9-jähriger geht überall dran

hallo zusammen,

wenn mein 9-jähriger Neffe zu Besuch kommt, läuft er nach kurzer Begrüßung durch die Wohnung, macht Schränke auf, nimmt Dinge aus Schränken und Regalen, manipuliert an allen elektrischen Geräten, und das in einem Wahnsinnstempo.

Die normalen pädagogischen Tricks kenne ich natürlich: es gibt Spielzeug für ihn und Dinge, die er nehmen darf, er wird angehalten, sich Spielzeug mitzubringen, wir kümmern uns um ihn. Es ist also nicht so, dass das arme Kind vor Langeweile nich weiß, wohin…

Allerdinges bin ich der Meiung, dass ein neunjähriger auch klare Grenzen akzeptieren sollte: ich möchte nicht, dass er ungefragt alle Schränke öffnet, den PC einschaltet, Digitalwecker verstellt usw.
Absprachen diesbezüglich hält er aber absolut nicht ein, Ermahnungen helfen nur sekundenweise.

Die Eltern sind hierbei keine große Hilfe: je nach Stimmung wird das Kind angeschimpft oder ignoriert…

Meine Frage an euch, da ich keine eigenen Kinder habe: findet ihr es normal, dass ein 9-jähriger solche Grenzen nicht zu kennen scheint?

Gruß ina

Hallo Ina,

es scheint mittlerweile normal zu sein, dass Kinder keine Grenzen und Umgangsformen mehr kennen, sei es dass die Eltern einen speziellen Erziehungsstil bevorzugen in dem dieses nicht beigebracht wird oder schlichtweg resignieren oder eben gar nicht erziehen.

Wir hatten auch so Freunde (wir damals ohne Kinder) deren Kinder in der Lage waren in nur 3 Minuten alles auf den Kopf zu stellen. Da waren ihre Kinder ca. 5 Jahre alt. Wenn irgendwas bei uns kaputt ging hat man drüber weg geschaut und keinen Ersatz angeboten etc. „Das sind halt Kinder!!!“ Schön, das war meine Wohnungseinrichtung!
Die gleichen Freunde haben sehr sehr komisch geschaut, als unserer sich mit noch nicht mals einem Jahr bei ihnen umgeschaut hat - allerdings ohne was kaputt zu machen und meinten da müsse man dem Kind mal nen Klapps geben ?!?!?!??!

Wir haben das Problem für uns ganz einfach gelöst: Nur noch Treffen auf neutralem Boden, alternativ im Garten oder die Familie/Freunde kommen ohne Kinder zu Besuch so lange sie diese nicht erzogen haben.

Komischerweise sind diese Kinder, wenn man sie alleine hat sehr umgänglich und halten sich an die geforderten Regeln - die drehen nur in Gegenwart von den Eltern so auf.

Gruß,
Alexandra

Hallo Ina,

es ist nicht normal das ein Kind in dem Alter nicht hört oder sich bei andern nicht zu benehmen weiss. Ohne gleich von schlechter Erziehung sprechen zu wollen (was sicherlich auch ein Teilgrund sein kann) hat ein Kind in dem Alter schon einige verschiedene Stationen durchlaufen.

Egal ob im elterlichen Zuhause, im Kindergarten, beim Sport, Freunden oder Schule, überall gibt es Regeln die einzuhalten sind und Sanktionen falls dieses regelmäßig missachtet wird. Mir stellt sich also die Frage der Sanktionen wobei ich es immer schwer finde, Kinder anderer Leute zu maßregeln.

Gerade wenn die Eltern anwesend sind finde ich persönlich, dass es Aufgabe der Eltern ist in solchen Situationen nachhaltig einzugreifen und darauf zu achten, dass eure Regeln eingehalten werden.

Ein gutes Bespiel ist zum Beispiel eine Stereoanlage. Bei meiner Schwester dürfen Kinder dort generell nicht beigehen, weder ihre eigenen noch andere. Bei uns hingegen dürfen meine Kinder dieses schon. Demnach mussten, wie übrigens alle Kinder auch, lernen, dass es woanders andere Regeln gibt wie zu Hause und im Normalfall können Kinder hier sehr gut und genau differenzieren.

Frag doch also mal die Eltern ob das Kind all diese Dinge bei sich zu Hause darf und falls nein, was passiert wenn er es doch macht?

Andernfalls bleibt dir ein Konflikt mit den Eltern wohl nicht aus wobei ich diesen immer versuchen würde zu vermeiden (so ein Gespräch wird gerne auch mal missverstanden oder als Vorwurf gesehen).

Viel Glück und viele Grüße
MeToo

Hallo Ina,

ich finde es nicht normal. Meine Grenzen kennt sogar schon meine zweijährige Tochter. und sie werden in regelmäßigen Abständen hinterfragt und getestet.

Fragt sich nun, warum Dein Neffe Deine Grenzen überschreitet, könnte verschiedene Gründe haben:

  • er kennt sie nicht -> Deine hinweise sind nicht klar genug formuliert
  • er übertritt sie, weil er eine Reaktion von Dir / seinen Eltern möchte
    Da läßt sich nun vieles vermuten. Ist ihm langweilig bei Dir? Will er überhaupt bei Dir sein? Evtl. sind ja Eure Vorstellungen der Kinderunterhaltung nicht seine.

Ich würde mich in dem Fall fragen, was denn eine logische Konsequenz wäre. Könnte z.B. die Verlagerung des Besuches nach draußen sein oder die Verwehrung des Zutritts zu bestimmten Wohnungsbereichen.

Bevor ich allerdings zum Vollzug der Konsequenzen schreite, würde ich ihm einfach mal den Digitalwecker überlassen mit der Bitte mir einen Alarm einzustellen, weil ich zu blöd dazu bin. Oder mir zu helfen, meinen Kleiderschrank auszuräumen.

Im übrigen ist es Deine Wohnung, also mußt Du Deine Grenzen kommunizieren.

FS

Hallo,
manchmal habe ich das Gefühl, dass Eltern zu faul sind ihre Kinder zu erziehen.Ein 9jähriger sollte wissen, dass er nicht die Schränke bei Besuchen auszuräumen hat. Du solltest erstmal Klartext mit den Eltern sprechen. Wenn die meinen, das sei so in Ordnung, dann kann er halt so lange bis er diese Dinge nicht mehr macht auch nicht mehr zu dir zu Besuch kommen, ganz einfach.
Genau das ist einer Freundin von mir bei ihrer Schwägerin auch passiert. Ich konnte der Schwägerin nur Recht geben, da meine Freundin der Meinung war ihr „Engelein“ dürfe alles.Der ging auch in dem Alter an alle Schränke, nichts war vor ihm sicher.
Es liegt immer an der Erziehung.
Gruß,
Claudette

Hallo

Absprachen diesbezüglich hält er aber absolut nicht ein, Ermahnungen helfen nur sekundenweise.

Sind es denn wirklich Absprachen, oder nennen sie sich nur so?

Ich hab es früher öfters erlebt, dass Erzieher, Lehrer u. ä. sogenannte Absprachen mit meinen Kindern getroffen haben, wobei es sich aber in Wirklichkeit immer um Befehle handelte. Ich habe es den Personen immer gegönnt, wenn diese ‚Absprachen‘ nicht eingehalten wurden, einfach weil ich das total verlogen fand, demokratische Entscheidungen vorzugaukeln, wenn es gar keine sind. Ein richtiges Gesülze halt.

Vielleicht sagst du ihm mal klipp und klar, dass es deine Wohnung und deine Sachen sind, und dass du dies, das und jenes nicht willst, und was genau passieren wird, wenn er sich nicht dran hält?

Die Eltern sind hierbei keine große Hilfe: je nach Stimmung wird das Kind angeschimpft oder ignoriert…

Das klingt allerdings nicht sehr gut. Da kann es schon sein, dass ein Kind Quatsch macht, um irgendeine Reaktion zu erhalten.

Viele Grüße

Tja, wie ich in einem älteren Beitrag von mir geschrieben habe ist es tatsächlich oft so, dass die Eltern auf ihren Ärschen sitzen bleiben und meistens nur zig mal ermahnen wie zB: Hör auf! Lass das! Sonst gibts Ärger

Letztlich gibts nie Ärger, sondern immer die gleichen Sätze: Lass das, hör auf

Und vorallem, was soll das heissen? Soll er aufhören an dem einen Schrank zu fummeln? Dann geht er eben an einen anderen Schrank…bewußtes Austesten…dumm sind Kinder sicherlich nicht :wink:

Ich habe auch nur solche Freunde bzw. ich bin eigentlich nur eine Zugezogene und es sind vielmehr die Freunde meines Freundes, mit denen ich halt nun auch befreundet bin…meine Freunde aus der alten Heimat haben keine Kinder…da passt das auch zusammen…
Und die Freunde aus dem altuellen Wohnort kriegen ihre Kinder auch nicht zur Ruhe…viele nervts aber keiner ändert was und nachwievor bringen alle ihre Kids mit…und die 7 Hunde oder wie auch immer noch dabei

ES IST PFLICHT DER ELTERN, etwas dagegen zu tun. Was bei dir immer abgeht, darf nicht sein und finde ich absolut verständlich. Dann musst du sie vielleicht drum bitten oder mal richtig Klartext mit dem Kind sprechen, womit es aufhören soll und WARUM, WEIL dann…

Das klingt für mich auch ein bissl komisch, als ob der Junge irgendie ADS hat oder so…

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Hallo,

also ich würde mit ihm einmal unter vier Augen sprechen, damit er nicht seine Eltern dabei im Nacken hat. Und ihm klipp und klar sagen, dass es deine Wohnung ist und er sich an deine „Hausordnung“ zu halten hat. Die muss dann aber auch deutlich sein. Und wenn er sich nicht dran hält, kann der das nächste Mal zuhause bleiben. Das verstehen auch Neunjährige.

Man kann ja alles freundlich formulieren und betonen, dass man ihn gerne mag und gerne zu Besuch hat, dass eben nur diese Marotte ein echtes Problem darstellt.

Mit den Eltern dann separat nochmal sprechen, ihnen von dem Gespräch erzählen und die genannten Konsequenzen erwähnen - und auch bei Bedarf einhalten.

Gruß
Cess

Hi,

also immer gleich mit der ADHS-Klatsche zu kommen, halte ich schon für übertrieben. Es reicht ja schon, dass der arme Kerl unterfordert ist, die Eltern ihn halt einfach nicht im Griff haben oder er zuhause so gar nix darf und dann auswärts total aufdreht. Es gibt x Möglichkeiten, warum er so ist, nicht immer nur irgendeine Krankheit.

Gruß
Cess

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Ich habe nicht gesagt, dass das Kind ADS hat, sondern dass es sich so anhört…ich kenn das Kind doch nicht, um mir so ein Urteil erlauben zu können.

Naja, indem du sagst, dass es sich so anhört, kommst du doch mit der „ADHS-Klatsche“ - genau das meinte ich. In viele Verhaltensweisen von Kindern kann man ADHS reininterpretieren, aber die wenigsten Kinder haben es tatsächlich.

Ich finde es eben übertrieben, das immer, wenn hier von einem sehr aktiven oder unkonzentrierten oder sonstwie „auffälligen“ Kind erzählt wird, mindestens einer das Wörtchen ADHS fallen lässt.

Gruß
Cess

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Hallo Ina,

wie wäre es, wenn Du beim nächsten Besuch bei der Familie in das Zimmer Deines Neffen gehtst und genau die Verhaltensweisen an den Tag legst, die er bei Dir praktiziert.

Danach könnte ihr ins Gespräch kommen, warum ihm das nicht gefällt und wie sich das für ihn anfühlt.

Viele Grüße

Iris

Damit war aber nicht gemeint, dass es vermutlich sein könnte, noch wollte ich es dem Jungen andichten oder behaupten, dass er irgendwelche Probleme hätte.
Die Art und Weise, wie das Problem beschrieben wird,läßt zumindest in mir für einen Moment den Gedanken an ADHS hochkommen, ungeachtet der Tatsache, dass ich das nicht mit dem Jungen in Spiel bringen wollte

Die Gedanken sind frei und es ist jedem überlassen,ob er ihnen schriftlich freien Lauf läßt oder nicht.

Und eine möchte-gern-Belehrung zu dem Thema brauche ich aufgrund meines Berufes, sofern du nicht Arzt bist, sicherlich nicht. Abgesehen davon, dass auch nicht unbedingt jeder Arzt in dieser Materie bewandt ist und allzuschnell Medikamente verschreibt für ein angeblich ADHS-krankes Kind…in der Hinsicht gebe ich dir recht.

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Hi,

ich weiß nicht, warum du so abgehst. Habe dich nicht angegriffen. Du hast ADHS ins Spiel gebracht und ich habe gesagt, dass ich das für übertrieben halte. Zwei verschiedene Meinungen, die diskutiert werden.

Ich meine einfach, dass ADHS zu schnell ins Spiel gebracht hat - und da ist kein Unterschied, ob du sagst „das hört sich nach ADS an“ oder „der Junge hat ADS“ oder „ich musste da gleich an ADS denken“. Wenn du das nicht verstehst, erübrigt sich die weitere Diskussion.

Ich fände vielmehr interessant, warum heutzutage so schnell ADS ins Spiel gebracht wird bzw. warum du meinst, dass der Junge das haben könnte - bzw. entschuldige, warum du bei der Schilderung an ADS denken musstest (denn mit dem Jungen hat das ja deiner Aussage nach nichts zu tun?). Aber vielleicht ist das jetzt auch offtopic und einen neuen Thread (dann eher in Medizin?) wert.

Gruß
Cess
ganz entspannt, solltest du auch mal versuchen - irgendwie muss ich bei deiner Reaktion an ADHS denken …

Guten Tag.

Das klingt für mich auch ein bissl komisch, als ob der Junge
irgendie ADS hat oder so…

Für mich klingt das Ganze nicht nach ADS, sondern nach TBE. Mit total beknackten Eltern kommt genauso ein Monster raus, wie im UP beschroben. Da hilft zunächst nur, ihn nicht mehr einzuladen bzw. hereinzulassen, bis dieses Verhalten abgestellt ist. Selbst wenn es Onkel/Tante nämlich gelänge, ihn davon zu überzeugen, das bei ihnen nicht mehr zu veranstalten, mäche er es doch bei anderen, was ja genausowenig in Ordnung ist. Und solche Erziehungsgrundlagen sind Sache der Eltern und nicht der Verwandtschaft oder sonst wem seine. Mit neun Jahren gibt es da auch nichts (mehr) zu diskutieren von wegen Kind oder nicht Kind; bestimmte Verhaltensweisen gehen in dem Alter (m.E. schon früher) einfach nicht. Und wenn die Eltern nicht bereit sind, ihrem Ableger das beizubringen, dann werden sie recht schnell vereinsamen. Mit was? Mit Recht.

Gruß Eillicht zu Vensre

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Hallo!

wie wäre es, wenn Du beim nächsten Besuch bei der Familie in
das Zimmer Deines Neffen gehtst und genau die Verhaltensweisen
an den Tag legst, die er bei Dir praktiziert.

ich würde das Ganze auch noch ganz schmerzfrei auf die (elterliche) Wohnung ausweiten!! Der Junge findet es wahrscheinlich toll, dass sich ein Erwachsener in seinem Zimmer mal alles anguckt und sich (vielleicht im Gegensatz zu sonst) mal für seinen Kram interessiert. Die Eltern sind hier diejenigen, die mal mit der Nase draufgestossen werden müssen, dass es soetwas wie Privatsphäre gibt.

Viel Erfolg,
finnie
(deren 3 Jungs es auch verstehen, dass es bei unterschiedlichen Personen auch unterschiedliche Regeln/Grenzen gibt. Selbst innerhalb der Familie)

Hallo Finnie,

ich sehe schon einen Unterschied darin, ob sich jemand - mit Einverständnis - „alles anguckt“, oder ob persönliche Grenzen überschritten werden: Schubladen öffnen, in Heften Büchern etc. herumblättern, das Bücherregal ausräumen, die Einstellungen an der Stereoanlage verändern etc.

Viele Grüße

Iris

Hallo Iris,

ich sehe schon einen Unterschied darin, ob sich jemand - mit
Einverständnis - „alles anguckt“, oder ob persönliche Grenzen
überschritten werden: Schubladen öffnen, in Heften Büchern
etc. herumblättern, das Bücherregal ausräumen, die
Einstellungen an der Stereoanlage verändern etc.

Das sehe ich natürlich ebenso, aber ein Neunjähriger, der (vielleicht, wir wissen es ja nicht wirklich) für sein Verständnis nicht genügend Aufmerksamkeit bekommt, sieht das sicherlich anders. Oder warum sonst, stellen Kinder Mist an, um „wenigstens mal angeschnauzt zu werden“? Denn auch das ist in Kinderaugen irgendwie Aufmerksamkeit.

Grüße,
finnie