Hallo Wolfang,
ich hab den Thread hier nicht ganz gelesen, aber gesehen, dass Metapher bereits versucht hat, zu erklären, dass das „…hinabgestiegen in das Reich des Todes“ eigentlich nichts anderes aussagt, als dass er eben gestorben ist und tot war.
Nun könnte man sich allerdings fragen, warum man das überhaupt braucht, wenn doch vorher schon gesagt wurde, dass er gestorben ist. Wie du ja selber zitierst:
"…gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das
Reich des Todes…"
Vielleicht hab ich es überlesen, aber ich glaube nicht, dass Metapher oder jemand anders, dazu was gesagt hat.
Es gibt ein Buch, das versucht, darauf Antworten zu geben. Credo von David Steindl-Rast.
Da es wohl nicht erlaubt ist, ganze Kapitel daraus zu zitieren, versuche ich, das mit eigenen Worten und kurzen Zitaten widerzugeben.
Vielleicht vorher ganz kurz als Einleitung. David Steindl-Rast beleuchtet in diesem Buch alle Aussagen des Glaubensbekenntnisses, indem er zuerst immer fragt: „Was heißt das eigentlich?“, dann „Woher wissen wir das?“ und anschließend „Warum ist das so wichtig?“ Daraufhin folgen dann noch „Persönliche Erwägungen“.
Zu „Hinabgestiegen in das Reich das Todes“ antwortet er auf die Frage „Was heißt das eigentlich?“, dass dieser Satz im Gegensatz zu „gekreuzigt, gestorben und begraben“ (jedes davon hat ein eigenes Kapitel!) nun wieder in den Bereich des Mythos zurückkehrt. Er erklärt erstmal, dass damit betont werden soll, dass Jesus Christus wirklich tot war, nicht nur scheintot. Und, dass es auch darum geht, deutlich zu machen, dass Jesus einer von unzähligen anderen ist, die vor oder nach ihm starben.
Des Weiteren erklärt er, dass das „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ im Grunde die Auferstehung schon ein wenig vorwegnimmt. Für die Christen damals war wohl klar, dass wenn jemand wie Jesus, jemand, der „das Leben in Fülle“ hat, dorthin geht, wo alle Verstorbenen hingehen, dass das „den Tod des Todes“ bedeutet. Diesen Glauben wollten sie mit diesem Satz ausdrücken und das schlägt sich auch in vielen Ikonen u. ä. wieder, wo Jesus Christus dargestellt wird, als der, der die Verstorbenen aus der Unterwelt ins Licht führt.
Aber wer nun fragt, wie diese Verstorbenen, die Begegnung mit Jesus Christus im Reich des Todes erlebten, ist auf dem Holzweg, weil damit wieder eine mythische Aussage wörtlich genommen wird. Das „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ will eine Antwort geben, auf die Frage, was es (für ein rechtes Verständnis des Todes) bedeutet, dass Jesus Christus und ungezählte andere unschuldige Opfer vor und nach ihm sterben mussten. Und die Antwort, die das Glaubensbekenntnis mit diesem Satz geben will, lautet: „Der Tod ist nicht das Ende; Tod ist kein Kerker; Tod ist Durchgang, Transitus, Übergang.“
Jetzt erst macht Steindl-Rast weiter mit der Frage, woher wir das wissen. Er erklärt dafür zunächst nochmal, dass dieser Satz eigentlich keine Tat Christi beschreibt. „Er [der Satz] steht nicht auf einer Ebene mit Sätzen wie, ‚er stieg in das Boot‘ oder ‚er stieg vom Berg herab‘. Im Bezug auf solche Sätze hat es Sinn, zu fragen, ‚woher weißt du das?‘ Aus Beobachtung natürlich.“ Er meint, dass die frühen Christen, auf die Frage, woher sie wüssten, dass Jesus Christus in das Reich des Todes hinabgestiegen ist, wohl ein wenig erstaunt antworten würden, dass sie doch bereits gesagt hätten, dass er gestorben ist.
“Es handelt sich hier einfach um die Wiederholung einer geschichtlichen Aussage, jetzt in ein mythisches Bild gekleidet. Wenn wir wissen, dass Jesus Christus starb, dann wissen wir auch, dass er hinabstieg in das Reich des Todes. Diese allegorische Weiterentwicklung vermehrt nicht unser Wissen, vertieft es aber durch all das Unaussprechliche, das in einem mythischen Bild – und in dichterischer Sprache überhaupt – mitschwingt.“ (David Steindl-Rast „Credo“ S. 144)
Ich weiß nicht, ob das „Warum ist das so wichtig?“ von Steindl-Rast für dich noch interessant ist. Deshalb vielleicht nur ganz kurz. Dieser Satz soll uns daran erinnern, dass Gott sogar in den tiefsten Tiefen unserer Seele, in den dunkelsten Stunden nahe ist. So wie es Paulus im Römerbrief schreibt: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendwelche Gewalten, weder Höhe noch Tiefe oder sonst irgendetwas können uns trennen von der Liebe Gottes.“ (Röm 8,38f)
Ich hoffe, du kannst damit ein bisschen was anfangen.
Gruß
M.