Abi-Online

Hei,

da hier wiederholt Fragen zu diesem Lehrgang aufkommen, wollte ich nochmal über meine Erfahrungen des letzten Schuljahres berichten. Ich hatte vor einer Weile schon einmal dazu geschrieben, damals war ich aber nur Teilbeleger und somit nicht allen Fächern ‚ausgesetzt‘. Das ist jetzt anders, das letzte Semester habe ich komplett am Unterricht teilgenommen… Ich mache mein Abi in NRW, aber für die Pendants in anderen Bundesländern werden die folgenden Dinge wohl gleichermaßen gelten. :smile:

Es ist teilweise wirklich schwer, alles abzuarbeiten, was an Hausaufgaben, Vorbereitungen für die nächste Präsenzphase, Referaten, Klausurvorbereitungen etc. anfällt. Wir haben eine recht hohe Abbrecherquote - alleine aus meiner Klasse sind zehn Leute nicht mehr da (von anfänglich 28 Schülern), die Parallelklassen haben meines Wissens nach einen noch größeren Schwund.

Es ist extrem wichtig, sich im Vorfeld darüber im Klaren zu sein, dass man deutlich weniger Freizeit zur Verfügung haben wird - und das über zwei bis drei Jahre lang, je nachdem, in welchem Schuljahr man einsteigt. Der Partner/die Familie sollten möglichst zustimmen, sonst kann es zu erheblichen Beziehungsproblemen kommen. Kinder sollten darauf eingestellt werden, dass Vater/Mutter zu manchen Zeiten einfach nicht gestört werden sollten, auch wenn sie offensichtlich zu Hause sind und entsprechend Zeit haben (nach Ansicht des Kindes). Und auch mit dem Arbeitgeber sollte es vorher abgesprochen werden, denn Überstunden sind nicht mehr unbedingt in dem Maße machbar, wie es ohne Abi-online möglich ist. Hinzu kommt, dass der eine oder andere sich vor Klausuren oder anderen Prüfungen sicherlich selbst stresst, was sich dann auch auf die Arbeit negativ auswirken kann.

Weiterhin ist das Einrichten von Lerngruppen quasi unumgänglich - das haben wir gottseidank von Anfang an gemacht, und die meisten derjenigen, die sich einer Lerngruppe angeschlossen haben, sind nach wie vor dabei. Einzelkämpfer kommen nicht wirklich weit - und wer sich vom Klassen-/Kursverband distanziert, wird es z. B. bei Gruppenarbeiten nicht gerade einfach haben. Ein gewisses Maß an sozialem Miteinander ist also unbedingt geboten. Man muss ja nicht der beste Freund aller Mitschüler werden, aber ab und an mal miteinander kommunizieren hilft ungemein! In meiner bisherigen Klasse sind wir regelmäßig freitags nach dem Unterricht mit mehreren Leuten noch auf ein Bierchen losgezogen, wodurch wir einen genialen Zusammenhalt in der Klasse aufgebaut haben. (Das wurde uns erst so richtig bewusst, als verschiedene Lehrer uns darauf aufmerksam gemacht und uns berichtet haben, dass sie unsere Klasse als positives Beispiel bei neuen Bewerbern anbringen. *g*)

Der Umgang mit dem Internet, mit Mailprogrammen und den ‚Verhaltensregeln‘ für Onlinekommunikation ist auch so eine Sache… man sollte wissen, dass z. B. wikipedia nicht alles Wissen dieser Welt enthält und auch Lehrer recherchieren können. So sollten Hausaufgaben nicht unbedingt 1:1 von irgendeiner Homepage kopiert und als eigener Text angegeben werden - ist alles schon passiert bei uns und hat die Personen nicht weit gebracht. Wie im ‚normalen‘ Schulleben halt auch. :wink:

Wer sich nicht sicher ist, ob er den schulischen Anforderungen gewachsen ist, kann einen Vorkurs besuchen, der auf den kommenden Stoff vorbereitet. Hat man bereits eine zweite Fremdsprache neben Englisch und kann dies nachweisen (dafür gibt es bestimmte Voraussetzungen, die können an den anbietenden Schulen erfragt werden), kann man sofort in die H3 (= 12. Schuljahr) einsteigen. Allerdings kann ich für mich sagen, dass ich froh bin, genau das nicht gemacht zu haben, obwohl ich gekonnt hätte. Lieber ein Jahr oder wenigstens ein halbes (man kann auch mit der E2 (= zweites Semester 11. Klasse) beginnen) länger die Schulbank drücken. So gewöhnt man sich wieder ans Lernen, bekommt einen ersten Eindruck vom ganzen Ablauf, lernt seine zukünftigen Mitschüler und die Lehrer kennen und wird entsprechend nicht in der ‚entscheidenden‘ Phase von so viel Neuem überrollt.

So, und nun kann ich nur noch ergänzen, dass mir die Schule ungemein viel Spaß macht. Ich habe viele neue Leute kennen gelernt und meine grauen Zellen mal wieder angekurbelt. Natürlich bin ich auch manchmal extrem genervt, wenn mal wieder zehn neue Hausaufgaben im Lernplan stehen, ich einen Test schlechter abgeschnitten habe, als ich es mir gewünscht hatte, sich Mitschüler über irgendwelche Kleinigkeiten aufregen und und und - aber der Spaß überwiegt ganz klar!

Viele Grüße
Natascha