6 Jazz-Akkorde aufschlüsseln, erbitte Hilfe!

Hallo,

ich versuche gerade, „Night in Tunesia“ (Dizzy Gillespie) in der Version von Poncho Sanchez aufzuschlüsseln und die Akkorde zu analysieren. An einer Stelle komme ich dabei nicht weiter. Ich habe die Stelle mal kurz ausgeschnitten und als mp3-Datei zum runterladen auf

http://respublica.gmxhome.de/nit.mp3

ins Netz gestellt. Vielleicht kann mir hier jemand, der sich mit Jazz-Akkorden auskennt, mal eben helfen und mir die Töne nennen, aus denen die Akkorde aufgebaut sind, sowie die Namen der Akkorde?

Danke!

Gruß, Uwe

Teilantwort
Hi,

ich hab das ungefähr 15 mal angehört.
(Die Trommeln sind ja sowas von daneben!)
Vom 3. und 4. Akkord mal abgesehen macht es glaub ich keinen Sinn,
den Klängen Akkordnamen geben zu wollen, weil nicht eindeutig bestimmbar.
Das bedeutet nicht, dass es hierzu keine Akkordvorlagen gäbe,
aber selbst dann ist die „vollständige musikalische Information“ nicht ohne Weiteres herauslesbar.
In solchen Fällen notiere ich die Töne immer einzeln.
Das kommt übrigens nicht nur im Jazz vor, sondern auch im Rock/Pop.

Gruss,

Welche einzelnen Töne sind es denn?
Hallo Helge, hab vielen Dank für Deine Antwort.

In solchen Fällen notiere ich die Töne immer einzeln.

Ich habe das versucht, komme aber (an der herausgeschnittenen und zitierten Stelle) zu keinem brauchbaren Ergebnis. Natürlich sind es vor allem die einzelnen Töne, die mich interessieren. Die Akkordnamen sind nicht so wichtig. Vielleicht kannst Du mir bei den einzelnen Tönen helfen?

Gruß, Uwe

Hallo!

Kurze Einführung in meine Notation:

4/4 = Taktangabe
| = Taktstrich
4C = Ganze C
2d1 = Halbe d1
4f3 = Viertel f3
4h3 = Viertel h3
8b = Achtel b (bb)
. = Verlängerungspunkt
2..p = 7/8-Pause

Nun das Fragment wie ich es höre:

Tromp: 4/4 8des2 | 8c2 2..p | 8b1 2..p | 8as1 2.p 8g1 | 8ges
Sax 1: 4/4 8es1 | 8d1 2..p | 8c1 2..p | 8b 2.p 8a | 8as
Sax 2: 4/4 8b | 8a 2..p | 8g 2..p | 8f 2.p 8e | 8es
Bass : 4/4 8c | 8d 2..p | 8c 2..p | 8B 2.p 8A | 8As

Bass ist oktavtransponierend, darum auf dem Notenblatt 1 Oktave höher notiert als hier gezeigt.

Gruß
Huttatta

P.S.
… höchstwahrscheinlich kommt der erste Ton im 3. Takt (Trompete: 8as1) erst auf die 2. Achtel. Sorry, ist mir jetzt erst aufgefallen.

Gruß
Huttatta

Hallo Huttata,

vielen Dank für die Antwort! Hab es vorhin mal in Cubase eingegeben. Das klingt schon mal gar nicht übel! :smile: Wenn ich allerdings nicht irre, ist Ponchos Bläsersatz nicht drei- sondern vierstimmig: Trompete, Flügelhorn, Sax, Posaune. Eine Posaune (Trombon) ist also ebenfalls dabei. Es müßten also Vierklänge, nicht Dreiklänge sein. Da der Bass in Deiner Notation eine Stimmenverdoppelung (der 2. Stimme) darstellt, fehlt mir nach wie vor die 4. Stimme. Magst Du mir dabei vielleicht nochmal helfen? :wink:

Danke!! :smile:

Gruß, Uwe

… höchstwahrscheinlich kommt der erste Ton im 3. Takt
(Trompete: 8as1) erst auf die 2. Achtel. Sorry, ist mir jetzt
erst aufgefallen.

So ungefähr. Das kann man aber eigentlich nur richtig wissen, wenn man die rhythmische Umgebung kennnt. Dann wird klar: die ersten beiden Achtelnoten liegen auf T1:4 und T1:4+, die dritte auf T2:4+, die vierte auf T4:1 und die letzten beiden auf T4:4 und T4:4+.

T1-T4 = Takt1 bis Takt4

Danke für den Hinweis!! :smile:
Gruß, Uwe

Hi Uwe,

ich allerdings nicht irre, ist Ponchos Bläsersatz nicht drei-
sondern vierstimmig: Trompete, Flügelhorn, Sax, Posaune. Eine
Posaune (Trombon) ist also ebenfalls dabei.

Sax 2 ist die Posaune.

Es müßten also
Vierklänge, nicht Dreiklänge sein. Da der Bass in Deiner
Notation eine Stimmenverdoppelung (der 2. Stimme) darstellt,
fehlt mir nach wie vor die 4. Stimme. Magst Du mir dabei
vielleicht nochmal helfen? :wink:

Das Problem ist, dass die Töne sehr kurz und perkussiv gespielt sind und gleichzeitig noch das Schlagzeug mit Hihat und Snare reinkommt, was es wirklich schwierig macht, alles sauber rauszuhören. Mit viel Phantasie bekomme ich das zusammen:

Trompete : 4/4 8des2 | 8c2 2..p | 8b1 2..p | 8p 8as1 4.p 8g1 | 8ges1
Horn : 4/4 8as1 | 8g1 2..p | 8f1 2..p | 8p 8es1 4.p 8d1 | 8des1
Saxophon : 4/4 8es1 | 8d1 2..p | 8c1 2..p | 8p 8b 4.p 8a | 8as
Posaune : 4/4 8b | 8a 2..p | 8g 2..p | 8p 8f 4.p 8e | 8es
Bass : 4/4 8c | 8d 2..p | 8c 2..p | 8p 8H 4.p 8B | 8A

Die letzten 3 Töne vom Bass musste ich korrigieren, denn die habe ich zuerst (wohl aus dem Wunschgedanken heraus) 1/2 Ton zu niedrig aufgeschrieben. Mein lieber Herr Gesangverein, da schiebt der Poncho ja ganz schöne Dissonanzen rein. Mein erster Bass-Vorschlag gefällt mir auf Anhieb zwar immernoch besser, aber dieser hier ist tatsächlich richtig. Oder der Bass-Mann hat sich verspielt, oder ich bin taub. Such dir was aus :wink:)) Versuch’s mal im Cubase mit diesem Satz, F-Horn etwas leiser, dann passt’s schon.

Das mit dem Rhythmus kann natürlich ohne den Kontext nur Spekulation sein, aber so hat’s mir gerade am besten eingeleuchtet. Du weißt, wo die Töne hingehören, bist ja der Rhythmus-Tiger :smiley:

Lieben Gruß
Huttatta

1 Like

Hallo nochmal :smile:

Trompete: 4/4 8des2 | 8c2 2…p | 8b1 2…p | 8p 8as1 4.p 8g1 |
8ges1
Horn : 4/4 8as1 | 8g1 2…p | 8f1 2…p | 8p 8es1 4.p 8d1 |
8des1
Saxophon: 4/4 8es1 | 8d1 2…p | 8c1 2…p | 8p 8b 4.p 8a |
8as
Posaune : 4/4 8b | 8a 2…p | 8g 2…p | 8p 8f 4.p 8e |
8es
Bass : 4/4 8c | 8d 2…p | 8c 2…p | 8p 8H 4.p 8B |
8A

klingt super!! Ich habe aber natürlich auch nochmal getüftelt und mein Vorschlag ist folgender (die Pausen hab ich - der Übersichtlichkeit halber) in Klammern gesetzt und die 8en vor den Noten weggelassen, da alle Notenwerte Achtel sind):

trp : 4/4 (2.p) a1 c2 |(2..p) b1 |(1P)| as1 (8p2p) g1 ges1
flh : 4/4 (2.p) es1 ges1 |(2..p) f1 |(1P)| es1 (8p2p) d1 des1
sax : 4/4 (2.p) h1 d1 |(2..p) c1 |(1P)| b (8p2p) a as
tb : 4/4 (2.p) f a |(2..p) g |(1P)| f (8p2p) e es
b : 4/4 (2.p) c d |(2..p) c |(1P)| H (8p2p) A As

Der hauptsächliche Unterschied besteht in den ersten beiden Tönen des Flügelhorns. Beim Baß war ich ebenfalls unsicher. Ich vermute, Tony Banda spielt da einen Fretless und da liegen die Töne, wie man weiß, „ziemlich dicht nebeneinander“… :wink:

Mein lieber Herr Gesangverein, da
schiebt der Poncho ja ganz schöne Dissonanzen rein.

Deshalb klingen die Harmonien auch nicht „clean“, sondern eher „dirty“ oder gar „magic“, würd ich mal so sagen. :wink:

Dank Deiner Hilfe bin ich ein großes Stück weitergekommen im Arrangement. Außerdem, falls Du das Stück kennnst, diese 6 Akkorde sind eine Brücke zum Improvisationsteil. In den anderen Versionen des Stückes, die ich kenne, ist da nur eine Pause (und keine Brücke). Ich finde diese Brücke genial, deshalb auch meine Versuche, die Töne herauszubekommen.

Vielen herzlichen Dank!
Gruß, Uwe

Hi Uwe,

Beim Baß war ich ebenfalls unsicher.
Ich vermute, Tony Banda spielt da einen Fretless und da liegen
die Töne, wie man weiß, „ziemlich dicht nebeneinander“… :wink:

das hast du schön gesagt :wink: Ich denke auch, dass es eine eher unfreiwillige Disharmonie ist, die sich bei einmaligem Hören aber so gut wie gar nicht auswirkt.

Ich hab übrigens schon öfter, besonders bei Live-Aufnahmen, offensichtliche Fehler entdeckt, die mitgepresst wurden. So greift Scott Henderson bei einem der Stücke der CD „Live!“ (Titel weiß ich gerade nicht mehr) einen Ton, trifft ihn aber mit der rechten Hand nicht, was sich etwas komisch anhört. Und er holt es bei der nächsten Gelegenheit nach, um dann weiterzuimprovisieren. Auf der gleichen CD hört man, wie sich der Drummer Kirk Covington bei „Nairobe Express“ (einem schnellen, für Drummer sehr anspruchsvollen Stück) in einem Break rausschafft und sich irgendwie auf die 3 im Takt rettet, was aber dem Stück überhaupt nichts ausmacht. Nicht-Musikern fällt das wahrscheinlich gar nicht auf.

Genau so fängt der Keyboarder auf John McLaughlins CD „The Heart of Things - Live in Paris“ (ich glaube beim Stück „Mother Tongues“, habs jetzt aber nicht kontrolliert) bereits eine Runde zu früh mit dem nächsten Teil an, merkt’s aber und schwenkt wieder um. Sowas gibt’s mit Sicherheit auf vielen (besonders Jazz-) Veröffentlichungen. Zappa hat bei einigen seiner Solos aus dieser Not eine Tugend gemacht. Ein zunächst falscher Ton wurde demonstrativ wiederholt und allmählich in einen harmonischen Kontext gebracht, so dass er wieder als „gewollt“ verkauft werden konnte. :wink:))

Wäre echt mal ne Umfrage Wert, wer sowas bei wem mal entdeckt hat.

Arrangement. Außerdem, falls Du das Stück kennnst, diese 6
Akkorde sind eine Brücke zum Improvisationsteil.

Kenne ich leider nicht. Wie heißt die CD? Ich hab schonmal gegooglet, aber auf die Schnelle nichts Passendes gefunden.

Gruß
Huttatta

Poncho Sanchez, CD ‚Sonando‘

Wäre echt mal ne Umfrage Wert, wer sowas bei wem mal entdeckt
hat.

Stimmt. So einen ähnlichen Thread hab ich schon mal im Keyboards-Forum gelesen. Es gibt offenbar diverse Stücke mit Ungereimtheiten oder gar Fehlern. Interessantes Thema.

Kenne ich leider nicht. Wie heißt die CD? Ich hab schonmal
gegooglet, aber auf die Schnelle nichts Passendes gefunden.

http://www.amazon.com/gp/product/B000003OXH/ref=sr_1…

Hoffentlich funzt der Link. Ansonsten mal bei www.amazon.com unter „popular music“ nach „poncho sonando“ suchen. Da sind auch Hörbeispiele. Leider ist die Scheibe nicht sonderlich billig… Aber die Musik ist jedenfalls allererste Sahne!

Gruß, Uwe