Absicht oder Dummheit?

Servus,

in den letzten Tagen ist die AfD mehrfach an demokratischen Grundlagen gescheitert. Den Anfang machte Ludwigshafen:
AfD wählte sich selbst aus Stadtrat, weil sie Wahlsystem nicht verstand

Der AfD ist bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrats der 170.000-Einwohner-Stadt Ludwigshafen ein folgenschwerer Abstimmungsfehler unterlaufen. Von den acht Parteimitgliedern waren lediglich sechs anwesend, als es um die Besetzung des Hauptausschusses ging. Die Abgeordneten stimmten im Hauptausschuss aber allesamt für den zuerst von der SPD eingebrachten Wahlvorschlag – und damit gegen die Möglichkeit, einen eigenen Antrag einzubringen.

Und weiter:

Den AfD-Politikern war wohl nicht klar, dass sie bei der Wahl nur ein einziges Mal abstimmen können

Sollte das der Fall sein, fände ich das zwar ziemlich dämlich, aber passieren kann so etwas ja mal. Aber dann kam Rostock:
AfD wählt sich selbst aus Hauptausschuss

Absicht oder Versehen? Die erste Sitzung der neuen Rostocker Bürgerschaft bleibt vor allem durch eine Panne im Gedächtnis: Die Alternative für Deutschland (AfD) hat sich selbst aus dem Hauptausschuss gewählt – genau wie bereits vor einer Woche in Ludwigshafen.
[…]
Vor den Wahlen wurde deutlich informiert, dass jedes Bürgerschaftsmitglied immer nur einmal abstimmen darf – egal, für wen. Da die AfD-Vertreter allerdings ihre Stimmen schon für die Kandidaten der großen Fraktionen sowie FDP/Aufbruch 09 abgegeben hatten, konnten sie sich selbst nicht mehr in den Hauptausschuss wählen und sind damit nicht in diesem Gremium vertreten.

Binnen einer Wochen schießen also AfD Politiker zwei Mal den gleichen Bock und schließen sich selbst von wichtigen Gremien aus. In beiden Fällen geht es ‚nur‘ um Städte, aber dann kam Sachsen:

Nur 18 von 61 AfD-Kandidaten zugelassen - Partei wittert „Komplott“

Die AfD in Sachsen kann nur mit 18 statt wie geplant 61 Kandidaten zur Landtagswahl am 1. September antreten. Der Landeswahlausschuss in Kamenz hat am Freitag nur die ersten Plätze der Liste bestätigt, wie eine Sprecherin sagte. Die Sitzung dauerte am Nachmittag noch an.
Der wichtigste Grund für die Nicht-Anerkennung der ganzen Liste ist, dass die sächsische AfD ihre Kandidaten auf zwei verschiedenen Parteitagen aufgestellt hatte, ohne vorschriftsgemäß die rechtliche Verbundenheit beider Parteitage sicherzustellen.

Und weiter:

Interessant dabei ist, dass die sächsische AfD ein ähnliches Problem schon bei der Bundestagswahl 2017 mit ihrer Landesliste hatte. Unter der damaligen Landesvorsitzenden Frauke Petry wurden deshalb die Kandidaten in der gleichen Reihenfolge noch einmal gewählt. Warum die Sachsen-AfD diesen Vorgang nicht als Warnung auffasste und einen ähnlichen Fehler noch einmal machte, ist unklar.

Vor zwei Jahren war man sich der Problematik bewusst und hat entsprechend gehandelt, wieso also dieses Mal nicht? In Rostock behauptete ein AfD Abgeordneter ja auch „Wir wissen, was wir tun“.
Die AfD hat sich schließlich schnell als Opfer gesehen und bezeichnet die Geschichte in Sachsen als „Komplott von Vertretern der im Landtag sitzenden Altparteien“. Soll das alles etwa nur der Versuch sein, die eigenen Wähler („jetzt erst recht“) zu mobilisieren? Oder kann es wirklich sein, dass die AfD nicht in der Lage ist, kompetentes Personal (also Leute, die sinnerfassend lesen können) auf die Beine zu stellen?

LG

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Idiotie steht doch im nichtöffentlichen Teil des Stellenprofils von AfD-Funktionären…

Hallo,

ich finde das wirklich schlimm. Die armen Abgeordneten der AfD. Die Altparteien haben 70 Jahre lang an einem System feilen dürfen, was so kompliziert ist, dass jemand, der neu dazu kommt, nicht durchblicken kann, es sei denn, er wird in die Geheimnisse eingeweiht. Das erinnert schon fast an die Initiationsriten von Geheimbünden. Und das alles nur, damit Abgeordnete, die für unwürdig erachtet werden, ausgeschlossen werden können …

Selbst eine Klage vor dem BGH, dem BVerGG oder dem EGMR wird ihnen nicht möglich sein, weil sie nicht initiiert wurden und ihnen daher die heiligen Regeln nicht bekannt sind.

Die arme AfD. Im nächsten Schritt wird man sie nich mal mehr wählen können, weil sie zum Beispiel ihre Wählerlisten am Kirchenportal anbringen.

Die arme AfD …

Was sagste? Die Regeln sind niedergeschrieben? Man hätte sie vorher lesen können? Lügenpresse, Lügenpresse …

Grüße
Pierre

P.S.: der Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.

P.P.S.: ich gehe davon aus, dass der geneigte Leser erkennen kann, dass ich der Überzeugung bin, dass die Arbeit der Abgeordneten der AfD von einer größeren Menge Dummheit durchdrungen ist, als es bei anderen Parteien üblich ist. Wenn sie sich dann ihrer Dummheit bewusst geworden sind, schwenken sie auf die „Opferrolle“ um, weil sie hoffen, bei ihren noch dümmeren Wählern damit Eindruck schinden zu können.

So in etwa, als würde die Mannschaft von Kleinkleckersdorf 10 mal in einem Spiel ein Abseits bekommen. Und anstatt mal die Regeln zu lesen, fordern sie, dass der Schiri weg muss, der den armen Kleinkleckersdorfern kein Tor gönnt.

P.P.P.S.: ich halte übrigens auch nahezu alle Granden der AfD, die sich in der Öffentlichkeit präsentieren, für überdurchschnittlich dämlich. Lediglich der Frau Weidel traue ich ein wenig Intelligenz zu.

4P.S.: Übrigens halte ich inzwischen auch die AfD für eine „Altpartei“. Sie hat sich ganz wunderbar in die Parteienlandschaft eingefügt. Sie hat ihren Skandal der Parteienfinanzierung (der übrigens ganz dämlich aufgezogen wurde). Sie hat jetzt eine Stiftung, damit die Parteienfinanzierung nicht mehr ganz so offensichtlich illegal laufen muss. Und wenn man sich mal das Parteiprogramm durchliest, klingt es wie der Feuchte Traum aus CSU und FDP mit einer Prise völkischer Nationalismus und „vorwärts! Zurück ins 19. Jahrhundert!“.

Genug jetzt, sonst fühlen sich die Anhänger dieser Partei in diesem Forum wieder ans Hosenbein gepinkelt.

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Das würde natürlich so einiges erklären :wink:

Eine weitere Erklärung wäre vielleicht noch, dass man sich vor der Regierungsarbeit drücken möchte. Oppositionsarbeit ist deutlich einfacher und wenn man plötzlich für sein Gehalt etwas Konkretes liefern müsste, könnte da ganz schnell der Stift gehen.

Außerdem schaffen es AfD, FPÖ und Co. ja in jeder Lebenslage, sich als Opfer zu stilisieren. Würde also auch gut ins Schema passen.

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Naja, fürs Verstehen des GG reicht’s dann aber doch auch irgendwie nicht :wink:

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Die gleicht die vergleichsweise reduzierte Blödheit durch erhöhte Skrupellosigkeit aus…

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Wie meinte der Hundekrawattenopa: „…wir sind ja noch eine junge Partei“

Ich meine eher eine Ansammlung unfähiger, narzistischer Dummschwätzer.

Das kommt bei der Wählerschaft halt gut an. Die kann sich hinstellen und wenige Wochen nach einem politischen Mord einem anderen Politiker mittels gezielter Lüge Verfassungsfeindlichkeit und diktatorische Gesinnung unterstellen und als Reaktion kommt ein müdes ‚na wenn schon‘. Wenn dann der nächste Name von einer rechtsextremen Todesliste gestrichen wird, will man aber natürlich nichts damit zu tun haben…

Man muß ihr aber auch nachsehen daß sie es in der Partei schwer hat: Frau, Lesbe, hats mit einer Schwarzen, hat für Juden gearbeitet - die kann doch nur ein U-Boot der Ostküste sein!

Moin,
im Gegensatz zur offenbar verbreiteten Meinung als Politiker bzw Parlamentarier müsse man nur hohle Parolen raushauen und am Monatsende seine Diät verprassen dünkt es mich, dass man wohl doch ein klein bisschen Ahnung haben muss wie Parlament funktioniert oder wenigstens wie man sich die über Jahrzehnte gewachsenen Regeln aneignen kann.
Als Populist, der sich eh als personifiziertes Opfer und nicht als konstruktiver Akteur sieht ist das vielleicht etwas schwer zu begreifen.
So gesehen wohl eher Dummheit.
Tipp: andere Leute die neu in dem Metier waren haben es auch geschafft. Selbst Einzelbewerber munkelt man :smile: Es muss also möglich sein :wink:

VG
J~

Manchmol fühl i mi wie a Gockl auf da Stang:
Keana losst mi on sich ro, und i hob so an Drang.
Do fang i o zum Krahn, do fang i o zum Krahn,
So laut wie i nur kon, bis dann alle gamplig san.
Manchmol fühl i mi wie a Zeisig auf´m Ast:
Dicke Eier plagen mich, i sog eich: eine Last!
Donn pfeif ich einfach los, i peif einfach drauf los,
So schee wie i nur kon, bis d´ schaust, sans alle nos.
Doch meistens fühl i mi ois wia a reidiger Hund:
Zum Beißen fehlt ma d´Kraft, zum Bellen der Grund.
Manchmol fühl i mi wie a Koder in da Au:
I hoff, dass a Katzerl rumlaft, weil: Ich hob Samenstau.
Dann fang i o zum Plärrn, doch i werd leider kastriert!
Mei, vielleicht laft oane rum, die des eh ned interessiert.
Doch meistens fühl i mi ois wia a reidiger Hund:
Zum Beißen fehlt ma d´Kraft, zum Bellen der Grund.
Manchmol fühl i mi wie a Aff om afm Bam:
I hob den schönsten roten Arsch, doch koane schaut mich an.
Do fang i o zum Lausen, do fang i o zum Lausen,
so gründlich wias sa geht, vielleicht deaf i nochhea naus.
Oh, manchmol fühl i mi wie a Goldfisch in am Teich:
I schwimm so rum und sig, wie a Goldfischfräulein laicht.
A Gedächtnis von drei Sekunden - kon i wos für mein Hirn?
Dass dann jemand „Papa“ sogt, des kon scho moi passiern.
Zum Beißen fehlt ma d´Kraft, zum Beißen fehlt ma d´Kraft.
Doch meistens fühl i mi ois wia a reidiger Hund:
Zum Beißen fehlt ma d´Kraft, zum Bellen der Grund.
Meistens fühl i mi wie a ganz normaler Bua:
Denk vui z´vui über alles noch, doch anscheenend g´hört des zum Menschsei dazua.

[pam pam ida]

Da kann die AfD schonmal nicht gemeint sen.

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nicht mal das GG hat Alice im Wunderland verstanden

Das ist so nicht richtig. Die Frage ist selbst im Wahlausschuss wohl nicht so einfach gewesen, wie nun in der WELT dargestellt. Dafür spricht bereits die Verfahrenslänge und auch die deutlich weichere Formulierung der Entscheidung

Über drei Stunden hat sich der Landeswahlausschuss in seiner heutigen Sitzung mit der Landesliste der AfD befasst“, sagte Landeswahlleiterin Carolin Schreck nach der Sitzung."

Die Landesliste der AfD wurde in 2 Versammlungen im Februar und im März 2019 aufgestellt. Der Ausschuss hatte zu entscheiden, ob dies als eine einheitliche Aufstellungsversammlung angesehen werden kann oder ob der Gesamtablauf für zwei getrennte Versammlungen spricht. Mit den anwesenden Vertretern der AfD wurde die Sach- und Rechtslage ausführlich diskutiert. „Letztlich stand für die Mitglieder des Ausschusses nicht sicher fest, dass es sich um eine einheitliche Versammlung gehandelt hat“, erklär-te Carolin Schreck weiter. Der Ausschuss hat daher entschieden, die Landesliste mit den Listenplätzen 1 bis 18, so wie sie in der ersten Mitgliederversammlung im Februar 2019 aufgestellt war, zur Landtagswahl zuzulassen.

Das wird nach der LTW binnen vorgeschriebener Monatsfrist zwangsläufig auf eine (rechtlich völlig zulässige) Anfechtung der Wahl hinauslaufen. Durch alle möglichen Instanzen, alleine schon wegen der prinzipiellen Bedeutung.

Politisch könnte es in der Folge sogar weiteren Zulauf für die AfD bringen, was ihr allerdings nur im Falle einer angeordneten Neuwahl etwas brächte.

Tatsächlich wären EGMR und BGH nicht zuständig. Beim BVerGG bin ich mir nicht sicher, was Du meinen könntest: Das BVerfG oder das BVerwG? Beide wären vorerst ebenfalls (wahrscheinlich) nicht zuständig.

Deine Häme scheint mir durchaus unangebracht, wenn auch en vogue zu sein. Leider ist die Sachlage etwas diffiziler, falls man diesen Artikel ernst nehmen mag https://verfassungsblog.de/demokratische-tragoedie-in-sachsen/.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige von denen gerne vor das Europäische Gericht für Menschenrechte ziehen wollen würden.

Grüße
Pierre

Da bin ich mir 100%ig sicher. Aber diejenigen, die sich sofort bei tatsächlicher/gefühlter Ungerechtigkeit sofort zentral in ihren Menschenrechten verletzt fühlen, die gibt es überall. Auch wenn es an der Supermarktkasse einmal zwei Minuten zu lange dauert, der Platz im Bus tatsächlich Geld kostet oder der Depp auf der Überholspur, der schon 100 in der 80er-Zone fährt, keinen Platz macht, damit man selbst 120 fahren kann. :wink:

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