Abhalten eines QM-Workshops

Hallo Experten,

bin zur Zeit wieder bei der Ausbarbeitung eines (T)QM-Workshops.

In 2002 hatte ich einen 4-Tage Workshop zu den Themen QM Allgemein, Teambildung und Projekthandling gehalten. Die Resonaz war sehr positv. Nun hat sich unsere Belegschaft seit dem um 50% erneuert/erweitert. Mit dem Fazit einen neuen Workshop abzuhalten.

Mit dem GF bin ich übereingekommen ein 2 Tage-Training durchzuführen. Der erste Tag wird für alle Neuzugänge, mit dem Trainingsstoff aus dem vorherigen Workshop sein. Zum 2. Tag werden alle Beschäftigten eingeladen. Mit einem anschliessenden defigem Ausklang in einer Brauerei-Gaststätte. Über die Themen/Anregungen/Gruppenarbeiten und -spiele des 2. Tages bin ich noch auf der Suche.

Aufgaben des 1. Tages sind z.B. Turmbau(Pappstreifen), „Überlebens-künstler“, „Raumbelegung“, „Sechseck“ (wie Tangram), Erstellung eines QM-Posters (Appellfunktion) etc.

Welche Ideen habt Ihr für den 2. Workshoptag (Teilnehmerzahl 36)?

LG, Herbert

Hallo,
vielleicht stehe ich ja auf der Leitung, bzw. kenne unter den gelisteten Themen etwas anderes.
Was du auflistest, sind für mich begleitende Themen, Visualisierungsübungen etc.
Ich habe den eigentlichen Inhalt „(T)QM“ jetzt nicht gesehen.
Um z.B. ein Poster herzustellen, muss ich doch den Inhalt verstehen, oder?
Grüße
Michael

Inhalte QM-Workshop
Hallo Michael,

Danke für Deine Anmerkung, denn genau da will ich hin.

TQM bedeutet eigentlich nichts anderes als „ASW: Alle sind wichtig!“ Egal wer, Lieferant, Putzfrau, Sales, AV, und last but not least der Kunde, anders als in den 90ger die fast nur den Kunden im Visier hatten.

Dieses „ASW“ und die Tatsache dass Gruppenentscheidungen effektiver sind als Einzelentscheidungen, kann man nun in Gruppenübungen sehr gut herausarbeiten, wie beim „Überlebenskünstler“.

Die Poster-Übung dient eigentlich dazu (nach einigen Tagen Theorie) eine eigene und simple QM-Definition der einzelnen Gruppen herausarbeiten zu lassen. Neben dem hohen Spaßfaktor wird durch diese einfache Übung eine Reflektion und Vertiefung des Gelernten hervorgerufen und durch die Appell-Formulierung des QM- Gedanken noch intensiver injiziert. Die Poster werden nach der Veranstaltung im Unternehmen an aufgehängt und der Öffentlichkeit zur Schau gestellt.

Zum nächsten Workshop möchte ich neue QM- Themen anbringen. Hier bin ich mir aber noch nicht schlüssig, was ich anbringen möchte. Ein Gedanke geht in Richtung EFQM Themen abzuleiten. Aber es könnten auch andere Inhalte sein. Aber was und verbunden mit welcher Gruppenübung?

Liebe Grüße
Herbert

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Huhu,…

Danke für Deine Anmerkung, denn genau da will ich hin.

Ist es wirklich so, dass der gesamte Inhalt Deines Workshops nur ASW ist - nicht etwa, dass die Leute grundlegende Dinge wie den Begriff „Qualität“, Konzepte wie „gemanagete Qualität“ und „metrisch erfaßbare Qualität“ mitbekommen sollen?

TQM bedeutet eigentlich nichts anderes als „ASW: Alle sind wichtig!“

Das ist mir neu. Ich hätte jetzt TQM mit eben oben genannten Begriffen verbunden, eventuell sogar mit Spielereien wie Scorecards, SOP - will meinen: harter Arbeit, akribischen Studien, detaillierten Analysen etc?

Egal wer, Lieferant, Putzfrau, Sales, AV, und last but not least der Kunde, anders als in den 90ger die fast nur den Kunden im Visier hatten.

Probier’s auch mal mit Dingen wie Auftrag, Vision und Strategie, das liegt eher auf der Wellenlänge - aber das hat mEn nichts mit QM zu tun.

Dieses „ASW“ und die Tatsache dass Gruppenentscheidungen effektiver sind als Einzelentscheidungen,

Kollektiventscheidungen haben aber zB in Japan zur Stagnation der IT Branche geführt - nur mal so als Denkanstoß. Da hat man sich regelrecht damit kaputt gemacht, dass man die Gruppe über hochbegabte Einzelgänger stellt. Zitat eines Newsweek Artikels letzter Woche „In Japan hätten die Gründer von Google keine Chance gehabt“ :wink:

Zum nächsten Workshop möchte ich neue QM- Themen anbringen.
Hier bin ich mir aber noch nicht schlüssig, was ich anbringen
möchte. Ein Gedanke geht in Richtung EFQM Themen abzuleiten.

Wie wäre es damit, den Leuten praktische Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie tatsächlich in der Lage sind, die Qualität ihrer eigenen Arbeit zu verbessern?
SIPOC zB. würde mEn. in diese Kategorie fallen, da es wunderbar geeignet ist, den Leuten klar zu machen was eigentlich die Bedeutung ihrer Arbeit für das Unternehmen ist.

Aber es könnten auch andere Inhalte sein. Aber was und verbunden mit welcher Gruppenübung?

Welche Gruppenübung man wozu nimmt bleibt doch dem Trainer überlassen - außerdem kann der Trainer ja ruhig auch etwas Innovation bei seinen Spielchen beweisen :wink:
Ich zB. nehme gerne das Dartboard, um den Unterschied zwischen einem geregelten und einem kontrolliert-optimierten Prozess zu erklären.

Gruss,
Michael

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Hallo kitty73,
du hast eine sehr eigene Interpretation des Begriffs TQM.
Kann man machen, hat aber nichts mit dem zu tun, was sonst mit TQM gemeint ist.
ASW hat, so wie ich dich verstanden habe, mehr mit Führung zu tun und ist kein Qualitätsprinzip (allenfalls Führungsqualität, wenn man so will).

Von daher kann ich mich mike-river nur anschliessen.

EFQM ist super high-level. Wie das die Teilnehmer konkret weiterbringen soll, weiß ich nicht. Da steht nur, was man grob tun soll.
Zum „Wie“ halt nichts. Wenn ich also sage „Job Enrichment ist wichtig“, dann mag das ja stimmen. Nur was macht man mit der Info dann konkret? (du hast ja keine 4 Wochen-Schulung).
Ich kenne eure Organisation nicht, aber so ganz erschließt sich mir dein Konzept nicht.
Das geht definitiv nicht gegen EFQM!
Grüße
Michael

Hallöchen nochmal…

TQM bedeutet eigentlich nichts anderes als „ASW: Alle sind
wichtig!“ Egal wer, Lieferant, Putzfrau, Sales, AV, und last
but not least der Kunde, anders als in den 90ger die fast nur
den Kunden im Visier hatten.

Dieser Satz ist mir lange im Hinterkopf geblieben.
Eigentlich sagst Du damit „Ich mache zwar QM, aber habe keine Ahnung was das ist“

Was ist denn ein Kunde anders als jemand, der etwas anfordert und seine Bedürfnisse befriedigt sehen möchte - und im Gegenzug etwas (sei es Geld, Zuspruch oder was auch immer) gibt?

Qualität definiert sich (ISO) als Grad, zu dem eine Menge vorbestimmter Eigenschaften (‚Anforderungen‘) erfüllt ist

Oder, in TQM-Worten: „Qualität ist die Erfüllung von Anforderungen“

Klicki:
http://de.wikipedia.org/wiki/Total_Quality_Management

Weißt Du, woher Anforderungen kommen? Vom Kunden.
Also die Aussage „anders … als … fast nur den Kunden im Visir“ heißt: „Anders als TQM“.

Ich schlage als allererstes in diesem Zusammenhang eine Selbstweiterbildung im Bereich „Kundenidentifikation“ vor.

Es gibt da diese schöne 2x3 Matrix:

Art | Intern | Extern
------------------------
Primär | |
Kunden | |
------------------------
Sekundär| |
Kunden | |
------------------------
Indirekt| |
Kunden | |

Das kann man wunderbar mit dem Produkt „neuer Teddybär“ spielen.

Jetzt macht man zuerst einmal ein Brainstorming: wer interessiert sich alles in irgendeiner Form für den neuen Teddy?
Sammelt man Ideen - Eltern, Kinder, Marketing, Vertrieb etc…

Die Resultate des Brainstormings tragen wir nun in die einzelnen Felder der Matrix („Affinitätsdiagramm“) ein.

Und dann sehen wir uns noch einmal die Felder an und gehen einzeln drüber mit der Frage „Wen betrifft ?“

Beispielhaft:

Externe Primärkunden sind die, welche im Markt den Teddy direkt kaufen. Das wären die Eltern von kleinen Kindern - und eventuell Konzern X, der diese Teddys mit Markenlogo als Werbesgeschenk verteilt.
Externe Sekundärkunden sind die, welche durch den Erwerb des Teddys am Schluß einen Nutzen haben: das wären damit die Kids selbst.
Externe Indirektkunden sind die, die Anforderungen an die Teddyproduktion stellen, aber für die das Ding selbst eigentlich egal ist: das wären die Gesundheitsbehörde und das Umweltministerium, die zB. verbieten, dass das Teddyfutter aus Asbest hergestellt wird.

Interne Primärkunden sind die internen Auftraggeber: zB. Marketing.
Interne Sekundärkunden sind ua. die Auftraggeber der Auftraggeber - zB. der CEO, der Marketing mit der neuen Strategie beauftragt hat.
Interne indirekte Kunden sind diejenigen im Unternehmen, die Anforderungen an den Teddy stellen ohne einen Teddy zu brauchen - so könnte man zB. HR nennen, die Ressourcen für die neue Produktlinie bereitstellen müssen.

So, und wenn bei irgend einem Produkt, Prozess, Projekt, Dienstleistung etc. das Feld „Primärkunde“ sowohl links- als auch rechtsseitig leer bleibt, kriegt das Ding direkt die Axt.

Durch dieses einfache Tool kann man den Leuten klarmachen, wozu sie ihre Arbeit überhaupt machen, und wer Anforderungen an ihre Arbeit stellt (stellen darf) die zu befriedigen sind.

QM dient den Kunden. Wer QM nicht kundenfokussiert betreibt, sollte die Finger davon lassen. Denn sonst kommt genau das raus, worüber wir ein paar Posts weiter unten diskutieren: Mitarbeiter, die QM als Schikane ansehen, Manager die QM als Ressourcenvergeudung einstufen, QM’ler, die auf verlorenem Posten stehen und Kunden, die sich vom Unternehmen nicht ernstgenommen fühlen.

Gruss,
Michael