Hallo,
Ausserdem scheint mir das derzeitige Problem weder der Dollar
noch der Euro noch die Schulden zu sein, sondern der Zins.
schwer zu sagen. Was war denn zuerst da? Und was kann man im Moment schlechter refinanzieren: fällige Zinsen oder fällige Tilgungen?
Oder anders: wenn man nicht in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten mit 2, 5 oder 10 Jahren Laufzeit zu tilgen (entspricht also 50, 20 bzw. 10% Tilgung pro Jahr), dürften die 3-6 % Zinsen, die die westlichen Industriestaaten im Moment zahlen, kaum ein Problem sein.
Das grundsätzliche Problem ist, daß die Staaten mehr Geld ausgeben als sie einnehmen und das nicht nur ein paar Jahre lang, sondern dauerhaft. Noch problematischer ist, daß es sich bei den Ausgaben nicht um vorgezogene Ausgaben handelt (wie bspw. bei Privatpersonen (Haus) oder Unternehmen (Investition), sondern um Konsum. Das Geld ist einfach weg und wirft (wenn man von Ausgaben für Infrastruktur und Bildung absieht) keine irgendwie gearteten zukünftigen Zahlungsströme ab.
Im Gegensatz zu Privathaushalten und Unternehmen mußten Staaten bis neulich auch nie die Absicht und Fähigkeit nachweisen, ihre Schulden irgendwann tilgen zu können. Waren Anleihen fällig, hat man einfach neue aufgelegt.
Das wird nun zunehmend schwieriger. Griechenland, Irland und Portugal sind es derzeit, Rumänien, Jamaica, die Ukraine und einige andere hat es von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt in den letzten Jahren auch schon erwischt und die USA und die Euro-Zone finanzieren sich seit zwei Jahren zu nicht unwesentlichen Teilen mehr oder weniger direkt über ihre Zentralbanken.
Und das Spiel geht weiter: das Rating der USA wird nach der Ankündigung von neulich demnächst herabgestuft, für Italien wurde der Ausblick auf negativ gesenkt und das Spanien in den Kreis der Bittsteller eintreten wird, ist mehr oder weniger ausgemachte Sache. Belgien wird die Gelegenheit sicherlich nutzen, sich günstiges Geld zu besorgen und am Ende zahlen dann Deutschland und Frankreich für den Rest der EU. Spätestens dann wird den Ratingagenturen aufgehen, daß das so auf Dauer nicht funktionieren wird - erst recht nicht, wenn Deutschland und Frankreich ihre eigenen Haushalte schon nicht im Griff haben.
M.E. ist es für eine weiche Landung viel zu spät. Das ganze Spiel wird in einem Knall enden; wie der genau aussieht weiß ich nicht.
Das Problem bleiben die Schulden und sind nicht die Zinsen. Um das zu begreifen, reicht es schon aus, einfach einen Blick auf die nackten Zahlen zu werfen - z.B. auf die Höhe der Defizite und auf die Höhe der Nettozinszahlungen oder auf das Verhältnis von Zinszahlungen zu Schulden.
Andererseits: ohne Zinsen würde niemand Geld verleihen und das ganze Problem wäre nie entstanden…
Gruß
Christian