fraßköder dürfen nicht mit Streuern ausgebracht werden.

Und auf dem Rücken jedes einzelnen Landwirts sitzen in D mindestens drei Beamte, die jede Bewegung, die er in Sachen Pflanzenschutz macht, penibel kontrollieren. Von der zulässigen Abdrift an der Feldspritze über das Betreten von Zugvogel-Rastflächen bis zum Einhalten des Abstands zu Gewässern beim Verlegen von Fraßködern: Alles wird kontrolliert, überwacht und bei Verstößen geahndet.

Schöne Grüße

MM

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Richtig. Fraßköder dürfen nämlich zum Schutz anderer Tiere nur verdeckt, d.h. in den Gängen der Mäuse, ausgebracht werden. Das wäre von Hand viel zu aufwendig und ginge auch bei realistischeren Flächen ganz schön ins Kreuz und auf die Knie.

Für die Behandlung größerer Flächen gibt es Legeflinten mit Vorratsbehälter:

https://www.pfluglos.de/nachrichten/legeflinte-mit-vorratsbehaelter

Schöne Grüße

MM

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Jaja, immer feste druff.
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Das hat niemand behauptet. Angeblich reicht ein einziger gefundener Gemeiner Feldhamster aus (weil vom Aussterben bedroht), um die Mäusetötung im Umkreis von [Zahl vergessen] zu untersagen.

Schaut Euch einfach die Sendung an.

Eingeblendet war:
Geschäftsführer Agrargesellschaft Pfiffelbach (in Thüringen)

Soviel dazu.

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und soviel zu

Inzwischen ist einigermaßen klar, dass es sich nicht um einen Landwirt handelt.

Dass sinnvollerweise von Landwirten gebildete Gesellschaften von allen möglichen Seiten genauso gequält werden wie Bauern, ist evident.

Dass man mit solchen Gesellschaften in der Regel genauso gut zusammen arbeiten kann wie mit Bauern, wenn man denn will, bestätigen BUND, NABU und Konsorten alltäglich. Nochmal was von unserem Monnemer Feldhamster-Refugium: Das beim Bau der Mannheimer „SAP-Arena“ zerstörte Feldhamster-Habitat wird derzeit von mehreren Landwirten aus der Umgebung nachgestellt, in Zusammenarbeit mit den damit befassten Verbänden und dem zuständigen Ministerium. Dass ich mich über die von dem Schreiberling erfundenen 5.000 ha Feldhamster-Habitat so erbost habe, hat u.a. damit zu tun, dass es sich bei dem Feldhamster-Ersatz-Lebensraum für die Zerstörungen der SAP-Arena, der derzeit zusammen mit den Landwirten, die diesen bewirtschaften, entwickelt wird, um sage und schreibe 80 ha handelt.

Moral: Je näher man sich bei einer Sache befindet, die im Fernsäh kommt, desto größer wird der Unterschied zwischen Fernsäh und Wahrheit.

Schöne Grüße

MM

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Das mag wohl stimmen, aber sich darüber zu echauffieren, ohne die Sendung selbst gesehen zu haben, ist für mich unbegreiflich.

Ich (Normalmensch ohne direkten landwirtschaftlichen Bezug) fand den Beitrag sehr interessant.

Gruß

Servus,

das ist bei mir eine Art Reflex geworden, wenn Medienbeiträge irgendwelcher Art sich mit Landwirtschaft beschäftigen: Ich bin nicht sicher, ob es irgendeinen anderen Themenbereich gibt, über den mehr Dummheiten und Unwahrheiten auch öffentlich-rechtlich verbreitet werden.

Vor ziemlich langer Zeit (Anfang der 1980er Jahre) hab ich mich ein paar Jahre lang an der Georgia Augusta in Göttingen mit Landwirtschaft beschäftigt, und von daher weiß ich, dass es kein Hexenwerk und keine besondere Magie ist, über landwirtschaftliche Themen so zu recherchieren, dass dabei zutreffende Aussagen herauskommen. Was dabei herauskommt, wenn man das schlampig oder falsch macht, sieht man nicht nur daran, dass heute noch von „Subventionen für Überproduktion“ berichtet wird, die es seit dreißig Jahren kaum mehr und seit sieben Jahren gar nicht mehr gibt, sondern auch an der Rezeption:

Das, was in dem Fernseh-Fietscher bloß ein bissele falsch war, ist dort, wo es angekommen ist, eine pure Katastrophe. Ein ordentlicher Journalist muss wissen, wie seine Sachen wirken.

Von dem Bauern, bei dem ich in den Semesterferien manchmal gearbeitet habe, der sehr agil und engagiert im Sinn einer auch hinsichtlich der Wirkung auf die Umwelt besseren Produktion gedacht und gearbeitet hat (u.a. hatte sein größter Schlepper bei 60 ha Ackerbau 65 PS, ohne Allradantrieb, und etwa 20 Prozent seiner Äcker wurden mit Leguminosen bestellt) und der sich in den 1990er Jahren unter dem Einfluss nicht nur der völligen Perspektivlosigkeit für seinen Betrieb (Muttersauenhaltung - Mast von Bullen und Schweinen mit hofeigenem Futter - 60 ha Ackerbau - Streuobstwiesen mit eigener Brennerei), sondern auch des ununterbrochenen Trommelfeuers nicht nur von Seiten der staatlichen Kontrollen jedes einzelnen Furzes, sondern auch von Seiten der Alles(besser)wisser von den Medien, auf seinem Heuboden aufgehängt hat, erzähle ich hier nicht so sehr viel - das ist ja nicht von allgemeinem Interesse.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

wie soll das gehen?
„250 m² abstecken, auf dieser Fläche alle Löcher zu treten, 24 h später die wieder geöffneten Löcher zählen.“
Alleine das dürfte, abgesehen von der Absteckerei, einige Km Gehstrecke auf weichem Ackerboden erfordern, nebenbei hunderte Mauselöcher finden und zu treten, anschließend die aktuellen Löcher finden (wieder diverse Km) und beködern - alles in einer Stunde?
Sorry, aber das glaube ich nicht ohne es gesehen zu haben.

Gruß,
Paran

Servus,

250 m² sind 25 m * 10 m.

Woher willst Du da einige km Gehstrecke nehmen?

Außerdem rechnet man eine Mannstunde / ha für das Ausbringen der Köder, nicht für die Befallskontrolle, die Du beschreibst. Beim Ausbringen der Köder auf einem Hektar (= 100 m * 100 m) geht man 20 * 100 m = 2 km.

Schöne Grüße

MM

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Vielleicht bringst du dich mal auf den aktuellen Stand! Es gibt ganze Landstriche in den östlichen Bundesländern, die haben seit einigen Jahren massiv Probleme damit, dass Kapitalanleger Ackerland als neue Anlageform entdeckt haben. Da werden riesige Ackerflächen aufgekauft. Das sind sehr oft Hedgefonds, gelegentlich aber auch „Privatanleger“. Ich weiß von Zweien in der Uckermark, das sind Privatleute. Allerdings ist deren Geschäftsmodell, Subventionen abzufischen, was wohl besonders gut mit der Ökozulage geht. Die verdienen als an den Subventionen ein reichliches Mehr als am Korn an sich. Für die wäre die Feldhamsternummer wahrscheinlich nichts.

Wie auch immer …

Vielleicht sollte dir das mal zh udenken geben. Was du hier von dir gegeben hast, ist doch genau das, was du den Journalisten vorwirfst:
Unsauber recherchier vs. den Beitrag nicht gesehen
Halbwahrheiten berichtet vs. Halbwahrheiten im Forum verzapft
Nicht ausreichend informiert vs. nicht ausreichend und nicht aktuell informiert

vs.
Allesbesserwisser von WWW

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Salü Asteiner,

wenn Du Dich mal mit der Materie beschäftigst, wirst Du sehen, dass sich die Betriebsgrößen in Neufünfland seit 1990 ganz analog zu denen im Westen entwickelt haben: Wo die Betriebe 1990 zehnmal so groß waren wie in vergleichbaren Regionen der gebrauchten Bundesländer, sind sie es heute noch genauso. Nur, dass sich das 1990 eher auf der Ebene 10 * 150 = 1.500 abspielte, während es heute eher um 10 * 300 = 3.000 geht. Allerdings mit dem Unterschied, dass Flächen in der Größenordung von 3.000 bis 5.000 ha eben nicht von Landwirten als Einzelunternehmern bewirtschaftet werden. Die „Wiedereinrichter“ treten dabei anders als die fortgeführten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften eher als Personengesellschaften auf.

Betriebsgrößen der beiden landwirtschaftlichen Einzelunternehmer, von denen Du weißt, nennst Du wohlweislich nicht. Wäre ganz interessant, genauso wie es mich interessieren würde, was denn das für „Subventionen“ sein sollen, von denen sie so gut leben.

Gegen das Aufkaufen von „riesigen Ackerflächen“ als Kapitalanlage gibt es das schon seit langem bestehende GrdstVG, dort konkret § 9 Abs 1 Nr. 1. Dass es in den von Dir bezeichneten Fällen nicht zur Anwendung kommt, hat vermutlich damit zu tun, dass die Zahl „riesig“ eben doch recht dehnbar ist. Aber das spielt hier keine Rolle, weil Kapitalgesellschaften und Kommanditgesellschaften eben keine Einzelunternehmer sind, ergo auch nicht als „Landwirte“ bezeichnet werden können.

So, und jetzt benenne mir mal einen Landwirt in Deutschland, der als Einzelunternehmer 5.000 ha Ackerland bewirtschaftet. In Deinen vielen Worten kommt bisher keiner vor.

Bisschen mühsam zu lesen, aber unverändert die ausführlichste seriöse Quelle zu diesen Themen ist übrigens der alle vier Jahre erscheinende Agrarpolitische Bericht des BMEL - ruhig mal reinschauen, der beißt nicht!

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

es ging um 1 Mannstunde pro ha für die Bekämpfung insgesamt.
Wenn vorher noch alles in 250 qm Bereiche abgesteckt und Mauselöcher geschlossen werden müssen, kommt man auf mehrere km - oder? Und auf mehr als 1 Mannstd. für die komplette Beköderung.

Gruß,
Paran

Servus,

Ich gebe es auf.

Wenn von dem hier:

nichts anderes ankommt als das hier

wäre es vergebliche Liebesmühe, noch weiter zu erklären.

Wenn Du magst, kannst Du Dich ja mal damit beschäftigen, was im integrierten Pflanzenschutz der Begriff „Befallskontrolle“ bedeutet. Vielleicht kriegst Du dann ja auch raus, für welche Schlaggröße jeweils ein abgestecktes Kontrollfenster nötig ist.

Schöne Grüße

MM

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