Hallo alle zusammen,
also ich kann das negative Image nicht nachvollziehen. Ich war selber auf der SFE und habe dort mein Abitur 2014 nachgeholt. Meine Erfahrungen waren super gut, aber natürlich ist keine Schule optimal für alle Schüler. So sollten meiner Meinung nach alle Interessierten an die Schulwahl heran gehen: Passt die Schule zu mir? Sagt mir das Profil zu?
Mir hat es sehr gut gefallen, weil ich mich auf das konzentrieren konnte, was mir wichtig war. Ich konnte auch mal nicht hingehen und zuhause lernen. Mir tat die fehlende Anwesenheitspflicht und ein Lernen ohne Noten sehr gut. Ich habe mich 2 Jahre auf den Stoff der Abiprüfung vorbereitet, ohne mich durch ständige Tests verrückt zu machen. Ich war damals schon etwas älter (Mitte 20, 1 Kind) und in meinen Alltag hätte kein zusätzlicher Mega-Stress gepasst. Letztlich war ich bei den Prüfungen auch nervös, habe sie aber gemeistert, weil meine Mitschüler und vor allem die Lehrer mir intensiv das Gefühl vermittelt haben, dass ich gut vorbereitet bin. Das war dann auch so und ich kann sagen: Das war eine super Zeit und am Ende auch erfolgreich. Die Lehrer haben sich nach der Schule auch mal mit mir getroffen, haben immer ein offenes Ohr für Vorschläge gehabt.
Richtig ist aber auch, dass die SFE ohne Eigeninitiative nicht funktioniert. Die Schüler können hier mitbestimmen über die Themen, anhand derer der Stoff vermittelt wird (z.B. in Englisch). Kommt nichts von den Schülern, sind die Lehrer auch weniger motiviert. Ähnlich verhält es sich mit der Anwesenheitspflicht. Wer ohne seine Mutti oder eine strenge Frau Lehrerin nicht aus dem Bett kommt und den ganzen Tag zockt, der schafft an der Schule das Abi sicherlich nicht. Nicht aus dem Bett kommen ist auch ok oder sich von den Annehmlichkeiten des Lebens zu sehr ablenken lassen ist auch ok, aber dann schlagt bitte nicht auf die SFE ein. Die Leute geben sich Mühe und hauen sich rein. Ich hatte auch öfter mal Kritik, die dann aber immer angenommen wurde und auch im Unterricht was verändert hat.
Und ja, diese Schule ist aus einer linken pädagogischen und stadtpolitischen Bewegung hervorgegangen. Dies überträgt sich natürlich auf das Selbstverständnis, mit dem man in den groben Eckpunkten übereinstimmen sollte, sonst ist das unangenehm für alle. Die Ironie der Geschichte ist, dass eben jenes pädagogisches (nicht politisches) Ideal jetzt an jeder zweiten Luxusprivatschule übernommen wird, nur durch das viel höhere Schulgeld wesentlich besser ausgestattet. Wenn ihr es also richtig anstellt, könnt ihr 2 super Jahre und am Ende das Abi haben. Was wollt ihr mehr?
Beste Grüße
Franzi