Abbas: War das überhaupt eine Entschuldigung?

Hallo,

das war doch keine Entschuldigung, was der Palästinenserpräsident von sich gab:

Demnach betonte Abbas nun, er habe in Berlin nicht die Einzigartigkeit des Holocaust infrage stellen wollen.

Das hatte ja auch keiner behauptet. Er hatte aber den Holocaust relativiert:

Abbas hatte gestern einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz Israel einen vielfachen Holocaust an den Palästinensern vorgeworfen. „Israel hat seit 1947 bis zum heutigen Tag 50 Massaker in 50 palästinensischen Orten begangen“, sagte er und fügte hinzu: „50 Massaker, 50 Holocausts.“

Es gab ja wohl nicht in 50 palästinensischen Orten jeweils 6 Millionen Opfer. Das wird jedoch mit seinen Zahlen unterstellt. Und dann hat er mit seiner „Erklärung“ noch nachgelegt:

Demnach betonte Abbas nun, er habe in Berlin nicht die Einzigartigkeit des Holocaust infrage stellen wollen. Gemeint habe er vielmehr „die Verbrechen und Massaker gegen das palästinensische Volk, die Israels Streitkräfte seit der Nakba begangen haben“. Diese Verbrechen hätten "bis zum heutigen Tage nicht aufgehört

Das war ja schon bei seiner Rede klar. Im Grunde hat er also nur noch unterstrichen, was er bereits schon vorher gesagt hatte.
Was meint Ihr dazu ?

Beste Grüße
rakete

".

Nun ja, da haben wir wohl ein unterschiedliches Verständnis des Wortes „Einzigartigkeit“.

Entweder ist ein Ereignis einzigartig - also die Anzahl beträgt eins. Oder es kommt öfter vor. Und genau das hat Abbas bei der Pressekonferenz als Theorie aufgestellt.

Damit wäre die Anzahl der Holocauts nicht mehr eins sondern einundfünfzig. Also nicht mehr einzigartig.

Grüße
Pierre

2 Like

Nachtrag:

Im Beitrag der Tagesschau werden ja nur ein paar Sätze bzw. Phrasen aus der Erklärung zitiert. Mit dieser Quelle kann man also nicht sagen, ob er um Entschuldigung bat.

Hat er nicht und die Erklärung ist auch nicht als solche auszulegen. Manche Medien meinen, er wäre „zurückgerudert“. Nicht einmal das ist zu erkennen. Die unsägliche Hetze, der Vergleich mit dem systematischen Mord an 6 Millionen Juden, ist unwiderrufen geblieben.
Das ist von ihm auch nicht überraschend, da er bereits 2018 in seinem Nationalrat gehetzt hatte, die Juden hätten den Holocaust durch ihr „soziales Verhalten“ selbst verschuldet.
Eine richtige Entschuldigung hätte von Scholz eigentlich sofort eingefordert werden müssen.

Nach einer viertel Stunde habe ich die Suche nach dem Original aufgegeben. In der amerikanischen Presse ist überall von einer „Klarstellung“ die Rede, die Abbas über die von der Palästinensischen Autonomiebehörde betriebenen Nachrichtenagenturen verbreiten lies.

Aber das mag „normaler“ Umgang im politischen Geschäft sein. Man entschuldigt sich nicht, sondern „stellt klar“. Ja, das könnte man „zurückrudern“ oder „relativieren“ nennen. Uns beiden mag das nicht deutlich genug sein. Aber vielleicht ist es in den Positionen von Abbas und Scholz so üblich.

Naja, das hat er ja getan (klarstellen). Er ist bei seiner antisemitischen Haltung geblieben. Er hat Vorfälle in die Nähe des systematischen Massenmords Nazi-Deutschlands an 6 Millionen Juden gerückt und Israel die Schuld gegeben.
Und das ganze 50 Jahre nach dem Olympia-Attentat. Bei Arabern/Palästinensern kommt die Rede mit Nazianspielungen in Richtung Israel sicher gut an. Im Olympiapark in München hatte gerade ein arabischstämmiger Securitymann aus Berlin jüdischen Sportlern den Hitlergruß gezeigt.

https://m.bild.de/regional/muenchen/muenchen-aktuell/hitlergruss-im-olympiapark-antisemitischer-vorfall-bei-european-championships-81031096.bildMobile.html###wt_ref=https:/www.google.com/

Bei „Rechtspopulisten“ wie Abbas schon. Aber wieso nennst du Scholz in dem Zusammenhang?
Der muss sich aber zumindest vorwerfen lassen, dass er Abbas nach dem judenfeindlichen Auftritt nicht den Händedruck verweigert hatte.

Abbas hat die diplomatische Bühne (Pressekonferenz) mit Scholz missbraucht, das ist keine Frage.
Andererseits kann ich seine ohnmächtige Wut nachvollziehen, wenn ständige Hinweise auf die Menschenrechtsverletzungen Israels in den Palästinenser Gebieten praktisch ungehört verhallen. Da greift man schnell mal selbst zu den abstrusesten Vergleichen um irgendeine Art von Gehör zu finden. In so einem Fall muss man ihm sofort in die Parade fahren.

Von einem Politiker in der Position von Scholz erwarte ich, dass auf eine solche Fehlleistung eine sofortige Reaktion erfolgt. Wenn er durch seinen Cum-ex-Skandal zu sehr in Anspruch genommen wird, dass er solchen Selbstverständlichkeiten der Amtsführung nicht mehr nachkommen kann, sollte er sich mal selbstkritische Gedanken machen (falls ihm das überhaupt möglich ist) und eventuell Konsequenzen ziehen (unter Konsequenz verstehe ich nicht, dass sich ein regierender Bundeskanzler mit dem Hinweis auf Gedächtnislücken im Cum-ex-Skandal herauszuwinden versucht wie Scholz).

Daran ist am Rande ganz interessant, dass es sich bei Licht besehen weder um sägliche noch um unsägliche Hetze gehandelt hat: Abbas hat von Holocaust gesprochen, nicht von Shoah. Holocaust, ursprünglich aus dem Griechischen und dort als Bezeichnung für ein Brandopfer eines Tieres insgesamt (und nicht bloß einzelner Teile) verwendet, heißt nichts anderes als „Verbrennen im Ganzen“. Sprachlich ist es durchaus zutreffend, wenn man etwa das Massaker, das die SS-Panzerdivision „Das Reich“ in Oradour sur Glane angerichtet hat, als Holocaust bezeichnet: Alle 643 Bewohner des Dorfes, derer man habhaft werden konnte, wurden in der Kirche (zum großen Teil lebendig) verbrannt. Über die Zahl und die Religionszugehörigkeit der Opfer wird mit dem Wort keine Aussage getroffen, und wenn bei irgendeiner Aktion z.B. alle männlichen Bewohner eines Palästinenserdorfes erschossen wurden, ist der Begriff (unabhängig davon, wie er gemeint war) dafür zutreffend verwendet, enthält keine Gleichsetzung mit der Shoah und keine Hetze irgendeiner Art.

Schöne Grüße

MM

Passend dazu auch der Duden:

b) Massenvernichtung menschlichen Lebens

Beispiel

    ein atomarer Holocaust

Es ist natürlich richtig was Du schreibst aber wir wissen alle, dass in Deutschland, wenn wir die „Shoa“ meinen, ganz allgemein von „Holocaust“ gesprochen wird.

Das weiß Scholz natürlich ganz genau und Abbas muss man, wenn ihm das nicht bewusst war, zumindest den Vorwurf machen, dass er sich vor einem öffentlichen Statement in einem fremden Land über die Stmmungslage bzw. Gewohnheiten vor Ort informieren muss.

Servus,

ich glaube zwar auch, dass Abbas den Begriff in dem Bewusstsein verwendet hat, wie er wirken würde - wenn ich zu seinen Gunsten sprechen wollte, führte ich aber an, dass er sich vermutlich über Stimmungslage und Gewohnheiten in Deutschland informiert hat und in diesem Zusammenhang verwundert zur Kenntnis nahm, was in Deutschland derzeit alles als „Genozid“ bezeichnet wird - das muss nach außen etwa so wirken, wie man von Deutschland aus noch vor zehn Jahren arabische Geschäftssprache so wahrnahm, dass deutsche Geschäftsleute davon überzeugt waren, es gehöre zu dieser Ausdrucksweise, dass man generell jede Zahl, die man benennt, mit Tausend multipliziert, weil man davon ausgeht, dass der, der sie hört, jede genannte Zahl durch Tausend dividiert…

Kurz: Dass deutscher „offizieller“ Sprachgebrauch heute genauso maßlos und unsinnig aufgeblasen ist wie der arabische schon lange.

Wenn man sich dem anpasst, kommt ziemlich genau das heraus, was Abbas gesagt hat.

Schöne Grüße

MM

1 Like

lt. DWDS auch

a) zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft Verfolgung, Ghettoisierung und insbesondere Massenvernichtung der Juden in Deutschland und Europa

Bis zu b) bist du nicht gekommen?

Wird das jetzt wieder so ein Thread, in dem man dir erklären muss, dass man die Bedeutung von Wörtern nicht einfach nach Belieben interpretieren darf?

1 Like

ja, auch. -> unter anderem

Analog: Es ist vielböser Rassismus, wenn jemand sagt „Industriell küchenfertig vorpanierte Schnitzel find ich abscheulich“, weil darunter ja auch Zigeunerschnitzel fallen.

Den Inhalt hattest du doch schon oben wiedergegeben :see_no_evil:

Genauso ist es.

Das ist ihm seit seiner antisemitischen Rede von 2018 bewusst

https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-05/mahmud-abbas-palaestinenserpraesident-juden-schuld-holocaust

Das war aus dem Duden. Du verweist hier auf eine andere Quelle, zitierst den dir genehmen Teil und lässt den weg, der dir widerspricht. Was genau erhoffst du dir von so einem Verhalten? Dass du Unrecht hast, ist doch schon sattsam erwiesen.

Ich habe damit Probleme, wenn einem Semiten, der auf durchaus vorhandene israelische Menschenrechtsverletzungen/Verbrechen hinweist, Antisemitismus vorgeworfen wird.
Israelisches Fehlverhalten zu thematisieren ist kein Antisemitismus, das sehen auch viele Israelis so.
Genauso wenig ist es akzeptabel israelische Massaker an Palästinensern mit der quasi industriellen Vernichtung jüdischer Menschen durch die deutschen Nazis zu vergleichen.

Das ist immer möglich, wenn man sachlich und thematisiert und kritisiert.

Ich nicht, weil hinsichtlich Abbas dein letzter Absatz gilt

Durchaus kritikwürdige Auseinandersetzungen mit dem Ergebnis der nationalsozialistischen Vernichtungsapparatur ( und dann noch 50-fach) begrifflich gleichzusetzen oder zu konnotieren ist Antisemitismus schlechthin.

Die Frage ist, was er damit bezweckt. Seinen Fatah-Leuten wollte er wohl ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Aber auch die Islamisten von da Hamas werden zustimmend nicken. Die Glaubensbrüder in D hat man zu großen Teilen auf der Seiten (siehe Allensbach-Umfrage und jetzt der Vorfall in München.
Irgendwie fühlt er sich durch den Ukrainekrieg abgemeldet und haut wohl deshalb auf die :poop:.

…der inhaltsgleich zu dem von dir bereits zitierten Text ist.
Wir kennen doch beide deine Spielchen. Hätte ich die Zeile auch zitiert, hättest du mal wieder protestiert, weil du das schon „als Erster“ gesagt hättest.

Warum hast du denn den dir nicht genehmen Teil aus dem Duden nicht zitiert?

Geh mal wieder mir deinen Panzern spielen.