Ich gebe zu bedenken, dass die meisten Arbeitnehmer ungefähr zwanzig Prozent ihres Lohns als Arbeitnehmeranteile an die verschiedenen Zweige der Sozialversicherung zahlen. Wenn man jetzt noch Einkommensteuer berücksichtigt, landet man ziemlich schnell bei Abzügen von 40 Prozent. Dafür arbeiten zu gehen, lohnt sich nicht nur deswegen, weil 60 Prozent von 100 € allemal noch 60 € sind, die man hat oder auch nicht. Die Option „oder auch nicht“ ist vielen Leuten ziemlich unbehaglich.
Es lohnt sich aber auch, weil das Geld nicht verloren ist, sondern man dafür eine soziale Absicherung bekommt, die zwar nicht die beste der Welt ist, aber auch nicht so sehr weit weg von dieser.
Und unabhängig von der sozialen Absicherung solche Dinge wie kostenloses Uni-Studium, eine verlässlich und ohne Schmiergelder funktionierende Verwaltung, eine vergleichsweise hohe persönliche Sicherheit (nicht viele Leute werden hierzulande erschossen, wenn sie auf ihrem Balkon stehen, und man kann vom Hauptbahnhof bis zur Taunusanlage die Kaiserstraße oder die Taunusstraße zu Fuß mit einem Laptop offen unterm Arm entlanggehen, ohne dass man an der Taunusanlage nichts mehr unterm Arm hat). Wasser kommt für ein paar Cent aus der Leitung, Nahverkehrsmittel fahren für ein paar Euro durch die Gegend, wenn man morgens zur Zulassungsstelle geht, weiß man, dass man mittags ein nagelneues Kennzeichen mit Stempel und allem am Auto haben wird; Lebensmittel enthalten recht wenig schädliche Stoffe, auf den Straßen sterben nicht allzu viele Leute, es gibt zum Bergwandern sehr gute Geobasisdaten usw.
Und nein, ich gehe nicht besonders gerne arbeiten. Aber lohnen tut es sich, das schon.
Schöne Grüße
MM