Abitur auf dem Abendgymnasium/Kolleg sehr schwer?

Guten Tag liebe Forumuser/innen,

erst mal zu mir:

Ich lerne gerade Elektroniker für Betriebstechnik und bin in 1,5 Jahre mit meiner Ausbildung fertig. Meine momentanen Noten in der Berufsschule im Zeugnis, sind im Durchschnitt bei 2,1. Leider sahen in der Realschule meine Noten, nicht sehr roßig aus.[Note= ca. 3,5] (Leider war ich damals sehr faul, aber momentan habe ich das wieder in den Griff bekommen.)
Falls es noch wichtig ist, ich wohne in Baden-Württemberg und da wollte ich auch ins Abendgymnasium/Kolleg.

So jetzt zu meinen Fragen:

Ich hatte es mit einem Kumpel von mir und mit meinem Klassenlehrer in der Berufsschule darüber gehabt, beide meinten, dass das Abendgymnasium/Kolleg sehr schwer wäre, beide würden es mir trotzdem raten es zu machen, aber ich müsste trotzdem unter Umständen in manchen Fächer mit Problemen rechnen. (Seltsamer weiße sagen beide unabhängig die selben Fächer, wo ich Probleme bekommen könnte: Physik, Fremdsprachen und Mathe, obwohl Physik und Mathe nicht ganz so schwer ist, eher Englisch finde ich jetzt schwer, so als persönliche Erfahrung).

Deshalb folgende Frage: Ist das Abendgymnasium/Kolleg wirklich so schwer? Oder kann man es trotzdem mit Fleiß auf eine gute Note schaffen ? („gute“ Noten= 1,x-2,4)

Wie waren eure Erfahrungen auf dem Abendgymnasium/Kolleg?

Also ich würde sehr gern das Abendgymnasium machen, weil das „Voll-Abitur“ schon immer ein Traum war und ich den nach meiner Ausbildung gern erfüllen würde.

Wünsche euch noch einen schönen Tag und bedanke mich für eure Antworten. :smile:

Gruß
Juka1991

Hei,

zuerst: Bemüh mal die Suchfunktion hier, ähnliche Anfragen mit entsprechenden Erfahrungsberichten gibt es immer wieder. Das Archiv sollte einiges beinhalten.

Es ist ein Unterschied, ob Du das Abi auf einem Kolleg - also vormittags und Vollzeit - oder im Abendgymnasium neben der Arbeit nachmachst. Du kannst, wenn Du Vollzeit arbeiten gehen willst/musst, auch mal nach „abi online“ googlen. Das ist das, was ich zurzeit mache. Ist allerdings mit viel mehr Disziplin verbunden als ein Kolleg oder das reguläre Abendgymnasium, also auf jeden Fall vorher gut darüber informieren.

Dann würde ich mich an Deiner Stelle bei entsprechenden Einrichtungen erkundigen. Dort werden grundsätzlich Informationsveranstaltungen abgehalten.

Das Kolleg hat den Vorteil, dass Du Dich zu 100 % auf die Schule konzentrieren kannst, soweit Du Bafög-berechtigt bist bzw. von Deinen Eltern unterstützt wirst. Andererseits hast Du beim berufsbegleitenden Abend-Lehrgang vsl. mehr Geld zur Verfügung, da ein berufliches Gehalt meistens doch mehr ist als der Regel-Bafög-Satz.

Was den Stoff angeht, so ist dieser nicht schwerer und nicht leichter als an einem ‚normalen‘ Gymnasium. Der Unterschied ist halt, dass Du z. B. beim Abendgymnasium normalerweise viel weniger Zeit für Hausaufgaben und Lernen hast, als es bei ‚normalen‘ Schülern der Fall ist. Außerdem bist Du nach einem Arbeitstag nicht mehr so aufnahmefähig, wie Du es wiederum im Kolleg vormittags bist, wenn Du nichts außer Schule machst.

Meiner Meinung nach kann jeder auf dem zweiten Bildungsweg das Abi schaffen, der ausreichend motiviert ist - denn hieran scheitern sehr viele Leute! Das erste halbe Jahr ist alles neu, und nach einer (gefühlten) Ewigkeit in der Arbeitswelt kann man endlich seine Hirnzellen wieder einmal in einer völlig anderen Richtung bemühen. Alles ganz toll mit netten, ebenso motivierten Mitschülern usw. …

Und dann kommt das erste Tief. Manche überwinden es einfach so, indem sie sich selbst treten (das sind aber erfahrungsgemäß die Wenigsten!), andere lassen sich von ihren Mitschülern und den Lehrernzum Durchhalten motivieren, und wieder andere lassen alle Scheuklappen herab und hören auf. Und ja, darunter sind auch solche, die zu Anfang am motiviertesten wirkten.

Du musst Dir im Vorfeld einfach nur darüber im Klaren sein, dass es drei Jahre sind, in denen Du wieder aufmerksam zuhören, Hausaufgaben machen, Klausuren schreiben, Referate halten usw. musst. Auch in weniger ‚tollen‘ Fächern. Wenn Du es unbedingt willst, dann mach es - ohne es versucht zu haben, wirst Du nie erfahren, ob Du es geschafft hättest.

Aber glaub mir: Wenn Du dann irgendwann anfangen kannst, die Monate/Wochen runterzuzählen… das kann was, und dann weißt Du, was Du geschafft hast und kannst echt stolz auf Dich sein. :wink:

Grüße
Natascha

Danke Natascha dein Beitrag war sehr hilfreich :smile:

Hi,

ich habe das Abi auch am Bayenrkolleg (3 Jahre Vollzeit) nachgemacht. Für mich war es ganz gut zu machen und ich bin weder die Schlaueste noch die Fleissigste gewesen. Mit Abendschule hätte ich es sicher nicht geschafft.

viele Grüße
Susanne

Hallo Juka,

was bisher noch nicht gesagt wurde ist das Problem mit der zweiten Fremdsprache die das Abitur eben zur Fachhochschulreife (auch) unterscheidet.

Wie willst du das in drei Jahren lernen, wofür andere neun Jahre am Gymnasium brauchten?

Um studieren zu können braucht man nicht unbedingt das Abitur. In deinem Falle könnte ein Studium (Bachelor) an einer Fachhochschule auch deine ersehnte Qualifizierung ermöglichen.

Sag nichts über das Bachelorstudium, andere meinen zu Unrecht es sei nur eine „höherwertige Lehrlingsausbildung“.

Und mit dem Abschluss als Bachelor hast du automatisch auch die allgemeine Hochschulreife ohne eine zweite Fremdsprache erlangt.
Ein weiteres Studium ist damit aber ein ganz wenig eingeschränkt was die Auswahl der Unis und Studienrichtungen angeht. Aber ein Master Elektrotechnik ist damit machbar.

Apropos „zweite“ Sprache. Wegen der Migration von und nach Deutschland haben viele Menschen „von Haus aus“ eine zweite Sprache. Eine Muttersprache wird aber nicht als Fremmdsprache anerkannt.

Du musst nun selber entscheiden wie es weitergeht. Die Fachhochschulreife sollte dir gelingen, dauert auch nur zwei Jahre und kann man an Abendschulen mit deiner Vorbildung machen.

Oder das „echte“ Abi mit allen Konsequenzen dass du wegen eben der zweiten Fremdsprache schonmal mindestens eine Note „4“ vorkalkulieren musst.

Bis zum Master dauert es auf jeden Fall mindestens noch neun Jahre.

Grüße
F.

Hallo Ferromel,

was bisher noch nicht gesagt wurde ist das Problem mit der
zweiten Fremdsprache die das Abitur eben zur
Fachhochschulreife (auch) unterscheidet.

Wie willst du das in drei Jahren lernen, wofür andere neun
Jahre am Gymnasium brauchten?

vorweg: Ich habe auch das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht, und zwar an einer BOS (zweijährige Vollzeitschule).
Natürlich kann man in Bezug auf die zweite Fremdsprache nicht alles nachholen, aber dies ist auch nicht gefordert. Der bei uns während diesen zwei Jahren stattfindende Französischkurs war ohne Vorkenntnisse zu schaffen (denn darauf war er ausgelegt); jeder, der ansonsten durchgehalten hat, hat auch dies geschafft.
Genauso baut der Französischunterricht (oder anderer Unterricht in einer zweiten Fremdsprache) auch am Abendgymnasium auf keinerlei Vorkenntnissen auf.

Um studieren zu können braucht man nicht unbedingt das Abitur.
In deinem Falle könnte ein Studium (Bachelor) an einer
Fachhochschule auch deine ersehnte Qualifizierung ermöglichen.

Das ist ggf. sinnvoll, wenn tatsächlich das gewünschte Studium hiermit möglich ist.
Für den Fall, dass sie etwas studieren möchte das so nur an der Uni möglich ist, würde ich es nicht empfehlen, diesen Umweg zu gehen.

Und mit dem Abschluss als Bachelor hast du automatisch auch
die allgemeine Hochschulreife ohne eine zweite Fremdsprache
erlangt.

Dafür dauert es aber auch drei Jahre anstatt nur ein Jahr von FH-Reife zur Allgemeinen Hochschulreife an einer Vollzeitschule oder zwei Jahren am Abendgymnasium.
Ob man das will, muss man sich überlegen.

Apropos „zweite“ Sprache. Wegen der Migration von und nach
Deutschland haben viele Menschen „von Haus aus“ eine zweite
Sprache. Eine Muttersprache wird aber nicht als Fremmdsprache
anerkannt.

Das wundert mich jetzt sehr; meines Wissens nach ist dies zumindest in Bayern über eine Ergänzungsprüfung möglich.
Anstatt am angebotenen Fremdsprachenunterricht teilzunehmen, ist es - zumindest dort - auch möglich, eine Prüfung in einer beliebigen Sprache ungleich Deutsch oder Englisch abzulegen, ohne an einem entsprechenden Unterricht teilgenommen zu haben.
In meiner Klasse war ein Schüler, der ein russisches Elternteil hat; er hat sich dafür entschieden, den Nachweis über die zweite Fremdsprache durch eine Ergänzungsprüfung in Russisch statt durch Teilnahme am Französischunterricht und Französischprüfung zu erlangen.

Viele Grüße,
Nina

Hallo Natascha,

Was den Stoff angeht, so ist dieser nicht schwerer und nicht
leichter als an einem ‚normalen‘ Gymnasium.

dies stimmt nicht ganz; der Lehrplan z.B. der Berufsoberschule in Bayern enthält in den Fächern Mathematik und Physik für den Technikzweig einige Inhalte, die am Gymnasium nicht mehr vorkommen, auch die Abiturprüfungen sehen entsprechend anders aus (was aber, strebt man ein Studium in diesem Bereich an, bei weitem kein Nachteil ist).

Viele Grüße,
Nina

Hei,

Was den Stoff angeht, so ist dieser nicht schwerer und nicht
leichter als an einem ‚normalen‘ Gymnasium.

dies stimmt nicht ganz; der Lehrplan z.B. der Berufsoberschule
in Bayern enthält in den Fächern Mathematik und Physik für den
Technikzweig einige Inhalte, die am Gymnasium nicht mehr
vorkommen,

okay, beim Lernplan einer BOS kann ich nicht mitreden - aber der Lernplan eines allgemeinen Abendgymnasiums/Kollegs beinhaltet denselben Stoff wie der des ersten Bildungswegs.

auch die Abiturprüfungen sehen entsprechend anders
aus (was aber, strebt man ein Studium in diesem Bereich an,
bei weitem kein Nachteil ist).

Auch hier: Keine Ahnung, wie es an einer BOS aussieht. Für das allgemeine Abi/Zentralabitur: Wenn ich es richtig sehe, hat BaWü auch das Zentralabitur, sodass sowohl der Lernplan als auch die Abituraufgaben zentral vorgegeben werden und identisch mit denen des ersten Bildungswegs sind.

Grüßlis
Natascha

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Hei,

Natürlich kann man in Bezug auf die zweite Fremdsprache nicht
alles nachholen, aber dies ist auch nicht gefordert. Der bei
uns während diesen zwei Jahren stattfindende Französischkurs
war ohne Vorkenntnisse zu schaffen (denn darauf war er
ausgelegt); jeder, der ansonsten durchgehalten hat, hat auch
dies geschafft.

ja, so kenne ich es auch. Es ist (zumindest in NRW, wie es in BaWü aussieht, kann ich nicht sagen) eine Mindeststundenzahl in einer zweiten Fremdsprache nachzuweisen (bei uns geschieht das über drei Schulhalbjahre verteilt) und das Fach muss mind. mit der Note 4 abgeschlossen werden. Nicht notwendig ist es, auf denselben Stand zu kommen, wie es Gymnasiasten sind, die ab der 5. Klasse oder so die Sprache belegt haben.

Das wundert mich jetzt sehr; meines Wissens nach ist dies
zumindest in Bayern über eine Ergänzungsprüfung möglich.
Anstatt am angebotenen Fremdsprachenunterricht teilzunehmen,
ist es - zumindest dort - auch möglich, eine Prüfung in einer
beliebigen Sprache ungleich Deutsch oder Englisch abzulegen,
ohne an einem entsprechenden Unterricht teilgenommen zu haben.

Dasselbe gilt für NRW.

Grüße
Natascha