Abschiebungen: Schweden regt gemeinsame Charterflüge mit Bundesrep.für Massenrepatriierung an

Hallo,
nachdem man auch in Finnland und Schweden festgestellt hat, dass von der Anzahl der eingereisten Flüchtlinge ein beträchtlicher Teil - nach Abzug berechtigter Asylsuchender - übrig bleibt, den man wieder in die Heimat zurückführen sollte, stellt sich die Frage nach dem „Wie“.


Meiner Meinung nach haben wir hier vielschichtige Probleme, die vor einer erfolgreichen Rückführung stehen.
Selbst verurteilte Straftäter können nicht abgeschoben werden, wenn ihnen in der Heimat Tod oder Folter drohen. Auch in Kriegsgebiete kann nicht abgeschoben werden. In der Regel bleiben dann aber von den klassischen Fluchtländern kaum mehr Staaten übrig.
Allenfalls die als sicher erklärten Herkunftsländer kommen noch infrage. Hier lauert das nächste Problem. Die Herkunft lässt sich nicht beweisen bzw. der Staat weigert sich frech seine eigenen Bürger zurückzunehmen. Außerdem widersetzen sich die Betroffenen nicht selten gewaltsam einer Rückführung.
Das nächste Problem stellen die Interessengruppen dar, die sich in der eigenen Gesellschaft gegen Abschiebungen sperren: Kirchen (egal ob Angehörige ihrer Konfession betroffen sind oder nicht), Betreibereinrichtungen wie z.B. Caritas u.v.a. (Verdienen schließlich gut dabei an Fördermitteln), Politiker (vermeintlicher Fachkräftemangelausgleich, mehr Arbeitsplätze, mehr Steuergelder und Zahlungen in die Rentenkasse) und die üblichen ehrenamtlichen Sozialromantiker, die manche Leute einfach „nicht zurückgeben“ wollen, egal ob sie vielleicht für den Wiederaufbau in den Herkunftsländern dringend gebraucht werden oder nicht.
Diesem Kartell steht zum ersten Mal einigermaßen bedrohlich der Wähler gegenüber. Lösungen müssen her.
Die Bundeskanzlerin hat bisher nur versprochen, dass „die Flüchtlingszahlen geringer werden sollen“. Wenn die Badewanne bereits übergelaufen ist, nützt es doch aber sehr wenig, wenn man lediglich den Wasserstrahl etwas kleiner dreht.
Charterflüge mit Schweden sind gut und schön, wenn wir nur da schon so weit wären. Nur reichen wird das vermutlich nicht, wenn die Ströme anhalten.
Andere Länder haben doch auch die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnet. Wieso ist das in der Bundesrep. aber offenbar schwieriger als anderswo. Habt Ihr Ideen, wie dieser gordirsche Knoten zerschlagen werden könnte?

Gruß
rakete

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Vielleicht (nicht sagend dass das die alleinige Lösung ist) mit einer radikalen Asylpolitk die vorher ansetzt. Beispiel: http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/newsletter/184556/asylpolitik-in-australien

So bleibt reichen und viel kulturkompatibleren Ländern wie Saudi-Arabien auch mal etwas Zeit über ihre Asylpolitk nachzudenken. Geht nicht? Vor 12 Monaten hätte auch JEDER Bürgermeister in diesem Lande gesagt dass er nicht soviele Flüchtlinge aufnehmen kann. Und als sie da waren ging’s plötzlich irgendwie doch.

Hallo,

http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/201512-statistik-anlage-asyl-geschaeftsbericht.pdf?__blob=publicationFile Seite 2.

Kosovo, Albanien, Mazedonien, Serbien, Afghanistan, Irak, Iran, Eritrea, Pakistan, Syrien. Sowie Tunesien, Marokko, und Algerien - weil die ja gerade so gern diskutiert werden - u.v.m.

(A) Für das Risiko von Folter und Tod (durch Konfliktparteien oder den Staat) muss eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestehen. Anderenfalls könnte man schon allein wg. dem Risiko des Blitzschlags nicht ausgewiesen werden. Die minimale, letztliche Ablehnungsquote (<10%) bei (angeblichen?) Syrern und Eritreern könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie in ein anderes EU-Land auszuweisen sind.

(B) Die Regeln bzgl. der Duldung werden auch verschärft (in Asylpaket II, nicht in Kraft), damit nicht jeder Wald-und-Wiesen-Arzt eine angebliche Reiseunfähigkeit (oft aus difussen Gründen) bescheinigen kann. Ja, es gibt auch ernste med. Gründe - ist mir schon klar!

© Für die Balkanländer braucht man IMHO aus D i.d.R. keine Flüge. ggf. Transfervereinbarungen mit Transitländern für Züge. Aber: ???

(D) Bei den Afghanen kann ein erheblicher Teil ausgewiesen werden. Bei den Irakis auch (abhängig von der Region) mit einer stetigen Wahrscheinlichkeitszunahme. Bei den Syrern hingegen wird es sehr problematisch, kann aber auch einen Teil betreffen. Okay, vielleicht noch nicht übermorgen, aber in wenigen Monaten … möglicherweise. Eine regionale Änderung in Eritrea sehe ich nicht, da die Verfolgung i.d.R. durch den Staat ausgeht, der die Kontrolle über seine Staatsgebiet hat.

(E) Bei den Balkanländern gibt es keine Probleme. Die eingangs von mir genannten nordafrikanischen Länder und Afghanistan machen mehr oder weniger starke Probleme. Hier gilt es über pol., finanziellen und ggf. auch wirtschaftl. Druck die Bereitschaft der Staaten, ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit bzgl. ihrer eigenen Staatsbürger, auch zu erfüllen.

(F) Für gewalttätige Kundschaft gibt es das Mittel des unmittelbaren Zwangs, dass im Ernstfall ganz schnell Wirkung zeigt.

(G) Die Gegner von Rückführungen (gesellschaftl. Akteure) widersetzen sich i.d.R. nur durch freie Meinungsäußerungen, manche in pol. Entscheidungsebene gerne auch mit verwaltungstechn. Kniffen. Es gibt auch einen härteren Kern, der bei angeordneten Rückführungen dann mal eine Sitzblockade macht oder sonstigen Widerstand gegen Polizisten bietet. Hier gibt es auch die Möglichkeit des unmittelbaren Zwangs. Das wurde manchmal nur nicht angewandt (dann ist die Pol. wieder abgerückt), aber diese Zeiten dürften sich jetzt dem Ende zuneigen. Das kann zu einer Radikalisierung der Gegner führen, aber dies ist völlig zweitrangig, weil sich der Staat nicht von drei Dutzend Uneinsichtigen „erpressen“ lassen sollte.

Wieso bedrohlich? Egal. Die schlichten Fakten stehen den „Lobbyisten“ gegenüber. Da hat der Chef des Kleinbetriebes oder der Ortspfarrer schon längst nichts mehr zu melden, wenn die Ausweisung ergebnislos blieb und die zwangsweise Rückführung ansteht.

Geplant (und bereits minimal umgesetzt) sind die Asylzentren an den EU-Aussengrenzen. Verbunden werden soll das lt. aktueller Meldungen mit einer rigorosen Rückführung an der türkisch-griechischen Seegrenze, sicher auch gegen den Willen der Betroffenen. Im Gegenzug gibt es dann die Kontingente. Angeblich soll dies in drei bis vier Monaten umgesetzt werden. Vorher geht es eben noch durch den Darmkanal der EU-Institutionen, was schwierig genug ist. Alles noch sehr wachsweich. Bliebe noch die Seeroute nach Italien. Da ist aber nix mit Paddelboot.

Alle Angaben ohne Gewehr oder Pistole.

Gruß
vdmaster

Moin auch,

die Abschiebung aus D ist nicht schwieriger als aus anderen Ländern. Gründe für eine Abschiebung liefert ebenfalls die Genfer Flüchtlingskonvention. Australien sagt zur Zeit einfach „ja, wir haben das Ding unterschrieben aber nein, wir halten uns nicht daran“. So kann man es natürlich auch machen. Den umgekehrten Weg ist D lange gegangen: Menschen, deren Antrag abgelehnt wurde, wurden erst aufgefordert, das Land zu verlassen (was die meisten niht groß interessiert hat), dann wurde ihnen mitgeteilt, das sie am 3. März um 8:15 Uhr abgeschoben werden (woraufhin lustigerweisse die meisten Betroffenen plötzlich nicht mehr an ihre Wohnort aufzufinden waren).

In der Mitte liegt die Kraft.

Ralph

:open_mouth: Beeindruckend. Ob man das in Europa so machen könnte ?
Vor ein paar Jahrzehnten hatte aber auch keiner geglaubt, dass die SPD einmal in den Krieg ziehen und über dem Balkan Bomben abwerfen würde.

Ergänzung zum Asylpaket II:

Es ist ja die zweijährige Sperrung des Familiennachzugs für einen Teil der Flüchtlinge zwischen den Koalitionsspitzen vereinbart worden. Nach allem, was ich dazu bislang vernahm, sind hiervon syrische Familienmitglieder betroffen, die sich in der TÜR, Jordanien oder dem Libanon aufhalten. Ich kann mich auch irre und würde mich über Hinweise freuen.

Ich frage mich (vorausgesetzt meine Einschätzung wäre richtig), was dann diese Behauptung soll. Nichts als billigste Demagogie oder ist was dran? Argh, aus WELT kann man ja nicht kopieren :rage:. Okay, die Bombenhagelbehauptung im 5. Absatz.

vdmaster

:thumbsup: Tolle Zusammenfassung der Optionen. Wie von Seehofers Marschkonzept abgeschrieben :wink: .

Diese Leute kannst Du getrost in die von Dir viel zu eng bezeichnete Kategorie Betreibereinrichtungen einordnen. Es profitieren doch nicht nur die Betreiber solcher Einrichtungen.

Eben. Ich habe auch schon den Begriff Migrantisch-industireller Komplex gelesen. Das trifft es meiner Meinung nach sehr gut.

Eine Lösung nach der Art zerschlagen und alles ist gut, wird es nicht geben. Das Problem hat sich über Jahrzehnte aufgebaut. Laxe Abschiebepraxis, hohe Sozialleistungen, laxe Strafverfolgung etc. pp. haben zu einer hohen Attraktivität Deutschlands geführt, also kommen viele her.
Da muss man sicher ansetzen, was dann aber auch der Einsicht bedarf, dass es nicht sofort wirkt. Ein Signal wäre es allemal an all jene, die sich gerade ins Schlaraffenland aufmachen wollen. Nur wie die ganzen Staatsbediensteten und Anwälte im Bundestag davon überzeugen? Das sind ja schonmal zwei Gruppen, die profitieren, gerne auch mehrfach.
Liegt aber auch ein bißchen an den Deutschen selbst, die gerne alles wegdelegieren und nicht so gerne selbst etwas in die Hand nehmen wollen. Da muss dann vielleicht auch erstmal ein Umdenken statfinden. Wird aber auch dauern.

Grüße

Tja, wer hätte vor ein paar Jahrzehnten gedacht, dass in Europa Menschen vertrieben und ermordet werden und zu Hunderttausenden auch in Deutschland Schutz suchen? Oder waren die dort nur vor Wattebällchen werfenden Landsleuten geflohen? Wer auf Leute schießt, muss damit rechnen, dass zurückgeschossen wird. Wer beschossen wird, hofft, dass jemand zurückschießt. Warum sollte sich dem ausgerechnet die SPD verschließen.

Grüße

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Dazu passt, dass man auch den Schutz der eigenen Grenzen nach außen-also in die Türkei- outsourcen möchte. Das wird uns - wenn es überhaupt funktioniert- erpressbar machen. Erdogan öffnet und schließt den „Hahn“ nach belieben und wir müssen nach seiner Pfeife tanzen. Vielleicht 10-15 Jahre später könnte er dann seinen Geburtenüberschuss als neue EU-Bürger aus Anatolien und den Kurdengebieten auf den weg nach Europa schicken.

In diese Diskussion passt sehr gut auch das hier. Mitten in Berlin entsteht die grösste Flüchtlingsunterkunft Deutschlands: http://www.tagesspiegel.de/berlin/fluechtlinge-auf-dem-tempelhofer-feld-in-berlin-so-entsteht-deutschlands-groesste-fluechtlingsunterkunft/12893440.html

Und bevor jemand auf die Idee kommt auch nur kritische Gedanken zu haben: „Dass eine dauerhafte Einrichtung oder gar ein „Flüchtlings-Ghetto“ entsteht, wie es in der Opposition immer wieder heißt, weist der Staatssekretär der Bildungsverwaltung Mark Rackles zurück.“

oder anders gesagt…

Hallo,

nix Seehoferblaupause. Nur die Konsequenz aus dem BAMF-Bericht unter Berücksichtigung des Asylpakets II, dass bereits in 11/15 zwischen Seehofer, Gabriel und Merkel beschlossen worden war unter Abzug überzogener Kuschelpolitik der Lobbyisten. Das AP II wurde direkt von Gabriel zurückgepfiffen … wg. dem Familiennachzug. Jetzt, nachdem er als SPD-Chef bestätigt wurde, kann er seiner Partei den nackten Hintern zum … Du weisst schon was hinhalten (Geschmackstest). Durch die Fraktion bekommt er das AP II allemal. Vor allem bei den Umfrageergebnissen der letzten 3 Monate. Da geht den rot beschalten Abgeordneten ganz schön die Muffe und sie wissen, dass umgehend eine Verschärfung nötig ist … falls die alte Tante SPD nicht völlig zerlegt werden soll.

Jetzt hängt es tlw. noch von der Zustimmungs des grünregierten BaWü ab. Hier könnte man zur Not durch eine uneinheitliche Stimmabgabe (Grün-SPD) die Stimmen BaWüs im Bundesrat auf neutral stellen. Ich weiss nicht, ob es dann rechnerisch ausreichen würde, glaube es aber nicht. Sobald Kretschmann im März 2016 bei der Landtagswahl abgesagt wurde (alles deutet darauf hin), dann hat man (CDU+SPD) die Stimmen BaWüs auf jeden Fall.

Von dem „niederländischen“ Plan wusste Seehofer vor vier Wochen vielleicht noch rein gar nichts, weil der nicht mal beim sozialdemokratischen, niederländischen Politiker Konturen angenommen hatte.

Gruß
vdmaster