Abblitzen ( wer blitzt wen ab?)

Hallo!

Als Königsmacher und Racheengel
kann Trump wählerisch sein, wen er empfängt
und wen nicht. Etliche Parteifreunde
begaben sich auf die Wallfahrt nach Palm
Beach, manche blitzten aber ab – wie die
frühere Uno-Botschafterin Nikki Haley,
die Trump zu scharf kritisiert hatte.

In diesem Kontext verstehe ich, dass sich die Parteifreunde selbst abblitzen. Das macht aber keinen Sinn! Es geht darum, dass Trump sie abblitzt. Verstehe ich den Text verkehrt?

Wenn Trump Parteifreunde wegschickt ---- abblitzen
Wenn Parteifreunde selbt ihn vermeiden – ???

Danke sehr

PS Es fällt mir noch etwas anderes ein: anheuern. Wie kann man sich selbt eine Beschäftigung geben? Ein Arbeitgeber kann mir eine Arbeit geben, oder?

Abblitzen bedeutet, dass man von jemand anderem eine Ablehnung erfährt. Oft wird auch die Präposition bei verwendet:

Manche Parteifreunde blitzten bei Trump ab.

Man kann es auch mit ‚lassen‘ umformulieren:
Trump ließ manche Parteifreunde abblitzen.

Hilft dir das weiter?

Anheuern bedeutet, dass ein Beschäftigungsverhältnis (mit Vertrag, Bezahlung etc.) eingegangen wird (synonym zu einstellen). Ich kann mich also nicht selbst anheuern und mein Arbeitgeber wird mich auch eher nicht zwei Mal einstellen.

LG

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Es geht beim „Abblitzen“ darum, das jemand einen anderen abblitzen lässt, indem er sich seinen Argumenten verschließt, ihn nicht mal empfängt (darum scheint es hier zu gehen), ihm „die kalte Schulter zeigt“, nicht auf die Avancen reagiert, die jemand macht, …

D.h. hier wollten wohl die Parteifreunde einen Termin bei Trump haben, aber Trump hat auf diese Bitte entweder gar nicht reagiert, oder hat diese abschlägig beschieden, so dass es nicht zu den gewünschten Terminen gekommen ist. Insoweit hat Trump die Leute abblitzen lassen, weil er ihre Bitte nach einem Treffen zurückgewiesen hat.

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Jetzt habe ich es verstanden. WEnn ich das Verb „lassen“ für das Verb „anheuern“ verwende, gibt das genauso wie das Verb „abblitzen“ einen Sinn. Danke

Man kann sich anheuern lassen, man kann aber auch selbst bei jemandem anheuern. Nur bei sich selbst halt nicht.

Gruß,
Max

Aber wie geht das? Es klingt irgendwie unlogisch

Diese Erklärung hilft Dir auch nicht weiter?

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Hallo Kreszentia!

Danke sehr. Ich habe es kapiert und mir Notizen gemacht.

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Sprache ist nicht logisch, und gerade Wortbedeutungen lassen sich (ebenso wie idiomatische Ausdrücke) häufig nicht wirklich gut logisch begründen. Das muss man einfach nur lernen.

Es gibt auch keinen logischen Grund, warum der Deutsche jemanden auf den Arm nimmt, wo der Engländer ihn am Bein zieht. :slight_smile:

bzw. auf die Schippe

Grüße

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Vielleicht was für uns im 21. Jahrhundert unlogisch klingt, war zur Entstehung des Ausdruckes logisch. Die Sprache ändert sich im Lauf der Zeit und damit auch die soziokulutrellen Gegebenheiten. Vielleicht ist diese Änderung und nicht die Sprache an sich selbst unlogisch.

Du gehst mE oft sehr „verkopft“ an die Dinge ran, willst alles verstehen und mit „mathematischen Formeln“ beschreiben können. Aber wie @Denker_a_D schon schrieb: Sprache ist nicht immer wirklich gut begründbar, bzw. die Begründungen sind zweifelhaft, gehen über 1000 Ecken und 2000 Jahre, … Das ist wissenschaftlich sicherlich einerseits durchaus interessant, wenn man über eine Sprache forscht, bringt einen aber mE nur bedingt weiter, wenn man eine Sprache erlernen und beherrschen möchte. Da finde ich es viel wichtiger in den „Flow“ zu kommen, damit der Sprachgebrauch mehr und mehr ohne darüber im Einzelfall und Detail groß nachzudenken, ganz automatisch passiert.

Ich würde mal behaupten, dass ich zumindest zwei Sprachen ganz ordentlich beherrsche, und trotzdem kannst Du mich mit Detailfragen, wie Du sie oft stellte, gerade wenn es um Grammatik geht, jederzeit und sofort dumm aussehen lassen. Aber ich habe Spaß am Sprachgebrauch und nutze Sprache beruflich als mein wichtigstes Werkzeug sehr erfolgreich.

Ich hatte hier zehn Jahre russische Au-Pair im Haus, die natürlich auch alle brav ihre offiziellen Kurse gemacht haben, und mich manches Mal mit Fragen zur Grammatik im Schwitzen gebracht haben. Aber wenn die es dann hier bis zur Studienzulassung und erfolgreich über ein Studium zum guten Job hier in Deutschland gebracht haben, dann haben sie das sicher nicht ihren Grammatikkenntnissen sondern dem zu verdanken, dass sie die Sprache des Gastlandes im Alltag so verinnerlicht haben, dass sie sie als ganz natürliche Ausdrucksform nutzen können, ohne über jedes Wort und jeden Satzbau nachzudenken. Du solltest Dich da vielleicht auch mal etwas „lockerer machen“.

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Leider doch. Und das muss auch so sein und ist auch gut so, weil ohne das paradoxerweise eine effiziente Kommunikation nicht möglich wäre.

Nimm den schönen Satz:
Dreh mal die Nudeln aus!

Der ist von vorne bis hinten unlogisch und müsste, logisch korrekt, eigentich so lauten:

Dreh mal den Schalter, der die Gaszufuhr der Flamme regelt, auf der der Topf steht, in dem das Wasser mit den Nudeln kocht, in die Position „Aus“!

Sprache funktioniert so aber nicht. Sprache funktioniert so, dass nur zehn Prozent gesagt werden und man davon ausgeht, dass das Gegenüber durch sein Weltwissen 90 Prozent korrekt ergänzt. Das ist natürich eine Quelle für Mißverständnisse, weil man das Weltwissen des Gegenübers ja nie genau kennt. Kommunikation ist also immer ein Abwägen zwischen notwendiger Kürze und ebenso notwendiger Länge. :slight_smile:

Stichwort zum Einlesen: Grice’sche Maximen.

Ansonsten stimme ich Wiz zu: Du gehst mE oft sehr „verkopft“ an die Dinge ran, willst alles verstehen und mit „mathematischen Formeln“ beschreiben können.

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