Hallo Leute.
Ja, das Eurofighter-Beispiel finde ich auch passend (auch wenn hier EADS nur mit 43% beteiligt ist).
(Kurzfassung) Ursprünglich wurde der Typhoon in Deutschland als „Jäger 90“ bezeichnet, sollte etwa 1997 in Dienst gestellt werden (also nicht erst 2006) und vor allem keine 85 Millionen Euro (offizielle Angabe) pro Stück kosten, sondern ca. 83 Millionenen D-Mark.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-66284674.html
Beim A400M spielen (ähnlich wie beim Typhoon) europäische Wirtschafts- und Militärinteressen eine wichtige Rolle. Im Klartext: Man will die eigenen Rüstungsfirmen mit Aufträgen versorgen und ihnen dadurch zusätzlich Gelegenheit geben, mit diesen Produkten auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.
Indem (viele europäische) Regierungen verbindlich eine große Anzahl eines Flugzeugs bestellen das erst noch entwickelt werden muss, schaffen diese Akteure damit Planungssicherheit für das beauftragte Unternehmen. Ansonsten bestünde für dieses Unternehmen ein zusätzliches Risiko darin, ob überhaupt Käufer für ein Projekt zu finden sind, dass mehrere (in dem Fall wohl 25 Milliarden) Euro verschlingt.
Am Beispiel der Bundeswehr wird diese Vergabepraxis besonders deutlich: Mit der Umorientierung der deutschen Streitkräfte hin zu einer Interventionsstreitmacht (anstatt der bisher reinen Landesverteidigung) wurden nun auch Transportflugzeuge benötigt, die größere Lasten transportieren können und über Mittel- und Langstreckenkapazitäten verfügen [denn „die Sicherheit von Deutschland wird numal auch am Hinduksch verteidigt“ ]. Folglich plante die Bundeswehr etwa Ende 1997 dieses Problem durch die Beschaffung von Antonov AN-70 zu lösen. Doch nach intensiven Anstrengungen von Airbus-Lobbyisten wurde diese Option verworfen und auf eine Eigenentwicklung, den A400M gesetzt (Stichwort: „europäische Autarkie bei der Neubeschaffung von Wehrtechnik“).
http://de.wikipedia.org/wiki/An-70
Eine der Folgen ist unter anderem, dass die Versorgung der deutschen Truppen für Afghanistan über privat zugekaufte Transportkapazitäten (z.B. Volga-Dnepr Airlines) abgewickelt werden muss und dass Truppenkontingente nur über den Zwischenstopp in Termez (Usbekistan) zu ihrem Einsatzort gelangen, weil die Transall die Strecke Deutschland-Afghanistan nicht nonstop bewältigt.
Was die Probleme angeht, die die regelmäßigen Kostenexplosionen und Verzögerungen bei EADS (Airbus) verusachen, kann ich nur spekulieren, aber ich glaube, dass es ähnliche Faktoren sein müssen, die auch den A380 betreffen:
So ist die Effizienz eines Unternehmens oder Projektes begrenzt, was sich starken politischen Restriktionen ausgesetzt sieht. Im Falle von Airbus oder dem Typhoon-Projekt ist das die forcierte Arbeitsteilung zwischen mehreren Nationen, Standorten, Entwicklungsabteilungen usw…
(Jede beteiligte Nation besteht dabei darauf, dass wesentliche Entwicklungs- und Produktionsschritte auch in ihren Ländern erbracht werden, egal ob das ökonomisch oder technisch die beste Lösung ist).
So ist beispielsweise das A380 Projekt ins Stocken geraten, weil Entwicklungsingenieure in Deutschland und Frankreich mit verschiedener Software arbeiteten und daraufhin in Deustschland vorgefertigte Komponenten nicht mit französischen Bauteilen kompatibel waren (im speziellen Fall waren sämtliche Kabel zu kurz).
http://de.wikipedia.org/wiki/Airbus_A380
Des Weiteren treten bei kompletten Neuentwicklungen vor allem von hochcomputerisierten Maschinen häufig unvorhergesehene Probleme auf. Dies dürfte wohl nicht zuletzt an der enormen Komplexität solcher technischen Systeme liegen (während der Mensch trotzdem ein Mensch in seiner ganzen Unvollkommenheit bleibt).
Was die Mehrkosten betrifft, so wird sich eine politsche Lösung finden, auch wenn die beteiligten Staaten darum streiten mögen, wer welche Lasten tragen muss, denn schließlich ist der EADS-Konzern ein Aushängeschild europäischer Spitzentechnologie und beschäftigt weit über 100.000 Menschen (und wenn wir vom Fall Opel eins gelernt haben, dann das Arbeitsplätze immer ein wichtiges Verhandlungsargument für staatliche Beihilfen sind).
Auch wenn ich persönlich neben den staatlichen auch die privaten Anteilseigner von EADS in der Pflicht sehe, die nötigen Entwicklungskosten zu schultern, könnte es (ähnlich zur Finanzkrise) wieder darauf hinauslaufen, dass Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden. Im Fall der A400M würde das heißen, dass die höheren Entwicklungskosten zu einem Großteil von Frankreich, Deutschland und Spanien erbracht werden, wohingegen eventuelle Überschüsse aus dem Verkauf des Flugzeugs natürlich auch den privaten Aktionären (u.a. Daimler, Allianz, Credit Suisse, Deutsche Bank usw…) zu Gute kommen.
Dies in aller Kürze.
Viele Grüße
Thomas